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PAPIER-ZEITUNG. No. 100. unbrauchbar. Dann wurde noch die Schädlichkeit der Steinkrüge für Tinte erörtert. Herr Fraenkel beschwerte sich darüber, dass verschiedene Grossisten an das Privatpublikum zu demselben Preise wie an Handlungen liefern, und begründete dies durch Mittheilung verschiedener Fälle. Herr Schlittermann berichtete dann über die Fabriken von chromolithographischen Artikeln, welche sich durch ihren Geschäfts betrieb selbst schädigen. Bei Abnahme von 1000, 10 000 und 100 000 Stück einer Waare wird dieselbe vom Fabrikanten an jeden Abnehmer zu immer niedrigerem Einzelpreis verkauft. Es ist vor gekommen, dass ein Grossist, der vorsichtig im Einkauf war, also nicht viel auf einmal von einer Sorte kaufte, als er diese einem Händler anbot, die Antwort erhielt, er wolle ihm dieselbe Waare 25 pCt. billiger in beliebiger Anzahl liefern. Durch dieses Verfahren schade sich der Fabrikant selber, denn der Grossist ziehe sich von der Fabrik zurück, und die Waare liege, weil ihr Preis gedrückt sei, auf der Strasse. 4. Das auf die Sitzung folgende gesellige Beisammensein gestaltete sich so gemüthlich, dass der Wunsch ausgedrückt wurde, die nächste Sitzung wieder in dieser Weise zu beschliessen. Schluss 12 Uhr. Holzschleifer. Was ich mit meiner Erwiderung in Nr. 90 auf den Artikel »Holzschleifer« in Nr.’87 zu erreichen hoffte, ist leider nicht erzielt worden. Die in frag lichem Artikel in Aussicht gestellten Beweise, dass die Schleifmaschine mit horizontalem Stein unzweckmässig sei, finden sich nicht in der neueren Ab handlung über Holzschleifer in Nr. 95. Vielmehr scheint der Herr Einsender von der Sache abzukommen und persönlich zu werden. Ich kann mich nicht entschliessen, auf diesem Wege ihm zu folgen, denn damit wäre denjenigen, die sich für diese Frage interessiren, wenig gedient. Demzufolge erlaube ich mir obiger Abhandlung nur kurz Folgendes gegen über zu stellen. Wenn eine Schleifmaschine, ob mit horizontalem oder vertikalem Stein, bleibt ganz gleich, so schlechte Ergebnisse liefert, dass thatsächlich mit einer andern Maschine mehr als die doppelte Erzeugung erzielt wird, wenn deren Spurzapfen oder Lager warm laufen, und die Leitungen nicht dicht halten usw., so suche ich die Uebelstände nicht in dem System, sondern in der Aus führung der betreffenden Maschine. Um festzustellen, welches der beiden Systeme leistungsfähiger sei, müssten zwei gut eingerichtete Fabriken, die das ganz gleiche Holz haben können, und von welchen die eine mit vertikalen, die andere mit hori zontalen Steinen arbeitet, nach genauer Feststellung der verfügbaren Kräfte während längerer Zeit bezüglich der Erzeugung in Wettbewerb treten. Das ist aber meines Wissens bis jetzt noch nicht geschehen, und auf einem an dern Wege lässt sich hierüber nichts Sicheres feststellen. Fälle, wie sie in dem Aufsatz in Nr. 95 erwähnt werden, sind auch schon in entgegengesetztem Sinne vorgekommen und auf fehlerhafte Ausführung der betreffenden Maschinen zurückzuführen. Die Vorzüge der Maschine mit horizontalem Stein, die ich erwähnte, bestehen aber im System und sind unabhängig von der Ausführung. Dieselben sind, wie richtig bemerkt wurde, so alt, dass gegenwärtig von den ersten Firmen diese Maschine immer mehr gebaut wird, — ein Beweis, dass diese Vorzüge schon längst allseitig anerkannt werden. Die Steinschärfe betreffend verweise ich auf meine Mittheilungen in der Papier-Zeitung Nr. 90. Ich erwähne