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MmsserTaMatt Var „Wilsdruffer Tageblatt* erscheint Werktags IS Uhr Bezugspreis mono«, s RM. frei Haus, bei Postbestellnng RM. zuziigl. Bestellgeld. Einzelnummer lg Rps Alle Postanftalts«. Postboten, unsere Austräger u. Geschäftsstelle nehmen zu jeder Zeit Be- , ..... ,, . stellungen entgegen Im Falle höherer Gewalt oder Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend sonstiger Betriebkstörun. gen besteht lein Anspruch — aus Lieferung der Zei ¬ tung oder Kürzung der Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur. wenn Rückporto beiliegt Das „Wilsdruffer Tageblatt" ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Wilsdruff bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Anzeigenpreise laut auMegender Preisliste Nr. S. — Ziffer-Gebühr-: A Rps. — BorgrschN» bene Erscheinungstage und Plagwünsche werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — A u z e t g e u-A n » a h m, durch Fernruf übermit- Fernsprecher: Amt Wilsdruff 206 telwn ^Anzeig?" üchcrne? men wir keine Gewähr. — Bei Konkurs uuh Zwangsvergleich erlischt jeder Anspruch auf Nachlaß. Bekanntmachungen des Landrates zu Meißen und des Bürgermeisters zu Wilsdruff, des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt Nr. 156 — 98. Jahrgang Drahtanschrift: „Tageblatt" Wilsdrnff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Sonnabend, den 8. Juli 1939 Oer Handel mit Holland Reichswirtschaftsminister Funk weilte in Holland. Es war ein« Reise z« einem guten Geschäftsfreunde Deutschlands und zu einem Volk tüchtiger Kaufleute, die hier Reichswirtschaftsminister Funk in Erwiderung des Be suches des holländischen Wirtschaftsministers Dr. Steenberghe machte. Es ergab sich bei diesem Besuch mancherlei Ge legenheit, das deutsch-holländische Handelsver- häl 1 nis zu besprechen, und da Holland zu den Ländern ge hört, die sich ihre politische Ruhe und Ausgeglichenheit bewahrt haben und auch nicht gewillt sind, an bewährten Freundschaften durch Dritte rütteln zu lasten, so ließen bei der gegenseitigen Aufgeschlossenheit für die mancherlei Schwierigkeiten, denen beide Länder — sowohl Deutschland als auch Holland — in der verfahrenen Wellwirtschaftssituation heute begegnen, die sich daraus für den deutsch-niederländischen Handelsverkehr er gebenden Unebenheiten glätten. Ein Blick auf die wirt schaftliche Gesamtsituation, in der sich Holland heute befindet, zeigt, daß das auch für Holland keine unüberwindlichen Schwie rigkeiten macht. Holland steht heute zwar vor einer ganzen Reihe von wirtschaftlichen Problemen, deren Lösung manche harte Nutz zu knacken aufgibt; Holland ist aber nicht etwa in Not. Alles andere eher als dieses! Holland ist ein reiches «nd sundiertes Land mit einem sehr wertvollen Ko lonialbesitz und mit einem ausgezeichneten Handelsapparat. Hinzu kommt eine sehr intensiv betriebene und wertvolle Land wirtschaft, die etwa ein Drittel der erwerbstätigen Bevölkerung bindet. Die Industrie ist dagegen bis heute weniger entwickelt «nd beschäftigt etwa nur 16—17 v. H. der Bevölkerung. Die Schwierigkeiten, die sich für Holland heute ergeben, resultieren — um es auf einen Generalnenner zu bringen — aus der Verwaltung und Verwertung dieser Reichtümer. Die hauptsächlichste Schwierigkeit liegt Wohl darin, daß Holland hinsichtlich der Preisbildung am Weltmarkt seinerseits nicht das Schwergewicht besitzt und auch wegen seines begrenzten Wirt- schaftsterritoriums Wohl nicht besitzen kann, um hier diktieren zu können. England und Amerika sind hier die stärkeren Schwergewichte und haben durch die Pfund- und Dollarabwer- tung auch die Holländer zwingen wollen, in ihrem Fahrwasser zu segeln, wogegen sich die Holländer aus vielen wichtigen Gründen immer wieder gesträubt haben und auch mit Erfolg sträuben. Das entwertete Pfund und der entwertete Dollar haben aber das holländische Preisniveau in einer ganz erheb lichen Weise gedrückt, dem Handel und Industrie durch