Volltext Seite (XML)
WaeWM Aeuvrdnmh der MttfAafisorgamsativn. Ek« deutschnationale Wirtschaftstagung. Der Vereinigte Arbeitsausschuß deutschnationaler Industrieller für Groß-Berlin und Brandenburg ver anstaltete einen Vortragsabend, auf dem Gedanken zur Neuordnung der Organisation der deutschen Wirtschaft behandelt wurden. Kapitän Scheibe ging davon aus, daß die bisherige Organisation zu stark von dem Gedanken derJnteressengliederung beherrscht gewesen sei und infolgedessen der Hauptgrundlage des neuen Staates, der Volksgemeinschaft, nicht hinreichend Rech nung trage. Die deutschnationalen Vorschläge zur Neu gliederung beruhten von jeher auf dem Gedanken eines selbständigen autoritären Staates und einer freien, selb st verantwortlichen Wirt schaft, also in einer klaren Trennung von Staat und Wirtschaft. Die Deutschnationalen wollen nicht den berufs- ständischen Staat, sondern eine berufs ständische Wirtschaft, die neben dem Staat steht. Der Plan Dr. WagenersvonderNSDAP. gehe ebenso wie ein deutschnationaler Plan von der Betriebsgemeinschaft aus. Während sich jedoch der Wagenersche Plan stärker an die Organisation der bestehenden Fachverbände an lehne, verfolge der deutschnationale Plan das Ziel, die bestehenden Organisationen der Landwirtschaft, der Hand werks- und dsr Jndustriehandelskammern in die Neu ordnung einzugliedern. Beide Pläne sehen Schaffung von Wirtschaftsverbänden mit regionalen Wirtschafts kammern vor. Anschließend sprach Direktor Möllers, Reichskom- miss ar beim Reichsverband der Deutschen Industrie. Bei der Neugliederung der Wirtschaft sei eine echte Selbstverwaltung der Wirtschaft anzustreben. Von Fachgruppen in einem engbegrenzten Bezirk ausgehend, sollen über eine regionale Zusammenfassung hinweg Reichsfachschaften gebildet werden. Auf dem Ge biete der Lohnbildung soll innerhalb der örtlichen Fachgruppen ein Rahmentarif mit einem Minimallohn festgesetzt werden, der für gute Leistungen einen weiten Spielraum nach oben zuläßt. Die Vertreter der Arbeit geber und Arbeitnehmer sollen in allen Gruppen sowohl Les wirtschaftlichen als auch des fachlichen Aufbaus sitzen, dabei aber von den einzelnen Betrieben und nicht von überbetrieblichen Verbänden ernannt werden. In der Aussprache ergriff Herr Geheimer Oberreaierungsrat Dr. Huber vom Industrie- und Handelstag das Wort. Er schlug vor, die Zusammenfassung der verschiedenen Be rufsstände erst in der letzten Instanz, also in derReich s- wirtschaftskammer, eintrcten zu lasten. Außer dem wies er auf die Schwierigkeiten in der Abgrenzung der einzelnen Wirtschaftsprovinzen hin. Herr Direktor Schäfer, der Leiter des Reichskurato riums für Wirtschaftlichkeit, führte unter lebhaftem Bei fall aus, daß man keine Mauer einreitzen dürfe, bevor nicht eine neue Mauer errichtet sei. Vor allen Dingen aber dürfe man nicht bei allen Organisationsfragen ans dem Auge lassen, daß der Staat nicht leben kann, wenn seine Wirtschaft keine Rente hat. Giraffe Organisaiionsarbeit der „Deutschen Christen". Die Neichsleitung der Glaubensbewegung „Deut sche Christen" hat an sämtliche Mitglieder der Reichsleitung eine Verfügung erlassen, daß diese ihre Tätigkeit allein auf ihr Referat zu beschränken haben und die damit verbundenen Aufgaben in wissen schaftlicher und ruhiger Weise durcharbeiten sollen. In dieser Verfügung spricht der Rcichsleiter, Pfarrer Hoffen- felder, dem Dreimännerausschuß (Kapler, Maha- rens,Hesse) das vollste Vertraue« zu seiner Arbeit aus. Er erklärt es deshalb für unzu lässig, daß aus den Reihen der Deutschen Christen diese Arbeit gestört werde. Es ist im übrigen, wie die Neichsleitung mitteklt, eines der ersten Ziele der Bewegung, mit dem Parlamen tarismus auch alles Parteiunwcsen in der Kirche zu überwinden. Darum will sie nachdrücklichst auch danach streben, daß alle kirchlichen Reformarbeiten ohne das unwürdige und die Kirche schädigende Parteigezänk geleistet werden könne. Auf der anderen Seite ist gewiß, daß die Ausein andersetzungen mit den Deutschen Christen nicht einfach Kampf mit ihnen bedeuten. Es Md für sie weite Möglichkeiten vorhanden, sich mit anderen Grup pen kirchlich-reformatorischen Wollens und mit hervor ragenden Persönlichkeiten des theologischen und kirchlichen Lebens zu sachlicher Arbeit zusammenzufinden. Sie Sps.