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Es Mrd dann der Zeuge Student P e r l ver^ nvmmen, der eine gewisse Ähnlichkeit mit van der Lubbe haben soll. Damit schließt die Sitzung, Die Bauernschaft im Wahlkampf. Reichsminister Darrs auf der Wahlreise. Der Reichsbauernführer hat sich am 30. Oktober auf eine längere Reise begeben, um in den verschiedensten Teilen des Reiches auf zahlreichen großen Bauern kundgebungen zu sprechen. In seiner Begleitung befindet sich u. a. auch der Staatssekretär im Reichs ministerium für Ernährung und Landwirtschaft, Her bert Backe, der gleichzeitig auf parallel laufenden Massenkundgebungen der Bauern sprechen wird. Diese Fahrt durch Deutschland wird gleichzeitig dazu benutzt, dringende Fragen in den einzelnen Gebieten des Reiches an Ort und Stelle zu klären. Nach dem bisher vorliegenden Programm spricht der Reichsbauernführer und Reichsernährungsminister R. Walther DarrS am 31. Gilbhart (Oktober) am Dobrock bei Stade und in Bergedorf, am 1. Neblung (November) in Oldenburg' am 2. in Düsseldorf, am 3. in Kreuznach, am 4. in Gießen, am 5. in München, am 6. in Bayreuth, am 7. in Ans bach, am 7. in Schwäbisch-Hall, am 11. in Mindelheim. Wahlaufruf der „Arbeitsgemeinschaft katholischer Deutscher". Die „Arbeitsgemeinschaft katholischer Deutscher" er läßt einen Aufruf, in dem es heißt: Zum ersten Male seit der Novemberrevolution appelliert ein deutscher Reichskanzler, unser Führer Adolf Hitler, mit Recht an die Ehre der deutschen Nation, für die er sich mit seinem ganzen Können und Wollen einsetzt. Dafür gilt es, ihm den Dank abzustatten in rück haltloser Gefolgschaft bei der kommenden Ab stimmung am 12. November. An diesem Tage soll das geeinte deutsche Volk vor der gesamten Welt bekennen, daß es wieder eingedenk seiner im Weltkriege und im Kampfe um die innere Befreiung gefallenen Helden wie ein Mann hinter seinen Führer für Ehre und Freiheit tritt. Das gilt für die Volksabstimmung. Bei der im gleichen Gange erfolgenden Wahl zum Reichstage aber heißt es für die Gesamtheit des katholischen deutschen Volkes zu beweisen, daß wir nicht nur zu Adolf Hitler stehen, sondern uns auch zu dem bekennen, was er mit dem Gedankenguts des Nationalsozialismus unter Mitwirkung aller derer, die guten Willens waren, heute schon aus dem Chaos der zwischenstaatlichen, verlotterten, sittcnverfallendcn Zustände der letzten fünfzehn Jahre ge schaffen hat: Das Dritte Reich der Sauberkeit, der Arbeit, der sozialen Versöhnung, des ständischen Aufbaus, der Fundierung des Staates auf dem christlichen Sittengesetz, der Wiederherstellung vertrauensvoller Zusammenarbeit zwischen Kirche und Staat durch einen beide Teile be friedigenden Konkordatsabschluß. Allein auf diese gewaltigen Errungenschaften wollen wir unser Augenmerk richten und unserem Führer und Reichskanzler in rückhaltlosem Vertrauen die letzte Stimme auch für die Wahl zum Reichstage aus der katho lischen Bevölkerung herausholen. Die Arbeitsgemein schaft katholischer Deutscher richtet sich mit diesem Aufruf vor allem an die geschlossenen katholischen Gebietsteile und gibt der bestimmten Erwartung Ausdruck, daß das katholische Volk am Rhein und auf der Roten Erde, in Schwaben und Schlesien, in Bayern wie in Berlin und wo immer Deutsche wohnen, sich bei diesen Wahlen klar darüber ist, daß es nicht nur um die Einheit und Ehre des Reiches, sondern auch um dte Ehre jedes einzelnen Deutschen geht!" Kurze politische Nachrichten. Das Präsidium Ler „Abrüstungskonferenz" ist vom Präsidenten Henderson offiziell zum 9. November einberufen worden. Durch die unerwartete Abreise des amerikanischen Delegationsführers Norman Davis ist eine neue Sachlage eingetreten. Die seit dem deutschen Austritt von der ganzen französischen Presse geforderte sofortige Annahme eines allgemeinen Abrüstungs- abkdmmens ohne und gegen Deutschland istendgültig unmöglich geworden. AS LÄ A Mail MM Roman von Chlottlde von Stegmann-Stein. 