Absatz stockung und Schrumpfung erhebliche Verluste beigebracht und letzten Endes eine Arbeitslosigkeit in Holland erzeugt, die für dieses Land ziemlich beachtlich war und heute auch noch ist. Hinzu kommt der starke Preisverfall für Agrarerzeugnisse, der seinerseits wieder einen großen Teil der Landbevölkerung als Käufer am Markt ausfallen läßt und die Schwierigkeiten nicht gerade mindert. Durch einen maßvollen Schutz der Landwirtschaft und durch ein umfangreiches Arbeitsprogramm zur Trockenlegung des Jjsel-Meeres. wie jetzt die Zuidersee heitzt, versucht die Regie rung dem Binnenmarkt die nötige Stütze zu geben. Anderer seits mutz aber auch dieser Binnenmarkt wieder die Basts für einen gesunden internationalen Handelsverkehr bilden, so daß das Problem der Gestehungskosten mit sehr großer Ueberlegt- heit behandelt werden muß. Hinzu kommen die Maßnahmen für die Verwertung der kolonialen Produkte, für die angesichts der ruinösen Wirkung der nun seit Jahr und Tag von Eng ländern und Amerikanern inszenierten Kriegspsychose zeit weilig nur schwer ein Markt zu finden ist. Die Re gierung versucht deshalb dem Ausfuhrhandel durch eine Ausweitung der staatlichen Exportversicherung zu helfen und bemüht sich durch Ausweitung der holländischen Industrie die Verwertung der wichtigsten eigenen kolo nialen Erzeugnisse sicherzustellen. Der Holländer hat aus industriellem Gebiet bisher reiche Erfahrungen in der Kunst seidenindustrie, in der Lampenindustrie, der Ruudfunkindustrie und in der Margarineindustrie sammeln können. Holland ver sucht es heute mit der Herstellung von Nähmaschinen und Glas waren, Landmaschinen"usw. Es legt sich auch einzelne Werke der Schwerindustrie zu. Daß gerade die Betätigung auf indu striellem Gebiet für Holland mit besonderen Schwierigkeiten verbunden ist, liegt auf der Hand. Der Markt im Inland ist für die Produktion zu klein, um sie rentabel zu verwerten, und um am Weltmarkt in den großen Konkurrenzkampf einzu greifen, dafür liegt für die Niederlande kaum Veranlassung vor. Es ist nun sehr erfreulich, daß angesichts dieser Gesamt- fituation das Wirtschafts- und Handelsverhältnis zwischen Deutschland und den Niederlanden wert- und mengen mäßig einen unvermindert hohen Umfang besitzt, und daß die Schwierigkeiten, die es hin und wieder bei der Abwicklung eines so großen Wirtschaftsprogramms gibt, immer nur derart sind, daß man bei gegenseitigem gutem Ver ständnis schnell Ueberbrückungsmöglichkeiten zu finden vermag. Deutschland steht nach wie vor an der Spitze der Handels partner Hollands, und wir hoffen, daß diese Spitzenstellung auch in Zukunft erhalten bleiben wird. Was heute eine ge wisse Schwierigkeit bereitet, ist immer wieder die Abdeckung der Clearingspitze, die zugunsten Hollands besteht. Es müßte sich aber ermöglichen lassen, das Entstehen dieser Clearingspitze überhaupt zu vermeiden. Im wesentlichen ist dieser Ueberhang zugunsten Hollands darauf zurückzuführen, daß zur Zeit unsererseits ein zu großer Betrag für Dienstleistungen abge- zweigt werden muß, daß uns also das Ansteigen der Kosten für den Dienstleistungsverkehr zur Zeit etwas zu stark belastet. Wenn diefes Konto auf den für den Gefamtverkehr ange- MW englische Vertretungen Die Gründe für die Ausweisung des WiW englischen Generalkonsuls in Wien — Haltlose Verdächtigungen Deutscher in England — Unerträglicher Mißbrauch der deutschenGastfreundschaft durch GeheimagentenderbritischenSpionageorganisationen Wie in der Preße bereits gemeldet, sah sich die deutsche Regierung veranlatzt, die englische Regierung auszusordern, den englischen Generalkonsul in Wien, Gainer, zuriickzuziehen. Der englische Generalkonsul in Wien ist in die Angelegenheiten eines Verfahrens wegen Spionage verwickelt worden. Er hat Deutschland bereits verlaßen. Hierzu schreibt der „Deutsche Dienst": Die englische Regierung ist seit einiger Zeit dazu über gegangen, aus einem Geisteszustand krankhaften Mißtrauens und übertriebener Angst, vor allem