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Warn liefert Schulz nicht ans. Ein politisches Verbrechen. Der Auslieferungssenat des Budapester Strafgerichts- yofes hat in der Frage der Auslieferung des Erzberger- Mörders Heinrich Schulz seine Entscheidung gefällt. Dei Senat Hai sich gemäß dem Anträge des Staatsanwalts gegen die Auslieferung des Schulz ausgesprochen mit dei Begründung, daß zwischen Deutschland und Ungarn kein Auslieferungsvertrag bestehe und es sich zweifellos um ein politisches Verbrechen handelt. Der Beschluß des Aus lieferungssenats wird erst rechtskräftig, wenn ihm auch dei Jusiizmintster seine Zustimmung erteilt hat. Da aber dei Staatsanwalt auf Weisung des Justizministers gegen die Auslieferung des Schulz Stellung genommen hat, kann kaum mehr daran gezweifelt werden, daß auch der Justiz minister in seiner endgültigen Entscheidung die Aus lieferung ablehnen wird. Aieüer mehr Postbeamte. Ungefähr 8000 neueStellen. * Unter Zustimmung des Reichsfinanzministeriums hat das Reichspostministeriunl einen Nachtragsetat zum 1. Oktober dem Verwaltungsrat der Reichspost vorgelegt, der eine Vermehrung von 7973 planmäßigen Beamten stellen und eine Höherstufung für weitere 6472 Postbeamte bringt. Die hierdurch entstehenden persönlichen Mehr kosten sind auf 500 000 Mark veranschlagt. Aus dem Etat ist zu entnehmen, daß die Zahl der planmäßigen Beamten stellen, die am 1. April 1924 genau 197 919 betrug, jetzt 204 352 betragen wird; die Zahl der außerplanmäßigen Beamten ist von 60 804 auf 51501 vermindert. Vie 5»Ia»t bei 5»a«gbal. Mit allen modernen Waffen. Der chinesische Krieg der Militärgouverneure unter einander hat sich zu einer allgemeinen Offensive gegen Schanghai entwickelt. Bei Schanghai tobt eine große Schlacht, die Stadt ist teilweise besetzt und steht an ver schiedenen Stellen in Flammen. Mandschurische Flug zeuge haben im Laufe der letzten Tage Schanghaikwan mit Bomben beworfen. Alle modernen Waffen sind in Benutzung. Hunderte von Flugzeugen kreisen über Lem Kampfgelände. Zahlreiche Verwundete sind in Schanghai eingetroffen. Von beiden kämpfenden Parteien werden Erfolge gemeldet s Kleine Nachrichten ) Ausglcichssonds in Preußen für bedürftige Gemeinden. Berlin, 30. September. Es liegt ein Gesetzentwurf vor, der die Möglichkeit schassen soll, denjenigen Gemeinden, die nachweislich aus der Reichssteuerüberweisung wesentlich weni ger erhalten, als ihr eigenes Einkommensteueraufkommen im Frieden gewesen ist, einen Zuschuß aus einem Ausgleichssonds zu geben, wenn diese Gemeinden gleichzeitig sehr hohe Real steuern zu erheben gezwungen sind. Allerdings knüpft sich die Überweisung der Zuschüsse an die Bedingung, daß die Kom munen dieselben Abbaumaßnahmen durchführe», die Reich und Länder bereits durchgesührt haben. Der dcutschnationale Vcrtretertag. Berlin, 30. September. In der Vertretertagung der Deutschnationalen Volkspartei im Reichstage ergriffen zu längeren Ausführungen das Wort Graf Westarp, Dr. Wallraf, Abg. Bruhn und von Freytag-Loring- Hoven. Namens des am Erscheinen verhinderten Abg. Groß admiral von Tirpitz gab Landrat von Keudell eine Er klärung ab. Bei den bisherigen Besprechungen hat es sich aus schließlich um Zukunftsfragen gehandelt; die Vergangenheit ist bisher nickt berührt worden. Bei all den zahlreichen Rednern Antwort Skizze von Käthe Altwallstäd 1 - Jena. Erlen und Werden warfen ihr Spiegelbild in den Fluß. Die Morgensonne schien. Doch über der Landschaft lag immer noch ein feinster, letzter Nebelhauch. In der schlichten Badeanstalt war es recht still in dieser frühen Stunde. Als die Malerin mit ihrem Skizzenbuch über den Bretterboden am Ufer hinschritt, sah