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veuMr fleßbrisg (408. Sitzung.) 66. Berlin, 10. März. Ausschüsse würde nicht vor 10 Tagen der Reparationskom mission übermittelt werden. Die Reparationskommission fasse die Lage sehr günstig auf. Die Sachverständigen aller Länder hätten es verstanden, auf besondere Interessen ihrer Länder zu verzichten. Das neue Kabinett Theunis Paris, 10. März. Nach einem von ,-Intrensegeant" veröffentlichten Brüsseler Telegramm hat Theunis definitiv heute sein Ministerium gebildet. Es besteht aus folgenden Per sönlichkeiten: Theunis Finanzministerium und Ministerpräsident, Aymann Minister des Aeuhern, Puolet Minister des Innern, Nols Unterrichtsminister, Ruzette Landwirtschaftsminister, Neujeau Eisenbahnminister, Forlhomme Kriegsministerium, van de Vyvere Wirtschaftsministerium, Tschoffed Handels- und In dustrieministerium, Carton Kolonialministerium. Die Vertreter der parlamentarischen Rechten und der Liberalen sind heute in Brüssel zu einer Besprechung der Lage zusammengetreten und hüben dem Ministerpräsidenten Theunis ihr Vertrauen zum Ausdruck gebracht. Die neuen Minister werden heute abend den Eid auf die Verfassung leisten. Man 'glaubt, dass Theunis bereits am Donnerstag fein Kabinett dem Parlament vor stellen wird. Dr. Schacht vor dem Währungsausschutz. Paris, 10. März. Der Währungsausschuß des ersten Sachverständigenkomitees beschloss, heute vormittag die Prüfung der deutschen Goldnotenbank fortzufetzen. Er wird morgen vormittag Dr. Schacht in Begleitung von Regierungsrat Meyer vernehmen. Außerordentliche KabiuetLssitzung in Paris. Paris, 10. März. Wie ernst die Lage in Paris beur teilt wird, geht! daraus hervor, dass auf Montag vormittag 10 Uhr eine ausserordentliche Kabinettssitzung einberufen worden ist. Die Pariser Presse und bas Gelbbuch. Paris, 10. März. Die Pariser Abendblätter drucken lange Auszüge aus dem Gelbbuche ab. Sie begnügen sich im sonstigen mit ziemlich einsilbigen Kommentaren. Ueberein stimmend wird festgestellt, dass die englische Regierung seit 1919 mit mehr Schlauheit als Wahrheitsliebe dem Abschluss eines auf Gegenseitigkeit beruhenden Garantievertrages auszuweichen verstand. Die FiuanzboMMission bes Senat». Paris, 11. März. Die Finanzkommission des Senats wird heute früh die noch restlichen Artikel 76—100 erledigen. Diese beziehen sich bekanntlich auf die Erhöhung der Post gebühren und Errichtung einer besonderen Pensionskasse. Die von der Finanzkommission bis jetzt ratifizierten Massnahmen sehen neue Einkünfte in der Höhe von 4,5 Milliarden Franken vor, dazu kommt eine Milliarde an Ersparnissen, die von der Finanzkommission für den Haushalt 1924 bereits in einer früheren Sitzung bewilligt wurden. Aeichsarbeitsminister Dr. Brauns über die Kämpfe um die Sozialpolitik. Köln, 10. März. Vor einer ausserordentlich stark be suchten Versammlung der Funktionäre der christlichen Gewerk schaften des Kölner Wirlschastsbczirkes hielt-der Reichsarbcits- Mlwster Dr. Brauns gestern eine mehr als zweistündige Rede über das Thema: „Der Kampf um die Sozialpolitik". Der Minister wies hin auf die gewaltigen Ansprüche, die nach dem Kriege an die Sozialpolitik gestellt wurden. Ausführlicher be handelte er die Frage des Ärbeitszeitgesetzcs, dessen rechtzeitige Behandlung hauptsächlich durch die Furcht der Sozialdemokratie vor der ^^"^ortung den Massen gegenüber verhindert worden fei- Arbeitgeberseite ist leider gegen das Arbeits zeitgesetz verstossen worden durch Bestrebungen, die auf die Ein führung des schematischen 10-Stunden-Tages Hinzielen. Trotz der durch die Not herbeigeführten Verminderung der Leistungen der Sozialgesetzgebung seien unangetastet geblieben Arbeitsschutz, das Arbeitsrecht, das Tanfrecht und das Betriebsrätegcsetz. Die Industrie an der Ruhr und am Rhein habe unter dem Nuhrkampse besonders stark gelitten und sei heute durch die Krcditnot lkoch immer in grössten Schwierigkeiten. Die Lasten der Mikumverträge müssten vieler Industrie abgenommen und dei der Gesamtreaelung der ReparaUonssrage auf das ganze umgelegt werden. Ergebnislose Verhandlungen über die Behälter der Bergvauangeftellken. . .