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Beilage zui» Frankenberger Tageblatt Mr. «47 Freitag, den 21. Oktober 1V27 8«. Jahrgang Das GGulgesetz auSsGutz l Erkliirnngen Kende Roch immer kchuldebatte Don unserem parlamentarischen Mitarbeiter. Berlin, 20. Oktober. Die Redner folgen, aber sie gleichen sich nicht. Mr den, der etwas Personenkenntms hat, ist es Woch hochinteressant, zu beobachten, wie dieEin- Nellung der Parteien zum Reichsschulgesetz schon W der Auswahl ihrer Wortführer zum Ausdruck kommt. Die Deutschnationalen haben nach dem Aangelischen Pfarrer Mumm, den Schwieger sohn des bekannten Hofpredigers Stöcker, jetzt Ven Volksschullehrer Schulze aus Frankfurt a. »d. Oder vorgeschickt, während sich die Demokra- Hpn, für die zuerst Frau Gertrud Bäumer gesprochen hatte, in der zweiten Nednergarnitur durch Fischer vertreten lassen, also einen Mann, der ursprünglich mit Schulfragen gar nichts zu tun hat, aber als einer unserer fähigsten Finanz politiker gikt. Dementsprechend behandelt er na- türlich vor allem die finanzielle Seite des Reichs- fchulgesetzes, im Gegensatz zu dem Prälaten Dr. Schreiber, der in einer groszangelegten Rede, die vor allem eine Antwort an Frau Bäumer darstellt, einen Ueberblick über die grundlegenden Verschiedenheiten zwischen dem protestantischen und dem katholischen Schulideal gibt. Ausgabe des Reichsschulgesetzes müsse es sein, zwischen beiden Lagern eine Brücke zu schlagen. Cs ist überaus bedauerlich, das; die gehobene Stimmung, die durch die nicht alltäglichen Dar legungen des klugen Prälaten entstanden war, durch eine geradezu fürchterliche Rede des Kom munisten Schneller wieder vernichtet wurde. Die Volkspartei, bei der die Entscheidung über Has Gesetz liegt, hat darauf verzichtet, noch einen zweiten Redner vorzuschicken. Die Kommunisten, deren Ansichten keinen Menschen interessieren, müs sen aber noch einmal den Beweis erbringen, das; -für sie das deutsche Geistesleben ewig ein Buch mit sieben Siegeln bleiben wird. * Berkin, 20. 10. Nach Erledigung kleinerer Morlagen fetzt der Reichstag die erste Lesung des Reichsschulgesehes fort. Abg. Schulze-Frankfurt (Dntl.) verweist Puf die größere Mannigfaltigkeit der Schulrefor men kn dem Entwurf, wodurch der Grundsatz der .Gewissensfreiheit klar zum Ausdruck konime. Der Antwurf gebe jedem das Seine und nicht etwa Mem das Gleiche, wie es die Gegner fordern. Ms Wiederkehr der geistlichen Schulaufsicht werde zMch von den Deutschnationalen abgelehnt. Als Vein Dildungs- lls zur Kostenfrage solche könne aber auch die im Entwurf vorge sehene Einsichtnahme in den Religionsunterricht nicht bezeichnet werden. Der Redner wendet sich gegen die Stellungnahme des Deutschen Lehrer vereins; den angeblich 150 000 deutschen Leh rern ständen 4Vs Millionen christliche Eltern gegenüber, die eine christliche Schule fordern. Abg. Dr. Fischer-Köln (Dem.) begründet die demokratische Interpellation über die Kosten frage. Die bisher der Öffentlichkeit bekannten Einzelerrechnungen gäben ein erschreckendes Bild. Ter Redner verweist auf die Errechnungen der Stadtgemeinde Berlin sowie auf die Kostenan schläge von Bremen und Chemnitz und stellt fest, das; die Mehrbelastung steige, je kleiner die ein zelnen Gemeinwesen seien. Sicher sei es nicht zu hoch gegriffen, wenn man im Neichsdnrchschnitt eine 40- bis 50prozentige Vermehrung der Schul kosten zu befürchten habe. Die demokratische Frak tion fordere mit erhöhtem Nachdruck Auskunft, wie hoch die Neichsregierung die Lasten schätze. Abg. Dr. Schreiber (Ztr.) erklärt: Für das Zentrum handle es sich nicht um