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No. 88. PAPIER-ZEITUNG. 1929 d aus unter den verstell baren Balken c gescho ben. Zum genauen An legen des Buches dienen vor dem Balken befind liche Marken, sowie hinter demselben ein Anschlag winkel, an wel chem das Buch mit dem Rücken liegt. Durch Zu drehen der Schrauben k, k, k wird das Buch fest eingepresst. Dreht man das Schwungrad, so be wegt sich der Tisch d mitsammt dem Buch seitlich über die Unter lage e hinaus. Dabei schiebt sich das Buch unter einem Meissel fort, welcher in Führung an dem Balken befestigt ist, der das Schwungrad einem Excenter und wird beschneidet sie zunächst an der vorderen, oberen und unteren Seite. Dann stösst man die beschnittene vordere Seite genau gleich, schiebt das Buch mit derselben voraus in die Schneidemaschine, stösst den vorderen Schnitt fest an den Sattel an und stellt diesen so, dass der Rücken des Buches so weit unter dem Balken liegt, als es nöthig ist, um alle Blätter mit dem Messer aufzutreffen. Hierauf schneidet man den Rücken weg. Nun hat man ein Buch, welches aus lauter einzelnen, ringsum glatt beschnittenen Blättern besteht. Diese Blätter legt man auf ein Brett und bringt sie mit diesem in einen Klotz, der so gearbeitet ist, dass er da, wo der beschnittene Buchrücken liegt, eine Aushöhlung besitzt, die der Rundung des fertigen Buches entspricht. Im rechten Winkel zu dieser Aushöhlung muss auf einer Seite eine hohe Leiste angebracht sein, an welche der obere Schnitt des Buches angestossen und gerade gerichtet werden kann. In diesen Klotz drückt man die Blätter fest ein und schüttelt sie so lange, bis sie sich genau in die Rückenhöhlung und an die. Seitenleiste angelegt haben, also in runde Buchform gebracht sind. Hierauf legt man oben ein gleichartiges Brett auf, wie das vorher untergelegte, nimmt das Buch aus dem Klotz und setzt es auf die Weise in eine Presse, dass der Rücken frei über die Balken heraus steht. Den vorstehenden Rücken bearbeitet man mit einer groben Raspel so lange, bis die Kanten der Blätter rauhes, aufgefasertes Aussehen zeigen. Nachdem der dabei entstandene Staub abgebürstet ist, bestreicht man den ganzen Rücken mit heissem, nicht zu dickem Leim, der mit einem warmgemachten Hammer tüchtig eingerieben wird. Ist der erste Leimaufstrich trocken, so überstreicht man den Rücken nochmals mit etwas dickerem Leim und klebt einen Streifen Baumwollenbieber oder Molton darauf. Derselbe soll an jeder Seite 3 bis 4 cm. über den Buchrücken wegstehen, damit er später zugleich als Ansatzfalz dienen kann. Die Vorsetze sowie die ersten und letzten Blätter werden angeklebt. Bei werthvollen Büchern kann dieses Abpressverfahren natürlich keine Anwendung finden; denn das Leimen der abgeschnittenen Rücken kann nicht annähernd so dauerhaft sein wie solide Heftung. Ausserdem werden die Bogen am Rücken zerschnitten, ein Umstand, der sich bei wiederholtem Einbinden unangenehm bemerkbar macht, da durch öfteres Beschneiden und Leimen der weisse Rand an der hinteren Blätterseite zu schmal wird. Dagegen kann das Verfahren recht gut zum Zusammenhalten einzelner Blätter oder alter, am Rücken zerrissener Zeitschriften angewandt werden. Noch besser dürfte sich hierzu das Schwarze’sche Bandheften eignen. Der Erfinder des Bandheftapparates, Herr Schwarz, Offenbacha.M., fusste unmittelbar auf dem Baumfalk’schen Verfahren. Nachdem die Buchbinder lange über die Schädlichkeit oder Nützlichkeit des letz teren gestritten hatten, waren sie bereits mit dem Gedanken des Rückenwegschneidens vertraut, und das Schwarz’sche Verfahren er regte nicht mehr solches Aufsehen wie das seines Vorgängers. Beim Bandheftverfahren ist nämlich das Rückenwegschneiden ebenfalls Vorbedingung. Nachdem das Buch auf diese Weise säuberlich in einzelne Blätter zerschnitten ist, werden dieselben wieder zum Ganzen vereinigt, indem einige Millimeter vom Rücken entfernt eine Anzahl weisse Bänder seitlich durch sämmtliche Blätter gezogen, und der Rücken hierauf noch durch Leim zusammengehalten wird. Zum Durchstechen der Bänder baute der Erfinder eine Maschine, den sogenannten Schwarze'schen Bandheftapparat, den Abb. 7 zeigt. Die „Freie Vereinigung Berliner Buchdruckerei-Besitzer“ hat für ihre Mitglieder Rundschreiben drucken lassen, durch welche diese ihren Kunden von der bevorstehenden allgemeinen Preiserhöhung der Druckarbeiten Kenntniss geben sollen. Das Rundschreiben lautet: »Schon seit einigen Jahren haben Erhöhungen des Satzlohnes stattgefunden, ebenso sind die Löhne für die Hilfsarbeiter stetig in die Höhe gegangen, und wiederum tritt mit dem 1. Januar k. J. nach den Beschlüssen