^vchum, 10. März. Auch die neuen Verhandlungen r Eehaltsfrage der Bergbauangestellten haben bisher zu Einigung gejährt. Ebenso ist der Versuch, über die April- zu einer Basis zu kommen, resultatlos verlausen. Die optimistischen Sachverständigen. 10. März. Der zweite Delegierte Belgiens d " Aeporationskommission, Gutt, erklärte: Der Bericht der Vor Eintritt in die Tagesordnung kam der Außenminister Dr. Stresemann noch einmal auf die Behauptung des Breslauer Professors v. Freytag-Loringhoven zurück, der be hauptet hatte, daß die politische Haltung Dr. Stresemanns offen bar dadurch beeinflußt werde, daß sein Schwiegervater Haupt aktionär der tschechischen Skoda-Werke sei, an denen auch fran zösisches Kapital beteiligt sei. In einem Briefe des Professors an den Minister Stresemann erklärte er, daß er den Minister mit dieser Behauptung nicht habe verdächtigen wollen. Dr. Stresemann erklärte demgegenüber erneut, daß sein Schwiegervater seit über A) Jahren tot sei, daß er niemals an einer ausländischen Wafsenfabrik beteiligt gewesen wäre und daß sich im Besitze seiner Familie und der Familie seiner Frau keine Aktien ausländischer Waffenfabrikcn befänden. Das Hans trat dann in die Tagesordnung ein. Zuerst wurden dabei die Gesetzentwürfe über Verlängerung der Gel tungsdauer der Bekanntmachung über die Bildung von Woh nungsverbänden, über die Aushebung des Kriegs leistungsgesetzes und über die Abänderung des Opium- g e setz es in allen 3 Lesungen ohne Debaiie angenommen. Das Retchspostsinanzgesetz und das Gesetz über die Aus- pragnng von Reichssil'b er münzen wurde den zuständi gen Ausschüssen überwiesen. Das Gesetz über den Note tat wurde in 2. Beratung debattelos erledigt. Mit der 3. Lesung des Notetats wurde dann die Weiterführung der allgemeinen PolitischenAussprache verbunden, in der zuerst das Wort der Abg. Dr. Düringer (Deutsche Volkspartei) ergriff. Dieser betonte zuerst, daß seine Partei das baldige Äuseinandergehen des Reichstages und baldige Neuwahlen wünsche. Seine Partei würde cs aber für richtig halten, das; der Reichstag durch ein verfassungsänderndes Gesetz je, t seine Lebensdauer beschränkt. Der Redner, der hervorhob, oaß er die weiteren Ausführungen nicht im Namen seiner Partei mache, ging dann auf die Frage der Verfassungsmäßigkeit der 3. Stcuernotverordnung ein, die er als gegeben erachtet. Der Redner erklärte weiter, daß der Reichstag das Recht habe, zu verlangen, daß er über die Notverordnungen urteilen könne. Der Abg. Düringer wandte sich dann in längeren juristischen Darlegungen gegen die Aufwertungsvorschristen der Steuernotverordnung. Gegen die Austvertungsvorschristen habe sich mit vollem Recht ein Sturm der Entrüstung erhoben, denn sie widersprechen dem gesunden Rechtsgesühlt. Das Reichssinanzministeriuml habe in allen lebenswichtigen Fragen versagt. Es habe mit verschränk ten Armen zugesehen, daß über SOSL aller Steuern vom Lohn der Arbeiter und Angestellten aufgebracht wurden, während die reichsten Fabrikanten so aut wie keine Steuern zahlten. Abg. Scheidemann (Soz.) hätte es begrüßt, wenn der Vorredner seine ausgezeichnete N de schon damals gehalten hätte, als Bcckcr und Hermes Finanzen und Wirtschaft ver walteten. Die Steuerpolitik habe in Verbindung gestanden mit der Finauwolitik des früheren Reichsbankpräsidenten, da 'man die werktätige Bevölkerung ausgepowert habe zugunsten der Großkapitalisten und Jnslationsgewinnler. Durch die dritte Stcuernotverordnung werde dieses Unrecht noch ver schärft. Die Stabilisierung der