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glotzenden Eindruck macht. Leider ist in neuerer Zeit dieser wertvolle Schlag zur Verbesserung seiner Gestalt vielfach mit englischen Shorthorns gekreuzt worden, wo bei er an Mastsähigkeit gewonnen haben soll, an Milch leistung aber verlor. K/'Se/ker v/rS K/MM/K ) „Vie belogene uns betrogene /IkbettersÄaN" Ehemalige Sozialdemokraten und freie Gewerkschaftler hatten sich am 26. Februar d. I. zu einer Versammlung in Ber lin eingefunden, die der ehemalige „Vorwärts"-Redakteur Emil Unger leitete. Der Zweck dieser Versammlung war, „die Arbeiterschaft unter Freimachung von sozialistischer, pazifistischer und internationaler Gesinnung auf dem Boden nationaler Welt anschauung zu sammeln und die entsprechenden Arbeiterführer heranzubilden". Wenn man berücksichtigt, daß an dieser Ver sammlung u. a. der frühere sozialdemokratische Operpräsident Winnig, ferner Arno Franke, Herausgeber der sozialistischen Zeitschrift <,Firn", sowie der ehemalige sozialdemokratische Stadtverordnete und Vorsitzende des Buchbinderverbandes, Emil Kloth, teilnahmen, so wird man erkennen, daß Leute „vom Bau" ausgetreten sind, die Erfahrungen hinter sich haben und die nur zu gut wissen, wie die Arbeiterschaft genassührt wurde und noch wird. Unger erklärte, daß er und feine Freunde jahr zehntelang der Sozialdemokratie angehört hätten, daß sie aber schließlich zu der Erkenntnis gekommen seien, daß die Sozial demokratie „innerlich faul und morsch" sei. ,Kein Führer hätte z. B. auch nur einen Augenblick an die Sozialisierung geglaubt. Trotzdem ward beschlossen, dieses Schlagwort weiterhin in die Massen zu werfen. Die Arbeiterschaft sei belogen und betrogen worden." Dieser Blick hinter die Kulissen wird wohl manchem bisher radikal gesinnten Arbeiter die Augen öffnen. Die ehe maligen Sozialdemokraten haben eine „Vereinigung nationaler Arbeiterführer" gegründet, die aber keine besondere Partei dar stellen will. Die neue Vereinigung will überall da Mitarbeiten, wo es sich um die Wiedergewinnung der Arbeiterschaft zu nationalem Fühlen und Denken handelt. Hoffentlich ist -diesem löblichen Streben ein guter und nachhaltiger Erfolg beschieden. Sas SöMnkiM » - Vie aeuiM Alidattrkrilir «nü wre ireverwiiiüMg Chemnitz, 8. März. Die Ortsgruppe Chemnitz des Verbandes Sächsischer Industrieller hielt hier seine Hauptver sammlung ab. Nach Erledigung der geschäftlichen Angelegen heiten und der einstimmigen Wiederwahl des Vorstandes hielt Direktor Lehnig, Radebeul, einen Vortrag über die Deutsche Wirtschaftskrisis und ihre Aeberwindung. Er wies darauf hin, daß wir uns gegenwärtig in der größten Wirtschaftskrisis be finden, die Deutschland je durchzumachen hatte. Die deutsche Wirtschaft sei derart verarmt an Betriebsmitteln, daß wir mit eigenem Kapital eine volle Wirtschaft unter Ingangsetzung aller Anlagen nicht betreiben können. Es werde Generationen dauern, bis wir die verlorenen Spargelder, das Betriebskapital der deutschen Wirtschaft, wieder erarbeitet haben. Neuer Wohlstand könne nur entwickelt und beschleunigt werden durch höhere Intelligenz der Führer mit Einstellung auf ganz neue Wege, durch Umstellung des Lebens, also auch des Arbeits willens des Volkes, durch eine den neuen Verhältnissen ange paßte Lebensweise und endlich durch Erreichen eines neuen Staatswillens, der jeden Deutschen innerlich erleben lasse, daß das Schicksal des Staates fein eigenes Schicksal verkörpere. Die deutsche Industrie habe ein viel größeres Interesse an dem Ausbau der deutschen Landwirtschaft, als sie bisher zu haben glaubte. Auf dem Wege des erneuten Aufstiegs fehlten uns wohl Betriebsmittel und Exportmöglichkeiten, geblieben sei uns aber die Geschicklichkeit