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Oesterreich wir- beleidigend. Verletzend« Maßnahmen für den Besuch deutscher Minister. Der Kamps der gegenwärtigen österreichischen Negie rung Dollfuß gegen die dortige nationale Bewegung und gegen das nationale Deutschland unter gleichzeitiger Schonung des österreichischen Marxismus hat nunmehr Formen angenommen, die zu einem ernsten Konflikt führen müssen, wenn sich die österreichische Regierung nicht noch in letzter Stunde auf die einfachsten Anstandspflichten besinnen sollte. So hat jetzt die Wiener Polizeidirektion für den be vorstehenden Besuch deutscher national sozialistischer Minister in Wien Maßnahmen getroffen, wie sie vielleicht sowjetrussischen Agitatoren gegenüber angebracht wären. Es muß auf jeden Deut schen geradezu verletzend wirken, wenn für die Be grüßung der deutschen Minister bei der Ankunft auf dem Flugplatz Aspern bei Wien jede Kundgebung strengstens verboten und höchstens zwanzig Personen zur Begrüßung zu gelassen werden. Auch dürfen nicht mehr als zehn Personenautos die Gäste und ihre Gastgeber nach Wien Hineinbringen, wobei etwaige Ansammlungen in den Straßen zur Begrüßung der deutschen Minister von der Polizei sofort zerstreut werden sollen. Dazu kommt, daß für den Sonntag die Veranstaltungen der Nationalsozialisten in Wien verboten, die Ankündigungen der Sozialdemokraten für ihre „republi kanischen Freiheitsfeiern" aber zugelassen wurden. überdies hat der neue österreichische Minister für das Sicherheitswesen, Fey, die halbamtliche Partei korrespondenz der Christlichsozialen zu unerhörten Ausfällen gegen die Nationalsozialisten benutzt und dabei vom „braunenBolschewismus" gesprochen. Man muß bezweifeln, ob sich die Regierung Dollfuß darüber klar ist, daß sie sich durch ihren Radikalismus gegenüber der nationalen Bewegung selbst das Grab gräbt. Der Ministerbesuch in Wien völlig unpolitisch. Eine Feststellung Dr. Franks. Beim österreichischen Bundesminister für Justiz ist ein Schreiben des Reichsjustizkommissars und bayerischen Justizministers Dr. Frank eingegangen, in dem er mit- teilt, daß er als Führer des Nationalsozialistischen Deut schen Juristenbundes zu der Tagung des österreichischen Landesverbandes in Wien persönlich erscheinen werde. Der Besuch habe völlig unpolitischen Charakter. „Ich werde mir", schreibt der Minister weiter, „er lauben, nach meiner Ankunft in Wien bei Ihnen, Herr Bundesminister, meine Aufwartung zu machen in freund licher Erinnerung an Ihre mir bei Ihrem Besuch in Berlin persönlich ausgesprochene Einladung." Trotzdem hält die „Reichspost", die den Brief im Wortlaut veröffentlicht, daran fest, daß eine solche Ein ladung an Dr. Frank nicht gerichtet worden sei. Sie ver sucht auch die Feststellung des Ministers, daß eS sich um einen Besuch völlig unpolitischen Charakters handelt, mit Äußerungen nationalsozialistischer Blätter in Gegensatz zu bringen. Prügeleien in der belgischen Kammer. Ans Anlaß einer Deutschenhetze. I« der belgischen Kammer kam es zu stürmischen Auf tritten und einer wüsten Deutfchenhetze. Der Sozialist Vandervelde sprach über Deutschland, wo eine „Diktatur der Bestialität" herrsche. Bezeichnender weise protestierten nur wenige Abgeordnete gegen diese ungeheuerliche Verleumdung. Vandervelde stellte fest, daß die Liberalen in Deutschland sich mit der Diktatur aus gesöhnt hätten. In diesem Augenblick rief Außenminister Hymans: »Die Sozialdemokraten sind feiae genug Denkt an die „Siistung für Opfer der Arbeit". Einzahlungen an Reichskredit-Gesellschaft A. G., Berlin W. 8, Behrcnstraße 21/22, sowie auf deren Rcichsbankgirokonto und deren Postscheckkonto Berlin 