18. Fortsetzung Nachdruck verboten Und als wäre seine Stimme wie eine magische Be schwörung in ihre Ohnmacht gedrungen, öffnete Marietta die Augen. Mit einem verwirrten Blick sah sie zu ihm auf. Dann rollten Tränen über ihre Wangen, unablässig, ganz still, wie aus einem Schmerz geboren, der den Körper wie in einer Erstarrung verharren ließ. Allan Parker konnte keine Frau weinen sehen. Sein Leben war doch zerstört durch Beates Kälte und Herzlosig keit. Vielleicht, daß er Vergessen und Trost fand in der Liebe einer Frau, die um seinetwillen bangte und litt! Als das lautlose Weinen vor ihm nicht enden wollte, legte er zart seine Arme um Mariettas Hals. „Weinen Sie nicht, Marietta, ich werde alles tun, um Ihre Ehre wieder herzustellen." Unter Tränen blickte sie zu ihm auf, es war ein kind licher Blick von Nichtbegreifen, der aber dann in Verstehen und Seligkeit überging. „Allan," flüsterte sie leise und schlang die Arme um sei nen Hals. Da kam es wie ein verzweifelter Rausch über den Mann. Hier bot sich ihm alles. Jugend, Schönheit, Hingabe, Liebe. Ein Narr war er, wenn er einer verschmähten Liebe nach- trauertel Dies blühende, schöne Geschöpf hier gehörte ihm und würde ihm ganz gehören, mit seiner Jugend, seinem Ihre leidenschaftlichen Küsse ließen auch sein Blut auf- gkühen. Der Duft aus ihren Haaren betäubte ihn, so daß er glaubte, es wäre wirkliche Leidenschaft, wirkliche Liebe, die er jetzt empfand. Endlich aber löste sich Mariettas Mund von seinen Lip pen, verwirrt strich sie sich über das flammende Haar und drängte Allan sanft von sich ab. „Du mußt zetzt gehen, Allan," flüsterte Marietta, „mehr Reichsarbeitsminister Seldts hat dem Bund Deutscher Mietervercinee. V. in Dresden mit geteilt, daß er ihn als einzige Spitzenorganisa- Lion der deutschen Mieterschaft anerkennt. -i° Äuf Anordnung des Stahlhelm ist auch beim Stahlhelm-Frauenbund die Aufnahme- bzw. Anmeldesperre vom 1. bis 5. November auf gehoben. Sicherung des Wmierhilsswerkes gegen Untreue. Wie der Amtliche Preußische Pressedienst mitteilt, hat der preußische Justizminister Kerrl einen Erlaß heraus gegeben, in dem es n. a. heißt: „Die große Bedeutung, die das Winterhilfswerk des deutschen Volkes für die Allgemeinheit hat, verlangt auch auf staatsrechtlichem Gebiet ein nachdrückliches Ein schreiten gegen jeden, der sich u n re ch 1 m ä ß i g, ins besondere durch Diebstahl, Unterschlagung, Untreue oder Betrug, Liebesgaben des Winterhilfswerkes beschafft und sie dadurch ihrem Zweck, die bedürftigen Volksgenossen vor Hunger und Kälte zu schützen, entwendet. Der Strafverfolgungsbehörde mache ich zur ernstesten Pflicht, gegen alle derartigen Verfehlungen schnell und mit unerbittlicher Strenge vorzugehen. Dies gilt vor allem dann, wenn etwa di« mit der Durchführung des Winterhilfswerkes be trauten Personen selbst sich an Liebesgaben ver greifen oder in irgendeiner Weise eine Untreue zum Nach teil des Winterhilfswerkes begehen." Ser englische Spionagesall in München. Der Verhaftete nach Leipzig gebracht. Der in München verhaftete englische Journalist Noel Panter, der der Spionage dringend