in der gewerblichen Arbeit, unsere Be weglichkeit und Erfindungskraft zur Anpassung an jede Auf gabe. Es gälte, unsere Gesamtindustrie auf unsere Armut ein zustellen, um diese zu besiegen. Wirtschaftlich betrachtet, bedeute unsere Aufgabe das Problem, Menschenleben, nicht nur alte, babinschwindende, sondern eine ungeheure Heerschau junger, blühender Leiber vor vorzeitigem Tode zu erretten, ihnen einen auskömmlichen Unterhalt zu schaffen und sie zu frohen, voll wertigen Staatsbürgern zu bilden. Nachdem außerordentlich -- Die für einan-er sind. Roman von Fr. Lehne. . (Nachdruck verboten. „Mem Gott, wo lernt nur Julia diese furchtbaren Manieren!" stöhnte Porzia, „man muß immer Angst haben, daß sie sich und uns bei andern dadurch blamiert —" Lachend tippte Iulia mit dem Finger ein paarmal auf ihre Stirn, sah Porzia dabei an und lief dann in die Küche. Lukrezia, Porzia, Virgilia waren am Nachmittage in eifriger Tätigkeit — sie deckten den Tisch zum Abend. Das beste Tischtuch wurde aus dem Schrank genommen: darauf legte Lukrezia einen Tischläufer aus Krepp-Papier, den sie mit großen, phantastischen Blumenranken bemalt hatte. Alle Mumenvasen wurden mit buntfarbigen Astern, die sie nach Tische schnell gekauft, gefüllt; die Blumen wurden auch, mit Tannenzweigen vermischt, lose auf den Tisch verstreut. „Na, willst du nicht auch gleich in jede Teetasse eine Blume stecken?" meinte Iulia ironisch, die sich davon über zeugen wollte, ob „man bis heute abend denn fertig mit Tischdecken sein würde." „Du verstehst das nicht! Es macht so Stimmung — widersprach Lukrezia überlegen. „— Aber so doch nicht! Dieses Kuhfutter, hätte ich bei nahe gesagt! Stimmung —?" „Mrge du nicht, an mein Werk zu rühren!" brauste Lukrezia auf und stellte sich schützend vor den Tisch, als sie sah, daß Iulia eine andere Anordnung treffen wollte, „gehe in die Küche, dort ist dein Reich —" „Der Baron sitzt neben mir!" wünschte Virgilia. „Nein, es war ausgemacht, zwischen Porzia und mir — widersprach Lukrezia. „Na, dann setze dich vis-a-vis — das ist besser, als dichte bei —," lachte Iulia, „und mir räumt gnädigst ein Plätzchen bei der Frau Rat ein!" „Nein, Iulia, das geht nicht! Papa führt sie; sie wird zwischen ihm und der Mama sitzen! Dein Platz ist neben Cäsar Napoleon —" „Es ist sehr gütig, daß Ihr mich wenigstens noch hier dul det und nicht ganz und gar nach der Küche verbannt —" „Eigentlich wäre dort der »»»zig für dich passende Platz beifällig aufgenommenen Vorträge sprach Landragsabgeordneter Dr. Schneider über das Thema: Von der Papiermark zur -Rentenmark. erhebliche Steigerung öer Mieiriuser in ?reußrn. Der preußische Minister für Vvlkswohlfahrt hatte am Sonnabend mittag einen größeren Kreis von Sachverständigen um sich gesammelt, um die Maßnahmen zu erörtern, die zur Förderung des Wohnungsbaues für das Jahr 1924 erforder lich erscheinen. Bemerkenswert war die Mitteilung des Staats sekretärs Scheidt, daß in Preußen die Mietssteuer, von der bisher nur bekannt war, daß 10 v. H. des Ertrages für Neu bauten zur Verfügung gestellt werden sollen, 25 v. H. der Mieten betragen soll. Diese Mietssteuer würde für Preußen 50 Milli onen Goldmark für Bauzwecke ergeben, mit denen im laufenden Jahre aber nur 18 000 Wohnungen in ganz Preußen errichtet werden könnten. Don Interesse waren weiterhin die Mit teilungen des Redners über die vom 1. April ab in Aussicht genommene Mietsregelung. Er teilte mit, daß vom 1. April ab die Miete -sich aus folgenden Positionen zusammensetzen soll: 5 Proz. für Verwaltungskosten, 12 Prozent für laufende In- standsetzungsarbeiten, 3 Prozent für große Instandsetzungskosten und 15 Prozent für Betriebskosten, zusammen 35 Prozent, wozu noch an weiteren Zuschlägen 7 