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IS38 o 00 L16I 1S16 I9lS co 1912 1913 N6I 1908 Jahr 26—28 08 29 ! o O Ol 35 44 co oo § 17-20 prelle 100 w 39 41 co xf r: S co w 20 O Q AL I» kO 8 41. 55, 65 SS, so 52, 60, 54 S2, 54, 62 8 so, 46, 42 45, 54, 48 09 Lt 'St - sbesitzcr erste co NS, 126, 78, 85 180 931 9N 'Oäl 'Söl Pli ' 811'901 58. 64, 77, 84 44, 46, 56, 62 65 54, 59, 56, 60 58 42, 48, 48 52 53, 47, SS SS. 52, 51, SO ! 53 52, 54, SO, 44 45. 40, 47 44, 42, 46, 49 Schwein je Ztr. lte ab Hof folger 'N c» I Pfd 30, SV SS Pfg. 1 Pfd. 4 Mk. 10-17 4ö, 24, 86 90 ao o r: o SS, 22 40, SO, 20, 23 22 Ferlelmord April 11, 15, 25 Jan—März 1915 20, 22, 21, 11 10, 8 12, 25, 28, 26 1 Psd. 80 Pfg. 26, 24, 18, 17 19 22, 21, 19, 15 10 19, 16 23, 24, 20 27, 28, 18, 14 17, 20, 16, 20 Ferkel je Stück 003 1 Pferd ur Zonntsgs-Leilage rn 40 ivilsüruner cageblatt ''.lo. !err Ein rosarotes Taschentuch. Skizze von H. R. Eckert. Kennen Sie, lieber Leser, das Gefühl, wenn man so am Sonnabend Abend beim Friseur sitzt und mit Schmerzen darauf wartet, abgefertigt zu werden? Dann werden Sie es auch verstehen, daß ich zuerst den ganzen Lesezirkel durch, blätterte und dann eine Zeitung nach der anderen las, bis ich auf folgende „Kleine Anzeige" stieß: „Reizende, schwarzhaarige junge Dame, südländischer Typ, sucht die Bekanntschaft eines schriftstellerisch begabten Herrn zwecks gemeinsamer Theater» besuche und Gründung eines Literaturzirkels." " Zu Hause las ich' das Inserat noch zweimal. Dann gab ich bei der Zeitung meinen Brief ab. Stichwort „Schönheit 18" Gemacht. Zwei Tage später war bereits Antwort da. Die jnnge Dame schrieb außerordentlich nett und witzig und legte ein Bild bei, das einfach entzückend war. Wenn das Original auch nur etwas Aehnlichkeit mit diesem Konterfei besaß, mußte es von geradezu hinreißender Schönheit sein. Man vermochte nicht recht zu sagen, ob spanischer oder italienischer Typ, viel leicht eine Mischung von beiden. Das war mir auch einerlei. Jetzt hieß es zuerst einmal, die südländische Schönheit kennen zu lernen. Ich antwortete ihr. Sie schrieb zurück: „Seien Sie morgen mittag um zwei Uhr am Hauptbahnhof und tragen Sie ein rosarotes Taschentuch in der Jackettasche! Ich werde Sie dann ansprechen. Bedingung ist aber, daß Sie keine überflüssigen Fragen stellen, die ich bei Herren nicht schätze, und mir ohne weiteres folgen." Ich muß sagen, daß ich einfach entzückt war. Am nächsten Tage stand ich schon eine Viertelstunde früher am Haupt bahnhof, hatte mein rosarotes Taschentuch recht auffällig in die Jackettasche gesteckt und spazierte ungeduldig auf und ab. Plötzlich trat ein ganz kleiner, korpulenter Herr mit schnellen Schritten auf mich zu und sagte mit fetter, quiekender Stimme: „Sie sind etwas zu früh gekommen, aber das macht nichts. Sesto schneller sind wir fertig. Gut, daß Sie Ihr Taschentuch chtbar angebracht haben. Ich stehe zu Ihrer Verfügung." Ich hatte das Gefühl, daß ich ihn wenig geistreich anstarrte. Entschuldigen Sie", stotterte ich, „hier scheint mir doch..." „Ach, reden Sie doch nicht", winkte der kleine Dicke mit rgerlicher Handbewegung ab, „tun Sie nur nicht so, als ob Sie sich genieren! Wir wissen, daß Sie in dieser Sache nun einmal der Ueberlegene sind, und danach haben wir uns zu richten. Alles andere sind unnütze Sentimentalitäten." Ich faßte mich vorsichtig an den Kopf. Tatsächlich, er saß noch am richtigen Fleck. Na, schön, da hieß es sich zusammen raffen und einfach auf alles eingehen. Der Himmel mochte zwar wissen, wohin das noch führte, aber angesichts des energischen kleinen Dicken konnte ich nicht lange danach fragen. „Ich weiß Bescheid", bemerkte ich kurz und sachlich, „und stehe zu Ihrer Verfügung!" Der Dicke dankte mit einer knappen Verbeugung und lud mich ein, in seinem Viersitzer, der an der Ecke hielt, Platz zu nehmen. Mit einem Knall flog die Tür ins Schloß. Der Dicke gaffte wütend und überfuhr beinahe einen Radfahrer. Einige Minuten sah ich mir das mit an, dann meinte ich: .Sagen Sie mal, wohin fahren Sie mich eigentlich?" „Wie?" entfuhr es dem Dicken. „Das fragen ausgerechnet Z i e mich?" Er lächelte ungeheuer sarkastisch. „Danke", brach ich die Unterhaltung ab, „ich weiß Be- cheid." In Wahrheit wußte ich nicht die Bohne. Aber was ollte man machen, wenn man mit einem Irrsinnigen im lluto saß? Man hielt am besten den Mund und fuhr mit. „Wir sind jetzt gleich an der Bank", sprach der Dicke am Steuer, „Sie haben ja zur Bedingung gemacht, daß ein Ver- reter zur Stelle sein soll, falls der Scheck keine Deckung hat. So, da wären wir!" Damit trat er auf die Fußbremse, griff dann in die Rocktasche, holte ein Scheckbuch heraus, trennte eines der Formulare ab und überreichte es mir mit bitterem Lächeln. Ich las: „25 OM Mark, auszahlbar a« den Ueber- chriaaeet? 