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Kurze poliiische Nachrichten. Der Verwaltungsrat der BIZ. hat der V e r l ä n g e - rung des deutschen Reichsbankkredits, der noch 86 Millionen Dollar beträgt, ab 5. Mär', auf weitere idrei Monate generell zugestimmt. Die Landerregierungen sind bekanntlich von der Reichsregierung ersucht worden, den ersten Aufruf derneuenReichsregierung an das deutsche Volk nicht nur durch öffentlichen Anschlag zu verbreiten, sondern auch in den Schulen zur Kenntnis der Jugend zu bringen. Die württembergischeRegierunghat es abgelehnt, den Inhalt dieses Aufrufes in den württem- bergischen Schulen verbreiten zu lassen. Der öffentliche Anschlag des Aufrufs ist erfolgt. * Zwischen der deutschen und der argentini schen Regierung ist es zu einer Verständigung in der Form gekommen, daß die argentinische Regierung sich bereit erklärt hat, die bisherige Beschränkung der deutschenEinfuhr praktisch aufzuheben. Die deutsche Regierung hat daraufhin beschlossen, die deutschen Maß nahmen gegenüber Argentinien wieder aufzuheben. * Der englische Feldmarschall Sir William Robertson ist im Alter von 73 Jahren in London ge storben. Robertson war zu Beginn des Krieges General- guarüermeister und dann Chef des Generalstabes der eng lischen Streitkräfte in Frankreich. Im Jahre 1919 wurde er Oberbefehlshaber der englischen Truppen im Rheinland. Seine Beförderung zum Generalfeld marschall erfolgte 1920. * Reichskanzler Hitler wird im Laufe der Woche die Vertreter des Handwerks empfan gen. Wie verlautet, werden die Handwerksvertreter in der Besprechung vor allem die Schaffung des Postens eines Staatssekretärs für Handwerk und Mittel stand verlangen. * Nach den Angaben des polnischen Justizministeriums sind von den polnischen Standgerichten im Jahre 1932 insgesamt 61 Todesurteile vollstreckt worden. Die Mehrzahl der Urteile sei wegen Staats verrats und Spionage gefällt worden. * In Hermannstadt ist der im Herbst vorigen Jahres in den Ruhestand getretene deutsche Bischof Dr. Teutsch plötzlich im 81. Lebensjahr gestorben. * Nach der Schätzung der Vereinigung zur Erforschung des Arbeitsmarkts waren in den Vereinigten Staaten im November 1932 etwa 17 Millionen Personen arbeitslos, ein Drittel aller „Beschäf tigten". 42 Prozent aller Lohnempfänger seien erwerbslos. - * Im Reich sind Gerüchte verbreitet, wonach Kaiser Wilhelm das gesamte Besitztum des Fürstenzu Stolberg-Wernigerode, das neben dem Schloß zumeist aus Waldungen besteht, gekauft habe. Die General verwaltung des ehemaligen königlichen Hauses dementiert diese Gerüchte auf das entschiedenste und erklärt, daß keinerlei Mittel für derartige Käufe zur Verfügung seien. * Auf die an den Reichspräsidenten gerichtete Eingabe des Reichsverbandes des deutschen Hand werks wegen der schädigenden Wirkungen des landwirt schaftlichen Sicher ungsschutzes auf die Handwerks- Wirtschaft hat der Staatssekretär des Reichspräsidenten mitgeteilt, daß er sich beschleunigt mit dem Reichskommissar sür die Osthilfe in Verbindung gesetzt habe zur Prüfung der Frage, wieweit den Forderungen des Handwerks Rech nung getragen werden kann. * Wie von zuständiger Stelle mitgeteilt wird, ist für die Landtagswahlen in Preußen eine ähnliche Abänderung des Wahlgesetzes wie im Reich durch Heraufsetzung der für die Einreichung neuer Wahl listen vorgesehenen Zahl der Unterschriften nicht beab sichtigt. Meine Nachrichten Kündigung von Bindungen im deutsch - französischen Zusatz abkommen. Berlin. Die Reichsregierung hat auf Grund des deutsch- französischen Zusatzabkommens vom 28. Dezember 1932 eine Anzahl von landwirtschaftlichen und industriellen Erzeug nissen zum 1. März gekündigt. Die Reichsregierung hat die Auswahl der Erzeugnisse auf solche Fälle beschränkt, wo eine besondere Notlage einzelner deutscher Wirtschaftszweige die Maßnahme unbedingt notwendig machte. Ein