verdächtig ist, Hal die Aussage vor den Münchener Polizei behörden verweigert und erklärt, er wolle nur vor dem Untersuchungsrichter aussagen. Er ist inzwischen nach Leipzig transportiert worden, wo er beschleunigt vernommen werden wird. Zweifellos liegt ein Fall ausgesprochener Spionage vor. Der Engländer wird sich also wegen Landes verrates zu verantworten haben. Wie man weiter hört, hält sich Panter schon längere Zeit in Deutschland auf; man nimmt an, daß seine journalistische Tätigkeit für das Londoner Blatt „Daily Telegraph" nur der Deck mantel für seine Spionagearbeit ist. Die englische Presse zieht die Verhaftung groß auf und legt sich sür den Spion mächtig ins Zeug. Die in London, markierte künstliche Aufregung ist nicht gerade entlastend für Panter, zumal seine Verhaftung in strengster Korrektheit durchgeführt wurde. 13 Bombenwürfe in Jerusalem. Schon 3V Tote und mehr als 280 Verwundete in Palästina. Die Zahl der Toten bei den Unruhen in Palästina erhöhte sich auf 30, die der Verwundeten auf über 2 5 0. In der Altstadt von Jerusalem kam es zu wiederholten Zusammenstößen. Arabische Demonstranten schleuderten dreizehn Bomben, und die Polizei schoß mehrere Salven auf die Menge ab. Drei Araber wurden getötet und siebzehn verwundet. Eine arabische Zeitung in Jerusalem fordert Rache für sämtliche arabischen Todesopfer. Anläßlich der gespannten Lage in Palästina hat der Oberkommissar den mit 733 Juden aus Polen und Deutschland besetzten Dampfer „Marta Washington" in Larnaca (Cypern) auf halten lassen. 13 Tischlereien durch Großssuer vernichtet. Berliner Fabrikgebäude völlig ei»« geäschert. In einem Berliner Fabrikgebäude in der Friedcnstratze brach ein Großfeuer aus, das in vier Stunden das dreistöckige Haus, in dem dreizehn Tischlereien untergebracht waren, bis aus die Grundmauern einäs cherte. Schon kurz nach Mitternacht hatte ein Tischlerehepaar Brandgeruch wahrgenommen, sich aber, als es nichts Besonderes bemerkte, wieder schlafen gelegt. Erst einige Zeit später, als der Brandgeruch stärker geworden war^ wurde die Feuerwehr gerufen. Als die ersten Feuerwehr» züge eintrasen, stand jedoch das ganze Gebäude in Flammen. Den Löscharbeiten stellten sich ungeheure Sch wie» rigkeiten entgegen, da die Motorspritzen durch dis engen Toreinfahrten nicht hindurch konnten. Ebenso konnte nur eine mechanische Leiter ausgestellt werden. Obwohl aus sechzehn Rohren allergrößten Kalibers ungeheure Wassermengen in das Gebäude geschleudert wurden, war nichts mehr zu reiten. Durch das Riesen» seuer, das fast vier Stunden gewütet hatte, ist ein ge waltiger Sachschaden entstanden. Von dem Fabrikgebäude sieht man nur noch die Umfassungsmauern mit den zerstörten Fenstern. Der Dachstuhl war mit großem Krachen, ebenso wie die Decken der Stockwerke, eingestürzt. Fast jeden Augenblick prasselten verkohlte Balken und Mauerwerk unter gefährlichem Funkenregen herunter. In den Tischlereien sind zahlreiche Möbel, die vor der Ablieferung standen, vernichtet worden. Nur ein Teil der Werk stätten war versichert, so daß viele von ihnen völlig ihrs Existenz verloren haben dürsten. Riesiger Fabrikbrand im Berliner Nordosten. Ein Blick in das vollkommen ausgebrannte Gebäude in der Friedenstraße in Berlin, wo ein Schadenfeuer dreizehn Tischlereibetriebe einäscherte und schweren Sachschaden anrichtete. SWdkt U bis MMkWsMrS! denn je muß ich jetzt «uf meinen Ruf achten. Denn es geht ja jetzt nicht mehr um mich, es geht um dich, Allan." Leise streichelte sie dem Manne die heiße Stirn. „Du