'Donnerwetter! Jetzt gingen mir erst richtig die Augen auf. Es war ja klar, daß ich das Opfer eines tollen Versehens wär. Wir verließen den Wagen und traten auf das Bank gebäude zu. Tausend Gedanken schossen mir blitzschnell durch den Kopf. War hier nicht Gelegenheit, rasch zu Geld zu kom men? Wahrhaftig, 25 000 Märkerchen sind weiß der Himmel kein Pappenstiel! Aber, aber... Nein, mein Entschluß war gefaßt. Gerade, als ein Auto-Omnibus vorbeiratterte, schwang ich mich mit einem Sprung auf das Trittbrett und sauste da von, sehr zum Erstaunen des Dicken, der breitbeinig, mit dem Scheckbuch in der Hand, da stand und mir mit offenem Munde nachstarrte. Vier Haltestellen weiter sprang ich ab, nahm den nächsten Taxawagen und ließ mich zum Hauptbahnhof fahren. Es war zehn Minuten nach zwei Uhr. Bis um drei ging ich auf und ab. Unruhig, verzweiflungsvoll, niedergeschlagen. Sie kam nicht. Hatte sie vielleicht unser Treffen vergessen? Ich fragte einen Dienstmann, der am Einyang stand. „Die schwarzhaarige junge Dame?" meinte er bedacht sam, „ja, die habe ich gesehen. Die ist vor einer Stunde mit einem Herrn fortgegangen, der hier mit einem rosaroten Taschentuch im Jackett auf sie wartete." Geknickt schlich ich nach Hause. Für mich war der Himmel grau, obwohl er blau war, und für mich goß es in Strömen, obgleich die Sonne schien. Ich bitte Sie, sagen Sie selbst! Auf das Geld verzichten war nicht allzu schmerzlich, denn ehr lich währt am längsten, und Vorsicht »ist immer noch die Mutter der Porzellankiste, aber daß ich es tat, während ein anderer zu gleicher Zeit mit meiner südländischen Schönbeil auf und davon ging — das werde ich dem kleinen Dicken mit der fetten, quietschenden Stimme nie in meinem Leben ver zeihen ... Eichendorff vermietet ein Zimmer. Eine heitere Erinnerung, erzählt von Rudolf K. Müller. Der Dichter Josef von Eichendorff erwies sich nicht nur in manchen Werken als ein Meister romantisch verspielten Humors, auch in seinem Leben äußerte sich oft die Lust am fröhlichen Fabulieren. Als er im Sommer 1831 aus Königs berg in das preußische Kultusministerium nach Berlin be rufen wurde, mietete er für mehrere Jahre das Haus Pots damer Straße 41. Ehe er jedoch sein neues Heim bezog, ver anlaßte er seine Frau, folgenden Brief an den ihnen befreun deten jungen Juristen Otto Freiherrn von Wolfersdorfs zu schreiben: „Ich habe Ihnen einen Vorschlag zu machen, doch bitte ich, ihn genau zu prüfen und nicht etwa aus über triebener Höflichkeit gleich ja zu sagen. Sollten Sie denselben nicht annehmen wollen oder können, so bedarf es gar keiner Gründe: warum, Sie dürfen dann nur sagen: es geht nicht. Wir sind halb entschlossen, in das einsame Häuschen zu ziehen, welches an der Potsdamer Straße Nr. 41 liegt, doch sch nur unter der Bedingung, daß, außer meinen Männerns noch ein Mann mit herein zieht, weil ich mich sonst vor Räubern und Mördern dort fürchten würde, und nun richte ich die große Frage an Sie: wollen Sie unser Beschützer sein? — Ich kann Ihnen zwar nur eine Dachstube anbiethen, doch ist dieselbe hell, geräumig und heizbar. Das Nähere können wir dann Wohl mündlich besprechen. — L. von Eichendorfs." Wolfersdorfs, für den die Aufforderung offenbar eine in zartfühlender Form erwiesene Wohltat bedeutete, willigte gern ein, und der Dichter entwarf nun folgenden scherzhafte» Vertrag: „Zwischen dem zukünftigen Justizminister, Herrn Otto von Wolfersdorfs, und dem Baron von Eichendorff nebst Frau ist folgender Mieth-Contract wohlbedächtig verabredet und geschlossen worden. , tz 1: Es vermietet von Eichendorff in dem zwischen Ber« lin und Potsdam belegenen Schlößchen eine einfenstrige, Mischen Himmel und Erde befindliche Dachstube k.^ukünktia«