Staatssekretär für das Handwerk. Berlin. Es bestätigt sich, daß der Posten eines Staats sekretärs sür Handwerk unnd Mittelstand im Reichswirtschafts ministerium geschaffen werden soll. Mackensen kandidiert nicht. Stettin. Aus Kreisen, die dem Generalfeldmarschall von Mackensen nahe stehen, wird mitgeteilt, daß Mackensen nicht zur Reichstagswahl kandidieren werde. Kommissar für die pommerschen ProvinziallandtagSwahlen. Stettin. Der Provinzialausschutz hat die Auflösung der Provinziallandtage für ungesetzlich erklärt und den Landes hauptmann aufgefordert, von den für die Wahl erforderlichen Maßnahmen Abstand zu nehmen. Der Oberpräsident hat daraufhin einen Kommissar für die Vorbereitung der Wahl bestellt. Holzhändler ermordet und beraubt. Dortmund. Der Mitinhaber der Holzgroßhandlung Narowski und Grosch in Witten-Annen, der Kaufmann Narowski, ist in einem Wäldchen in der Nähe von Holz wickede in einem alten Schacht der ehemaligen Zeche Caroline unter Laub versteckt ermordet aüfgesunden worden. Die Untersuchung hat ergeben, daß Narowski von dem 25jährigen Kraftwagensührer Eberhard Pieper aus Dort mund und zwei weiteren Männern in dem Automobil entführt, unterwegs ermordet und seiner Barschaft von etwa 200 Mark beraubt worden ist. Japanischer Fliegerangriff auf die Stadt Fusin. Peking. Ein japanisches Flugzeuggeschwader hat die Stadt Fusin in der Provinz Dschehol' bombardiert. Die Japaner sollen 30 Bomben abgeworfen und einen Teil der Stadt voll kommen zerstört haben. Zahlreiche Personen wurden getötet. 100 000 Mann chinesische Truppen an der Großen Mauer. Peking. Die 27. Division hat ihren bisherigen Standort nördlich von Peking verlassen. Sie befindet sich auf dem Weg nach Dschehol. Nach Mitteilungen der japanischen Militär mission in Peking sind gegenwärtig südlich der Großen Mauer 100 000 Mann chinesische Truppen zusammcngezogen. Auch der Stab Tschaughsueliangs hat sich nach Dschehol begeben. Todcssturz beim Segelflug. Marburg (Lahn). Bei Segelflugübungen am „Hasenkopf" ist der Student an der Marburger Universität Robert Savm aus etwa zehn Meter Höhe äbgestürzt. Saym erlitt eine schwere Schädelverletzung, an der er in der Chirurgischen Minik stc»rb. Nach den bisherigen Feststellungen liegt ein Steuerfehler des Piloten vor. Fünf Zahre Zuchthaus für tödliche Mißhandlung des elaenen Kindes. Das Schöffengericht in Hildesheim verhandelte gegen den Schneider Koch, der am 8. Oktober vorigen Jahres feinen dreijährigen Sohn durch Schläge mit einem Militärkoppel so schwer mißhandelte, daß bald darauf der Tod eintrat. Der schon wiederholt vorbestrafte Angeklagte ist ein ehemaliger Fürsorgezögling. Zeugen bestätigen, daß Koch und seine Frau ihre Kinder fortgesetzt schwer geschlagen haben. Die Gerichtsärzte stellten bei der Leichen öffnung fast 200 Spuren von Mißhandlungen fest. Koch wurde wegen Körperverletzung mit tödlichem Ausgange zu fünf Jahren Zuchthaus und fünf Jahren Ehrverlust verurteilt. Grenzland-Chromk. Warnsdorf. 700 Jahre! Nach einer Feststellung in der Palmschen Chronik kann die Stadt in diesem Jahr ihr 700jähriges Gründungsjubiläum begehen. Eine städ tische Feier ist nicht geplant, doch dürfte die katholische Kirchengemeinde das 700jährige Gründungsfest entspre chend begehen. Oer GLegeszug -er Lugen-wehr. Jugcndwehr in Norwegen staatlich anerkannt. Der norwegische Storthing hat einen Vorschlag der Regierung angenommen, wonach die freiwillige Jugendwehr „Ledingen" staatlicherseits nunmehr anerkanntist und einen, wenn auch geringen staatlichen Zuschuß erhält. Die Jugendwehr soll junge Menschen sür den Militärdienst vorbereiten. Die Angehörigen dürfen nicht unter achtzehn Jahren sein. Schießen soll bei der Ausbildung ausgeschlossen sein. Es handelt sich hier bei um die Errichtung einer freiwilligen Wehr, wie sie beispielsweise Amerika, Frankreich, Finn land,. Schweden und im gewissen Sinne auch