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1804 PAPIER-ZEITUNG. No. 83. die Einführung der Vierzehn- oder Elf-Liniatur. Der Posten Hefte, der dem Geschäftsmann verbleibt, kann als Makulatur angesehen werden. Das Schreibheft Nr. 19 ist von unsern Händlern genau nach Pestalozzi- Vorschrift angefertigt worden. Kurze Zeit darauf verkauft eine warm em pfohlene Firma dasselbe Heft Nr. 19 mit der Abweichung von einem Haar strich auf eine der Doppellinien, und der betr. Lehrer, welcher für die Firma agitirt, nimmt von diesem Zeitpunkte an kein anderes Heft mehr ab, trotzdem der Unterschied nur unter Aufwendung besopdrer Aufmerksamkeit gefunden werden kann « Holzschleifer. Aus Sachsen. Der Unglücksfall, welcher sich in der Schiel’schen Holzschleiferei in Rumänien, laut Bericht in Nr. 78, durch Zerspringen des Steines bei einem Kron’schen Schleifer zugetragen hat, kann, da sonst alles in Ordnung war, nach meinen Erfahrungen nur darin seinen Grund haben, dass der Stein noch »bruch nass« war. Genau solche Schleifer gehen an andern Orten seit vorigem Jahr ohne Störung. So lange Sandstein bruchnass ist, ist er mehr oder weniger weich. Ich habe sehr günstige Erfolge davon gehabt, dass ich reichlichen Vorrath von Schleifersteinen hielt und solche Jahr und Tag in luftigen, gegen Regen von oben, und gegen Feuchtigkeit von unten geschützten Räumen aus- trocknen liess. Die dabei verloren gehenden Zinsen kommen gegen den Vor theil nicht in Betracht, dass ein so ausgetrockneter Stein 2 bis 3 Mal so lange aushält, als ein noch weicher, bruchnasser. Alter Holzschleifer. Holzschlif Sortirung. Unter Bezugnahme auf den »wirklich einfachen und sicher in manchen Fällen genügenden Sortirer des Herrn Leop. Plattner in Jenbach« in No. 69 erhielten wir von der Maschinenbauanstalt Holzern in Sachsen Beschreibung und Skizze einer auf dem gleichen Grund satz beruhenden, etwas vollkommneren und leistungsfähigeren Ein richtung. Bei diesem, von der erwähnten Fabrik gebauten, vorstehend dargestellten Sortirsieb mit Schaukelbewegung sind zwei gegen einander geneigte Siebe angewandt. Die Siebrahmen und die da rüber gelagerten Spitzröhren befinden sich in langsamer Schaukel bewegung, welche den Zweck hat, das Absetzen von Stoff auf der Sortirfläche zu vermeiden. Dies geschieht dadurch, dass nach und nach alle Theile der Sortirfläche von den Wasserstrahlen der Spritz röhren getroffen werden, was bei feststehenden Sieben und festge lagerten Spritzröhren nicht wohl zu erreichen ist. Diese ruhig arbeitenden, wenig Kraft beanspruchenden Sortirer ergaben bei den damit angestellten Vorversuchen so befriedigende Leistungen in Bezug auf Güte und Menge des Stoffes, dass sie nach Annahme der Erbauer viele im Gebrauch befindliche, komplizirte und häufige Ausbesserungen veranlassende Sortirer ersetzen werden. Mit ähnlichen von Gölzern gelieferten Maschinen etwas ein facherer Bauart und von 6 qm Siebfläche wurden 4 bis 5000 kg trocken gedachter Stoff gut sortirt, wie am besten dadurch bewiesen wird, dass eine Feinmühle (Raffineur) ohne Mühe den Raffineurstoff von zwei 160 Schleifern, also von 320 Pferden Schleifkraft weg arbeitet, während andere Anlagen wenigstens eine Feinmühle auf 80—100 Schleifpferde brauchen. Versicherung gegen den Papierkorb. Chicago, September 1889. Wer mit Aufmerksamkeit die verschiedenen Wege verfolgt, welche Geschäftsleute einschlagen, um sich bekannt zu machen, kann be merken , dass die geschäftliche Reklame seit Jahren ausgetretene Bahnen wandelt. Geschäftskarten, Rundschreiben, Preislisten und, wenn es hoch kommt, ein Wand- oder Abreisskalender, sind die