sie außer dem Bademeister der eben prüfend fein Reich überschaute und dann sich gelang weilt zurückzog, nur drei Gestalten. Die kannte sie gut von ihren häufigen Besuchen her: Da waren die beiden üppigen Blondinen. Zn weiße Tücher lose eingehüllt, ruhten sie lang hingestreckt aus den Bretterplanken und wandten ihre vollen, halb entblößten Rücken der Sonne zu. Zn einer Stunde lagen die beiden viel leicht noch ebenso da und ließen regungslos die schönen Formen prangen. Und dort die andere? Die Braune, Magere im leuchtend roten Schwimmkleid? Die würde unermüdlich tun, was sie so eben tqt: Springen und tauchen! Springen und tauchen! Die lockte das friedliche Schwimmen nicht, geschweige denen saum seliges Liegen im Sonnenschein. Von Bäumen beschattet stand eine Bank am Ufer. Hier lieh die Künstlerin sich nieder. Ihre Blicke verfolgten die ruhelose Taucherin. Ihre Gedanken aber wanderten schon ab zu ihrem heimlichen Lieblingsmodell — der Kleinen wanderten sie ent gegen, «der Sechzehnjährigen, auf die sie wartete, ohne zu wißen, ob sie kommen würde. Sie sprachen ja nie miteinander, nur lächelnde Blicke tauschten sie aus. Vom Stadtkirchturm tönte ein Stundenschlag. Die Magere, Mohnrote, die eben zu neuem Sprung ins Master sich» anschicken wollte, hob lauschend den Kopf und eilte nach ihrer Zelle. Nun war es ganz friedlich und schön. Die Vögel sangen an den Usern. Irgendwo im Weiten rauschte ein Wehr, das man nicht sah. Abwesenden Blickes träumte die Malerin hin über das fließende, glitzernde Master. Da plötzlich durchfuhr es sie zart und fein wie ein leichter, freudiger Schlag: Die Kleine war gekommen. Mit einem scheu lächelnden Blick aus den länglich geschnitte nen, reich bewimperten, grauen Augen glitt sie an ihr vorüber, leise, voll Anmut. Das holde Körperchen umschloß schon der anliegende Schwimmanzug. Er war in schmalen Streifen gold ram uoerernfltmmenv vas Verlangen nacy unvevrngrer Ge schlossenheit der Partei zum Ausdruck. Nm das Washingtoner Arbeitszeitablommen. Berlin, 30. September. Reichsarheitsminister Dr. Brauns keim voraussichtlich Mitte Oktober aus seinem Urlaub, den er in der Schweiz verbringt, nach Berlin zurück. Wahrscheinlich sind bis dahin die Vorarbeiten für die Ratifizierung des Washingtoner Arbeitszeitabkommens soweit gediehen, daß der Reichstag bald nach seinem Wiederzusammentritt an die Be handlung dieses Problems Herangehen kann. Senatsprösident Dr. Niedner bis zum 5. Oktober beurlaubt. Leipzig, 30. September. Eine Leipziger Zeitung hat die Meldung verbreitet, daß Senatspräsident Dr. Niedner den Vorsitz des Staatsgerichtshofes noch nicht wieder übernommen habe, obwohl seine Ferienzeit längst beendet sei. Diese Mel dung beruht auf einem Irrtum. Senatspräsident Dr. Niedner ist bis zum 5. Oktober einschließlich beurlaubt. Neues Mitglied der Saarkommission. Genf, 30. September. Der Völkerbundrat ernannte heute zum Nachfolger des verstorbenen Mitgliedes der Regierungs- kommission des Saargebietes, Espinosa de Los Monteros, den gegenwärtigen Richter im Obersten Gerichtshof in Saar louis, Dr. Franz Vezcnski (Tschechoslowakei). Er wird das Departement für Unterricht, Kultur und Justiz übernehmen. Die Ernennung von Dr. Vezenski wurde von Benesch persön lich vorgeschlagen und einstimmig vom Rat genehmigt. Getreidcausfuhrverbot in der Türkei. Rom, 30. September. Nach einer Meldung aus Koy- Mutinopel hat die Angora-Regierung ein Getreideausfubr- verbot für die gesamte Türkei erlassen. Die Rüstungen in der Türkei. Konstantinopel, 30. September. Die Angora-Regierung hat beschlossen, zur Verstärkung ihrer Flotte zwei Torpedo boote und ein Unterseeboot bei einer ausländischen Macht an