Dänemark unter den Studenten bereits haben. KommuniftisHe Kun-gebmgen vor -er deutschen Botschaft in Madrid. Die Fensterscheiben eingeworfen. In Madrid demonstrierte eine größere Gruppe spanischer Kommunisten vor der deutschen Botschaft in Madrid. Schmährufe aller Art wurden laut. Insbesondere hörte man immer wieder Hochrufe auf den deutschen Kommunismus und „Nieder mit Hitler!". Schließlich gingen die Demonstranten weiter gegen das Botschaftsgebäude vor, das sie mit Steinen lombardierten, wobei einige Fensterscheiben zer schlagen wurden. Auch das Botschaftsauto wurde beschädigt,. Nach merkwürdig langer Zeit gelang es end lich der Polizei, von der stets Doppelposten vor auslän dischen Vertretungen patrouillieren, die Kommunisten zurückzuschlagen. Ein Polizeibeamter wurde durch einen Steinwurf verletzt. Sin spät gemeldeter chinesischer Erdbeben Angeblich 70 000 Tote. Wie seltsamerweise erst jetzt bekannt wird, hat sich am 26. Dezember 1932 in der innerchinesischen Provinz Kansu ein außerordentlich schweres Erdbeben ereignet. Reisende, die aus Kansu in Peking cingetroffen sind, berichten, daß zahlreiche Städte und Dörfer vollständig vernichtet worden seien. Die Zahl der Toten wird auf etwa 70 000 geschätzt. Die Städte Ping-Fan und Labran mit je 11000 Ein wohnern sollen völlig vom Erdboden verschwunden sein. Auch die Stadt Sining soll zum größten Teil zerstört sein. Die militärischen Befestigungen bei Tatung sollen vernichtet worden sein. Die Provinz Kansu liegt zwischen Tibet und der Mongolei. Ein Freund Lindberghs von Räubern enisühri. Wie aus Denver (Kolorado) gemeldet wird, über fielen zwei Räuber den reichen Bankier Charles Böttcher, einen F r e u n d Li n d b e r g h s, als er mit feiner Gattin am frühen Morgen von einem Besuch heimkehrte. Bött cher wurde im Kraftwagen von den Banditen entführt, nachdem seiner Fran vorher ein Zettel ausgehändigt wor den war, in dem es heißt, daß der überfallene e r m ordet werden würde, wenn nicht 60 009 Dollar Löscgeld gezahlt werden. Die Polizei, die sofort umfangreiche Ermittlungen aufnahm, nimmt an, daß die Räuber Böttcher in das un wegsame Gebirge entführt haben, wo die Spritschmuggler große unterirdische Schlupfwinkel besitzen, die gut befestigt sind. Der Vater des entführten Bankiers hat eine Be lohnung in Höhe von 5000 Dollar für die Auffindung seines Sohnes ausgesetzt. Wölke 2äkne: OK lüs Tsvnpssts sie von msvr sIs 6 Millionen zäsnscksn — allein in Öeutsclüsml — IZgücü gebmuckü cvüä. Vorrüglicü in äer Wirkung, sparsam im Verbmuüi, von Uöcüsler Qualität, luds 50 ?k. unä 80 Lk. Weisen Sie jecien llrsstr äakür rurück. LopxriM Hy küsrtin ksuebtzvanger, Uslls (Ssslö) s46 Sie schämte sich, vor dieser einfachen Frau ihr ganzes Schicksal auszubreiten — schämte sich, von ihrem vielen Geld, ihrer Genußsucht und ihrem Leichtsinn zu erzählen. Edith Calonni war liebenswürdig und herzlich wie am Tage zuvor, und Magdalene fühlte, sich bald heimisch in ihrem Hause, um so mehr, als auch Cesare und Coletta gute Freundschaft mit dem Gast geschlossen hatten. Sie hatte sich die Koffer von der Bahn holen lassen, ohne indes ihre teuren und kostbaren Kleider auszupacken. Nur ihre einfachen Sommerkleider trug sie; das andere mochte bleiben, wo es war. Magdalene erfuhr mit der Zeit alles aus Edith Calonnis Leben. Sie war die Tochter-eines Berliner Portiers und hatte Cesare in Berlin kennengelernt. Ihre Eltern waren damit einverstanden, daß Edith ihm nach Italien folgte. Bald nach ihrer Heirat waren beide Eltern kurz nacheinander gestorben, und es gab nichts mehr, das Edith Calonni an Deutschland band. In dem zweiten Jahre ihrer Ehe hatte sie einen herzigen Knaben bekommen. Mit drei Jahren war der Junge einer Grippe erlegen, zum ungeheuren Schmerz seiner Eltern. Allmählich hatten sie sich mit diesem Schicksal ab- gefunden. Edith Calonni war eine zufriedene Frau. Ihr Mann war