Formen, in welchen das Reklamewesen mit wenigen Ausnahmen zum Ausdruck kommt. Mehr zum Vortheil des Druckers als des Bestellers geht die Reklametaktik des Durchschnittsgeschäftsmannes nicht über die Grenze von »Irgend etwas Gedrucktem« hinaus. »Etwas Gedrucktes« wird hier dem Menschen auf Steg und Weg angeboten, auch wohl in die Hand gedrückt oder in die Rocktasche gesteckt. »Etwas Gedrucktes« kommt wie von unsichtbarer Hand in den Hausflur, zum Fenster hinein, in den Briefkasten geflogen, und sind Thüren und Fenster geschlossen und keine Briefkasten zur Hand, so findet das Dienstmädchen beim Oeffnen der Hausthür »Etwas Ge drucktes« unter die Thürspalte oder in die Klinke geschoben. Was der Briefbote oder Zettelträger nicht ins Haus bringt, findet sich in Wartesälen, Pferdebahn wagen, häufig auch an Telegraphenstangen, Laternenpfosten und Bretterbuden, mit Vorliebe jedoch an den Ge rüsten eines Neubaues, in Bündeln von 25 bis 100 Exemplaren auf gehängt, zuweilen mit der Einladung »Take one!« (Nimm eins!) Nicht genug an alledem, entladet sich über uns in den Zwischen akten der Oper in allen Farben des Regenbogens ein förmlicher Wirbelsturm von »Etwas Gedrucktem,« und an einem Sonntag Morgen können wir wohl den Bürgersteig, soweit das Auge reicht, mit einem ähnlichen Niederschlag bedeckt sehen. Wie nun alles seine Zeit hat, so hatte auch diese überreichliche Vertheilung von »Etwas Ge drucktem« für so lange prakti schen Werth und entsprechen den Erfolg, als sie neu und nicht verbraucht war. Jetzt kann man schon zu Hunderten Fuss gänger mit der einen Hand »Etwas Gedrucktes« in Empfang nehmen und mit der andern ebenso schnell wieder wegwer fen sehen. Die überall aufge hängten »Bills« (Zettel) bleiben unberührt, oder verringern sich nur sehr langsam; die ins Haus geschneiten wandern ungelesen in den Papierkorb. Es fehlt an Zeit und an Interesse, all den Wust von bedrucktem Papier zu würdigen. Wie uns beim Aufschlagen eines »Gratis-Fach- blattes« ein Gefühl beschleicht, wesentlich verschieden von dem, welches wir beim Lesen einer bestellten und bezahlten Fach schrift empfinden, so sind wir hier von dem Uebermaass »weg geworfener Literatur« schon so indifferent geworden, dass wir manches thatsächlich Gute und Lesenswerthe mit dem grossen Haufen einfach über Bord werfen. Dass sich einsichtsvolle, richtig rechnende, den Lauf der ab geschossenen Kugel verfolgende Geschäftsleute dieser Thatsache längst bewusst und auf Reform bedacht sind, geht aus gar manchen Erscheinungen hervor, denen wir seit einiger Zeit begegnen. Nehmen wir eine Zeitung zur Hand, die darauf Anspruch er hebt, im ganzen Lande, oder einem bestimmten Landestheil, oder unter einer gewissen Klasse der Bevölkerung verbreitet zu sein, so werden wir finden, dass eine solche Anzeige oft mit der Anmerkung schliesst: »Bei Bestellungen wird um Angabe des Blattes, in welchem die Anzeige gelesen wurde, gebeten.« Einzelne Zeitungen sind schon so weit gegangen, in fetter Schrift nicht nur eine derartige allgemeine Einladung als stehende Notiz im Anzeigentheil abzudrucken, sondern sie fügen noch ausserdem am Fusse jeder Anzeige eine hierauf be zügliche Zeile bei; die »Chicago Times« z. B: »Please mention the Times.« Bitte die »Times« (im Falle der Ertheilung eines Auftrages) zu erwähnen. Es liegt hierin der Beweis, dass der Anzeigenkunde einer Zeitung sich die Gewissheit verschaffen will, ob es sich lohnt, in der betreffenden Zeitung anzuzeigen, und dass der Verleger seinerseits dem Anzeigekunden die Verschaffung dieser Gewissheit schuldig zu sein glaubt. Andere Zeitungen, wie z. B. die »Chicago