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7m'dMsbanSe''mehrIM^ ssasssie wissen,-daß sie <hre sofortige Entlassung zu gewärtigen haben, wenn diese Erklärung nicht der Wahrheit entspricht. Bevorzugte Berücksichtigung von Kriegsteilnehmern bei Verleihung von Apotheken-Personal-Konzessionen. Das sächsische Ministerium des Innern macht bekannt, daß Apotheker, die Kriegsteilnehmer (einschließlich der Teil nehmer an den deutschen Befreiungskämpfen nach 1918) sind, bei Verleihung von Apotheken- Personal-Konzessionen bevorzugt berücksichtigt werden in dem es bei Berechnung des Konzessionsalters alle Benach teiligung ausgleichen wird, die sie nachweislich durch Teil nahme am Weltkrieg erlitten haben. Frontkämpfern wird die an der Front verbrachte Zeit doppelt angerechnet Wer den, bei Kriegesbeschädigten wird die Kriegsbeschädigung entsprechend der Höhe, in der sie anerkannt worden ist, berücksichtigt werden. , , Säst -u schon -einen Auftrag erteilt? Zur Handwerkswoche vom 15. bis 21. Oktober 1933. Das Handwerk hat den festen Glauben an einen kommenden Aufstieg der deutschen Wirtschaft. Dieser Auf stieg ist nach dem Willen des Führers nur möglich, wenn alle Röder des weitverzweiten Getriebes der deutschen Wirtschaft reibungslos ineinandcrgreifen. Das bedeutet, daß jeder Berufsstand in nuferem Vaterland erforderlich ist, bedeutet ferner, daß sich die Stande gegenseitig zu dienen haben und gegenseitig ergänzen. Ganz gleich, ob Landwirt oder Industrieller, ob Beamter, Angestellter oder Arbeiter, ob Handwerker oder Gewerbetreibender, alle sind sie aufeinande angewiesen. Jeder einzelne ist ein unbedeutendes Rädchen, jeder zusammcngeschlosscne Berufsstand ein Wirtschastsfaktor von mehr oder weniger großer Bedeutung! Die erste Aufgabe im neuen Deutschland muß daher sein, den Volksgenossen die Augen über die Notwendigkeit der Berufsstände und ihrer wirtschaftlichen Bedeutung zu öffnen.. In der Woche vom 15. bis 21. Oktober wirbt das Handwerk einmütig für sich. Mit dieser Wer bung soll in deutlicher Weise für die Notwendigkeit der Arbeitsbeschaffung für das Handwerk Propaganda ge macht werden. Es liegt dem Handwerk nicht, seine Nöte in der Öffentlichkeit preiszugeben. Das Handwerk ist fast zermürbt!. Aber es ist gewillt, bedingungslos mit auf- Lauen zu helfen und auch Opfer zu bringen. Das Hand werk erwartet eine gerechte Beurteilung seiner Notlage und hofft auf eine Belebung seiner Betriebe durch große, aber auch durch Aufträge kleinster Art. Das Hand werk ist Dankbar für jeden Auftrag. In der Handwerks woche vom 15. bis 21. Oktober soll das deutsche Volk täg lich auf die Qualitätsarbeit des Handwerks hingewiesen werden! Volksgenosse! Hast du schon deinen Auftrag erteilt? Doppelt hilft, wer schnell hilft! Gesundes Handwerk — gesundes Volk. In Deutschland gibt es nach den neuesten Erhebungen 1,4 Millionen Handwerksbetriebe. Unsere Statistik ver anschaulicht, wieviel Menschen in diesem Erwerbszweig Arbeit und Brot finden. Die Reichshandwerkswoche wird die Bedeutung des Handwerks im Rahmen der deutschen Volkswirtschaft besonders augenfällig zum Ausdruck bringen. Dimitross möchte schietzen. MMvff wird aus dem Saal gewiesen. Erregte Verhandlung im Brandstifterprozeß. Zu Beginn der Freitag-Verhandlung im Brandstifter- Prozeß hat sich Oberrcichsanwalt Werner wieder ein mal mit einer Zuschrift des ausländischen Verteidigungs komitees zu beschäftigen, in dem erneut auf den Fall der angeblichen Mißhandlung des bulgarischen An geklagten Dimitroff zurückgegriffen wird. Es wird in dieser Schrift die kühne Behauptung ausgestellt, daß weder der Gerichtshof noch der Verteidiger — man setzt die Be zeichnung Verteidiger gar in Gänsefüßchen — es für ihre Pflicht gehalten hätten, gegen die „prügelnden Polizisten" einzugreifen. Man lasse in Ermangelung sachlicher Argumente den Gummiknüppel in Aktion treten. Diese geradezu unverschämte Behauptung veranlaßt