parteipoli tische, sondern um elementare Grundforderungen der katholischen Weltanschauung beim Neichsschul- gesetz. Gerade in der Bekenntnisschule werde der Gedanke eines weitausgreifenden Universalismus gepflegt. Die Bekenntnisschule könne zu einer großdeutsche» Kulturtal ersten Ranges werden in der Zeit der kulturellen Autonomie für die Min derheiten. ReichsiMelMWter v. Keudell beantwortet darauf die demokratische Interpella tion über die Kostenfrage und stellt fest, das; er nicht gesagt habe, es sei gleich, ob Reich, Länder oder Gemeinden dis Kosten tragen. Er sei gleichfalls der Meinung, das; es eine wichtige grundsätzliche Entscheidung sei, wie weit sich das Reich daran zu beteiligen habe. Der Minister erklärt weiter, daß auch die ernstesten Bemühun gen der Neichsregierung, die Kostenfrage zu klä ren, keine wesentliche Aenderung in der Haltung der Opposition gegenüber der Vorlage hervor gerufen haben würden. Der Minister wiederholt, daß die Kosten abhängig seien von der Eesamt- gestaltung des Entwurfs, besonders auch von den Äusführungsgesetzen der Länder. Es stehe nicht fest, in welchem Umfange die Erziehungsberechtig ten mif dem Plan erscheinen werden. Man wisse auch nicht, welche Definition der Begriff des geordneten Schulbetriebes erhalten werde. Die Neichsregierung werde allerdings, ehe die Vor ¬ lage den Reichsrat noch einmal beschäftige, grund sätzlich die Frage klären, wie weit das Reich sich an den Kosten beteiligt. Gegenüber den kunstvoll aufgestellten Zahlen des Abgeordneten Dr. Fischer müsse er eine gewisse reservierte Stel lung einnehmen. Der Minister beruft sich zum Schluß auf die preußische Negierung, die gleich falls in ihrer Begründung gesagt habe, das; ein Versuch, die Mehrkosten festzustellen, bisher nicht gemacht worden sei und auch nicht gemacht werde» könne. Nach einem Angriff des Abg. Kube (Nat.° Soz.) gegen das Zentrum, auf den Abg. Hof mann-Ludwigshafen (Ztr.) erwidert, und einer Kritik des Mg. Nönneburg (Dem.) an den Probeabstimmungen in Bayern und Vaden zur Propaganda für die Bekenntnisschule schließt die erste Lesung des Reichsschulgesetzentwurfes. Das Haus vertagt sich auf Freitag nachmittag 1 Uhr: Demokratischer Antrag auf Einführung der Nentnerversorgung, Besoldungsgesetz, RMstagMlch am Sonnabend Berlin, 20. 10. Der Aeltestenrat des Reichs tages hat heute den Arbeitsplan für den Rest dieser Woche festgelegt. Für Freitag ist die erste Beratung des Besoldungsgesetzes in Aussicht ge nommen, für Sonnabend die Beratung über die Erhöhung der Kriegsbeschädigtenbezüge. Für Sonnabend ist ferner die Besprechung der Inter pellationen und Anträge zum Bergarbeiterstreik in Aussicht genommen, falls nicht inzwischen der Streik beendet sein sollte. Die Erledigung der sozialdemokratischen Inter pellation zur Wirtschaftslage wurde vom Aeltesten rat abgelehnt, weil sie bei der Fülle des übrigen Stoffes nicht mehr in dieser Woche behandelt werden könnte und der Aeltestenrat daran fest hält, am Sonnabend eine Pause in den Verhand lungen des Reichstages eintreten zu lassen. Wie wir hören, werden sich die Sozialdemokraten jedoch damit nicht zufrieden geben, sondern im Plenum noch einmal die Beratung dieser Interpellation beantragen. Sozialpolitische Wochenschau Der Arbeitskampf im Bergbau — Neuer Riesen streik in der Textilindustrie — Zusicherungen an die Eisenbahner — Die sozialen Wahlen. Die vergangene Woche stand im Zeichen des Arbeitskampfes im mitteldeutschen Bergbau. Diese größte Lohnbewegung nach dem Kriege gewann dadurch an Bedeutung, daß sie anerkanntermaßen nicht als das Produkt einer einseitig