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Wilsdruffer Tageblatt : 08.07.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939-07-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193907089
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19390708
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19390708
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1939
-
Monat
1939-07
- Tag 1939-07-08
-
Monat
1939-07
-
Jahr
1939
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 08.07.1939
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Für Sen Ernteeinsatz bereit Die Technische Nothilse packt zu Der Landesführer der Technischen Nothilfe hat in «rnem Aufruf seme Dienststellen angewiesen, wie in all den früheren Jahren, so auch in diesem Jahr die gesamt. Nothelserschast für den Ernteeinsatz zur Verfügung zu halten. Die Männer unv Einheiten der TN stehen heute mit all ihren Ersahrungen auf dem Gebiete des Einsatzetzs und Notdienstes bereit, um — nun mehr schon einer Tradition folgend — bei der Einbringung der Ernte zu Helsen und somit das tägliche Brot zu sichern. Förderung der Auswanderung Neue Verordnung über die Inden. Im Reichsgesetzblatt wird dis 10. Verordnuug zum Neichsbürgergcsetz veröffentlicht, deren Maßnahmen im wesentlichen eine Förderung der Auswande rung der Juden bezwecken. In der Verordnung wird festgestellt, daß die Juden in einer Reichsvereinigung zusammengeschlossen werden, die sich als örtlicher Zweig stellen der jüdischen Kultusvereinigungen bedient. Aus drücklich wird festgestellt, daß die Vereinigung den Zweck hat, „die Auswanderung der Juden zu fördern". Die Äeichsvercinigung ist außerdem Träger des jüdischen Schulwesens und der freien jüdischen Wohlfahrtspflege. Der Reichsvereinigung gehören alle staatsangehörigen und staatenlosen Juden an, die ihren Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt im Reichsgebiet haben. Im Falle einer Mischehe ist der jüdische Teil nur Mitglied, a) wenn der Mann der jüdische Teil ist und Abkömmlinge aus der Ehe nicht vorhanden find, oder b) wenn die Abkömmlinge als Juden gelten. Inden fremder Staatsangehörigkeit und den in einer Mischehe leben den Juden, die nicht bereits Mitglieder sind, ist der Beitritt zur Reichsvereinigung freigestellt. Die Reichsvereinigung unter steht der Aufsicht des Reichsministers des Innern; ihre Satzung bedarf seiner Genehmigung. Die Reichsvereinigung der Juden ist verpflichtet, für die Beschulung der Juden zu sorgen. Zu diesem Zweck hat die Reichsvereinigung die notwendige Zahl von Volksschulen zu errichten und zu unterhalten. Sie kann außerdem Mittel und höhere Schulen sowie Berufs- und Fachschulen nnd sonstige Schulen oder Unterrichtskurse unterhalten, die der Auswande rung der Juden förderlich sind. Die Reichsvereinigung hat sür die Ausbildung und Fortbildung der Lehrer der von ihr unter haltenen Schulen zu sorgen. Die von der Reichsvereinigung unterhaltenen Schulen sind Privatschulen. Juden dürfen nur Schulen besuchen, die von der Reichs- Vereinigung unterhalten werden. Sie sind nach Maßgabe der allgemeinen Vorschriften über die Schulpflicht zum Besuch dieser Schulen verpflichtet. Die bestehenden öffentlichen und privaten jüdischen Schu len, Einrichtungen der jüdischen Lehrerbildung und sonstigen jüdischen Erziehungseinrichtungen werden aufgelöst, wenn die Reichsvereinigung sie bis zu einem von dem Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung im Einverneh men mit dem Reichsminister des Innern zu bestimmenden Termin nicht übernimmt. Vermögen von Juden, das für den Betrieb der jüdischen