hast recht, Marietta. Ich gehe jetzt. Aber ich komme wieder, damit ich deine Mutter um deine Hand bitten kann. Oder ist es dir nicht recht?" fragte er, denn er sah, wie ein Schatten Uber ihr eben noch so glückliches Gesicht ging. „Recht, oh, Allan! Ich dachte nur eben, daß ich ein ganz armes Mädchen bin. Vielleicht dürfte ich es nicht zu geben, daß du dein Leben an eine arme Frau bindest! Aber ich werde mich einschränken, Allan, ich werde es können, glaube mir. All dieser Hang zu äußerem Luxus, den du an mir gesehen hast, war ja weiter nichts, als ein Betäuben der inneren Leere, die mich erfüllte. Jetzt, wo ich dich ge funden habe, Allan, werde ich auch unter den beschränktesten Verhältnissen glücklich und zufrieden sein. Vielleicht kann ich auch irgend etwas lernen, womit ich etwas verdienen kann, um dir zur Seite zu stehen. Nichts soll mir zu viel sein, wenn wir beide nur zusammen sind. Aber du, Allan, vielleicht wirst du es einmal bereuen, daß du ein armes Mädchen geheiratet hast?" Mit steigender Rührung hatte Allan Mariettas Worten gelauscht. Was für ein tapferer Mensch war doch in ihr verborgen. Wie sehr hatte er sie in allem verkannt. Glücklich mußte er sein, weil er die Frau gefunden, die ihn nur um seiner selbst willen liebte. Aber er wollte das Geheimnis bis heute nachmittag noch bewahren. Was würde Marietta sagen, wenn sie erfahren würde, daß er nicht der arme, abhängige Sekretär war?! Etwas wie Humor blitzte in seinen Augen auf, als er ihr jetzt über das glühende Gesicht strich und leicht hin sagte: „Mache dir darüber nur keine Gedanken, Darling, das wird sich alles irgendwie finden. Die Hauptsache ist, daß wir uns liebhaben, das ist der größte Reichtum." Und mit einem innigen Kusse trennte er sich von ihr. Allans nächster Weg am Nachmittag war zu dem größ ten Juweliergeschäft Wiesbadens. „Ich suche einen Ring mit einer schönen Perle," sagte er zu dem weißhaarigen Juwelier, der hinter dem Laden tische stand. „Es muß ein besonders ausgesuchtes Exemplar sein." Der Juwelier legte Allan nacheinander die schönsten Ringe vor, aber Allan war immer noch nicht zufrieden. „Ich habe noch ein besonders schönes Stück hier," meinte der Juwelier, „es war von einem holländischen Indu striellen bestellt, ist aber dann nicht abgenommen worden, weil der Herr plötzlich gestorben ist. Wenn ich es Ihnen einmal vorlegen dürfte? Es ist allerdings außerordentlich teuer." Dabei sah er prüfend auf den jungen Mann, der in der zurückhaltenden Vornehmheit seiner Kleidung nichts von dem Reichtum ahnen ließ, den der Erwerber eines sol chen Schmuckstückes haben mußte. Aber Allan sagte ganz ruhig: „Zeigen Sie mir den Ring nur, wenn er mir gefällt, werden wir schon über den Preis einig werden." Der Juwelier holte nun aus einem Extraschränkchen, das besonders geziert war, ein Kästchen hervor und öffnete es vor Allan. Äuf violettem Samtgrunde lag ein Ning mit einer erbsengroßen Perle von silbrigem Grau. Allan sah auf den ersten Blick, daß es ein außergewöhn lich schönes Stück war; die Perle war vollkommen rein und fehlerfrei, ihr Glanz war gleichmäßig, strahlend und sanft. Sie trug den vollsten Schimmer dieser kostbaren Gebilde, als Hütte sie sich noch den Perlmutterschimmer des Meeres bewahrt. Ohne ein Wort zahlte er den hohen Preis von zehn tausend Mark, den der Juwelier nannte. Neben dem Iuwelierladen war ein großes Blumenge schäft. Allan trat ein und verlangte ein paar ausgesucht schöne Blumen, „für einen Verlobungsstrauß", fugte er er klärend hinzu. (Fortsetzung folgt.)