Proz. kämen, so daß die Miete -vom 1. April auf 42 Prozent der Friedensmiete bemessen würde. Zu diesen 42 Prozent treten an Mietssteuern auf Grund der dritten Steuerverordnung voraussichtlich 25 Prozent, so daß vom nächsten Monat ab voraussichtlich insgesamt 679- Prozent Miete zu zahlen seien. i Dklme-r, Hw? Mö 6M j Sportliche Arbeit im Turnverein D. T. Wilsdruff. Nach längerer Zeit gedenkt nun auch der Wilsdruffer Turnverein in größerem Rahmen sportlicher Arbeit -an die Oeffentlichkeit zu treten. Spiele, wie Handball, Faustball und Schlagball sind Stoff 'der diesjährigen Arbeit. Alt und Jung werden sich im Wettstreit mit fremden und einheimischen Mannschaften messen. Nicht nur im Spiel, sondern auch in allen übrigen volkstüm lichen Richtungen ist den Turnern und allen Interessenten Gelegenheit gegeben, sich auszubilden und in den Wettstreit zu. stellen. Den Anfang dieser Arbeiten gaben die am Sonntag ausgetragenen Spiele im Handball zwischen Jugend Turner schaft 1877 Dresden—Jugend Wilsdruff von 3—4 Ahr nach mittags und Mitglieder 1. Mannschaft Turnerschaft 1877— 1. Mitglieder Turnverein Wilsdruff. — Das Spiel der Jugend begann nachm. 3 Ahr. 1877 erscheint vollzählig, während Wilsdruff mit 10 Mann antritt. 1877, besser technisch Vvr- gebildet, ist Führer fast des ganzen Spieles, trotzdem sucht W. mehrmals vorzudringen. Mit spannenden Blicken folgten die zahlreich erschienenen Zuschauer dem Spiele. Halbzeit 3 :0 für 1877. In der zweiten Hälfte konnte bereits ein besseres Zu sammenarbeiten der W. Mannschaft beobachtet werden. Dem guten Arbeiten der 1877 Iugendmannschast doch bei weitem noch nicht gewachsen. W. kann endlich nach mehreren Durch brüchen ein Tor für sich buchen. 1877 kommt noch drei mal zum Erfolg. Ergebnis des Spieles 6:1 für 1877. — Dem ersten -Spiele folgte 4 Ahr das angesetzte Spiel der Mitglieder. Nach Turnergrust begann, 1877 im Anspiel, ein munteres Arbeiten beider Mannschaften. Auch hier war zu ersehen, daß W. seinem Gegner, der zu bemerken Bezirksmeister ist, in tech nischem Zusammenspiel unterlegen ist. Meisterhaftes Zusammen spiel der 1877 Mannschaft ergeben in -der 1. Halbzeit ein Er gebnis von 7:0 für 1877. W. gelingt es mehrmals, den Tor raum von seinem Gegner zu erreichen, doch der guten Ver teidigung nicht gewachsen, kommt es nicht zum ersehnten Tor. 2. Halbzeit W. im Anspiel, mit dem auch ein besseres Zu-spielen- folgte, aber trotzdem keinen Erfolg zu buchen hatte. 1877 immer noch in -bester Form, gelingt es, weitere 7 Tore zu erringen. Spielergebnis: 14:0 für 1877. Zu bemerken sei nur noch, daß W. noch -nie in dem Spiele gearbeitet hat, also das erste Spiel beider Mannschaften war. Gutes Verhalten sämtlicher Mann schaften -wirkte als zufriedenstellend bei den Zuschauern. Hand ball, ein Spiel, in denen Zuschauer wie Mitspieler mit spannen den Augenblicken überschüttet werden. Dieses zu beobachten, ist kommenden Sonntag nachm. 3 Ahr Gelegenheit gegeben. Im Kampf stehen sich die Mannschaften 1. Mitglieder Turnverein Stetzsch und 1. Mitglieder Turnverein Wilsdruff auf dem Sportplatz Meißner Straße gegenüber. Gut Heil! — — bei den Manieren eines KUchendragoncrs, die dir eignen —" „Danke!" Iulia lachte hellauf. Die Bosheiten der Schwestern tra fen sie nicht. Doch sie mußte sich stets von neuem über deren überspannte gekünstelte Art ärgern, dick so ganz ihrem natür lichen Empfinden widersprach. Den ganzen Nachmittag übte Porzia auf ihrer Laute. Sie hatte das Haar wieder auf die Wickel gebracht, bis sie dann gegen sechs Uhr aufing, Toilette zu machen. Sie wählte lange, bis sie sich endlich zu einem großblumigen Musselin kleid, das in Biedermeierart gearbeitet war, entschloß. In die Locken band sie ein rosa Band, und ein