zukaufen. Japan erwartet einen neuen Weltkrieg. Tokio, 30. September. Der soeben von einer Weltreise zurüügekehrte bekannte japanische Universitätsprofessor Sentaro Kagcyama erklärte, er habe auf seiner Europarcise den Ein druck gewonnen, daß ein neuer Weltkrieg unvermeidlich sei. Die Londoner Konferenz, sagte Kagcyama, bringt nur eine vorübergehende Beruhigung im Sturmzentrum Zentral- curopas. Sobald die einzelnen Länder ihren früheren Wohl stand wiedcrerlangt haben, werden sie die erste günstige Ge legenheit benutzen, um ihre Wünsche durchzusetzen. Die nationalistische Welle, die jetzt in ganz Europa stark fühlbar ist, verstärke die vorhandenen Spannungen. Ununterbrochene Kämpfe bei Schanghai. Schanghai, 30. September. Mehrere Brücken über die Eisenbahn Schanghai—Hangtfchau—Hingpo sind zerstört wor den, um die Bewegungen der Krangsutruppen zu behindern. Im Norden finden zeitweise unterbrochene Kämpfe statt Wupeifu und Tschangtsolin manöverieren augenscheinlich noch, bevor sie fick io en, e"!'ck'!'idendes Ringen einlassen. Die Photographie des Krebses im lebenden Körper. Nach einem Bericht der „Umschau" soll es den Ärzten Dr. A. Kotzareff und L. Weyl gelungen sein, Krebsgeschwülste im lebenden Körper zu photographieren. Sie entnehmen zu diesem Zweck dem Körper eine kleine Blutmenge und gewinnen aus dieser das Serum. Diesem wird eine geringe Dosts Radiumemanation beigegeben und dann der Stofs dem Körper wieder einverleibt. Die Emanation häuft sich innerhalb des Körpers vor allem da, wo sich rasch wachsende Gewebe finden. Da bösartige Geschwülste, wie der Krebs, sehr rasch wachsen, so sind sie Ansammlungsorte für die Emanation. Photo- graphische Ausnahmen, die einige Zeit nach der Injektion ge macht werden, zeigen die Orte besonders starker Emanations- I Häufung und ermöglichen dadurch, die Lage krebsartiger Ge- ' schwülste im Körper zu bestimmen. Aus unserer Aelmal s Wilsdruff, am 1. Oktober 1924. Sonnenaufgang 6« I^MoNdansgang ry° V. Sonnenuntergang 6^ Monduntergang 7"° N. 1839 Maler Hans Thoma in Bernau (Schwarzwald) geb. 1847 Generalfeldmarschall Paul v. Hindenburg in Posen geb. 1918 Die Engländer erobern Damaskus. — 1921 König Wilhelm II. von Württemberg in Bebenhausen aekt. gelb und schwarz geringelt, und gegen dies friedlose Muster stand doppelt ruhig und klar der edle, leuchtende Ton der lieblich ge formten Glieder. Heber das hölzerne Geländer am Wasser hing die Kleine ihr Badetuch, lehnte sich an und blickte hinaus auf den Fluß. Die Malerin lächelte. Sie freute sich schon auf den Augen blick, in dem nachher das Mädchen, vor Nässe glänzend wie ein Metallfigürchen, aus dem Wasser steigen würde, um nach dem großen, weißen Laken zu greifen. Nicht schwerfällig wickelte sie sich hinein, wie so manche andere — spielerisch griff sie danach, warf es sich über den Rücken, spannte weit nach den Seiten die Arme aus und lief, das entfaltete, vom Lusthauch sanft ge hobene Tuch hinter sich haltend, wie ein großer, wunderlicher, weißer Schmetterling dahin. Netzt aber wartete sie noch in der Sonne und schaute um sich — bald hinauf in den Himmel, bald hinüber zu den Blon dinen, bald nach dem braunen Boot mit Kindern, das flußab wärts trieb. Mit Wohlgefallen ruhte der Blick der Künstlerin auf dem jungen Geschöpf — doch auch mit leiser Wehmut: Den ganzen, herrlichen Sommer lang war sie fast täglich hier gewesen und hatte sich ost in heimlichen Skizzen geübt an diesem niedlichen Mädchen, an dem sie menschliche wie malerische Freude in gleichem Maße fühlte. Morgen reiste sie nun fort und sah die Kleine wohl im Leben niemals wieder. Eine weiche Stimmung überkam sie. Ihre eigenen sechzehn Jahre stiegen vor ihr, aus, und