nun nur noch, dass mich bei meinen Mittheilungen über die Schleifmaschinen keine persönlichen Interessen leiteten, sondern dass ich sowohl hier als auch in Nr. 90 nichts anderes als meine vieljährigen Beobach tungen in dieser Frage ausgesprochen habe. Damit Schluss meinerseits B. S. Ventilation von Trockenräumen. Berlin, 8. Dezember 1889. Die Papier-Zeitung erörterte wiederholt die Frage: »ob die in Trocken räumen vorhandene feuchte Luft besser aus den oberen oder unteren Luft schichten abzuführen sei«. Da die Ansichten darüber nicht übereinstimmten, so dürften Mittheilungen aus der Praxis, wenn dieselben von verschiedenen Seiten sich decken, zur Feststellung dieser für schnelle und gute Trocknung gleich wichtigen Frage beitragen. Bei Anlage eines Exhaustors in einem meiner Trockenräume nahm ich mit einem Hygrometer die verschiedensten Messungen vor, um die Höhe der am meisten mit Wasserdampf gesättigten Luftschicht zu ermitteln. Das Er gebniss war folgendes: die Luft unter der Decke des 3,75 m hohen Raumes war natürlich infolge der nach oben .steigenden Hitze relativ trocken und nahm weiter unten an Feuchtigkeit zu, bis etwa 0,75 m oberhalb des Fussbodens, welche Sphäre ziemlich plötzlich wieder an Trockenheit gewann, je näher das Messinstrument dem Fussboden gebracht wurde. Ich erklärte mir diese etwas überraschende Thatsache dahin, dass die in dem Raum befindliche Luft trocken genug war, um die Dämpfe, welche nach den Ergebnissen der Messungen direkt unter den an der Decke zu trocknenden Papieren am schwersten gelagert waren, im weiteren Herab fallen völlig zu absorbiren. Zum besseren Verständniss will ich bemerken, dass der Raum 1450 Kubikmeter enthält, und in demselben 1/,— %/ Kubik meter, also 10—15 Centner, Wasser täglich verdunstet werden müssen. Bei dieser im Raum vertheilten bedeutenden Wassermenge war es naheliegend, den Exhaustor, den ich wegen bequemerer Verbindung mit der Transmission so wie so auf den Fussboden montirte, zunächst versuchsweise von unten wirken zu lassen, um die schweren Dämpfe vollends nach unten zu ziehen und die oberen Regionen davon zu befreien. Hauptsächlich aber geschah dies, um möglichst wenig von der stets oben befindlichen warmen Luft zu entführen. Dies entsprach auch der am meisten verbreiteten Ansicht, dass die Luft in Trockenräumen unten abgezogen werden soll. Der Abzug der Feuchtigkeit war aber in diesem Fall nicht so günstig, wie er nach der Grösse und Leistungsfähigkeit des erwähnten Exhaustors hätte sein müssen. Ich setzte nunmehr ein 21/, m hohes Saugrohr auf und brachte die Mün dung desselben somit genau in die Höhe der dichtesten Lagerung der Dämpfe. Der Erfolg war nunmehr überraschend gross. Da die Dämpfe also nach den übereinstimmenden Messungen an ver schiedenen Stellen des Raumes waagerecht lagernde Zonen bildeten, wird es zu empfehlen sein, die Luft aus der am meisten mit Dämpfen gesättigten Lage zu saugen, den Abzug somit besser in horizontaler Strömung anstatt unten oder oben erfolgen zu lassen, wenn auch mit Verlust einiger Wärme, welche bei guter Heizanlage durch die Wärme ausstrahlenden Heizkörper anhaltend ersetzt wird. Wo den Trockenräumen nicht genügend warme Luft zugeführt wird, wird auch bei feuchter oder kalter Witterung die beste Ven tilation wenig nützen, denn Wärme muss mit der Ventilation Hand in Hand gehen. Julius Hess, i. F. Berliner Glace- und Kartonpapierfabrik Hess & Zadek. Berichte unserer Korrespondenten. Aus Amerika Chicago, November 1889. Von