Band in gleicher Farbe mußte nun auch dis geliebte Laute schmücken. Eigen« mächtig entlehnte sie sich aus Iulias Besitz eine Schnur blaß roter Korallen, ein Konfirmationsgeschenk an die Schwester. Eine halbe Stunde wohl gebrauchte sie, ihre Nägel zu polieren: auf ihre weißen, hübschen Hände war sie nicht wenig stolz. Und aus dem Parfümfläschchen Heliotrop, das Virgilia gehörte, goß sie reichlich au fihr Taschentuch und ihr Kleid. So, nun war sie fertig. Träumerisch setzte sie sich ans Fenster, die Hände um das Knie geschlungen und starrte, ganz in ihre erwartungs vollen Gedanken vertieft, auf die regenfeuchte Straße. Man aß das Abendbrot heute in der Küche; Iulia hatte der Einfachheit halber gleich einen Teller voll Brot geschnit ten. — „Porzia, willst du denn nicht zum Essen kommen?" Virgilia steckte den Kopf zur Tür hinein; dann zog sie schnup pernd das Näschen kraus und trat herein, „das ist aber frech! Du bist an meinem Parfüm gewesen —! Solche Unverschämt heit —!" zürnte sie. „Mein Gott, Virgilia, hab' dich doch nicht so um das bißchen! Meins war gerade alle! Du darfst dich dafür auch mal mtt meiner Äokseife waschen —" „Danke bestens! Ich verbitte es mir, an meine Sachen zu gehen! Du willst dich wohl bei dem Baron in guten Ge- ruch setzen?" „Sei doch nicht so geizig, Virgilia! Ich gebe es dir morgen wieder —" '„— aber so gutes Parfüm wie das kannst du dir doch nicht kaufen —" Virgilia war sehr ungehalten; Porzia verteidigte sich. Verein für Leibesübungen Wilsdruff. Vergangenen- Sonn tag spielte die 1. Mannschaft in Freital gegen die Fußball mannschaft vom Reiterregiment 12, Dresden. Das Spiel litt sehr unter den schlechten Bodenverhältnissen. Resultat 2:2. Die 1. Iugendmannschast spielte in Bieberstein gegen die 2. Mannschaft von Sportsreunde, Bieberstein. Gegen diese körperlich stärkere Mannschaft mußte sie eine 1:15 Tore hohe Niederlage einstecken-. Presselehrgang der Spielgrupps. Elbtal D. T. Die Spiel gruppe hielt am vorigen Donnerstag in den Räumen des Turnvereins für Neu- und Antonstadt unter gütiger Mit wirkung der Herren Redakteure Tiefte von dem Dresdner Anzeiger und Bruchmüller von den Dresdner Neuesten Nach richten bei einem Besuche von 50 Turnern einen Presselehr gang ab. An Hand eigener Erfahrungen und der verschiedensten Beispiele zeigten der Gruppenspielwart Pflugbeil und die Herren Redakteure den richtigen Weg zur Erledigung von Pressearbeiten. Eine kurze Aussprache beschloß den Lehrgang. NkdaktionSsafchiRg. Am Aschermittwochmorgen er hielt eine schlesische Zeitung von einem Nachrichtcnbureau folgende Meldungen: Wiesbaden, 5. Mürz. Die Bei setzung der Prinzessin Luise von Belgien vollzog sie» in christlicher Form. .Anwesend waren die Töchter der Ver storbenen, eine Prinzessin von Holstein, ein Vertreter des Königs von Belgien und eine Abordnung der belgischen Milnärkommiffion, im ganzen etwa 40 Personen. Ein katholischer Spruch, ein Lied aus tiefstem Herzensgrund, ein ebensolcher Geistlicher gaben der tapferen Toten das letzte Geleit. — Brüssel, 5. März. Der „Derniöre Hcure" teilt mit, daß der liberale Staatsminifler Mae Hymann und Deveze gestern nachmittag einen Schritt beim König unternommen haben. Sie versicherten dem Mi nisterpräsidenten, daß die liberale-Gruppe ihm ihre Seufzer zusage. Andererseits hatte Theunis im Verlauf des gestrigen Tages die Mitglieder des zurückgstretenen Ka binetts und auch Herrn Hellebutte empfangen. Nachdem Von Baron Houtart die Bildung des Kabinetts verlangten, wird dasselbe (Nachtlokal) durch die vorübergehenden Be-, sprechungen mit dem augenscheinlich verjüngten König unterbrochen. — Herrgott muß der Redakteur in der! Fastnaäftsnacht einen Kater gehabt haben! Das „Wctttänziurmer". Das