gern hätte sie gewußt, was diesem Kinde dort be stimmt sein mochte. „Du reizendes Mädchen," dachte sie zärtlich, ,-was ist dein Los? Wird dich ein starker Arm umschlingen, emporheben und durch das Leben tragen, so daß dein kleiner, feiner Fuß bewahrt bleibt vor Staub und deinen? Wirst du als eine Mütter vieler Kinder 'des Mannes Lasten treulich testen müssen auf langer, rührend schwerer Wanderung? Ist all dein Liebreiz im Erblühen, um niemals Frucht zu tragen? ... Du herziges Wesen, wie heißt deine Zukunst?" Das Wasser rauschte. Die Vögel zwitscherten . . . SM vor sich hin träumte die Malerin ihre Fragen — und wußte wohl: Antwort würde sie nie erhalten. Die Kleine wandte sich nun um, leicht und unvermutet. Sie drückte die braunrote Gummihaube, die eine hübsche, stolze, aufstrebende Form hatte, tiefer in die Stirn, eilte zum Sprung brett hinauf und dieses entlang, breitete mit wohligem Schwung die Arme aus, schlug die Hände nach vorn zusammen, sprang Die Haselnutz. Schon vor Jahrhunderten oder noch weiter zurück genossen unsere Vorfahren der Bronzezeit die Haselnuß, was die Funde in Pfahlbauresten beweisen. Wie in Deutschland gedeiht sie auch in angrenzenden und südlicheren Ländern, nur in anderen Sorten; durch Veredelung der heimischen mit eingesührten Arten sind die verschiedensten Kirlturformen der Haselnuß ent standen; Spezialisten unterscheiden bis zu hundert Einzelarten. In Deutschland nimmt sj^e in der Garterrbaukultur früherer Zeiten einen ansehnlichen Raum ein. Griechen und Römer unterscheiden nur zwei Arten der Haselnüsse: die wilde ein'- Heimische und die eingeführte, kultivierte; Konrad Gesner zählt vier Sorten; unter diesen tritt der Name „lombardische Nuß"" erstmalig auf. Kaspar Bauhin nennt sechs verschiedene Sorten; Ebsholz, der Leibarzt des Großen Kurfürsten, bestimmt nur drei, nämlich die gemeine weiße Nuß, die große runde oder lyonische, die lange rote lombardische — lampertische — oder Baitnuß. Von Hohberg nennt zum ersten Male den Namen Zellernuß, der heute fast allgemein gilt. Er berichtet, dies« guten, langen Haselnüsse hießen so, weil sie häufig um das Kloster Zell' bei Würzburg wachsen. Außer den strauchartigen Haseln gibt es die Baumhasel, einen Baum bildend, namentlich in Oesterreich. Clusius berichtet, wie 1582 der österreichische Kriegsrat Baron von Ilngnad aus Konstantinopel ^Früchte da von erhielt. Der erste daraus gezogene Baum war 1593 über mannshoch; er stand in Frankfurt a. M. 1657 war es ein stattlicher Stamm, 87 Fuß hoch. Hundert Jähre später war der Baum so stattlich', baß er sich mit jeder Eiche messen konnte. In Oesterreich ist die Baumhasel häufig angepflanzt worden, namentlich bei Wien. Das Holz wurde gern verarbeitet. Als Waldbaum wird diese Hasel selten angetroffen. Die Früchte sind kleiner und haben starke, harte Schale. Gerüchte. Wenn die Abende länger werben und der Mcnjch mehr als im arbeitsreichen SoMmer zur Geselligkeit zu neigen pflegt, dann ist auch die Zeit, in der vorzugsweise Gerüchte aller Art zu entstehen und sich rasch zu verbreiten pflegen. Die Vor liebe eines großen Teiles der Menschheit für die Privatange legenheiten des lieben Nächsten ist nun einmal eine schwache Seite, die der davon Befallene so leicht nicht ablegt. Dieses tiefe Interesse — von groben Menschen Neugier und Klatsch genannt — hat aber zudem noch die Eigenschaft, deim Weiterkolportieren lawinenartig zu wachsen, so daß man sein eigenes Kind schon nicht mehr wiedererkennt, wenn man es nach fünfmaligem Pas- siercn -anderer Gehirne zufällig wieder zu hören bekommt. Die ; Folge aber dieser Dinge find dann jene bekannten Inserate in j der heimischen Zeitung, in der man