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18 Protocott der zwölfter» General - Nersammmlung der Actionaire des Düsseldorf-Elberfelder Eisen- b,rkn - Unternekmens. Düsseldorf, den 14. Octobcr 1843. Die Einladungen zur heutigen General-Ver sammlung sind durch die Allg. Preußische Zeitung, Augsburger A llgemeine Zeitüng, Frankfurter Ober- Post-Amts-Zeitung, Kölnische Zeitung, Düsseldor fer Zeitung und Elberfelder Kreisblatt statutenge mäß erfolgt, und waren 701 Actien, 165 Stimmen vertretend, erschienen. Der Königl. Commissarius, Herr Regierungs- Präsident Freiherr von Spiegel, war zur Gene ral-Versammlung specicll cingcladen worden, jedoch durch Amtsgeschäfte der Versammlung beizuwoh nen verhindert. Der Präsident des Verwaltungs-Rathes Herr Geheime Regiecungsrath v. Sybel ersuchte zu nächst die Anwesenden, für die heutige General-Ver- sammlung einen Vorsitzenden, einen Prvtocollfüh- rer und zwei Scrutatoren zu erwählen. Die Versammlung ersuchte den Herrn Geheimen RegierungSrath v. Sybel, die Leitung der Ver handlungen als Vorsitzender zu übernehmen, und derselbe entsprach bereitwillig diesem Wunsche; so dann wurden zu Scrutatoren die Herren Obrist- lieutenant Baumgarten aus Düsseldorf und Friedensrichter Meumann aus Gerresheim, und zumProtocollführcrderHerr Justizrath Servaes aus Elberfeld erwählt. DerHerrPräsidentdesVerwaltungsrathstheilte zunächst der General-Versammlung mit, daß die in der letzten General-Versammlung dem Vorstande der Gesellschaft besonders empfohlenen beiden De siderate, nämlich die Erlangung einer Zinsen-Ga rantie von Seiten des Staates, und die Führung der großen Verbindungsbahn zwischen Rhein und Weser durch die Rhein-Ebene über Düsseldorf, seit dem ihre Erledigung gefunden hätten, und daß, wenn gleich eine Zinsengaranticnicht habe erlangt werden können, doch die Aussichten der Gesellschaft durch die nunmehr feststehende Richtung der Rhein- Weser Eisenbahn über Düsseldorf und Duisburg wesentlich besser gestellt seien, sowie auch die Seitens dcS Staates genehmigte Zweigbahn von Elberfeld bis in die Gegend von Dortmund ebenfalls auf einen lucrativen Betrieb der Düsseldorf-Elberfelder Eisenbahn nicht ohne günstigen Einfluß bleiben werde. Ter Herr Vorsitzende forderte sodann die Anwesenden aus, zur Berathung über den Gegen stand der heutigen General-Versammlung überzu gehen, nämlich: 1) Die Einziehung der künftig fällig werdenden Zins-Coupons derPrimiliv-Actien undAus- theilung von Dividendenscheinen; 2) die Ausdehnung des Reservefonds auf die Erneuerung des Inventars und jährliche Bei träge zu demselben; 3) die größere Beschränkung des Stimmrechtes in einer Hand. In Beziehung auf diese drei Punkte legtederselbe der General-Versammlung solgendeEntwürfe vor: 1) Zusatz zu 8- 7 des Statuts. Vom 1. Januar 1844 an werden Dividenden anstatt der Zinsen unter die Stamm-Aclionairever- theilt. Die Zahlung erfolgt auf Grund eines Be schlusses der General-Versammlung, welche im zwei- tenQuartal eines jeden auf daS betreffende Betriebs jahr folgenden Jahres abgehalten wird, und nach den nähern von der Direktion zu erlassenden Bestim mungen. Unter Dividende wird derjenige Theil der ge jammten Betriebs-Einnahme eines Jahrs verstan den, welcher übrig bleibt nach Abzug 1) der gejammten Verwaltungs-,Unterhaltungs- und Betriebskosten, 2) der Zinsen der Prioritäts-Aktien, 3) der zur statutenmäßigen Amortisation der Prioritäts-Aktien erforderlichen Summen, 4) des zur Ergänzung des Reservefonds festge setzten (8- 8) Betrags, 5) der denDirectorialräthen statutenmäßig^. 