tüchtig, hatte eine gute Stellung als Werk meister in einer Makkaronifabrik, war arbeitsam und sparsam; er liebte sie, und sie war glücklich. Magdalene war wieder in die Sphäre zurückgekehrt, aus der sie gekommen war. Wie ein leuchtendes Meteor war eine Helle Zukunft vor ihr aufgemucht, um ebenso schnell wieder zu versinken; nichts zurücklassend als Dunkel heit und Sehnsucht. Als August Richter den Genueser Hafen erreichte, lag das Schiff schon seit zwei Stunden vor Anker. Die Aus schiffung der Passagiere war noch nicht beendet. Doktor Richter ließ sich zu dem Kapitän führen. Er er zählte ihm alles, was sich in der Zwischenzeit ereignet hatte, und breitete schließlich den Inhalt der Aktentasche vor ihm aus, wenigstens soweit er die Schmucksachen der Schiffspassagiere betraf. Daß er die Papiere und Gelder Magdalene Winkers gefunden hatte, verschwieg er dem Kapitän. Diese An gelegenheit wollte er selbst in die Hand nehmen. Der Kapitän beschloß, alle jene Passagiere zusammen zurufen, die das Schiff noch nicht verlassen hatten, um ihnen ihr Eigentum wieder zurückzugeben. „Haben denn viele Passagiere das Schiff verlassen?" fragte August Richter. „Ja! Einige sind schon weg, unter ihnen auch Madame Wintöre, die es am eiligsten hatte, fortzukommen." „Wissen Sie, wohin Madame Wintöre gefahren ist?" Man teilte ihm mit, daß Madame die Adresse eines Mailänder Hotels angegeben hatte, und daß sie heute noch nach Mailand hatte fahren wollen. Der Kapitän sprach August Richter gegenüber den Verdacht aus, ob nicht Madame Wintere unter einer Decke mit dem Verbrecherpaar gesteckt habe. August vermochte ihn indes von der Haltlosigkeit dieses Verdachts zu über zeugen. Beide waren sich einig über die Notwendigkeit, die Polizei auf die Spur der Verbrecher zu bringen. Ohne viel Zeit zu vergeuden, benutzte August Richter wieder das Flugzeug nach Mailand. Zwei Stunden später betrat er das Hotel „Bristol". Magdalene konnte ja kaum schon da sein; er nahm sich ein Zimmer und beauftragte den Portier, ihn sofort zu verständigen, wenn Madame Wintere eintreffen würde. Dann lag er aus dem Ruhebett in- dem verdunkelten Zimmer und malte sich das aus, was jetzt kommen würde. Zuerst würde Magdalene erschrecken; vielleicht hatte sie auch selbst schon den Verlust entdeckt und war nieder- geschmettert. Aber dann — dann würde sich alles lösen und in höchster Seligkeit enden. August Richter mußte die Augen schließen, wenn er an diese Seligkeit dachte. Welch ein Glück, daß ihm Magvalenes Vermögen in die Hände gefallen war, daß der Zufall es den Gaunern entwendet hatte! Jetzt konnte er über das Schicksal der geliebten Frau Wachen; der Zufall selbst hatte es be stimmt. August Richter war nicht einmal unruhig, als Magda lene an diesem Abend nicht mehr eimraf. Sie war den Abend über in Genua geblieben, vielleicht mit anderen Schiffspassagieren zusammen; dann würde sie eben am anderen Mittag eintreffen. So ungeduldig er war — es nützte nichts, er mußte warten. Unruhig wurde er erst, als Magdalene bis zum Mittag nicht im Hotel eingetroffen war. Es war auch keine Nachricht von ihr eingetroffen, weder eine Anmeldung,^ noch eine Absage. August Richter wartete, wartete den ganzen Tag; auch noch den nächsten und den übernächsten. Er wußte nicht mehr, was er tun, wo er Magdalene suchen sollte. Was sollte er nur beginnen? Lange konnte er nicht mehr hierbleiben. Soviel Geld hatte er nicht zur Ver fügung. Er hatte schon von Theobalds Geld nehmen müssen, um die letzten Tage zu finanzieren. Es blieb ihm nichts anderes übrig — er mußte nach Deutschland zurück, ohne Magdalene gefunden zn haben. Es war entsetzlich. In welcher Not würde sie sich be-t finden? Und er war machtlos, konnte ihr nicht helfen. Seine Heimreise war fürchterlich; wie zerschlagen kant er in Löbbau an. Wie ein Gespenst sah Theobald Fischer ihn an, als er ins Zimmer trat. (Fortsetzung folgt,),