120 unter Angabe der Kontobczeichnung „Stiftung für Opfer der Arbeit". gewesen, keinen Widerstand zu leisten."' Darauf stürzte sich ein sozialistischer Abgeordneter auf den Außen minister. Saaldiener warfen sich dazwischen, bis schließlich der Präsident die Sitzung aufhob. Während der Unterbrechung kam es im Wandelgang erneut zu einem Zwischenfall. Eine sozialistische Abgeord nete warf mit Büchern nach dem Außen minister, während ein katholischer Abgeordneter einem Sozialisten, der ihn angriff, eine Ohrfeige gab. England enischul-igi sich. Für die Entwendung des deutschen Kranzes am Ehrenmal. Wie von zuständiger Berliner Stelle zu dem bedauer lichen Vorfall hinsichtlich des von Alfred Rosenberg in London niedergelegten Kranzes mitgeteitt wird, hat der englische Außenminister Sir John Simon dem deutschen Botschafter von Hoesch das Bedauern der eng lischen Regierung über diesen Zwischenfall aus- gesprochen. Am englischen Gefallenendenkmal in London ereig neten sich weitere Zwischenfälle. Von einem Unbekannten wurde ein Kranz niedergelegt, der auf einer beigefügten Karte einen geradezu belei dig end en Protest gegen die deutsche Kranznieder legung enthielt. Später wurde dieser Kranz wieder von einem Mann in Gegenwart einer größeren Menge weg- gerissen. Pressevertretern gegenüber erklärte er, daß er und seine Freunde dagegen Widerspruch erhöben, daß aus einem geheiligten Denkmal politisches Kapital ge schlagen werde. Das Gefallenendenkmal war dann während der gan zen Nacht bewacht. Der Kranz Rosenbergs immer noch in .polizelgeVahrssm". Der im Auftrage Adolf Hitlers am Gefallenendenkmal in London niedergelegte Kranz ist bis jetzt nicht an seinen Platz zurückgelegt worden. Er befindet sich noch immer in Polizeigewahrsam, angeblich, um weitere Zwischenfälle zu verhüten. Am Fuß des Gefallenendenkmals wurde übrigens eine einzelne Lilie mit der Karte eines Amerikaners gefunden, die eine Schmähung des deutschen Reichskanzlers enthielt. Ein Polizist entfernte die Karte. „Do. X- auf dem Kachlctsee havariert. Das Riesenslugboot „Do. X" Et« bei der Wasse rung auf dem Stausee des Großkraftwerkes Kachlet bei Passau eine Havarie der Steuerung, die man auch aus unserem Bilde deutlich erkennt. Durch die Reparatur wird das Flugboot seinen geplanten Europaslug verschieben müssen. Meder zahlreiche SudeiendenWe verhaftet. Im Auftrage der tschechischen Staatsanwaltschaft ich Eger wurden in Asch (Nordwestböhmen) 42 Sudeten deutsche verhaftet. Der Grund der Festnahme wird nicht bekanntgegeben. In der Stadt herrscht große Aufregung. Angeblich soll Teilnahme an Wahlversamm lungen im Deutschen Reich Ursache der Verhaftung sein. Segen SumaniWduselei im Strafvollzug Der preußische Justizminister hat angeordnet, daß nunmehr auch eine Umwandlung des Strafvollzugs durch- geführt werden soll. Die einzelnen Bestimmungen, die lediglich in ihren Grundrissen seststehen, werden zur Zeit ausgcarbcitet. Es gehört zur Selbstverständlichkeit dieser Umwand lung, daß die bisher in der Justiz vorhanden gewesene Humanitätsduselei fortfällt. Der Er ziehungsgedanke soll nur dort durchgreifen, wo eine Er ziehung durch Arbeit möglich erscheint. Diese Arbeit soll aber schwer und hart sein; sie wird vielfach in den Od-- und Moorländereien erfolgen. Zur Wiederherstellung -es Berufsbeamieniums. Weitere Anordnungen des preußischen Justizministers. Der preußische Justiz Minister hat an-, geordnet, daß nunmehr beschleunigt die ungeeigne» ten und unzuverlässigen Beamten beseitigt werden sollen. Man hofft, daß die Arbeiten bis zum 30. September abgeschlossen sein werden. Der preußische Justizminister wünscht aber, daß, je bedrückter bei