18) gebührenden Tantiemen. Transitorische Bestimmung. Die Zahlung der am 2. Januar 1843 fällig ge wordenen und der am 2. Januar 1844 fällig wer- ' denden Zins-Coupons bleibt bis zu der im zweiten Quartal des künftigen Jahres stattfindenden Ge neral-Versammlung suspendirt, welche darüber wei tern Beschluß zu fassen hat. Die später fällig wer denden Coupons sollen als werthlos eingezvgen werden. 2) Aushebung dcö 8- 8 des Statuts und statt desselben folgende Be stimmung: Für unvorhergesehene Ausgaben, Verbesserun gen an der Eisenbahn u. s. w. sowie zur Erneue rung des Inventars, so weit dieselbe nicht aus den UnterhaltungS-und Betriebsfonds bestritten wer den kann, wird fortwährend ein Reservefond erhal ten. Die aus der Betriebs-Einnahme zur Ergän zung und Verstärkung des Reservefonds jährlich zu entnehmenden Beträge werden auf den Antrag der Direktion von dem Verwaltungsrathe festgesetzt. 3) Statt des 8- 10 des Statuts und des in der General-Versamm lung am 23. Juni 1840 beschlos senen Zusatzes zu demselben, Folgendes: Stimmberechtigt in der General-Versammlung ist jeder Besitzer von drei Aktien; doch kann kein Ac tionair mehr als zehn Stimmen führen. Bis zu 15 Actien gewähren je drei Aktien eine Stimme; die Berechtigung zu einer größern Zahl von Stimmen schreitet in folgendem Verhältniß fort: 25 Aktien geben 6 Stimmen, 40 „ „ 7 „ 60 „ „ 8 „ 7 5 „ „9 „ 100 „ „ 10 Bei Feststellung der Stimmberechtigung werden die eigenen Aktien mit denen der Vollmachtgeber zu sammengezählt. Der Director der Gesellschaft Herr Staats-Pro- curator Kühl Wetter nahm hierauf das Wort und gab in Beziehung auf den Gegenstand aü 1. über die Aussichten der Gesellschaft für die Zukunft und deren gegenwärtigen Finanzzustand nähere Erläuterungen, indem derselbe unter Anderem be merkte: Der Stand des Unternehmens am Schlüsse des letzten Betriebsjahres sei in financieller Hinsicht nachtheiliger gewesen, als in der letzten General- Versammlung sich habe voraussehen lassen, indem in Folge nachträglich geleisteter Zahlungen der Ab schluß für das genannte Jahr bis zum 1. d. M. ein wirkliches Deficit von 2216 Thlr. 25 Sgr. 4 Pf. ergeben habe. Wenn nun schon durch die binnen Kurzem inS Leben tretende Anlage der großen Ver bindungsbahn zwischen Rhein und Weser und deren Führung über Düsseldorf, sowie durch das Projekt einer Kohlenbahn von der Ruhr bis Vohwinkel (welches Projekt seiner Ausführung bedeutend nä her geschrittensei); fcrnerdurchdenBaueinerZweig- bahn von Elberfeld bis in die Gegend von Dort mund, und endlich durch die im Laufe der Zeit we gen der günstigen Lage von Düsseldorf mit Grund zu erwartenden Schienen-Verbindungen mit den Ortschaften der andern Rheinseite und selbst dem Auslande, im Allgemeinen die Aussichten der Ge sellschaft für die Zukunft günstig sich gestalteten, so freue es ihn um so mehr, auch für die Gegenwart und namentlich für das laufende Jahr ein Re ¬ sultat des Betriebes mittheilen zu können, welches allen verständigen und gerechten Erwartungennicht nur entspreche, sondern dieselbe fast übertreffe. Denn wenn gleich das verflossene Jahr 1842 durch die Neuheit der Eisenbahn, die Anwesenheit Seiner Majestät im Frühjahre, das Pfingst- und Musik- sest in Düsseldorf und dasHerbstlagerzuGrimling- hausen besonders begünstigt, eine um 8100 Thlr. höhere Einnahme aus dem