Schuleinrichtungen benutzt worden ist, ist der Reichsvereinigung auf Anforderung gegen angemessene Entschädigung zu überlassen. Die im Beamtenverhältnis stehenden Lehrkräfte der jüdi schen Schulen treten mit dem Ablauf des 30. Juni 1939 in den Ruhestand. Sie sind verpflichtet, eine ihnen von der Reichs vereinigung der Juden angebotene Beschäftigung an einer jüdischen Schule anzunehmen. Andernfalls verlieren sie den Anspruch auf Ruhegehalt. Die Vorschriften des Reichs- und Landesrechts über die Beschulung von Juden, insbesondere über die Zulassung von Juden zum Schulbesuch, über die Errichtung und Unterhaltung öffentlicher jüdischer Schulen sowie über die Bereitstellung öffentlicher Mittel für Zwecke des jüdischen Religionsunter richts, treten außer Kraft. Das jüdische Schulwesen untersteht der Aufsicht des Reichsministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung. Die Reichsvereinigung hat als Träger der jüdischen freien Wohlfahrtspflege nach Maßgabe ihrer Mittel hilfsbedürf tige Juden so ausreichend zu unterstützen, daß die össent- liche Fürsorge nicht einzutreten braucht. Sie hat Vorsorge zu treffen, daß für anstaltspflegebedürftige Juden ausschließlich für sie bestimmte Anstalten zur Verfügung stehen. Der Reichsminister des Innern erläßt die zur Durchführung der Verordnung erforderlichen Vorschriften. SS- Weit das jüdische Schulwesen betroffen wird, werden die Vor schriften von dem Reichsminister sür Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung im Einvernehmen mit dem Reichsminister des Innern erlassen. Das lehie Wori? Druckversuche Englands und Frankreichs auf Moskau. Der laute Hohn, mit dem alle Welt die ständigen Abweisungen der britischen Schachermethoden in Moskau ver folgt, haben die Londoner Regierung zu einer konzen trierten Anstrengung veranlaßt, um die verlorengegangene Initiative zurückzugewinnen. Die englischen Blätter berichten, daß die neuen Anweisungen für das bei solchen Geschäften übliche „letzte" Wort bei dem britischen Botschafter in Moskau eintreffsn werden. Der „Daily Telegraph" berichtet in einer Pariser Meldung, daß der französische Außenminister Bonnet, wie man höre, dem Sowjctbotschafter Suritz erklärt i habe, daß die neuen Instruktionen der Entente einen letzten Versuch darstellten, auf der derzeitigen Basis zu einem Ab kommen zu gelangen. In einer Havas-Auslassung aus Paris heißt es zu den verzweifelten Bemühungen der Entente, in Moskau endlich zum Schluß zu kommen: In diplomatischen franzö sischen Kreisen erfahre man, daß von Paris und London in Beantwortung der Forderungen Molotows mehrere Mög lichkeiten für einen Abschluß ins Auge gefaßt worden seien. Im äußersten Notfall würde man sich auf eine Gemeinschafts erklärung der drei Negierungen gegen die bösen Aggressoren beschränken. Bei dem Versuch, den sowjetrussischen Partner jetzt ein fach zu erpressen, wirkt die französische Presse einheitlich mit demonstrativer Wichtigluerei mit. Der Ton ist fast ultimativ und von derart überstiegener Würde, daß die heimliche Angst, sich vor den Augen der Welt allzu lächerlich gemacht zu haben, ebenso offenbar wird wie die verzweifelte Anstrengung, auf Moskau großen Eindruck zu machen! Die feierlichen Unter redungen der Außenminister mit den beiden Sowjetbotschaf- tcrn in London und Paris sind, wie aus der Pariser Presse hervorgeht, darauf angelegt, auf den Kreml einen Druck aus zuüben, was von den Blättern verschämt als „Klärungs- methode" bezeichnet wird. Javon gedenkt der GefaNene» Scharfe Angriffe gegen den britischen Imperialismus Die in Peking ansässigen Japaner begingen im ernsten Ge- oenken an die Gefallenen und in gläubiger Siegeszuversicht den , zweiten Jahrestag des Beginnes des Ghinakrieqes. Tausende ! zogen zu der etwa 20 Kilometer von Peking entfernten Marco- § Polo-Brücke, wo die ersten größeren Kampfhandlungen stattge- > funden haben und gedachten in einer erhebenden Feierstunde Ser ersten Toten des Krieges. 