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1390 PAPIER-ZEITUNG. Nr 37 Buchbinderei. Unter dieser Ueberschrift erscheinen vorzugsweise Auf sätze, welche technische und künstlerische Gegenstände aus dem Gebiete der Buchbinderei behandeln. Sachliche Mit- theilungen finden kostenfreie Aufnahme. Mitarbeiter erhalten angemessene Bezahlung. Das Buchgewerbe auf der Internationalen Metallausstellung zu Nürnberg. Fortsetzung zu Nr. 32. III. Unsere moderne Kunstindustrie hat den Buch beschlag auch wieder für Einbände von Werken weltlichen Inhalts in Uebung gebracht, nachdem er vorher nur noch für Gebetbücher in Anwen dung gekommen war. Die Anzahl der ausge stellten modernen Buchbeschläge ist gering. Nicht fabrikationsmässig in grösseren Massen hergestellt, sondern ein selbständiges kleines Kunstwerk für sich, ist zunächst ein Notizbuch mit elfenbeinernen Deckeln, das Ludwig Leigh in München, Atelier für kunstgewerbliche Gold- und Silberarbeiten, mit sehr zierlichen, zartcise- lirten durchbrochenen Eckbeschlägen in Renais sancestile versehen hat, die in der Mitte ein Engelsköpfchen zeigen. In der Mitte des oberen Deckels findet sich eine formenschöne, ein ovales Feld umrahmende, Cartouche in derselben Ausführung. Wie der weitaus grösste Theil der ausgestellten münchener Arbeiten, so ist auch dieses Notizbüchlein durch die hohe künst lerische Fertigkeit, welche seine Beschläge er kennen lassen, eine Schöpfung, auf die der Ver fertiger mit gerechtem Stolz blicken darf. Ihm zunächst stehen zwei Einbände des Gold schmiedes J. Bossard in Luzern, dessen Arbeiten „theils nach eigener Zeichnung, theils nach Modellen früherer Jahrhunderte“ hergestellt sind. Beide Beschläge bedecken die Einbände von schwarzem Leder vollständig und lassen nur den Rücken in der Mitte etwas frei, etwa der Länge desselben. Der eine dieser silbernen Einbände ist vergoldet; er besteht aus sauber ausgeschnittenem und sorgfältig gravirtem, re gelmässig angeordnetem Band- und Arabesken werk, das durch Vögel belebt wird, — im Stile Ludwigs XIV. vom Schlüsse des 17. Jahrhun derts. Beide Deckel dieses Einbandes zeigen dieselbe Musterung, welche offenbar nicht einem modernen Künstler ihren Ursprung verdankt, sondern einem alten Vorbilde in meisterhafter Weise nachgebildet ist. Weniger spricht uns desselben Meisterszweiter Einband, dessen Beschlag die Naturfarbe des Silbers zeigt, an. Er ist im unruhigsten, wil desten Rokokostil ausgeführt, gleichfalls durch brochen, wohl auch getrieben und gravirt. Die Mitte jedes Deckels und seiner Ornamentirung nimmt je ein getriebenes Wappen ein, oberhalb deren fünfzinkiger Krone die Schliesse ange bracht ist. Dieser für seine Stilgattung sehr charakteristische Einband ist arg verschieden, — aber nicht zu seinem Vortheile — von der ruhigen Vornehmheit und Eleganz des ersteren Buches. Nicht profanen Zwecken dienen die vom Architekten Theod. Prüfer, Atelier und Werk stätte für Kirchenbau und Kirchenaus stattung zu Berlin (Dessauerstr. 23.), aus gestellten Bücherbeschläge, welche uns zugleich zu den in fabrikationsmässiger Weise herge stellten Stücken führen. Wohl in romanischem Stile gedacht ist der in Bronzeguss hergestellte und vergoldete Beschlag eines Buchdeckels aus schwarzem Birnbaumholz. Das innere Feld des selben zeigt in einem mit kleinen Rosen besetz ten Medaillon das Haupt Christi von vorn in erhabener Arbeit. Sehr reich ist der Rand des Deckels beschlagen: in jeder der vier Ecken ist ein viereckiger, gefasster Karneol angebracht, und um den erhabenen Rand des Deckels läuft ringsum regelmässig angeordnetes, gleichfalls vergoldetes Rankenwerk mit romanischen Moti ven, das in der Mitte jeder Seite durch einen runden Karneol unterbrochen wird. Zwei weitere Einbände derselben Anstalt, die, wie der erstere, speziell für Bibeln bestimmt sind, zeigen hübsche gothische Stilisirung. Die Eckbeschläge des einen enthalten bloss ornamen tale Musterung und die Mitte des Deckels das Lamm mit der Kreuzesfahne. Die Ecken des anderen Einbandes sind durch die Zeichen der vier Evangelisten geschmückt, mit jo zwei Buckeln in jeder Ecke