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N:27 PAPIER-ZEITUNG. 1003 Alles vermeiden, was den Anschein einer Um gehung des Gesetzes hervorrufen könne. Die Kolportage-Buchhändler brauchten das Licht nicht zu scheuen, und die Regierung werde sich der Ueberzeugung nicht verschliessen können, dass nicht der Kolporteur, sondern der Ver leger, eher auch noch der Drucker, für den In halt der vertriebenen Schriften verantwortlich zu machen sei. Auch diesem Vortrage wurde allseitige Zustimmung zu Theil. Man klagte allgemein über die scharfen und ungerechten Beschränkungen der Gewerbe-No velle, welche den Kolportage-Buchhandel über mässig und zwecklos erschweren. Eine Denk schrift, welche auf die gelinge Wirkung des Gesetzes hinweist, und Abschaffung des vor geschriebenen Verzeichnisses der zu kolpor- tirenden Schriften beantragt, soll ausgearbeitet und dem Reichskanzler, den Ministerien und dem Reichtage zugesandt werden. 3. Wie schützen wir uns vor unberechtigter Konkurrenz? Herr Hacker-Braunschweig hebt namentlich folgende drei Fälle unberechtigter Konkurrenz hervor: Die Pastoren empfehlen in vielen katholischen Gegenden von der Kanzel herab gewisse Ar tikel und lassen grosse Mengen von Kalendern und Oeldruckbildern in der Sakristei billig ver kaufen. Manche Verleger verkaufen, um viel abzu setzen, an Vereine, Beamte u. s. w. zu ganz billigen Preisen. Kolportage-Buchhändler machen sich gegen seitig Konkurrenz, indem einzelne Unsolide grosse Mengen von Lieferungswerken auf Kredit nehmen (und erhalten!) und die Waare, ohne sie je zu bezahlen, für jeden Preis verschleudern. Nachdem über diese Thatsachen eingehend ver handelt worden war, wurde beschlossen: den Minister der geistlichen u. s. w. Angelegen heiten zu bitten, den Geistlichen das Anpreisen von Druckwerken von der Kanzel herab zu verbieten; andernfalls müssten die Kolportage- Buchhändler selbst daiauf halten, dass diese Geistlichen wegen Gewerbe - Kontravention be langt werden. Ferner sollen die Verleger ver anlasst werden, Lieferungswerke nicht mehr zu billigeren Preisen an Vereine und Korporationen zu verkaufen; und endlich rollen die Verleger die Pflicht haben, denjenigen Kolportage-Buch händlern, die auf Kredit kaufen und dann die Waare verschleudern. Nichts mehr zu liefern. (Wir sollten meinen, dass die Verleger sich wissentlich nicht mehr als ein Mal mit den »Unsoliden“ einlassen werden? D. Red.) 4. Feststellung von Geschäftssatzungen. Herr Iser-Berlin wünscht die Sortimenter zu veran lassen, Niemandem (doch nur zum Kolportiren?’ Die Red.) Lieferungswerke abzugeben, der nicht einen Gewerbeschein vorlegen kann. Nach erfolgter Besprechung wurde der Verbands- Vorstand beauftragt, die Geschäftssatzungen aufzustellen, und alle sonstigen weiteren Schritte zur Wahrung der allgemeinen Standes- Interessen, wie Einführung einer schwarzen Liste (Punkt 5) etc., zu thun. Von dem übrigen Theil der Tagesordnung erregte Punkt 7 eingehenderes Interesse. Herr Paul Henning - Berlin unterbreitete der Ver sammlung Vorschläge zur Bildung freier Hilfs kassen, deren Zweck, nach seinen Ausführungen, darin bestehen solle, heruntergekommenen Kolporteuren aufzuhelfen. Die Kassen sollten vornehmlich die Beschaffung von Kleidungs stücken, möglichst in einheitlicher Form, er möglichen. Das Publikum hat durch die ein heitliche Kleidung, gewissermaassen Uniform, Gelegenheit, die von Verbandsmitgliedern an gestellten Kolporteure von nicht angestellten zu unterscheiden. Gegen eine derartige Uni- formirung sprach sich Herr Hacker-Braunschweig aus, weil die der gebildeten Klasse angehören den Kolporteure schwerlich eine Uniform tragen würden. Herr Braun-Berlin empfiehlt Hilfs kassen nicht nur für die Kolporteure, sondern auch für die Kolportage-Buchhändler zu gründen, und sie namentlich zur Hilfeleistung