2n den bei dieser Gelegenheit gehaltenen Ansprachen kam der entschtosssne Wille zum Kampf gegen die Kuomintang und gegen die ausländischen Kriegshetzer deutlich zum Ausdruck. Auch die örtliche japanische und chinesische Presse stand völlig im Zeichen des Gedenktages Die Blätter richteten dabei schärfste Angriffe gegen den eigentlichen Schuldigen, den britischen Im perialismus, der seit dem berüchtigten Opiumkrieg unverändert geblieben sei. Gleichzeitig wurde übereinstimmend hervorge hoben, daß die britischen Konzessionen das einzige Hindernis auf dem Wege zu einer Neuordnung Ostasiens seien, das es noch zu überwinden gelte. Britische Ltnbettebtheit „Jagt die britischen Imperialisten aus China!" Die Londoner Blätter berichten wieder über eine Verschärfung der antibritischen Stimmung im Fernen Osten.. In einer „Times"-Meldung aus Schanghai heißt es, die anti britische Bewegung sei die dominierende Note des Tages. Das Blatt berichtet aus Peking über neue Beschränkungen im ausländischen Handel. Der „Daily Telegraph" spricht in einer Meldung auS Hongkong von einer beunruhigenden Zunahme der antibriti schen Propaganda. An verschiedenen Stellen forderten die chinesischen Behörden zu offizieller Gewaltanwendung auf, um „die britischen Imperialisten ans China zu jagen". Ans Tientsin meldet das Blatt, daß der unter norwegi scher Flagge fahrende Lebcnsmitteldampfer „Dah Pu", der von britischen Firmen geschartert worden sei — Wohl in Hin sicht aus die Schiebungen im spanischen Krieg — von den Japanern in Schanghai vier 'Stunden läng gMnvNM VWM« sucht worden sei. „Daily Expreß" berichtet aus Hongkong, daß bei den Massendemonstrationen nicht mehr Tschiangkai- schck, sondern John Bull als der Erbfeind Japans hin gestellt werde. In einer Betrachtung der gegenwärtigen politischen Sage schreibt die japanische Zeitung „Kokumin Schi mbnn", vaß Japan mit der Bereinigung des Chinakonfliktes die Auf gabe übernommen habe, England, das sich die Oberherrschaft über die Meere und die Welt anmaße, wenigstens aus Ost- asienzu vertreiben. Der Schwerpunkt der japanische» Diplomatie müsse in der engsten Zusammenarbeit mit de» Mächten der Achse lieaen. Große Streikbewegung in ASA. Protest gegen die Entlastung von 200 000 Notflnndsarbciter«. Herr Roosevelt, der andere Länder immer wieder mit seinen „weisen" Ratschlägen behelligt, sieht sich in seinem eigenen demokratischen „Musterland" wieder einmal einer Streikbewegung gegenüber, deren Umfang und Aus wirkungen vorerst noch gar nichr abzusehen sind. Aus Protest gegen die zwangsweise Entlastung voa 200 000 Nothilfearbeiiern, für die im reichen Amerika angeb lich kein Geld mehr vorhanden ist, streiken in vielen Landes- teilcn Tausende von Bundesnotstandsarbeitern gemeinsam mit einer großen Zahl von Facharbeitern, die zur Unter stützung der ungelernten Kräfte bei der Durchführung der Nothilfeprojekte benötigt werden. Im New-Äorker Bezirk allein streiken 32 000 gelernte Ar beiter. Die Streiklage wird dadurch verschärft, daß laut Be kanntmachung des Wohlsahrtskommissars Hodson die aus gesteuerten 200 000 Arbeiter keinerlei Arbeitslosenunterstützung erhalten. (!) Das Fahrzeug war minderweriig Das Ergebnis der Untersuchung des Großgloüner-UnglüM