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rommen vervrannren unv verroylteu Per- ' son aufgefunden. Wahrscheinlich handelt es sich AM einen Mann, der in der Scheune nächtigte und vielleicht durch Un vorsichtigkeit den Brand verursachte. Große Unterschlagungen bei der Reichsbank in Dort mund. Bei der Dortmunder Reichsbanknebenstelle sind umfangreiche Unterschlagungen aufgedeckt. Die Anzahl der an den Betrügereien beteiligten Beamten und Ange stellten beläuft sich auf 25, ohne daß gesagt werden kann, daß damit ein Abschluß erreicht ist. Der durch Veruntreu ung der Neichsbcmk erwachsene Schaden beziffert sich auf rund 550 000 Goldmark. Hiervon werden bestimmt 350 MO Mark gedeckt werden, so daß der wirkliche Schaden sich voraussichtlich ans 200 000 Mark belauien wird. Tödlicher Unfall auf einer Autoprüfungsfahrt. Ein ! schweres Unglück ereignete sich bei der Bcrgprüfungsfahrt ! Saalfeld—Arnsgreuth—Hohe Eiche. Ein Wagenführer ! Jung rannte unweit des Ziels bei einer Kurve an eine j Telegraphenstange. Er wurde derart verletzt, daß er be- j reits auf dem Wege zum Krankenhause st arb. Rekordrcise des Dampfers „Cap Polonko". Der Dampfer „Cap Polonio" hat mit einer Durchschnitts geschwindigkeit von 18,13 Seemeilen die Strecke von Lissa bon bis Rio de Janeiro in neun Tagen und siebzehn Stunden zurückgelegt und damit einen Schnellig keitsrekord aufgestellt. Tödlich verlaufene Typhuserkrankungen. In Leimbach - bei Hettstedt erkrankten dreiFamilienanTvphns. Sechs Personen mußten sofort in das Eislebener Kranken- ; Haus gebracht werden. Dort starb der 35jährige Zimmer- l mann Hagel und das 4jährige Kind Wuttig. Eine weitere i Familie soll noch erkrankt sein. Äberfahren und fürchterlich zugerichtet. Die Frau des Flurrauamtssekretärs Schreck, die mit dem Rad von Gall- Hofen nach Uffenheim fuhr, wurde unterwegs von einem Auto überfahren und fürchterlich zugerichtet. Sofort in das Krankenhaus gebracht, starb sie dort. Zusammenstoß zweier Dampfer. Ein englischer Dampfer stieß im Kanal mit einem französischen Dampfer zusammen. Im Verlauf weniger Stunden ist der englische Dampfer gesunken. Die Mannschaft wurde von dem fran- l Löslichen Dampfer gerettet. Die Versicherung des „Z. R. 3". Der Amerika- j Zeppelin ist auf dem Londoner Versicherungsmarkt für alle I Versuchsfahrten wie auch für die Reise nach den Vereinig- j ten Staaten gegen jede Schadenmöglichkeit einschließlich j der Vernichtung auf 150 000 Pfund Sterling durch die ? Leistung einer einmaligen Prämie von 10 000 Pfund Ster- ' ling versichert worden. Das Schmuggelunwesen in Estland. Das Schmuggel- z Unwesen nimmt an der estnischen Küste immer mehr zu. l Abgesehen von gut ausgerüsteten Schmugglerfahrzeugen, ? welche sogar die Polizeiboote angreifen können, haben die j Schmuggler jetzt auch auf dem Lande „Reserven" oraani- i siert. Dieser Tage fand in der Nähe von Reval eine förm- i liche Schlacht statt, nach welcher viele Schmuggler verhaftet wurden. Gorkis Zustand hoffnungslos. Der Gesundheitszu stand Maxim Gorkis hat sich, wie verlautet, in den letzten Tagen so verschlechtert, daß die Ärzte jede Hoffnung auf Genesung aufgegeben haben. Amerikas Pläne mit „Z. R. 3". Der Zeppelin wird auf dem Platz der „Shenandoah" in Lakehurst im Freien festgemacht werden. Die Behörden beabsichtigen, den Zeppelin eine Reihe größerer Schauflüge in Amerika machen zu lassen. Das Marinedepartement hofft, daß die „Shenandoah" oder der „Zeppelin" im nächsten Jahre einen Flug nach dem Nordpol unternehmen werden. Der Zeppelin