-Kaffe nach Schweden verschoben? Aufseh enerregend e Meldung eines Stockholmer Blattes. In der Stockholmer „Allchanda" steht in großer Auf machung die Nachricht, daß ein sehr erheblicher Teil der so zialdemokratischen Parteikasse aus Deutschland nach Schweden übergeführt worden ist. Die schwedische Zeitung erinnert daran, daß man bei der kürzlich vorgenommenen Aktion nicht einmal ganze 100 000 Mark in der Berliner Zentralkaffe aufgefunden habe. Die Sozialdemokraten sollen schon vor längerer Zeit begonnen haben, große Geld beträge allmählich nach Schweden, Dänemark und Holland zu überführen, wo die entsprechenden Arbeiterorganisati onen mit der Verwaltung beauftragt worden seien. SPS. predigt weiter den Klaffenkampf. Festnahme des sozialdemokratischen Parteivorstandes in Bremen. In Bremen erfolgte die Festnahme des Partei- Vorstandes der SPD., bestehend aus dem früheren Senator Kaisen als Vorsitzenden sowie den Vorstands mitgliedern Ethe, Mester und Böhm. Veranlassung zu dieser Maßnahme gab ein vom Vorstand an die frühere Anhängerschaft der Partei herausgegebenes Flugblatt, in dem unter anderem folgender Satz enthalten ist: „Wir wissen, daß mit der Zeit eine neue Organisation zur Führung des Kampfes der Ausgebeuteten, Unterdrückten und Entrechteten wieder einsetzen wird." Aus diesem Flug blatt ist ersichtlich, daß der Vorstand der SPD. trotz aller Erklärungen, der nationalen Regierung gegenüber sich loyal zu verhalten, weiter den Klassenkampf predigt. Auskunft Wer Sr. Blüher. Verwaltungsrcform in Dresden. Das Dresdner Stadtverordnetenkollegium beschloß einstimmig, dem Reichsstatthalter für Sachsen, Gauleiter Mutschmann das Ehrenbürgerrecht zu verleihen. Einstim mige Annahme fand ferner ein. nationalsozialistischer An- Die Verbrennung der »ndeutschen Bücher. Die vom Kampsausschuß „Wider den »ndeutschen Geist" eingeleitete Aktion gegen alles undeutsche Schrifttum" fand ihren Höhepunkt durch dis öffentliche Verbrennung der eingesammelten Bücher und Schriften aus dem Opernplatz in Berlin: unsere Aufnahme zeigt den lodernden Scheiter haufen, auf dem die undeutschen Schriftwerke verbrannt wurden. trag, der eine durchgreifende Reform der städtischen Ver waltung durch Vereinfachung der inneren Organisation, durch Abstoßung der hierfür geeigneten städtischen Be triebe an die Privatwirtschaft und Zusammenfassung der übrigen in einer Treuhandgesellschaft fordert. Durch die Zurücksührung der Dezernate auf sechs würden allein zehn besoldete Stadtratsposten fortfallen; insgesamt wird eine jährliche Ersparnis von wenigstens 600 000 bis 700 000 M. erwartet. Bürgermeister Dr. Bührer gab sodann auf die bekannte nationalsozialistische Anfrage die Auskunft, daß Dr. Blüher eine Pension von monatlich 1275 Mark von der Stadt beziehe. Aus dem eingehenden Bericht über die während der Amtszeit Dr. Blühers aufgenommenen An leihe-, Bürgschafts- und sonstigen Verpflichtungen der Stadt ging hervor, daß die Tilgung und Verzinsung der zum großen Teile gänzlich unproduktiven Zwecken zugeführten Anleihen, die sich bereits in den steigenden Millionendefiziten der letzten Jahre verhängnis voll ausgewirkt hatte, noch auf lange Zeit hinaus eins ständige Vorbelastung des Dresdner Stadthaushaltes bedingen werde. Gleichfalls sei! die Dr. Güntzsche Stiftung durch die jedes Matz übersteigenden Neuerwerbungen usw. wäh rend der Amtszeit