den Oberreichsanwalt zu erklären: Es besteht keine Ver anlassung, nachdem der Vorfall vorgestern restlos auf geklärt worden ist, noch einmal darauf zurttckzukommen. Selbst Dimitroff hat ja nicht behaupten können, in irgend einer Form mißhandelt worden zu sein. Senatspräsident Bünger schließt dieses Kapitel ab, indem auch er die ausdrückliche Erklärung abgibt: Ich kann es mir nicht versagen, eine solche Art von wieder holter Verleumdung als unwürdig und verächt lich zu bezeichnen. Der Vorsitzende legte dann dem Angeklagten Torgler die Frage vor, wo er sich in der Nacht nach dem Brande aufgehalten habe. Torgler verwahrt sich gegen den Ver dacht, als hätte er sich in der Wohnung von Kühne ver bergen wollen. Kühne sei ein bekannter kommunistischer Funktionär gewesen, so daß er dort gerade besonders ge fährdet gewesen sei. Kühne seit tatsächlich auch am anderen Morgen von der Kriminalpolizei verhaftet worden. Torgler selbst blieb unbehelligt und begab sich am Vormittag zusammen mit Rechtsanwalt Rosenfeld ins Polizeipräsidium, wo seine erste Vernehmung erfolgte. Landgerichtsdirektor Parrisius kommt dann auf das Verhalten von Frau Torgler zu sprechen, als Kriminalbeamte in ihrer Wohnung er schienen, um Torgler zu verhaften. Während der Durch suchung der Wohnung seien zweimal telephonische Anrufe von einer Dame erfolgt, auf die Frau Torgler in beiden Fällen antwortete, es sei unerwarteter Besuch in der Wohnung. Die Kriminalbeamten hätten den Ein druck gehabt, daß die anrufende Dame von Torgler vor geschoben wäre, um sestzustellen, ob die Luft rein war. Auf die Frage, ob er die Dame veranlaßt habe, bei ihm zu Hause anznrufen, antwortete Torgler, daß er von diesen Anrufen nichts wisse. Von der Haussuchung in seiner Wohnung habe er erst durch einen Anruf bei seiner Frau erfahren. Der Senat geht dann dazu über, den Angeklagten Dimitroff zur Sache zu vernehmen. Zunächst aber Werden zwei Berliner Kriminalbeamte als Zeugen ge hört, die über das bei Dimitroff gefundene und beschlag nahmte literarische Material Auskunft gegeben haben. Senatspräsident Dr. Bünger geht zur Erörterung des von der Anklagebehörde vor gebrachten Beweismaterials gegen Dimitroff und die beiden anderen bulgarischen Angeklagten über. Dimitroff behauptet, dieses Schriftstück nie gesehen, nie besessen und nie gelesen zu haben, und stellt die ebenso freche wie sinn lose Behauptung auf, daß die Polizei irgend etwas in seine Akten hineingeschmuggelt hätte. Dimitroff fällt allmählich in seine alte Methode zurück, fährt dem Vorsitzenden über den Mund und beginnt, dauernd kaut dazwischenzuschreien. Vorsitzender: Es ist bei Ihnen das Buch „Der bewaffnete Aufstand" gefunden worden. Das ist doch ein Lehrbuch für den Aufstand. Dimitroff: Bei mir haben Sie eine ganze Bibliothek mit Büchern aller Art finden können. Ich habe immer studiert. Ich habe im Gefängnis studiert, und ich studiere auch in' dieser Hauptverhandlung, Herr Präsident! (Gelächter.) — Der Vorsitzende stellt fest, daß das Buch „Der bewaffnete Aufstand" am 27^Mai 1932 vom Reichs gericht für illegal erklärt wurHe. Dimitroff erklärt^ daß er das Buch im Jahre 1931 gekchrft habe. Im übrigen! würde er es auch gelesen haben, menn er den illegalen! Charakter dieses Buches gekannt hättg. Der Kanzler des; Deutschen Reiches, Adolf Hiller, hättehes ja auch gelesen^ Es werden jetzt > die merkwürdigen Markierungen erörtert, die in einem Reiseführer )aus dem Besitz; Dimitroffs gefunden worden sind. Bei genauer Prüfung stellte es sich heraus, daß in einem in diesem Buch befind lichen Stadtplan Kreuze ein g ez eich»n et waren^ dort, wo das Stadtschloß und das Reidchstags-l gebäude angegeben waren/ Dimitroff ruft dazwischen, daß diese Zeichen bei dev ersten polizeilichen Vernehmung noch nicht vorhanden ge wesen seien. Diese Zeichen seien bei der Kriminalpolizei! gemacht worden. Der Vorsitzende läßt von dem KriminalaWenten Kynast noch