würde, falls die Expedition zustande kommt, als Mutterschiff für 12 bis 15 Flugzeuge verwendet werden. — Dem Vernehmen nach soll die Amerikafahrt am nächsten Montag angetreten werden. Feuersbrunst in einem Krankenhause. Im jüdischen Krankcnhause in Brooklyn brach eine Feuersbrunst aus, durch die der Hauptbau vollständig zerstört wurde. Die 200 Kranken, die sich in dem niedergebrannten Teil des Krankenhauses befanden, konnten rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden. Bunte Tageschronik. Burg a. S. Die Gattin des Kaisers Wilhelm ll. ist zum Besuch ihrer auf dem hiesigen Schlosse weilenden Kinder aus erster Ehe eingetroffen. Von hier aus wird sie nach ihren schlesischen Besitzungen und später nach Doorn reisen. Paris. Nach einer Meldung aus Nom wurde der Kino star I a ck i e C o o g a n vom Papst empfangen. n Ich LM Äich Lieb. Roman von Erich o? benstein. Urheberschutz durch Stuttgarter Nomauzentrale C. Acker mann, Stuttgart. Maja richtete sich stolz auf. „Nein! Ich drohe weder, noch werde ich dich verraten. Dazu würde ich mich vor Siebert viel zu sehr schämen für dich. Aber das sage ich dir heute: Ist dir an meiner Achtung etwas gelegen und willst du, daß wir in gutem Einvernehmen bleiben, dann muß diese schmachvolle Ge schichte ein Ende haben!" Flor atmete erleichtert auf. Sie schämte sich nicht ein bißchen. Was verstand denn ein so prüdes kleines Mäd chen von derlei Dingen! Sie dachte auch gar nicht daran, ihren Flirt mit Flamm aufzugeben. Denn gerade, daß er so geheim gehalten werden mußte und alle sich dagegen auslbehnten, erhöhte den prickelnden Reiz der Sache. Und Flamm war ein prächtiger Mensch. Kein blasierter Sa londandy, wie die anderen, die ihr den Hof machten. Ein Kraftmensch voll Feuer und Rasse, ein bißchen ideal, ein bißchen schwärmerisch veranlagt, dabei von ausgeprägtem Pfilchtgefühl, denn der arme Mensch lag ja trotz aller Ver liebtheit fortwährend im Kampf mit Reue und Selbst vorwürfen. Das war so amüsant zu beobachten, dieser stete Wechsel . . . „Nun? Hast du dich besonnen?" fragte Maja, ihren Gedankengang unterbrechend. „Ja!" Flor streckte ihr die Hand hin. „Du hast ja rm Grunde recht, darum will ich dir den Willen tun! Und Samstag darf ich mit Siebert kommen?" „Unter der Voraussetzung, daß dir dein Entschluß ernst ist, gewiß!" Kupenuog-n. Die Zahl der dänischen Arbeitslosen ist in der letzten Woche von 14S83 auf 15321 gestiegen. Rewyork. Für das Jahr 1926 wird anläßlich der 300- Jahrfeier für Rewyork eine Weltausstellung geplant, die in noch größerem Ausmaße als in Wembley veranstaltet werden soll. i Steuern unck Abgaben 1 ZttuMsknae? M Mroder iE Von Hugo Meyerheim, M. v. O. 6. Oktober: Ablieferung der für die Zeit vom 21. bis 30. Sep tember 1924 einbehaltenen Steuerabzüge der Lohn- und Gehaltszahlungen, sofern Abliefe- rungsverpflichtung vorliegt und sobald dieser 12 Mark erreicht, alle übrigen Arbeitgeber haben in Höhe dieser Abzüge Steuermarken zu kleben und zu entwerten. 7. Oktober: Letzter Termin für die Zahlung des ersten Teil betrages der erhöhten Obligations steuer, die mit Beginn des Monats fällig wurde, — Letzter Termin für die Zahlung der Renten bankzinsen für die Zett vom 1. April bis 30. September 1924. 1V. Oktober: 1. Fälligkeit der allgemeinen Umsatzsteuer, Luxus? steuer, Anzeigensteuer, Beherbergungssteuer, Ver> Wahrungssteuer und Tattersallsteuer nebst Ein reichung der Voranmeldung pro Monat Sep tember 1924 (Monatszahler) und pro 3. Quartal 1924 (Quartalszahler). Schonzeit 7 Tage. 2. Vor anmeldung und Vorauszahlung auf Lie Ein- kommen- bzw. Körperschafts st euez (Schonzeit 7 Tage) aller Steuerpflichtigen mit Ausnahme des Teiles des Einkommens, welche, auf Land- und Forstwirtschaft entfällt. 