Dr. Blühers geschädigt worden. (Und hierfür wirft man ihm über 15 000 Mark jährlich nachl D. Red.) Borwürfe gegen -en Beiriebskrankenkassenverban Auch gegen den Betriebskrankenkassen verband werden verschiedentlich Vorwürfe bezüglich feiner Geschäftsführung erhoben. Dem Geschäftsführer des Berliner Betriebskrankenkassenverbandes wird u. a. vorgeworfen, er habe als Leiter der Gesellschaft für soziale Statistik ohne Kenntnis des Vorstandes wiederholt Zahlungen geleistet. So soll er 6000 Mark an einen Vertrauensarzt des Verbandes zur Anschaffung eines Privatautos, 4500 Mark zur Abfindung eines Teil habers, 25 000 Mark an sich selbst zur Ablösung einer Hypothek auf dem Grundstück seiner Söhne gezahlt haben. Bemerkenswert ist, daß der Geschäftsführer sich von einer pharmazeutisch-chemischen Firma, die eine Hauptlieferantin des Betriebskrankenkassen verbandes war, eine Hypothek in Höhe von 20 000 Mark hat geben lassen. Zur Zeit der Hingabe der Hypothek wurde gerade die Frage geprüft, ob die Mittel der Firma wieder in das Arzneiverordnungsbuch der Krankenkassen ausgenommen werden sollten. Von größerer Bedeutung sind aber die Vorwürfe, die dem Krankenkassenverband hinsichtlich eines seiner Ver - trauensärzte gemacht werden. Dieser Vertrauens-, arzt hatte die Aufgabe, die Anträge auf Röntgenbe strahlung undRöntgenaufnahmenzu prüfen und zu genehmigen. Nun erfährt man, daß dieser Ver trauensarzt Verträge mit mehreren jüdischen Ärzten auf Beteiligung an ihren Röntgen- und Lichtinstituten ab geschlossen hatte. Aus diesen Verträgen standen ihm in einem Falle zehn Jahre lang 50 Prozent und weitere zehn Jahre lang 3316 Prozent des Reingewinns des Instituts zur Verfügung. Außerdem betrieb dieser Vertrauensarzt des Betriebskrankenkassenverbandes unter fremdem! Namen noch ein eigenes Röntgeninstitut. Sind die Mörder des Lindbergh-Babys bekannt? Aufsehenerregende Ansagen eines Angeklagte«. In einem Prozeß in Washington gegen den frühere« Fustizbeamten Gaston Means wegen Unterschlagung von 100 000 Dollar, die ihm seinerzeit von einer bekannten Dame zur Auffindung des Lindbergh-Babys übergeben worden sind, sagte der Angeklagte aus, daß das Kind von zwei Männern mit Namen Wellington Hender- sin und Irving Fenton entführt worden sei, und daß Violet Sharpe, die frühere Hausangestellte bei Lindberghs Schwiegereltern (sie beging kurz nach der Entführung Selbstmord), den beiden behilflich ge wesen sei. SS. Fortsetzung. Nachdruck verboten. „Wenn's also auch bei Ihnen nicht presfiert, lieber Reusch — warum soll's da nicht so weitergehen kön nen? Ich verstehe das nicht recht." ! „Ja, ich meint« das auch nicht Unsertwegen. Wir Gewerken können das ja ruhig mitansehen, aber unsere Leute — ich meine Ihre wie unsere — die kommen dabei zu Schaden." „Daß ich nicht wüßte! Wenigstens bei un§ ist da von nicht die Rede. Fragen Sie doch rum im Ort. Wir Haven noch nicht einen einzigen Mann zu ent lassen brauchen, und denken auch gar nicht daran." „Gewiß, noch nicht — das weiß ich wohl. Aber es wird auch hei Ihnen nicht ausbleiben. Sie haben doch auch Ihre Förderung stark einschränken müssen und können auf die Dauer Ihre Leute nicht beschäftigen." „Wer sagt Ihnen das, mein Bester? Hier!" Und Kertsch schob seinem Besucher «inen Situationsriß hin, Der vor ihm auf dem Tische lag, „Sie verstehen ja auch, st viel von der Sache. Also, da sehen Sie sich das hier mal an. Aufschließungs- und Vorrichtungsarbeiten auf der elften und zwölften Sohle, ein neuer Tagesschacht lm westlichen Grubenfeld, Anlage einer Preßluftleitung für maschrnelle Bohrung durch die ganze Grube, Bau einer elektrischen Wasserhaltung — da, glauben Sie wir's nun, daß ich zu tun habe für meine Leute, selbst wenn's noch Jahre dauert?" - „Hm, nun ja —" Reusch vermochte nur schlecht seine Betroffenheit zu verbergen, doch dann