einmal unter Eid eine genaue Schilderung geben, unter welchen Umständen diese Kreuze bemerkt wurden. Der Oberreichsanwalt wirft die Frage auf, ob v a n- der Lubbe, der nach der Behauptung der Anklage Dimitroff gekannt hat, vielleicht diesen Führer einmal besessen habe. Auf die Frage, ob er ihn jemals gesehen habe, sagt van der Lubbe lächelnd: Nein. Nun verlangt Dimitroff den Plan plötzlich auch noH einmal zu sehen. Er betrachtet ihn eine Weile und platzt dann mit der Behauptung heraus: Damals, bei der polt-, zeilichen Vernehmung, waren diese Zeichen ganzstar Jetzt sind sie sehr dünn. — Vorsitzender: Was soll denn das für einen Zweck gehabt haben? — Dimitroff: Dar über möchte ich später sprechen. — Oberreichsanwalt Werner: Gibt Dimitroff denn zu, daß das Buch ihm gehört? Dimitroff: Ich habe einen Reiseführer gekauft. Ob es dieser ist, weiß ich nicht. Für die Polizei übernehme ich keine Garantie. (Grosze Heiterkeit im ganzen Saal.) Vorsitzender: Wir werden auch ohne Ihre Garantie auskommen. i Nach einer Mittagspause werden Dimitroff dis verdächtigen Aufzeichnungen der Reihe nach weiter vor gehalten. Es wirkt geradezu erheiternd, wenn Dimitroffs alles in Beziehung zu Bulgarien bringt. Heftig gestikulierend und auf den Vorsitzenden einredend, be-s müht er sich, das Gericht davon zu überzeugen, daß alles! nur der „Informierung seiner Parteifreunde" gedient' hätte. Oimiiroff aus der Sitzung entfernt. Das Verhalten Dimitroffs war von Anfang an her» ausfordernd und frech. Kurz nach Beginn der Nach- mittagsverhandlung sah sich der Vorsitzende, der Dimitroff bereits wiederholt verwarnt hatte, gezwungen, einen Be schluß des Senats herbcizusühren. Dieser Beschluß geht dahin, daß der Angeklagte! Dimitroff vorläufig aus dem Saal entfernt wird. Die Verhandlungen werden also zunächst ohne Dimitroff! weitergefvhrt. Der Bulgare hatte nach Beginn der Nachmittags verhandlung von „kollossaler Unfähigkeit" und „Unver ständigkeit der Polizeibeamten" hinsichtlich der Ent schlüsselung seiner geheimen Fernfprechnummern ge^ sprachen. Er entfernte sich auf den Beschluß hin nut widerwillig unter wiederholten unverständlichen Schimpf wörtern. j Als Dimitroff von den Polizeibeamtcn herausgeführsi wurde, gebärdete er sich sehr widerspenstig und brüllte durch den Gang des Reichsgerichts: „Ich möchte schießen können!" Er sitzt nun wieder im Untersuchungsgefängnis zu Leipzig. Dann wendet sich das Gericht der Vernehmung des Angeklagten Popoffzu. Es werden ihm fünf Quittungen vorgelegt, die von einem gewissen Peter unterzeichnet sind und über insgesamt 303,40 Mark lauten. Popoff erklärt, daß er sich an den Inhalt diesem Quittungen im einzelnen nicht erinnern könne. > 54. Fortsetzung Nachdruck verboten Am liebsten hätte sie ihre Koffer gepackt und wäre nach dem Süden gefahren. Sie hatte auf den letzten Bällen so viel von Italien erzählen hören, daß sie Sehnsucht bekom men hatte, all diese Schönheiten auch zu genießen. Aber ihre Hände griffen nach einem Depeschenformular, das zwischen den Blättern ihrer Schreibmappe lag. Wieder, wie schon oft in den letzten Tagen, überflogen ihre Augen diese wenigen Zeilen: „Treffe in wenigen Tagen dort ein. Wichtige Entschei dungen stehen bevor. Nikita." Unwillkürlich irrten Sonja Jegorownas Blicke abermals nach dem Kalender. Aergerlich schüttelte sie den Kopf. Ihre Augenbrauen schoben sich finster zusammen, während sie die Depesche wieder in die Schreibmappe zurücklegte. Vor zehn Tagen war dieses Telegramm gekommen. Und nun wartete sie Tag um Tag, Stunde um Stund« auf das Eintreffen Nikita Osinskis. Und es wurde Zeit, daß er endlich kam. Ihre Kasse bedurfte der Auffüllung. Spöttisch lachte Sonja bei diesem Gedanken auf und dachte daran, daß die großen Entscheidungen, die Nikita Ostnski in seinem Telegramm ankündigte, auch für sie einen großen Gewinn abwerfen würden. Dann konnte sie ihre Wünsche erfüllen, konnte Berlin verlassen und