aber in der Absicht auf jedem Gebiet den Nachweis angeblicher deutscher Aggressivns- abskchten zu führen und dadurch die internationale Atmosphäre weiter zu vergiften, anständige und unbescholtene deutsche Män ner aus England auszuweisen. Man hat sich dabei noch nicht einmal die Mühr genommen, die Maßnahmen zu begründen. Es genügte, daß diese Deutschen pflichtgemäß ihre Volks genossen in England betreuten, ihnen mit Rat und Tat zur Seite standen, si« im Falle von Krankheit und Not unterstützten und sie in ihrem Deutschtum in fremder Umgebung stärkten. In dem gleichen Maße über bemühen sie sich, loyale Gäste des Staates zu sein, in dem sie lebten und arbeiteten. Es genügte aber of fenbar für eine Ausweisung aus England, ein überzeugter und treuer Anhänger des Führers und der nationalsozialistischen Weltanschauung zu sein. Diese englische Verkrampfung hat zeitweise bekanntlich zu einer wahren Spionenfurcht geführt. In jeder deutschen Hausangestellten sah man eine Gefahr für das demokratische System und für die Sicherheit des britischen Welt reiches. Hingegen mußte Deutschland in letzter Zeit feststellen, daß England mit allen Mitteln ein möglichst lückenloses Spionage netz über ganz Deutschland zu spinnen versucht. Man ist dabei in den Mitteln nicht wählerisch. In das Personal amtlicher englischer Vertretungen, von Konsulaten und Generalkonsulaten vor allem aber der Paßstellen hat man besonders geeignete und geschulte Angehörige der großen englischen Nachrichtenorgani sation des Secret Service und des Intelligence Service kom mandiert. Diese Durchsetzung des konsularischen Dienstes mit be rufsmäßigen Spionen und Geheimagenten wird auf die Dauer unerträglich. Schamlose englische Eingeständnisse „Die neuen Kredite sind Kriegsvorbeilungen*. Die Londoner Presse begrüßt den Beschluß der bri tischen Regierung, die Einkreisungsfront, die zugegebener maßen noch auf recht schwachen Füßen steht, mit Hilfe vo» „Exportlreditgarantien" für Kriegs Material lieferungen zusammenzukitten. Der rein politische Be weggrund, der die Regierung zu diesem Beschluß veranlatzt hat, wird in den Kommentaren der Londoner Blätter, mit Ausnahme der sehr vorsichtigen „Times", in keiner Weise verschleiert. Der parlamentarische Korrespondent der „Times* er klärt, daß voraussichtlich Polen den größten Nutzen" (?) aus diesem Plan ziehen werde; obwohl die Türkei und Rumänien bereits Kredite erhalten hätten, sei es nicht ausgeschlossen, daß auch diese beiden Länder weitere finanzielle Hilse erhal ten würden. Im Leitartikel des Blattes heitzt es, der einzige Punkt, über den noch Zweifel bestehen könnten, sei die Frage, ob die Garantieermächtigung, auf lange Sicht gesehen, hoch genug angesetzt worden sei. (!) Der „Daily Telegraph" verknüpft die Finanzaktion der britischen Regierung ganz offen mit der Tatsache, daß alle Anstrengungen, bei den englisch-sowjctrussischen Verhandlun gen eine zufriedenstellende Formel zu finden, bisher fehl- geschlagen seien. Die britische Diplomatie sei aber inzwischen nicht faul gewesen und habe „andere Mittel" zur Verstärkung der „Frie densfront" ersonnen. Es erübrige sich, darauf hinzuweisen, baß die Aufrüstung Polens, der Türkei, Rumäniens und Griechenlands für die Verteidigung Englands lebenswichtig sei. Je stärker ihr Widerstand gegen die Aggression sei, uM so größer sei die moralische und materielle Stärke der „Friedensfront". „Daily Herald" erklärt, die „Friedensfront* müsse ihre gesamten wirtschaftlichen Kräfte zur Förderung ihrer Ziele mobilisieren. Die geplanten Kreditzarantien seien das wirtschaftliche Gegenstück zu den politischen und militärischen Abmachungen. „News Chronicle" meint, wenn die „Friedensländer" unverwundbar sein sollen, müßten Eng- lands Verbündete Waffen kaufen. Kredite für Englands Verbündete seien ebenso notwendige Kriegsvorbereitungen (!) wie die Waffenproduktion und die Aufspeicherung von Le- bensmitteln. Im übrigen bedauert das Blatt, daß man China nickt bedackt