Personenverkehr bis heran nachweise, und das gegenwärtige Jahr we gen vielfacher neuer Einrichtungen und eines um 10,000 Thlr. höheren Bedarfs für die Verzinsung der Prioritäts-Actien rücksichtlich der nothwendi- ! gen Ausgaben gegen das verflossene Jahr im Nach theile stehe, so sei dagegen die Einnahme aus dem Güterverkehr im lausenden Jahr um 21,346 Thlr. höher als in dem entsprechenden Abschnitt des vori- j gen Jahres, und hierdurch, sowie durch Ersparun gen in den Ausgaben gegenwärtig nach Abzug des Desects aus 1842 ein Ueberschuß von 30,646 Thlr. vorhanden, der sich durch die Einnahme-Reste auf 36,483 Thlr. erhöhe, so daß nach Abzug des für die Verzinsung der Prioritäts-Actien noch erforderli chen Bedarfs eine Summe von 16,183 Thlr. übrig sei, wozu die Neberschüsse des Betriebs für die Mo- nare October, November und December hinzukom men würden. Für die Primitiv-Actien und deren Verzinsung werde sich also ein nicht unbedeutender Betrag ohne Zweifel ergeben; immer aber stelle sich doch noch die Unmöglichkeit heraus, die statutenge mäßen fünf Procent zahlen zu können. Ob diese Zahlung im nächstfolgenden Jahre möglich sein werde, sei höchst unwahrscheinlich; ein fortwähren des Stundender Zinsen von einem Jahre ins andere, erschwere aber die Rechnungsführung und werde zuletzt zu Verwirrungen führen. Hiergegen müsse Vorsorge getroffen werden, und dies geschehe am ! besten durch Ausstellung von Dividendenscheinen, indem die Actionaire dadurch dasjenige erhalten würden, was die Gesellschaft in jedem Jahre als reinen Gewinn erübrige, und die Vertheilung die- ! ses Ueberschusses den Zweck des Unternehmens in Bezug auf die Actionaire vollständig erfülle. Herr Advocat- Anwalt Schmitz forderte hierauf die General-Versammlung auf, der Direktion für die Umsicht, Energie und Aufopferung, mit welcher sie die Geschäfte der Gesellschaft in diesem Jahre ge führt habe, und wodurch hauptsächlich das milge- theilte günstige Resultat erzielt sei, ihren Dank auS- zusprechen. Dieser Aufforderung entsprach die Ge neral-Versammlung einstimmig und schritt sodann zur Berathung über die erste Proposition. Nach mehrfacher DiScussion wurde der Vorschlag, wie er oben Nr. 1 angegeben ist, von sämmtlichen Anwesenden, mit Ausnahme einer Stimme, geneh migt und zum Beschlusse erhoben. Die General-Versammlung ging nun zur Bera thung der zweiten Proposition über, worüber der !Director Herr StaatSprocurator Kühlwctter bemerkte, daß im 8- 8 des Statuts zwar ein Re servefond vorgesehen sei, bei demselben aber blos unvorhergesehene Ausgaben, Verbesserungen u. nicht aber der naturgemäße Verschleiß berücksichtigt sei. Wenngleich ein solcher Verschleiß bei vielen Ge genständen, sogar noch bei den Locomotiven und Wagen aus den Betriebskosten gedeckt werden könne und solle, so sei dies doch nicht überall der Fall, na mentlich gehöre dahin die Erneuerung der Schwel len und Schienen, deren Verschleiß fast gleichzeitig stattfinde, und eine größere Ausgabe bedingen werde, als der Betriebsfond leisten könne. Für diese Er neuerung müsse deshalb im Lause der Jahre durch einen Reservefond Vorsorge getroffen und letztem der Vorzug vor den künftigen Dividenden gesichert werden. Nach reiflicher Berathung trat die General-Ver sammlung einstimmig dem Nro. 2 angeführten Vor schläge bei und beschloß die desfallsige Abänderung des Statuts. Ebenso wurde nach Berathung der dritte Vor schlag, so wie er oben Nro. 3 enthalten ist, cinstim-