Frau X. oder Frau P. für eine anständige Frau zu erklären genötigt ist und sich -unter dem Ausdruck des Bedauerns in seine Hinterstube verkriecht. Und nicht immer zieht man sich jo gewandt aus der Affäre, wie jener Mann, der im Wirtshaus den Ausspruch getan: „Die Hälfte Gemeinderatsmitglieder find -Esel", und nachher, vom Schiedsrichter zum öffentlichen Widerruf verurteilt, in der Lokal zeitung zum Abdruck brachte: „Hierdurch nehme ich die am Sonn tag im Gasthof zum Stern gemachten Aeußerungen zurück und erkläre ausdrücklich: -die Hälfte Eemeinderatsmitglieder sind keine Esel!" Kartoffelfeuer steigen wieder vom kahlen Feld zum Himmel. Deutschland hat seit dem Kriege nur eine gute Kartoffelernte ge habt, und diese war im Jahre 1922. Die Kartoffeln sind wichtig für Deutschlands Viehzucht. So gab der gute Kartoffelertrag des Jahres 1922 der Schweinezucht einen bedeutenden Anstoß, und die Zahl der Schweine während des Jahres stieg rascher als je züvvl. Allerdings ist auch heute noch nicht der Stand vor dem Kriege erreicht. Warnung vor einem Betrüger. Gewarnt wird vor einem Unbekannten, der ein Buch „Die Frau als Hausärztin" anpreist und sich auf das zu liefernde Buch eine Anzahlung von 3 Mark geben läßt. In den angezeigten Fällen ist eine Lieferung bis jetzt nicht erfolgt und nach eingeholter Erkundigung stimmt auch die von dem Unbekannten, der sich Albert Dilger nennt, ange gebene Adresse in Stuttgart nicht. Offenbar handelt es sich um einen Betrüger, dem es nur um die Erlangung von Barmittelu und entschwand mit dem Geräusch des Ausschlages in die grün liche Flut, die brausend hinter ihr aiufschäumte. Um besser beobachten zu können, wie das edle Köpfchen mit . der stolzen Haube aussteigen würde aus den Welken,, erhob sich die Malerin von ihrer Bank. Lächelnd trat sie an das User und ihre Blicke suchten . . . Suchten vergebens. Nichts hob -sich empor aus -dem grünlichen Wässer, aus dem die Sonnenlichter glitzerten. Nichts. Da weiteten sich ihre Augen. Eiskaltes Entsetzen packte sie an mit lähmendem Griff. Sie riß sich zusammen zum Handeln. Doch während sie hilferufend sich wandte, wußte sie tief im Innersten schon: Das Nichts dort auf den Wellen, das war die Antwort auf chre Frage! Vie LiigeobrüLt Von Iulius S ch a e f f l e r - Lichterfelde. Der zehnjährige Fritz erzählt auf einem Spaziergang seinem Vater, er habe kürzlich ein Tier gesehen, das seine Farbe nach 'Belieben wechseln konnte. Der Vater, der das Chamäleon nicht kannte, entgegnet ihm, daß es solche Tiere aus der ganzen Welt nicht gebe und jene Behauptung infolgedessen nicht richtig fein könne. Doch der Sohn besteht darauf. Da flicht der Vater so nebenbei in seine Rede ein, daß sie bald zu einer Brücke kämen, bei deren Ueberschreiten jeder, der des Tages schon gelogen habe, hinsalle und ein Bein breche. Auf die nochmalige Frage nach jenem Tiere wird dem Vater wieder die bestimmte Antwort, daß ein mehrmaliger Farbwechsel stattgefunden habe. Die Brücke kommt in Sicht. Fritz hält seine Behauptung mit der gleichen Bestimmtheit immer noch aufrecht. Als Vater und Sohn bie besagte Brücke betreten, rutscht der Vater aus, fällt hin und bricht das Bein. Fritz fchaut zu und sagt: „Ich wußte es j-a gleich, daß Vater log, als er mir die Geschichte von der Lügen brücke aufband. Nun ist er -dafür bestraft." — Ich möchte hier hinzufügen, daß der Fall keineswegs so ein fach zu liegen scheint, wie sich Flitzchen das vorstellt. Richtig besehen log der Vater nicht, als er dem Sohne bie Geschichte von der Lügenbrücke erzählte, denn er brach ja tatsächlich das Bein um seiner Lüge willen. Frage an das Schicksal: Wenn der Vater nicht log, warum dann der Beinbruch?