habe. -SN- Folgen der Kriegshetze Lebensmittelknappheit und Teuerung in Polen — Silbergeld kaum noch zu haben In Pole» beginnt das Volk die verbrecherische, größenwahnsinnige Kriegshetze der Warschauer Regierung in immer stärkerem Maße zu fühlen. So hat sich in der letzten Zeit in Polen eine zunehmende Verknappung von Lebensmitteln bemerkbar gemacht. Die Rüstungen und die Mobilmachung größerer Truppenteile verschlingen ungeheure Geldmassen, und man kann cs ver stehen, daß diese auf die Dauer zu tragen die polnische Wirtschaft nicht fähig ist. Hinzu kommt, daß infolge der künstlich gezüchteten Kriegsncrvosttät nach Strich und Faden gehamstert wird. In der Oefsentlichkeit löst besonders die Tatsache große Beunruhigung aus, daß Zucker überhaupt nicht mehr zu haben ist. So ist es z. B. in Kattowitz und allen großen Jndustrieorten Oberschlesiens seit zwei Tagen unmöglich, auch nur das kleinste Quantum Zucker zu erhalten. Weiterhin herrscht aus den polnischen Lebensmittelmärkten eine zu nehmende Verknappung von Reis und anderen Körnerfrüchten, die in der Ernährung der überwiegend beschränkt kaufkräftigen Bevölkerung eine Rolle spielen. Diese Verknappung lebenswichtiger Nahrungsmittel wird nach dadurch verschärft, daß die Preise für Gemüse und für Fleisch und Wurstwaren unaufhaltsam ansteigen. Besonders bezeichnend für die kritische Lage in Polen ist die Tatsache, daß aus dem öffentlichen Verkehr das Silber messenen Stand reduziert werden könnte und andererseits die Holländer in etwas stärkerem Umfange deutsche Waren impor tieren würden, so wäre beiden geholfen. Daß ein verstärkter Import an der Frage der Lieferfristen heute nicht mehr zu scheitern braucht, wissen die Holländer, denn durch die energi schen Maßnahmen der deutschen Generalbevollmächtigten für die einzelnen Wirtschaftsgebiete sind in Deutschland tm letzten Jahr die Lieferfristen mindestens um die Zeitspanne gekürzt worden, um die sie sich im übrigen Ausland verlängert haben, so daß kaum noch große Differenzen vorhanden sein dürften. geld so gut wie verschwunden ist. Der Grund dafür ist darin zu suchen, daß die ständige Kriegshetze der Polen die Bevölkerung veranlaßt, das Silbergeld zu Hamstern, um einen gewissen bleibenden Wert im Hause zu Haben für den von den Polen ständig angekündigten bevorstehenden Krieg. Der Mangel an Silbergeld macht es- bereits jetzt unmöglich, mit größeren Geldscheinen Einkäufe zu tätigen, da niemand in der Lage ist, das zum Wechseln notwendige Silbergeld zu beschaffen. Man darf gespannt fein, wie die polnische Presse, die fast täglich über „Hungerrevolten" und „unterernährte Soldaten" in Deutschland zu berichten weiß, ihren Lesern diese von ihnen täglich immer sühlbarer empfundene Verknappung und Ver teuerung lebenswichtiger Nahrungsmittel beschönigen wir«. Wer im Glashaus sitzt, soll eben nicht mit Steinen werfen. Kriegsspiel leerte die Kassen Der im englischen Unterhaus eingebrachte Gesetzentwurf zur Erweiterung der „Exportkredite" wird in der polnischen Presse sehr stark beachtet, offenbar in der Ewartung, daß auch Sie Pfunde, um die man sich seit Wochen in London bemüht, aun bald nach Polen fließen, um die durch die noch immer an- kauernde Mobilisation stark geschwächten Kaffen wieder auf- zusüllcn. Die polnische Presse läßt sich ferner aus Paris melden, daß oer dortige polnische Botschafter Lukasiewicz mit Außenminister Bonnet eine weitere Besprechung über finanzielle Fragen gehabt hat. Die Aufrechterhaltung der Mobilisierung in Polen und di« oamit verbundenen Unkosten veranlassen die polnische Re gierung bereits zu den ersten Sparmaßnahmen. Der polnische Ministerrat beschloß, im laufenden Haushaltsplan 55 Millionen Sloty einzusparen und diesen Betrag für die Be- oürfniffe des Kriegs-Ministeriums zur Verfügung zu stellen. Fer syrische Staatspräsident zurültgetreten Wie Havas aus Damaskus meldet, hat sich der Präsident der Syrischen Republik, Hachim Bey, nunmehr doch entschlossen, seinen Rücktritt zu erklären.