versehen, und laufen in eine recht gut stilisirte Lilie aus. Natürlich entspricht auch die Ornamentik des Mittel stückes, das Christus mit dem Buch aller Bücher und zwei lobpreisenden Engeln zur Seite ent hält, derjenigen der Ecken. Einem ausgelegten Preiskurante entnehmen wir, dass Prüfer sich nicht etwa auf die Lieferung dieser Beschläge, die natürlich erkennen lassen, dass sie ein Massenartikel sind, an Buchbinder beschränkt, oder überhaupt den Absatz an dieselben im Auge hat, sondern dass er die Einbände gleich fix und fertig selbst liefert. Er giebt in seinem Preisverzeichnisse an, zu welchem Preise diese oder jene Bibelausgabe mit einem dieser Ein bände von ihm bezogen werden kann. Schluss folgt. Die Lohnbewegung und die Ueber- zeitarbeit. (Vergl. Nrn. 34, 35, 36.) Der in vor. Nr. von unserm Stuttgarter Be richterstatter gemeldete Abschluss der dortigen Verhandlungen findet seine Bestätigung in einem seither von der Gehilfenkommission an die Werkstättenbesitzer erlassenen Rundschreiben, welches in begütigendem Sinn als „letztes Wort“ gelten kann. In demselben erklärt die Kommission, dass sie — „infolge des freiwilligen Rücktritts der Stückarbeiter einiger grösseren AVerkstuben von der Forderung eines Zuschlags für Ueber- stunden“ — nunmehr Abstand nehmen muss, die Bewilligung des Ueberstundenzuschlags für die Stückarbeiter noch länger zu fordern. Sie überlässt die Regelung dieses Punktes vollstän dig der freien Vereinbarung der Stückarbeiter jeder Werkstube mit ihrem Prinzipal. Bezüglich der Stunden- (Wochen-) Arbeiter aber spricht das Rundschreiben die Erwartung aus, dass nicht nur der Zuschlag von 25 pCt. auf die Ueberstunden, laut Zustimmungs-Unter schrift vom 13. August, vorkommenden Falls geleistet, sondern auch die ebenfalls zugesagte Vermeidung der Arbeit nach 10 Uhr nachts und Sonntags durchgeführt werde. Sollte es trotzdem nothwendig erscheinen, dass während dieser Zeit einmal gearbeitet wer den sollte, dann erwartet man von dem Billig keitsgefühl der Prinzipale für solchen Aus nahmefall auch die Gewährung des erhöhten Zuschlags von 331/3 pCt. In Berlin fand am Sonntag d. 30. Aug. in Feuerstein’s Salon, Alte Jakobstrasse 75, eine Versammlung von Buchbindergehilfen in glei cher Angelegenheit statt. Dieselbe war von ca. 200 Theilnehmern besucht. Der Referent, Herr Höhne, theilte unter an dern! mit, dass die leipziger und Stuttgarter Gehilfen, nachdem sie den bekannten Beschluss gefasst, nun befürchten, die dabei in Betracht kommenden dortigen Verlagsbuchhändler möch ten die betreffenden Buchbinderarbeiten infolge dessen in Berlin herstellen lassen. Sei cs schon, führte der Redner ferner aus, an und für sich geboten, der in sanitärer, wirth- schaftlicher, und sonstiger Hinsicht die Arbeiter schädigenden Sonntags- und Ueberstunden-Ar- beit, auch in Berlin, ein Ende zu machen, so erfordere jetzt schon die Pflicht der Kollegialität gegenüber den genannten auswärtigen Gewerks genossen, dass man sich ihrem Vorgehen an schliesse. An der lebhaften Diskussion betheiligten sich viele Anwesende, durchweg im Sinne des Refe renten und gegen die Sonntags- und Ueber- stundenarbeit. Schliesslich nahm die Versammlung, wie die „Berl. Ztg.“ berichtet, einstimmig eine von Herrn Jost gestellte Resolution an, durch welche sie 1) eine höchstens zehnstündige Arbeitszeit für den hier in Betracht kommenden Buchbinder- Industriezweig für ausreichend, und 2) in Anbe tracht der traurigen GesundhcitsVerhältnisse der Buchbindergehilfen und der unter ihnen herr schenden Arbeitslosigkeit, sich für den An schluss an den von den Stuttgarter und leip ziger Kollegen gefassten Beschluss erklärt, end lich 3) die Absicht ausspricht, die beschlossenen Forderungen in einer demnächst einzuberufenden Versammlung den zu derselben einzuladenden Arbeitgebern zur öffentlichen Meinungskund gebung zu unterbreiten. in Pulverform, sofort in Wasser löslich und gleich tu benutge», Echte Eiten-Galluftinte, dauerhaft, nie bleichend, unverwischbar, durch Verfügung des Kaiserl. Generalpostamtes allen Post- u. 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