Renlenmark werde durch die sozialdemokratischen Anträge.nicht gemhrdet. Der Redner wandte sich dann gegen die fast vollständige Ausschaltung des Laienelements durch die Emmingersche Justizreform. Die weiteren Ausführungen waren eine scharfe Polemik gegen Ludendorff und Dr. Helfferich. Abg. Dcglcrk (Deutschn.) meinte, wenn Herr Scheidemann Ludendorff als den Schuldigen am Zusammenbruch hinstellen wolle, so sage er aber nicht, daß Ludendorffs Wassen vorher durch Herrn Scheidemann und seine Freunde stumpf gemacht wurden. Der Redner trat für Aushebung der Personalabbauverordnung ein und meinte, die Parteien, die sich jetzt darüber beschwerten, hätten der Regierung doch erst durch Bewilligung des Er- mächtiaunasaeietzcs die Wassen dazu in die Hand gegeben. taujchett,welldieserihnundKayr gerau, hatte. Damals, am Abend des 8. November und in der folgenden Nacht mußte bei mir, Kahr und Seißer der Eiw- druck bestehen, daß Ludendorff von den Planen Hitlers gewußt hat. Ich mußte daher auch ihn als Gegner betrachten. Mit allem Nachdruck stelle ich fest, 1. daß alle Behauptungen unwahr sind, wonach Kahr durch irgend welche Beeinflussung von außen her nachträglich umgefallen sei und T daß alle Behauptungen unwahr sind, daß i ch ursprünglich mit von der Partie war, und erst nachträglich unter irgend einem Druck mir unterstellter Offiziere mich geändert habe. Erst das Vaterland, dann die Person! Im Nebenzimmer. Generalleutnant v. Lossow schildert dann die Vor gänge im Nebenzimmer in folgender Weise: Hitler schrie: „Niemand verläßt das Zimmer ohne meine Er laubnis!" An der Tür ging ein Bewaffneter auf und ab. Die anderen Pistolenmänner standen, uns ständig im Auge behaltend, zur Seite. Hitler war mit Schweiß bedeckt und rief wis zu: „Reichsregierung gebildet ... bayerische Regie rung abgesetzt! In Bayern wird ein Landesverweser sein." Jeder hat den ihm angewiesenen Posten anzunehmen, wer» das nicht tut, der hat keine Daseinsberechtigung. Sie müssen mit mir kämpfen und siegen oder sterben, wenn die Sache schief geht. Vier Schüsse habe ich in meiner Pistole. Drei für meine Mitarbeiter und den vierten für mich, wenn die Sache schief geht." Dabei machte er eine Bewegung mit der Pistole an seinen Kopf. Auf den Vorwurf Kahrs, daß er sein Versprechen nicht gehalten habe, sagte Hitler: „Ja, das habe ich getan, aber im Interesse des Vaterlandes." Ich trat, von den Vorgän gen angeekelt, ans Fenster und schob den Vorhang etwas beiseite. Dabei bemerkte ich Posten vor dem Fenster, die zum Teil sofort ihre Gewehre gegen mich richteten. Ich fragte: „Wie steht Ludendorff zur Sache?" Darauf Hitler: „Ludendorff ist bereitgestellt und wird gleich geholt werden." Die Aussage, ich hätte gefragt, ob die Sache im Norden losgegangen sei, ist unwahr. Dieser erste Mt mag etwa 10 bis 15 Minuten gedauert haben. Nachdem Hitler das Zimmer verlassen hatte, erschien Dr. Weber. Er setzte in einer unsympathischen Weise ven Versuch Hitlers fort, uns zur Zustimmung zu bewegen. Dritter Akt: Hitler kommt zurück. Er sprach von seiner zweiten Rede im Saal und dem durch sie ausgelösten Jubel. VierterAkt: Anwesend die bisherigen, dazu General Ludendorff. Dieser erklärte sofort: Ludendorffs Zustimmung. „Meine Herren! Ich Vin ebenso überrascht wie Sie, «her der Schritt ist getan. Es handelt sich um das Vater land, und die große nationale und völkische Sache. Ich kann Ihnen nur raten, gehen Sie mit uns. Tun Sie das gleiche." Die bisher gegebenen Aussagen sind irreführend. Es ist unrichtig, daß ich zu Ludendorff gesagt hätte, cs sei auch meine Ansicht, daß das Urucrnehmen jetzt weiter- gesührt werden müßte. Mit dem Erscheinen von Ludendorff änderte sich der Eharaller der Vorgänge im Nebenzimmer. Die Pistolen verschwanden. Alles war auf Zureden eingestellt. Au einer Aussprache mit Ludendorff oder einer Besprechung