3. Ein reichung der Lohnzettel durch den Arbeit, geber gemäß Z 40 des Einkommensteuergesetzes, die im Finanzamt erhältlich sind, für jeden Arbeit nehmer, dessen Brutto-Arbeitslohn in dem 3. Ka lendervierteljahre 2200 Mark überstiegen hat 4. Besteuerung einmaliger Einnahmen bei Ge haltsempfängern. Auf Grund von Generalver- sammlungs- und ähnlichen im Jahre 1924 ge faßten Beschlüssen ausgezahlte Tantiemen und Gratifikationen unterliegen den- Vorauszahlungen und müssen spätestens jetzt geleistet werden. 5. Fälligkeit der Kirchensteuer der evan gelischen und katholischen Gemeinden (Schonzeit 7 Tage). 6. In Preußen: Fälligkeit der Ge werbeertragssteuer-Voranmeldung und -Voraus zahlung aller Monats- und Quartalszahler (Schonzeit 7 Tage). 15. Oktober: 1. Ablieferung der für die Zett vom 1. bis 10. Ok tober 1924 einbehaltenen Steuerabzüge der Lohn- und Gehaltszahlungen, sofern Abliefe- rungsvcrpflichtung vorliegt und sobald dieser 12 Mark erreicht, alle übrigen Arbeiigeber haben in Höhe dieser Abzüge Steuermarken zu kleben und zu entwerten. 2. In Preußen: Fälligkeit der Grundvermögens- und Hauszins steuer pro Oktober 1924. 25. Oktober: Ablieferung der für die Zeit vom 11. bis 20. Ok tober 1924 einbehaltenen Steuerabzüge der Lohn- und Gehaltszahlungen, sofern Abliese- rungsverpslichtung vorlicgt und sobald dieser 12 Mark erreicht, alle übrigen Arbeitgeber haben in Höhe dieser Abzüge Steuermarken zu kleben und zu entwerten. z Flur Sem gerichtslsal1 Zum Meineid verführt. Der eigentliche Angeklagte nnd Verurteilte war in einem Meineidsprozeß, der vor dem Schwurgericht des Landgerichts I zu Berlin gegen eine Fran Z. zur Verhandlung gelangte, der Mann, der die AnklageJmrch eine anonyme Anzeige ins Rollen gebracht hatte. Das Schick sal der Frau Z. erregte allgemeine Teilnahme. Sie hatte in Hamburg, wo sie verheiratet war, den Postinscpktor Meyer kennen gelernt, der es verstand, sie fo für sich zu gewinnen, daß sie sich mit ihm in nähere Beziehungen einließ, nachdem ihre eigene Ehe geschieden war. Frau Z. erfuhr später, daß M. sich verlobt hatte, und suchte die Braut auf. Hier traf sie auch M., der nun die Stirn hatte, sie zu verleugnen. Er ließ sie durch seine zukünftige Schwiegermutter sogar aus der Wohnung werfen. Um nun das lästige Verhältnis loszuwerven, er stattete er eine anonyme Anzeige, wonach Frau Z. in seinem Ehescheidungsprozeß in Hamburg einen Meineid geleistet habe. Zur Rede gestellt, gestand M. ohne weiteres ein, daß er die Anzeige selbst erstattet habe. Um allem Weiteren aus dem Wege zu gehen, verzichtete er auf Pension und Titel und schied aus «einem Arme aus. In dem Prozeß war die Angeklagte geständig. Der Staatsanwalt war der Meinung, daß der An geklagten alle Milderungsgründe zugebilligt werden müßten. Er beantragte 6 Monate Gefängnis und Bewährungsfrist. Das Gericht ging noch unter dieses Strafmaß hinunter und erkannte auf 414 Monate Gefängnis mit Bewährungsfrist. Die ausgekochten Billioncnscheinc. Am 15. Mai dieses Jahres wurden von der Reichsbankdirektion München einer ! Papierfabrik Billionenscheine im Werte von 800 000 Billionen 1 Mark zum Einstampfen übergeben. Die Scheine wurden unter H Aufsicht von Beamten in einen Kochkessel getan, wo sie durch » den Dampf von Farbe und Schmutz gereinigt und dann zu Papierbrei eingestampft werden