der Tarif kommission für Deutschlands Buchdrucker eine weitere allgemeine Erhöhung der Satzlöhne ein. Wenn auch die früheren Aufbesserungen der Arbeits löhne mit Rücksicht auf die gesteigerte Konkurrenz aus dem geringen Nutzen gedeckt wurden, welcher aus den Druckarbeiten zu erzielen war, so ist es heute nicht mehr möglich, diesen neuen Aufschlag auf die Satzlöhne aus der eignen Tasche zuzulegen, um so weniger, als auch je länger je mehr die Ansprüche an die Ausstattung der Drucksachen gewachsen, sowie das Arbeits material selbst im Preise wesentlich gestiegen ist. Die unterzeichneten Berliner Buchdruckereibesitzer sehen sich daher gezwungen, vom 1. Januar 1890 ab eine Erhöhung der Satz- und Druckpreise eintreten zu lassen, und bitten Sie hiervon geneigtest Kenntniss nehmen zu wollen.« (Folgen Unter schriften von 92 Firmen.) Papier-Typen. Ein Verfahren zur Herstellung von Buchdruck typen, allerdings wohl zunächst nur von Plakatschriften, aus Papier masse ist nach »The Union Printer« in England patentirt worden. Fein gemahlene Papierfaser wird mit Paraffin- oder Leinöl gemischt, in Formen gepresst und unter Anwendung von Hitze und Druck ge trocknet. So hergestellte Typen sollen widerstandsfähiger und dauer hafter sein als Holztypen. Aehnliche Nachrichten machten schon früher die Runde durch die Fachblätter, ohne dass bisher die angepriesenen Papiertypen Eingang in die Praxis gefunden hätten. Es giebt allerdings einen Faserstoff, der sich zu Plakatschriften sehr gut eignen dürfte: die in früheren Jahrgängen der Papier-Zeitung viel besprochene »vulkanisirte Faser.« Ausgeschnittene Buchstaben aus diesem leichten, eisenzähen Stoff werden in Berlin zu Firmenschildern verwendet; von Seiner An wendung zu Plakatschriften haben wir aber bis jetzt noch nichts gehört. Laufschienen für Tiegeldruckpressen. Amerikanische Fabriken von Buchdruck werkzeugen fertigen als Neuheit schrifthohe Laufschienen für Tiegeldruck-Schnellpressen, die man in die Form einsetzen kann. Diese Schienen haben im Längsschnitt etwa nebenstehende Form, werden dicht an die innere Schmalseite des P Rahmens gerückt und greifen mit den ' / mässig herabgebogenen Enden auf die Längsseiten über. Der Vortheil dieser auswechselbaren Schienen soll darin bestehen, dass sie allzustarke Reibung der Walzen auf der Schrift, infolgedessen auch Verletzungen der Walzen verhüten, die Einfärbung regeln und allzuscharfen Druck auffangen. Vorstehende Aufgaben werden bei den meisten deutschen Tiegel druckmaschinen durch bewegliche Laufrollen erfüllt, welche auf die Achsenenden der Walzen locker aufgeschoben werden und auf fest stehenden, manchmal auch verstellbaren Laufschienen gleiten oder rollen. Es ist schwer einzusehen, dass die beschriebene ameri kanische Einrichtung, bei der die eingesetzten Laufschienen Farbe er halten und an den Tiegel-Aufzug abgeben, grössere Vortheile bieten soll. Das am Rücken beschnittene Buch wird zwischen dünne Pappen gelegt, gut gleichgestossen und vom Tisch durch diesen in bestimmten Zwischenräumen hochgehoben und wie der niedergestossen. Bei jedesmaligem Niedergange sticht der Meissel ein Loch in das Buch, welches sich mit dem Tisch d ruckweise unter ihm wegbewegt und stets einige Centimeter weiterrückt, bevor der Meissel wieder niederstösst. Auf diese Weise werden in das Buch einige mm vom Rücken entfernt eine Anzahl Löcher gestossen, durch welche das weisse Band gezogen wird. Dieses Einziehen des Bandes muss mit der Hand gemacht wer den und ist eine heikle Arbeit. Das gelochte Buch muss vorsichtig, damit sich die Blätter nicht verschieben, aus der Maschine genommen und dann in jedes Loch ein der Bandbreite entsprechender Stahl streifen geschoben werden. Diese Stahlstreifen sind am Ende ge spalten, während die Spitze etwas abgerundet ist. Zwischen das gespaltene Ende wird je ein Stück Band gelegt und dasselbe mit Hilfe des Stahlstreifens durch das Buch gezogen. Das Vorsetz muss vorn und hinten am Buche festgeklebt werden. Das Bandheftverfahren fand anfangs ziemlichen Beifall. Bald erkannte man jedoch, dass demselben erhebliche Mängel anhafteten, und dass es nur beschränkte Anwendung finden konnte. Werth volle Bücher mit dessen Hilfe einzubinden, wird heut niemand mehr unter nehmen. Dennoch kann man auch diesem Verfahren nicht allen Werth absprechen. Zum Zusammenhalten von Musterblättern, Vorlage werken, aus einzelnen Blättern bestehenden Zeitungen, Tafeln, Karten usw. wird es sich so lange als brauchbar erweisen, bis ein besseres Ver fahren zum Verrichten dieser Arbeiten erfunden ist. (Fortsetzung folgt.) Fig. 7. trägt. Bei a läuft der bewegliche Meissel auf