zwischen uns Dreien ist es auch jetzt nicht gek'mmen. Ich stelle nachdrücklich fest, daß ichdenAusd uck „Ihr Wunsch, Exzellenz, ist mir Beseh'!" oder Ähnliches nicht gebraucht habe. Ein^ derartige Phrase wäre lächerlich gewesen und wer mich kennt, wird wissen, daß derartige lakaienhafte Ausdrücke nicht zu meiner Redeweise gehören. Kahr erklärte sich schließlich bereit, als Stat 1 yalter Boyerns sich zu beteiligen. Ich betone, daß ich meine eigene Erklärung im Saale nicht aus eigenem Antriebe abgegeben habe. Mit der bekannten Handbewegung „Stillschweigen !m Luole" dirigierte man mich in den Vordergrund, und ich mußte nun, ob ich wollte oder nicht, irgend etwas sagen. Das tat ich mit möglichst nichtssagenden Worten. Die ganze für uns äußerst peinliche Szene auf der Tribüne, das Handle'«. sonnte von uns Dreien nicht abgelehnt weroen, da es im Sinne des von uns beschlossenen Täu schungsmanövers gelegen war. Die Sitzung wurde hierauf unterbrochen. General Loffnw soll in seinen weiteren Aussagen über die Vorgänge während der Nacht vom 8. auf den 9. November und über die militärischen Maßnahmen am 9. November berichten. Es dürfte dies zum erheblichen Teil unter Ausschluß der Offentlichkei geschehen. » Kvs M/E ASM -- ) Wilsdruff-Dresden, 11. März 1924. Merman kür aen 12. MSr; Sonnenaufgang 6-« j! Mondaufgang 9°° B. Sonnenuntergang 6" jj Monduntergang 12° V. 1607 Dichter Paul Gerhardt geb. — 1831 Dichter Friedrich v. Matthisson gest. — 1855 Hygieniker Erwin v. Esmarch geb. — 1S14 Ingenieur George Westinghouse gest. * Kirchenvisitativn. Am Sonnabend nachmittag besichtigte der Ephorus die beiden Friedhöfe und gab hierbei wertvolle An regungen für die weitere Ausgestaltung insbesondere des neuen Friedhofes. Er vermied zwar in bescheidener Weise, auf den von ihm gerade mustergültig umgestalteten Striesener Friedhof in Dresden hinzuweisen, Berichterstatter aber kann jeden, der Sinn für eine edle Friedhofspflege besitzt, nur wärmstens empfehlen, bei Gelegenheit diesen vorbildlichen Friedhof in Augenschein zu nehmen. Am Abende sand unter Leitung des stellvertretenden Vorsitzenden des Kirchenvorstandes, des Herrn Stadtrat Wehner, ein zahlreich besuchter kirchlicher Familien- abend statt, in dessen Mittelpunkt ein Vortrag des Ephorus über die Schönheiten unseres Landesgesangbuches stand, um rahmt von Deklamationen und von Darbietungen unseres von der Gemeinde so hochgeschätzten und gern gehörten Kirchen chores. Den Höhepunkt bildete der Hauptgottesdienst am Sonn tag. Eine dichtgedrängte Gemeinde lauschte, nachdem die herr liche Motette „Alles was Odem hat, lobe den Herrn" durch den Kirchenchor die Herzen feierlich eingestimmt hatte, der gehalt- und eindrucksvollen Predigt des Herrn Pf. Wolke über Hebr. 4, 14—10. Nach der Predigt sprach der Ephorus zur Gemeinde über Freud und Leid im Ehristenleben. Es waren schlichte, aber herzliche Worte der Ermahnung und Ausmunte- rung, welche auf die andächtigen Zuhörer einen nachhaltigen Eindruck gemacht haben dürsten. Am 11 Uhr fand Kindergottes dienst, um 2 Uhr Iugendgottesdienst statt. Beide wiesen eben falls einen außerordentlich zahlreichen Besuch auf. Die freudige Anteilnahme unserer Kirchgemeinde an der Visitation ist ein neuer Beweis basür, bass das kirchliche Leben in ihr trotz der veränderten Aeitvechältmsse — oder gerade deswegen? — ein erfreulich reges ist. Es wird gewiss auch in der Zukunft so bleiben. MS * - »»»»»«»»»«»» »SN»»»»««» X»» » Wurgwitz. In der letzten Gemeindeverordnetensitzung wurde der hiesige Gemeinbevorstand Herr Walter Zwingen berger einstimmig zum Gemeindeverordnetenvorstehr gewählt. Herr Gemeindevorstand Zwingenberger ist seit 1. Januar 1920 hier im Amte. Er wurde bereits im Vorjahre vom Gemeinde rat einstimmig auf die Wahlperiode 1926 bis 1932 wieder- gewählt. — Der im Jahre 1920 in der früheren Gemeinde