den zwei neuen unterseeischen Kabeln, welche das New Yorker Bureau der Western Union Telegraphen-Gesellschaft in direkte Verbindung mit Canso, möglicherweise mit London bringen wird, ist das eine bereits gelegt. Man verspricht sich davon einen be trächtlich schnelleren und sichreren, wenn auch nicht billigeren Kabel dienst, sowohl mit London als auch mit dem europäischen Kontinent. Dies dürfte besonders der Fall sein, wenn erst das zweite Kabel auch gelegt sein wird, was kaum vor Beginn des neuen Jahres möglich sein dürfte. Der Dampfer »Columbia« der Hamburger Linie hat zu seiner neuesten Fahrt von New York nach Southampton sechs Tage, acht zehn Stunden und zehn Minuten gebraucht. Auch haben die Dampfer »Teutonia« und »New York« wieder recht schnelle Fahrten in umge kehrter Richtung gemacht, und zwar ersterer in 6 Tagen, 7 Stunden und 16 Minuten, letzterer in 6 Tagen, 7 Stunden und 46 Minuten. Aus der Mitwirkung solcher Schnelldampfer im transatlantischen Post dienst erklärt sich das Kuriosum, dass Papier-Zeitung No. 87 vom 31. Oktober die No. 86 vom 27. Oktober nicht nur einholte, sondern 3 Tage früher eintraf als letztere. Während noch vor fünf Jahren vom Tage des Abganges eines Briefes nach Berlin bis zum Eintreffen der umgehenden Antwort in Chicago gewöhnlich 26 bis 28 Tage ver strichen, kommt es jetzt schon ziemlich häufig vor, dass die Antwort schon nach 21 bis 22 Tagen eintrifft. Dieser beträchtliche Zeitgewinn beruht nicht allein auf der Einstellung von Schnelldampfern in den überseeischen Dienst, sondern eben so sehr auf den vortrefflichen Bahnpostanschlüssen in Deutschland wie in den Vereinigten Staaten. Wie billig sich die Reise zur Weltausstellung im Jahre 1892 gestalten wird, lässt sich annähernd aus der Thatsache ableiten, dass jetzt direkte Fahrscheine New York—Berlin zu 21 Doll. 50 Cents (86 M.) für Zwischendeck, und schon von 40 Doll. (160 M.) an für zweite Kajüte zu haben sind. Der Vorsteher der Bundesbehörde für die Volkszählung im Jahr 1890 berechnet die Zahl der im Centralbureau zeitweilig be- nöthigten Angestellten auf 2000. Da beim Druck des letzten Census trotz der enormen Zahl von 2200 in der Regierungsdruckerei be schäftigten Setzern Verzögerungen vorgekommen sind, so schlägt er vor, den nächsten Census durch Privatdruckereien oder durch die dem Censusbureau unterstellte Spezialdruckerei herstellen zu lassen, wodurch nicht allein raschere, sondern auch wesentlich billigere Arbeit als von der eigentlichen Regierungsdruckerei erzielt werden könnte. Der unlängst als Junggeselle verstorbene Herr John Crerar, der sich in 27 Jahren als Theilhaber einer Fabrik von Eisenbahnmaterial ein Vermögen von 3 500 000 Doll, erwarb, hat davon 1 500 000 Doll, (etwa 6 000 000 M.) zur Erbauung und Anlage einer öffentlichen Bibliothek in Chicago bestimmt. Den .Testamentsvollstreckern, die Bürgschaft im Betrage von 7 000 000 Doll, zu stellen hatten, ist bei nahe vollständig freie Hand gelassen, nur sollen keine französischen Schmutzromane Aufnahme finden. Der amerikanische General-Konsul Edwards in Berlin hat in seinem Konflikte mit dortigen Exportfirmen in Betreff gesetzwidriger Ausstellung von Fakturen (Nr. 95, Seite 2095) das Staatsministerium vollständig auf seiner Seite. Dies geht aus einer Antwort dieser Behörde hervor, welche dieselbe auf die von der New Yorker »Handels- Zeitung« gestellte direkte Anfrage: ob Edwards eigenmächtig oder auf Instruktionen hin gehandelt habe, gab. Der Staatsminister Blaine