sollten. Als der Kessel nach einigen Tagen geöffnet wurde, wiesen die Scheine nur kleine Veränderungen auf. Die Arbeiter eigneten sich die Scheine, die noch Geltung hatten, a n und machten große Einkäufe in der Stadt. Sie wurden jetzt angeklagt und zu Gefängnisstrafen von drei Monaten bis zu einer Woche ver urteilt, ihnen jedoch Bewährungsfrist zuerkanm, da sie durch die leichtfertige Handhabung der Geldvernichtnng in Ver suchung geführt worden waren. Ein französisches Kricgsgerichtsurteil. Das französische Kriegsbericht in Mainz verurteilte den Regieangestellten Bischofs aus Wiesbaden zu fünf Jahren Gefäng nis und fünf Jahren Landesverweisung. Bischoff hatte bei der Lohnauszahlung an die Regiebeamten 4260 Franken zu- rückb eh alten und unterschlagen. ; - venniWter - LLas auf einem modernen Ozeauricsen verzehrt wird, s In wenigen Wochen wird ein neuartiges Schiff von Ham burg aus seine Reise nach Südamerika antreten, nämlich das größte und schnellste Passagier-Motorschiff „Monte Sarmiento", 14 000 Bruttoregistertonnen groß, mit Diesel motoren von über 7000 effektiven Pferdestärken für die, Fortbewegung und 3500 effektiven Pferdestärken für den Hilfsmaschinenbetrieb an Bord, für die Hamburg-Süd amerikanische Dampfschiffahrts-Gesellschaft aus der Werst von Blohm u. Voß in Hamburg erbaut. Es wird inter essieren, die Verproviantierung der 2600 Passagiere und 200 Mann Besatzung für eine Reise nach Südamerika zu erfahren. Es werden an Bord genommen 60 000 Pfund frisches Fleisch, Schinken, Wurst, Fische usw., 40 000 Stück frische Eier, 26 000 Stück gesalzene Heringe, 65 000 Pfund Mehl, woraus in der elektrisch betriebenen Bordbäckerei täglich frisches Brot gebacken wird, 13 000 Pfund Hülfeu- früchte, 2000 Pfund Backobst, 120 000 Pfund frische Kar toffeln, 6500 Pfund Fettwaren, 4500 Pfund Bohnenkaffee, 400 Pfund Tee, 5000 Pfund Zucker, 200 Kisten kondensierte Milch, 500 Liter Rotwein für Kranke und 1500 Faß oder etwa 40 000 Liter Bier. Saft eine halbe Million Autos in Frankreich. Die Verwaltung der indirekten Steuern veröffentlicht jährlich eine Statistik über die Zahl der Automobile, die in Frank reich im Umlauf sind. Das amtliche Ergebnis dieser Statistik für 1923 wird demnächst veröffentlicht werden. Bereits jetzt ist aber bekannt, daß etwa 445 000 Automobile in Betrieb sind. Im Jahre 1922 waren 360 937 Autaä gegen 287 182 im Jahre 1921 registriert. Man erwartest daß im Laufe des Jahres 1924 die Zahl von 500 000 er« reicht werden wird. Gerste vom Everest in Schottland. Die Mounts Everest-Expedition von 1922 hat zwei verschiedene Gersten sorten, die den Namen Kamvo Dzong und Neamda führen, vom Everest mitgebracht, wo sie in einer Höhe von 14 2O Fuß wuchsen. Ein schottischer Gutsbesitzer hat in diesen' Jahre Versuche gemacht, diese Gerste in einer Höhe von 1100 Fuß zu ziehen. Obwohl das Wetter sehr ungünstig war nnd die Gerstenernte in dieser Gegend Schottlands erst im Oktober zu erwarten ist, wuchs die Everest-Gersts doch sehr gut und besonders schnell, so daß sie bereits Mitte September geerntet werden konnte. Man beab sichtigt die beiden Gerstensorten im kommenden Jahre i" Schottland in größerem Umfange anzupslanzen. Eine Uhr, die man nicht auszuzichen braucht. Da man allzu leicht das Aufziehen vergißt, so hat man scho" früher Uhren hergestellt, die ein ganzes Jahr lang gehci — aber schließlich müssen sie doch einmal aufgezogen Werden. Eine neue amerikanische Uhr hingegen gel' immer. Sie wird in ähnlicher Weise wie eine Tischlamp: durch einen Stecker und