Niederhermsdorf (jetzt Ortsteil von Wurgwitz) gegründete Siedlelverein entfaltet aufs neue eine rege Tätigkeit. Im Vor jahre wurden acht Einfamiliendoppelhäuser gebaut, Da sich die Mitgliederzahl bedeutend erhöht hat, plant man für dieses Jahr eine grosszügige Kriegersiedlung aus dem Gelände des Herrn Baron von Burgk, neben dem hiesigen Gasthof Kohlsborf. Es sollen vorerst 60 Einfamilienhäuser errichtet werden. — Herr Lehrer Mitschke, der seil 1913 hier tätig ist, wird Anfang April als Kantor nach Nennersborf bei Herrnhut geben. Der Abgang des Herrn Mitschke, der sich 'ganz besondere Verdienste auf dem Gebiete des Arbeitsunterrichts erworben hat, wird all seitig lebhaft bedauert. Wie man hört, soll die Stelle nur teil weise neu besetzt werden, indem der nach hier zu überweisende Lehrer einen Teil der Unterrichtsstunden in der Gemeinde Oberhermsdorf mit übernimmt, Es würden sonach ab Ostern nur noch 7'/- Lehrkraft der hiesigen Gemeinde zur Verfügung stehen. H. Berggießhübel. Am vergangenen Freitag nachmittag sand im „Sächsischen Haus" die Abschlussfeier des 3. Lehr ganges der Bauernhochschule statt. Ein Klaviervortrag leitete die Feier ein. Nachdem ein Schüler einen Prolog gesprochen hatte, begrüsste Rittergutsbesitzer Welde, Dörschnitz, die er schienenen Gäste aufs herzlichste und sprach im Anschluss hieran über Wesen, Zweck und Ziele der Bauernhochschule, während sich Direktor Ott über den für den 3. Lehrgang ausgestellten Stundenplan verbreitete. Nun wurden im Wechsel mit vater ländischen Gesängen und Deklamationen ernsten und humori stischen Charakters von drei Schülern kurze Vorträge gehalten. Naumann-Dörschnitz behandelte das Thema: Geschlossener Handelsstaat, Krauspe-Gröba sprach über das Genossenschafts wesen und Welde jun. über deutsche Lebenserneuerungen. Von den anwesenden Gästen ergriffen Geheimrat Steiger, Vor sitzender des Landeskulturrates, Major Heller, Direktor des Landbundes, Bobe-Borna, Vertreter des Verbandes junger Landwirte, und Gutsbesitzer Schmidt-Borna, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Vereins Gersdorf u. Umg., das Wort und beglückwünschten die Leiter der Bauernhochschule zu den er zielten Erfolgen. Im Namen der Schüler dankte Naumann der Lehrerschaft für die ihnen zuteil gewordene weise geistige Füh rung, väterliche Beratung und sittliche Schulung, woraus dann der Kursusleiter das Schlusswort sprach. Mit einem gemein samen Gesänge endete die schlichte, aber würdige Feier. °r. Wahnsdvrf. Der vergangene Fastnachts-Dienstag versetzte uns wieder in Vorkriegszeiten. Man nahm die hier schon lange eingebürgerten alten Gebräuche wieder auf. In den letzten Vormittagsstunden ging der „Rummel" los. Die männliche Jugend hatte sich in allerhand phantastische Ver kleidung gesteckt. Aus Gross- und Urgrossmutters Körbchen waren Kleidungsstücke, Hüte und mancherlei Zierrat hervor gewühlt worden, durch welche die ohnehin malerische Tracht weiter herausgeputzt werden sollte. Als Kopfbedeckung spielten Strohhüte und Zylinder eine grosse Rolle; mancher der letzteren hätte freilich ein Ausbügeln recht gut vertragen können, -en „Fastnachtsbrüdern" voran marschierte ein schnell zusammen gestelltes Musikchor, das-Saalinhäbern nicht empsohlen werden möchte. Unter allerhand „bekannten und unbekannten und ähnlichen" Weisen zog die farbige Schlange, die stcy rmmer mehr verlängerte, durch Ort von Haus zu Haus. Gern steuerte jede Haushaltung für einen guten Spass ein paar Pfennige zum Vermögen der „Fastnachtsbrüder" bei^oder man legte „etwas vom letzten Schweineschlachten" oder Erzeugnisse der Geflügel zucht in die mitgrbrachten Körbe und Säcke. Am Abend fand dann im Gasthofe Tanzmusik statt, zu welcher allerdings eine richtiggehende Kapelle lustige Weisen ausspielte. Die gesammel ten Esswaren wurden im Laufe des Abends verspeist und das