ist nicht etwa so zu verstehen, als ob die Welt den Tanz auf dem Vulkan, den sie seit längerer Zeit exekutiert, jetzt in einem öffent lichen Turnier zu zeigen gedenkt. Es handelt sich viel mehr um ein Turnier, in dem die Weltmeisterschaft im Tanzen festgestellt werden soll — denn warum soll es schließlich nur Weltmeisterschaften im Boxen, Billard- spielen, Bicrtrinken und Parlamentsquatschreden geben? Es werden sich also in den nächsten Tagen in London 480 Tänzer und Tänzerinnen aus allen Teilen der Welt produzieren, um ihre Künste zu zeigen und den Meister titel zu ertanzen. Getanzt werden- Foxtrott, Onestep, Tango und — was kein Mensch für möglich halten sollte — Walzer!! Wahrhaftig Walzer, jener „vorsintflutliche" Tanz, von dem man annahm, daß er von den Niggern, denen wir die neuesten Gesellschaftstänze verdanken, er schlagen und längst beerdigt sei. Die allerneueste Schöp fung der Tanzmode, der „Blues", ist diesmal von dem Wettbewerb noch ausgeschlossen, jedoch sollen für seine Vorführung Sonderpreise gegeben werden. Also auf i» den Tanz! * Guter Vorsatz. Richter (zum alten Gauner): „Sagen Sie mir, wann werden denn Sie endlich 'mal ehrlich werden?!" — Gauner: „Ach, so viel hab' ich noch lange nicht beisammen!" Unbegreiflich. Tourist (als schon ein Wirtshaus in Sicht ist, zum andern, der trotzdem noch aus einer Quelle trinkt): „Aber Mensch, wie kann man sich den schonen Durst so verpfuschen?" Entschuldigung. „Verzeihen Sie, wenn ich zu Ihrer Begrüßung nicht aufstehe, aber ich sitze gerade." Ab gekühlt. Alte Jungfer (zu einem Gutsbesitzer, in den sie stark verliebt ist): „Ach, Sie sollten bier nicht so einsam leben, kennen Sie nicht den Spruch: Es ist nicht gut, allein zu sein?" — „Sie haben recht, ich werde mir «ne Awa—< anschaffen!" und wieder war ein lebhaftes Rededuell im Gange. Mitt lerweile zündete Lukrezia im Eßzimmer alle Flammen der Gaskrone an und brannte dann Räucherkerzchen an, so daß ein weißer, leichter Dunst im Raume schwebte. „Um Gottes willen, Lukrezia, wir haben doch nicht die Cholera, daß du die ganze Bude hier so einstänkerstl Man kommt ja um —" Aergerlich riß Iulia die Fenster auf. Lukrezia starrte sie fassungslos vor Empörung an, ehe sie mit zornbebendcr Stimme Worte fand. „Iulia, wie kannst du nur solche Gassenausdrücke gebrauchen! Was würde Papa sagen, wenn er das gebürt! Die Haare raufte er sich aus — " „Glücklicherweise hat er noch genug dazu!" meinte Iulia trocken. Sie schloß die Fenster wieder und atmete tief auf; „so, jetzt ist wenigstens wieder erträgliche Luft —" „Du verdirbst die ganze Stimmung, Iulia! Papa hatte es so gewünscht! Wenn er doch aus seinem Drama vor lesen wird —" „— werden die Leute so wie so benebelt! Kinder, wenn ihr doch nicht immer so in den Wolken schweben wolltet! — Und wie ihr euch für den Leutnant geschmückt habt! — Auch du, mein Sohn Brutus —" spöttisch musterte Iulia die älteste Schwester, die in ihrem „Eiaenkleide" sehr phantastisch aus sah — grüne Seide mit goldenen Borten verziert, fiel in losen Falten an ihrer großen, mageren Gestalt hernieder: am viereckigen Halsausschnitt war eine lila Sammetrose be festigt. „Na, nun will ich mich auch schnell in die Kledascke werfen, sonst kommt schließlich der Leutnant angetanzt, und ick bin noch nicht fertig!" 7. Kapitel. Der große Tag oder vielmehr Abend bei Schultzes war vorüber. Stoch am nächsten Tage schwelgte man in der Erin nerung daran. Herr Doktor war voll und ganz zufrieden; er hatte ein dankbares Publikum gehabt und Gelegenheit, sich an seiner eigenen Größe zu berauschen. Julia war ebenfalls zufrieden denn der Leutnant w- so nett und natürlich gewesen, gar nicht Koshaft und spött-' wie sie du stillen zornig gefürchtet. (Forts, folet