parteipolitisch-radikalen Hetze angesehen werden konnte, weil hinter ihr neben den freien! Gewerkschaften auch die Hirsch-Dunckerschen und ' die christlichen Gewerkschaften standen, ja, es ist festgestcllt, daß selbst die Mitglieder wirtschafts-1 friedlicher Verbände, die bekanntlich Streikgegner sind, sich an diesem Streik beteiligten. Mehr als dies sonst bei derartigen Bewegungen der Fall war, spielte hier das System der allgemeinen Preisbildung eine große Rolle. Man ging von feiten der streikenden Verbände in dieseni Kampfe so weit, statistisch nachzuweisen, daß eine Lohn erhöhung ohne Preisaufschlag auf die Kohlen wohl möglich ist, während die Besitzer der bestreik ten Gruben erklärten, daß ein derartiges Ver fahren unmöglich sei. Inzwischen sind nun Ver handlungen im Gange, die. hoffentlich zu einem recht baldigen, beide Teile befriedigenden Ergeb- nis führen. Eine längere Dauer des Streikes würde zweifelsohne zu schweren Erschütterungen unseres gesamten Wirtschaftslebens führen. Wie weit das Ausland den Streik versolgt, geht au» der Haltung der englischen Grubenbesitzer hervor, die da glauben, ein gutes Geschäft machen zu können und die Verluste wettzumachen, die ihnen der lange englische Bergarbeiterstreik in diesem Jahre gebracht hat. Größere Lohnkämpfe drohen Ende dieses Mo nats in der Textilindustrie auszubrechen, wenn es nicht noch in letzter Stunde gelingt, die Parteien zu einigen und die in einzelnen Bezirken schon ausgesprochenen Kündigungen rück gängig zu machen. Im München-Glad- bach-Rheydter Bezirk würden von einer solchen Bewegung 120 000 Menschen betroffen werden. Es ist ganz klar, daß von hier aus ein Streik auch aus andere Bezirke übergreifen würde, wenn er hier ernstlich zum Ausbruch käme. Lejder sind zur Stunde die Aussichten auf eine friedliche Beilegung der Differenzen gering. Cs muß in diesem Zusammenhangs darauf hingewie sen werden, daß vor Wochen die Krefelder Tex tilarbeiter einen Lohnkampf verloren haben. Im Lvhnkampfe der Eisenbahner ist insofern eine gewisse Klärung eingetreten, als den Vertretern der beteiligten Gewerkschaften bei einer am vergangenen Dienstag stattgehabt«» Besprechung mit dem Generaldirektor der Reichs bahn zugesichert wurde, daß dort, wo die Löhne der Reichsbahnarbeiter unter den Löhnen vergleich barer Arbeiter der Industrie liegen, im Nahmen des finanziell Möglichen aufgebessert werden soll. Kann diese Lösung der Frage auch nicht gerade als eine glückliche angesehen werden — sie schließt Meinungsverschiedenheiten durchaus nicht aus — so kann doch erwartet werden, daß bei einer ge rechten Durchführung der gegebenen Zusage ernste Differenzen vermieden werden. Die Eisenbahner gewerkschaften beider Richtungen, der sozialistischen und der christlichen, entfalten zur Zeit eine inten sive Mitgliederwerbung, die kn beiden Fällen von gutem Erfolg begleitet ist, wie denn überhaupt zur Zeit eine wesentliche Stärkung der Gewerk schaften aller Richtungen und Berufe festzustellen ist. Letzten Endes mag diese Stärkung der Go- itr tedondrn^e untere Z/anprtor^e. denn wir wissen, wieviel a.n bbolZl^esdnmaele und >4roma die ^iFarerben in Fewödnlieden Z^aMlcarrons lel^on naela wenigen U^oeden ve.rIiLre.n. Untere. d^Inrnininrn^-^Old^Olie — loieted die dZewädr. daL di.e LiFaretten. wirldietT in die ZZände des <Aan— etaers FelanFen. da der allseitige Metall- Selag iegliedes ^nstroeknen der Tabake verbnnderv. dreist trot^ dieses eminenten Urteils änderen Aaeknngen gegen nloer nietrt tenrer als ein Fewölrnlieber Karton, skir Hebern , so verzoaekt-. nntere drei Clarken: 8 0bld.I2^^LI88