in Krank heitsfällen zu bestimmen. Die Versammlung beschloss auf den Antrag des Herrn Henning-Berlin, die Angelegenheit vom Vorstande weiter durcharbeiten zu lassen und ihn zu bitten, der nächsten Versammlung Bericht darüber zu erstatten. Unter den ausgestellten Neuheiten erregte ein von Herrn 0. Belwe-Berlin ausgestelltes merkwürdiges Bild Aufsehen. Dasselbe stellt ursprünglich den Kaiser dar, dessen Züge auch in voller Aehnlichkeit hervortreten; aber man erkennt von rechts gesehen ebenso genau den Kronprinzen, und links betrachtet den Fürsten Bismarck in naturwahrer Wiedergabe. Der Verlauf der Verhandlungen und die stattliche Vertretung des Kolportagebuchhandels, die manchen Namen von gutem Klang aufweist, dürfte wirksam den Unterschied klar gemacht haben, der zwischen Kolporteuren, d. i. den hausirenden Bücherverkäufern, und den Ver tretern des Kolportage-Buchhandels besteht. So lange jedoch unter den ersteren verfehlte Existenzen aller Art einen oft nur als Noth behelf ergriffenen Beruf finden und denselben häufig durch unlautere Handlungsweise in Misskredit bringen, werden die meist sehr ehrenwerthen zum Theil hervorragenden Kol portage-Buchhändler das Vorurtheil gegen Kolporteure schwer beseitigen. Die erfolgte Bildung eines Verbandes zur Besserung dieser Verhältnisse wird hoffentlich hierzu beitragen und ist desshalb im höchsten Grade erfreulich. Die Buchhändler-Vereine haben von jeher eine höhere Stellung unter den kaufmännischen Fachvereinen eingenommen, und eine solche er scheint auch durch die nahen Beziehungen der Buchhändler zu den Wissenschaften begründet. Der neue Verband wird wohl eine ähnlich an gesehene Stellung erstreben, und da er sich über dies einen „deutschen“ nennt, so halten wir es für eine seiner ersten Aufgaben, einen deutschen Namen anzunehmen. Dass der fremde Namen „Kolportage“ die Achtung des Publikums nicht erzwungen hat, wurde in der Versammlung nach allen Richtungen beleuchtet, und es liegt desshalb kein Grund vor, das Geschäft nicht richtig deutsch zu bezeichnen. Kolportage heisst Hausiren, Wanderverkauf, Geschäfts betrieb im Umherziehen, und dem entsprechend wäre Kolportage - Buchhandel vielleicht mit Hausir- oder Haus-Buchhandel, Wander-Buch handel etc. zu verdeutschen. Wir nennen diese Ausdrücke nur als Beispiele und setzen voraus, dass die Betheiligten die richtige Bezeichnung finden werden, falls unsere Anregung Beachtung findet. Kleine Notizen. Firmen-Aenderung: Georg Glöckner in Pirna (statt Herm. Berthold’s Buchhdlg. (Georg Glöck ner), Adolf Urban in Dresden (statt Wold. Turk's Buchhdlg. (A. Urban). Verkauft. A. Ge- meinhardt’sche Buchhandlung in Strehlen an Herrn E. Asser; Comm. Carl Fr. Fleischer- Leipzig. Neue Buchhandlung: Wilh. Wagner, Buchbin derei und Buchhandlung, Rothenburg o. T. Paul Körtzsohn in Grabow a. 0., Buch- und Schreib waarenhandlung. Ulrich Höpli in Mailand hat seine Filiale in Pisa Herrn H. Spörri überlassen. Es existiren also folgende Geschäfte unter der Firma Höpli. U. Höpli, Verlag, Sortiment und Antiqariat in Mailand. U. Höpli’s Buchhdlg. (F. Furchheim) Neapel. U. Höpli's Filiale (H. Spörri) in Pisa. Wer sicher gehen will, muss nicht nur die Gegenwart, sondern vielmehr die Zukunft ins Auge fassen. • Centrifugal-Pumpen .'3906] in 4 Grössen von anerkannt grösster Leistungsfähigkeit bei bester Ausführung zu billigsten Preisen stets vorräthig. C. Joachim & Sohn, Schweinfurt a/M. Beste Referenzen. Kartonnage-Fabrik von Ang. Ingelbach in Wevelinghoven, Rhpr. Spezialität: Papier- u. Kouvert-Kartonnage. Nadel-Kartonnage.Gegründet 1848. [22848 f Ludwig Burghard, ; 9 Düren, Rhein!., [24502 9 | liefert billige Kontor-Drucksachen in | J elegantester Ausführung. Muster gratis ! | und franko. Referenzen erbeten. I —--•3-2 F. 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