eine Steckdose mit der elektrische: Lichtleitung der Wohnung verbunden. Der elektrisch: Strom wird dann durch das Uhrwerk selbst in genM regelmäßigen Zwischenräumen eingeschaltet und besorg' das Aufziehen, um das man sich nun nicht mehr zn kümmern braucht. Ein kleines Lächeln spielte um Flors feuchtrote Lippen. „Natürlich ist es mir ernst!" VIII. Bernd saß in seiner Kanzlei und arbeitete auf Tod und Leben. Es gab gerade jetzt sehr viel zu tun, und er hatte in der letzten Zeit ganz gegen feine Gewohnheit die Arbeit oft flüchtiger genommen als sonst. Und heute abend sollte er mit Klaudys zum erstenmal gemütlich ein paar Stunden in Majas Heim verbringen! Gestern hatte er offiziellen Besuch bei Fräulein Made leine Rehmen gemacht. Man hatte ihn sehr liebenswürdig ausgenommen, und Tante Madeleine schien ihm bei wei tem harmloser, als er sie sich vorgestellt hatte. Oberfläch lich, gedankenlos ja. Sogar ein bißchen lächerlich kam sie ihm vor in ihrer Wichtigkeit, mit der sie von gesellschaftlichen Dingen sprach. Aber doch daneben auch gutmütig ... Er warf ärgerlich die Feder hin. Konnte er seine Gedanken denn gar nicht mehr aus schließlich auf die Arbeit konzentrieren? Was hatte er jetzt an Fräulein Rehmen zu denken? Da klopfte es schüchtern an die Tür, und auf sein bar sches „Herein" schab sich eine ärmlich gekleidete, verhärmt aussehende Frau in das Bureau. „Herr Dr. Haller?" „Der bin ich. Was wünschen Sie?" Dabei musterten seine kühlen, grauen Augen die Ein tretende prüfend. Sie sah bedrückt und leidend aus. Es bedurfte einiger Mühe seinerseits und dauerte eine gute Weile, ehe er alles aus ihr herausgefragt hatte. Sie hieß Magdalene Handl und war eines Agenten Frau, die den kleinen Verdienst ihres Mannes durch Näh arbeit zu vergrößern suchte. Die Leute besaßen vier Kin der im Alter von fünf bis zehn Jahren unv hatten bis vor kurzem ganz friedlich gelebt. Dann änderte sich alles plötzlich. Der Mann begann zu spielen, trieb sich in Kaffee- Häusern herum unv verlor schließlich seinen Posten. Gegen wärtig erhielt die Frau allein die Familie. Vor einigen Wochen starb ihr Vater und hinterließ ihr eine kleine Gast wirtschaft in ihrem Heimatsdorf. Die wollte sie nun selbst weiter führen, mit Mann und Kindern hinaus- zrehen und hoffte, so ihren Gatten, indem sie ihn den Ver suchungen der Stadt entzog, wieder auf den rechten Weg zu bringen. Aber er wehrte sich gegen diesen Plan mit Händen und Füßen, verlangte, daß sie die gegenwärtig von einem entfernten Verwandten aus Gefälligkeit weiter- gesührte Wirtschaft verkaufe und ihm das Geld einhän dige, damit er hier in G. ein eigenes Geschäft gründe. Darüber gab es nun fortwährend erbitterten Streit« „So, fo", meinte Bernd, der hinter dieser Weigerung des Mannes, G. zu verlassen, sofort den springenden Punkt der ganzen Frage witterte, mißtrauisch. „Warum klammert er sich denn so sehr an die Stadt? Da^steckt Wohl noch etwas anderes dahinter?" Die Frau blickte verlegen zu Boden. „Sie können schon recht haben, Herr Doktor. Es ist da eine Kassiererin im Cafe Reidt; bei der soll er fast seine ganze Zeit zubringen." „Aha! Sehen Sie! Das dachte ich ja gleich. Immel dasselbe Lied: leichtsinnige Frauenzimmer und charakter" lose Männer!" Im Stillen dachte er bitter: „Ueberall der Mange' an wirklich sittlichen Grundsätzen! Mit Feuer u. Schwert müßte man da zu Felde ziehen, um alles Faule auszw rotten . . ." Er war sich kaum bewußt, daß er dabe' eigentlich an zwei andere dachte — an den Vater und den Schwager (Fortsetzung folgt).