kam ein leises Lauern in seinen Ton. „Aber dazu gehört doch ein schweres Geld, um das alles durchzuhalten." „Das versteht sich von selbst. Aber wozu hat man «ÜM— Bankverbindungen?" Nie hatte Bertschs Stimme kühler und gleichgültiger geklungen, als in diesem entscheidenden Augenblick. Da verstummte Reusch. Er hatte allerlei läuten hören, als wenn es sich wieder zerschlagen hätte, das Einvernehmen zwischen Christiansglück und der Landes bank. Aber diese Ruhe machte ihn irre. Und nun sagte er fick: Ja, wenn's so war, dann stand's freilich aus sichtslos für die eigene Sache. Dann war nichts mehr zu hoffen. - > n Und er sog stark an seiner Zigarre, damit der Dämpf seine Betroffenheit dem Gegner verhüllen möchte. AbeL der lächelte schweigend in sich hinein. Unbeweglich lehnte er in der Sofaecke und blickte den Rauchkringeln seiner Zigarre nach, als interessiere ihn das mehr als die ganze Unterhaltung. Diese Gelassenheit entschied bei Reusch und besiegte seine letzten Bedenken. Ihre Sache war nun doch ein mal verloren, wer durfte es ihm da verdenken, wenn er nun wenigstens noch seinen eigenen Vorteil wahr nahm? Und er sandte einen Blick zu Bertsch hin, vorsichtig, einstweilen nur sondierend. „Ja, Herr Bertsch — wenn die Dinge so stehen — da hätte ich Ihnen wohl noch etwas anderes zu sagen." „So? Haben Sie noch was auf dem Herzen?" „Ja, — ich hätte Ihnen einen Vorschlag zu machen, der auch Ihre Interesse wahrnimmt." „Sehr freundlich, mein lieber Reusch, doch kaum nötig. Das besorge ich selber schon." „Hören Sie mich nur erst einmal an! Mso —" und ttH vorneigend, dämpfte Reusch die Stimme —, „was würden Sre dazu sagen, wenn sich unsere Gewerk- schaft bereit erklärte, den Prozeß gegen Sie zurückzu- zrehen? »Das fände ich nur sehr vernünftig. Damit würden Sie sich viel Geld sparen." >. In Reuschs Gesicht spiegelte sich deutlich die Ent täuschung. War denn dem andern gar nicht beizu- kommen? Aergerlich sagte er: find Ihrer Sache allzu sicher, Herr Bertsch. Noch haben Sie ia den .Vrozek nicht aewonnen!" " „WoMMbetonen Sie das immer wieder st angÄ legentlich? Für mich hat die Sache wirklich Nicht die Wichtigkeit, wie Sie anzunehmen scheinen." Do gab Reusch es endgültig auf, den Ueberlegenew zu spielen. Er war nur noch der Mann, der sein Ge« schäft ins reine bringen wollte. So sagte er denn: „Gut — lassen wir das auf sich beruhen. Aber eins können Sie mir doch nicht abstreiten: Es wäre Ihnen von größtem Interesse, wenn die Streifigkeiten mft unserer Grube aufhärten und statt dessen ein gemein sames Arbeiten Hand in Hand stattfände." „Gewiß wäre mir das nur angenehm. Sind Sis vielleicht seitens Ihrer Gewerken beauftragt, mir hier über Vorschläge zu machen?" „Wenn auch das nicht grad — aber ich wäre viel-s leicht in der Lage, Ihnen zu dieser Einigung zu ver helfen." „Sie?" Bertsch matz den andern nur mit einem großen Blick. Dann zuckte er die Achseln. „Ja, wenn der Herr von Grund hier säße und mir das sagte! Aber Sie? Nee, mein lieber Reusch!" Der wohlberechnete Hieb saß. Der „Wirt fuhr auf:, „Meinen Sie? Nun, da irren Sie sich vielleicht doch! Daß Sie's nur wissen: Ich habe heute schon eine vertrauliche Besprechung gehabt mit unseren Gewer ken — ohne den Herrn von Grund — und von mir, hängt es ab. Wenn ich will, dann haben Sie den Frieden!" „So, so. Na — und weiter?" „Ich kann eine Mehrheit in der Gewerkschaft zu sammenbringen, die, wie die Dinge einmal liegen, be reit wäre, den Streit mit Ihnen niederzuschlagen — unter einer Bedingung." „Und die wäre?" „Es findet eine Vereinigung beider Gruben statt." „Natürlich doch unter unserer Führung." „Damit würden sich unsere Gewerken einverstan» den erklären, nachdem ich ihnen klargemacht, daß Sre der rechte Mann sind, der noch mal etwas Großes, machen könnte, hier aus unserm Bergbau." (Fortsetzung im 3. Blatt.)