einens Beamten die Lage gewesen ist, desto großzügiger verfahren werden soll. Ein Beamter, der in den letzten Jahren in eine falsche Richtung hinübergeirrt ist, soll nicht wirtschaftlich vernichtet werden. Ledig-» lich bei den leitenden Beamten soll ein strenger Maß stab angewendet werden. Bei den unteren Beamten und Angestellten hat sich der preußische Justizminister aus» nahmslos selbst die jeweilige Entscheidung Vorbehalten, Gerade in den unteren Gruppen soll mit größter Be schleunigung die Arbeit abgeschlossen werden, um dort zu allererst eine Beruhigung eintreten zu lassen. Vorsicht bei Wertpapiergefchästen! Von zuständiger Stelle wird mitgeteilt: Es mehren sich die Fälle, bei denen Strafbehörden Personen zur Ver- antwortung ziehen müßen, die Ausländern bewußt oder unbewußt bei den nach der Devisenverordnung ver- botenen Wertpapierkäufen oder Tausch geschäften in Wertpapieren behilflich ge wesen sind. Derartige Geschäfte kommen infolge eines Kontrollsystems, das sich über ganz Deutschland erstreckt, meist schon nach wenigen Tagen den Devisenbchörden zur Kenntnis. Wer dabei mitwirkt, Wertpapiere, die aus dem Auslands stammen, zu verkaufen oder in andere umzutauschen oder den Verkaufserlös dem Ausländer in die Hände zu spielen, setzt sich daher der Gefahr einer Bestrafung wegen vorsätzlichen oder doch fahrlässigen Devisenver gehens aus. Die Zahl der Anwälte in Preußen. Die zugelafsenen arischen und nichtarischen Anwälte. Das preußischeJustizministerium gibt dis Zahlen der endgültig in preußischen Oberlandes gerichtsbezirken zugelassenen arischen und nichtarischen Anwälte bekannt. Insgesamt sind in Preußen 11814 Anwälte bisher zugelassen gewesen, davon 82 9 S Arier und 3515 Juden. Von diesen Juden waren 735 Frontkämpfer und 1383 Altanwälte. Gegen 923 Juden und 118 Kommunisten sind Vertretungsverbotr erlassen worden. Insgesamt sind an jüdischen An wälten künftig 2158 zugelassen. 28. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Die anderen schwiegen. Nur bei dem und jenem ein schwaches Auflachen. Aber es klang beklommen. .UNd bald standen sie auf. Einer nach dem andern ver abschiedeten sie sich von dem Wirt. Schien es Bertsch nur so, oder tauschten sie dabei nicht einen bedeut samen Blick? Seine Sinne spannten sich. Da ging irgend etwas vor, das ihm galt. Doch was war es? Nur Hannes Reusch blieb allein noch im Zimmer. Er rauchte schweigend vor sich hin, ganz gegen seine gesprächige Gewohnheit. Von Zeit zu Zeit ging sein Auge wie unschlüssig zu Bertsch hinüber, der offenbar mit bestem Appetit aß und ihn gar nicht beachtete. Ein paarmal räusperte er sich, als ob er zum, Sprechen an setzen wollte. Aha, nun: Und Bertsch war ganz Nerv. Aber es geschah doch nicht. Vielmehr erhob sich Reusch jetzt und verließ auch seinerseits das Zimmer. Was lag hier in der Luft? Nun, ganz allein mit sich, ließ er Messer und Gabel finken. Die Stirn in die Linke gestützt, sah er vor sich hin. In sprunghaftem Kombinieren. Doch es kam ihm keine befriedigende Erklärung, wie aufgeregt auch seine Gedanken arbeiteten. Zu dumm, so im Dunkeln zu tappen! Und seine Rechte begann nervös auf der Tischplatte zu trommeln. Doch sofort brach er wieder ab — Schritte da drinnen im Familienzimmer! Aufrecht saß er wieder da und mit Heller Miene, anscheinend nur den Sinn aufs Essen gerichtet. Marga Reusch war es, die eintrat; mit leichtem Gruß, den er ebenso erwiderte. Sie schien etwas auf dem Piano zu suchen, zwischen den Noten dort. Zwi schendurch aber streifte ihr Blick zu ihm hinüber, und wie sie ihn so sitzen sah, ganz Sorglosigkeit, stockte ihre lucheM-Hand, Ein Zweifel trat in ihr Auge. Ob sie ihn nicht doch