den Süden aufsuchen. Sie hatte in diesem Winter in den Nachtlokalen ihre Leidenschaft für das Glücks spiel entdeckt und fieberte darauf, in Monte Carlo diesem Dämon opfern zu können. Dazu gehörte aber Geld und das mußte ihr Nikita Osinski beschaffen oder Doktor Walter Eysoldt. Aber als dieser Name sich in Sonja Jegorownas Gedan ken drängte, wurden ihre Blicke noch finsterer als vorher. Wieder ging sie «ine Weile nachdenklich im Zimmer auf und ab und grübelt« darüber nach, was wohl die Schuld daran tragen mochte, daß Walter Eysoldt in den letzten Wochen selten ihre Gesellschaft gesucht hatte. Sonst war er fast täglich ihr Gast gewesen, oder sie hat ten sich bei Festlichkeiten oder zum Besuch eines Theaters oder Kabaretts verabredet. Selbst Fernstehende waren sich nicht im Zweifel darüber gewesen, daß Walter Eysoldts Interesse für die russische Tänzerin schon nach kurzer Zeit zu einer großen Leiden schaft geworden war. Und Sonja, die sich anfangs um die Gunft dieses be kannten Großindustriellen bemüht hatte, schiirre mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln dieses Feuer, um die sen Mann völlig in ihren Dann zu zwingen. Das Spiel war ihr nicht schwer geworden. Ihre rassige Schönheit, ihr heißes, leidenschaftliches Tem perament hatte ihr stets die Siege über Männerherzen leicht gemacht. Und doch schien es, als hätte ihr Zauber plötzlich keine Wirkung mehr. Auf ihre telephonischen Anfragen erhielt sie in der letz ten Zeit oft den Bescheid, daß Doktor Walter Eysoldt durch wichtige geschäftliche Konferenzen stark in Anspruch genom men sei. Er selbst ließ sich am Telephon meist verleugnen. Das mußte doch irgendeinen Grund haben... Mitten in ihren unruhigen Wanderungen hielt Sonja plötzlich inne, schaute mit starren Blicken vor sich hin und murmelte: „Nur eine andere Frau kann im.Spiel sein..." Gleichzeitig kam eine fieberhafte Erregung über sie. Sie erinnerte sich an Osinskis Mahnung, die ihr dieser vor sei ner Abreise nach London zugeflüstert hätte: „Verscherze dir um keinen Preis Eysoldts Zuneigung. Sie kann für unsere Zukunft von größter Wichtigkeit sein." Sonjas Unruhe steigerte sich so sehr, daß sie plötzlich das Alleinsein in ihrer Wohnung nicht mehr ertrug. Sie klei dete sich hastig an und verließ das Haus. Da sie kein be stimmtes Ziel hatte, ließ sie sich mit dem Auto nur nach dem Innern der Stadt bringen, stieg am Potsdamer Platz aus' und schickte den Wagen nach einer Parkstelle, wo er sie zur Rückfahrt erwarten sollte. Dann bummelte sie planlos durch die Straßen, besah sich ohne besonderes Interesse die Schaufenster, erledigte einige; Einkäufe und faßte dabei den Entschluß, nach Walter Ey-; soldts Villa zu fahren, um ihn dort aufzusuchen. Sie wollte auf jeden Fall die Gründe erfahren, die den! Wechsel seiner Stimmung gebracht hatten. Aber als sie in die Nähe von Eysoldts Villa kam, spürte sie mit einemmal eine seltsame Befangenheit. Sie ließ deshalb den Wagen an einer nahen Straßen kreuzung halten und ging langsam die stille, einsame Villen straße entlang. Plötzlich vernahm sie dicht hinter sich ein Hupensignal/ das ihr bekannt erschien, und als sie sich umwandte, erkannte sie den großen, eleganten Mercedeswagen Walter Eysoldts,. niit dem sie oft weite Fahrten über Land mitgemacht hatte,« als sie noch keinen eigenen Wagen besaß. Sie drückte sich hastig in den Schatten der Bäume, um. nicht sofort erkannt zu werden. Doch ihre Augen leuchteten auf und sie malte sich aus,! wie groß Walter Eysoldts TIeberraschung sein würde, wenn sie plötzlich aus dem Dunkel heraustreten würde. . Mit gespannten Blicken.beobachtete sie die Vorgänge^ die sich dicht in ihrer Nähe abspielten. Das Auto hielt. Auf das'Hupensignal eilte der Haus meister der Villa herbei, um das groß« eiserne Tor zur Ein fahrt zu öffnen. ' ...» Das Licht flammte im Innern des Wagens auf, so VaH deutlich die Insassen zu erkennendwaren. (Fortsetzungfolgt.)