lieber warnte mit einem raschen Wort, ehe der Vater vielleicht wieder eintrat? Sie war ja vorhin durch Zufall Zeuge eines vertraulichen Gesprächs hier am Tisch geworden. Nur eines Bruch stückes der Unterhaltung, aber sie hatte doch so viel her ausgehört: Die Krisis war da! Jetzt mußte es sich ent scheiden — sie konnten nicht mehr weiter so. Wenn er nun in seiner Ahnungslosigkeit die Situa tion verkannte? Vielleicht verspielte! Dann war alles aus. Für ihn, wie auch für sie selber mit ihren geheimen Hoffnungen. Wie Marga so einen Moment unschlüssig am Piano stand, trat in ihre Augen ein erregter Glanz. An damals mußte sie denken — wie sie mit ihren Pensions freundinnen zum Rennen gewesen war und zum ersten Male in ihrem Leben am Totalisator gewettet hatte. Ganz so war es auch jetzt: Würde der, auf den sie gesetzt, auch wirklich Sieger werden? Oder hatte sie sich vielleicht doch in ihm getäuscht? Wie abwägend streifte ihn ihr Blick. Er gewahrte es. „Wünschen Sie etwas von mir, Fräulein Reusch?" Sie schüttelte leicht das Haupt, das sie jetzt wieder ihren Noten zuwandte. „Ich suche nur etwas — aber ich Habs schon ge funden." Sie griff nach irgendeinem Heft, entschlossen nun mehr. Nein — sie würde ihm nichts sagen. War er der, für den sie ihn hielt, so würde er ans Ziel kommen, auch ohne ihre Hilfe. Und mit einem Zunicken ging sie wieder. Nachdenklich verfolgte sie Bertschs Blick. War da nicht eben etwas in ihren Augen gewesen — wie ein geheimrs Wünschen? Ueberhaupt ihr ganzes Wesen! Nervös zuckte es über sein Antlitz hin. Abermals fühlte er es: Um ihn herum ging etwas vor — etwas von Bedeutung. Wenn man es doch nur greifen könnte! Unruhig erhob er sich und ging hinauf auf sein Zimmer. Aber auch hier ließ es ihn nicht los. In quälendem Grübeln schritt er hin und her. So ver loren in seine Gedanken, daß er ein halblautes Klopfen überhörte, das nun von der Tür her scholl. Erst eiH zweites, stärkeres Anpochen weckte seine Aufmerksamkeit.' „Herein!" Und schnell gab er sich wieder Haltung. Hannes Reusch trat über die Schwelle. Der? Und zu so ungewöhnlicher Stunde? Alsbald zuckte es in Bertsch auf, mit hellseherischer Gewißheit: Die Schicksalsstunde war da! Er fühlte sein Herz pochen, hoch bis zum Halse hinauf, aber keine Mene an ihm zuckte, wie er jetzt scherzend sagte; „Na, lieber Reusch, Was verschafft mir denn das Vergnügen? Sie brauchen wohl noch einen Mann am Spieltisch drunten?" . „Doch nicht, Herr Bertsch, es ist nicht an dem." Alle Sinne gespannt, fühlte Gerhard Bertsch, wie sich auch der andere bemühte, recht unbefangen zu scheinen, „Ich hörte nur eben, daß Sie auf Ihrem Zimmer waren, da wollt' ich die Gelegenheit mal wahrnehmen, mit Ihnen etwas zu bereden." „So, so. Nun, daun nehmen Sie Platz. Also - worum handelt es sich?" „Ja, es ist wegen der Streitigkeit zwischen unseren Gruben." Reusch ließ sich bedächtigt Bertsch gegen über am Sofatische nieder. „So kann das doch nicht weitergehen." „Warum nicht, lieber Reusch?" In aller Ru^e klappte Bertsch die Zigarrenkiste auf. „Oder wird Ihnen drü ben die Sacke etwa unbequem?" „Uns? I — kein Gedanke!" „Na also! Da können wir ja doch beiderseits die gerichtliche Entscheidung in Gemütsruhe abwarten. — Aber wollen Sie denn nicht nehmen?" „Doch, danke vielmals." Ein wenig hastig griff Reusch in die Kiste. Bertsch lächelte leise dazu, und das Ahnen ward ihm zur Gewißheit: Die drüben waren am Ende. Sie wollten ihm kommen — sie mußten! Fetzt nur kalb Blut bewahrt und sich nicht bluffen lassen. So reichte er denn seinem Gast Feuer hin und setzt« sich dann selber die Zigarre in Brand. Behaglich lehnte er jnh hierauf in die Sofaecke zurück. . GEMMM