Die Kriminalpolizeistelle Salzburg hat das Er gebnis der Untersuchungen über das schwere Omnibus- Unglück auf der Großglocknerstratze, das ein Todesopfer sowie fünfzehn Verletzte forderte, bekanntgegeben. Das Urteil der Sachverständigen gipfelt in der Feststellung, daß der allgemeine Erhaltungszustand des Fahrzeuges min derwertig gewesen sei. Erschwerend ist die Tatsache, daß einmal der Wagen ohne Ueberprüsung in Gebrauch genommen worden ist, und daß, nachdem der Fahrer ein heftiges Rasteln beim Schallen sestgestelli hatte, und bei der Untersuchung des Wagens die Ursache dieses Rasselns nicht entdecken konnte, trotz der Warnungen der Mechaniker, der Tankstellen wärter und des Besitzers des Gasthauses wieder mit voll besetztem Wagen weitergefahren ist. Der' Fahrer Auracher hat sich als schuldig bekannt, durch Außerachtlasten der notwendigen Vorsicht den Unfall herbeigeführi zu haben. Von den bei dem Unglück zwölf ver letzten Mädchen konnten neun bereits wieder aus dem Kran kenhaus entlassen werden Drei Mädchen daaeaen befinden sich noch schwerverletzt in, Svital. Kurze Nachrichten Berlin. In Erwiderung einer Studienfahrt, welche die Forstliche Hochschule Eberswalde im vorigen Jahre nach Jugo slawien unternommen hatte, werden etwa 20 leitende jugoslawische Forstmänner unter der Führung ihres Chefs, des Staatssekretärs Dr. Z. Miletitsch während der Zeit vom 8. bis 22. Juli in Deutschland weilen. Sie sollen als Gäste des Reichssorstrneisters in einer vierzehntägigen Be reisung forstlich und kulturell bedeutsame Stätten des ganzen Reiches kennenlernen. Bern. Von den Bevollmächtigten der Schweiz und Deutsch- lands wurden in Bern die Vereinbarungen unterzeichne^ durch wÄche das deutsch-schweizerische Verrech- uungsabkommen vom 30. Juni 1937 mit gewissen Ab änderungen um ein weiteres Jahr verlängert wird. DaS neue Abkommen gilt rückwirkend vom 1. Juli 1939 und ist das Ergebnis langwieriger Verhandlungen, die von beiden Seiten mit dem Willen zur Verständigung geführt wurden. Washington. Nach mehrmonatiger Krankheit ist der USA.- Marineminister Claude Swanson im Alter von 77 Jahren in Napidan Camp «Virginien) verstorben. Swanson gehörte der Regierung Roosevelt seit 1933 an und war Vorsitzender des Marineausschusses des Vundessenats. Urbebcrreibilkbu« Krw-MarSute-Berlaa. Sambora 48 Als Henner sich verabschiedete, da gaben ihm Ulrich Raabe und Davits das Geleit. Als Henner im Wagen saß, meinte er zu Ulrich: „Ich kann's immer noch nicht begreifen, daß Daniela diesen... Cari heiraten will!" „Außer Cari... kann's wohl niemand auf Petersberg begreifen k Aber mach dir keine Sorgen, mein Junge, es ist noch nicht alle Tage Abend!" Henner sah ihn erfreut an. „Du meinst.-, daß es noch zurückgehen kann?" Da wurden die Züge Ulrichs hart und zum ersten Male seit langem sprach Zorn aus ihnen. „Ehe ich dulde, daß ein Cari Janoczi dieses schöne Ge schöpf durch eine Heirat ins Unglück reißt, schieße ich ihn nieder wie einen Hund!" Henner zuckte zusammen. So hatte er seinen Onkel noch nie sprechen hören. Als dann Henners Wagen in der Ferne entschwunden war — bis zum Tor hatten sie ihm das Geleit gegeben — da schritten Ulrich und Jerry Davits wieder zurück. „Ich habe mich hier angekauft!" sagte der Amerikaner plötzlich. „Das heißt... ein Stück hin, im Fläming I Und... es ist ein kleines Rittergut! Tausend Morgen Land... aber ein Schmuckkästchen! Bei dem Dorf, aus dem mein Groß vater kam!" Ulrich sah ihn überrascht am „Ja, wollen Sie denn in Deutschland bleiben?" „Ich denk's k" „Dann Glück zn, Herr Davits!" „Danke! Sie sind ja schuld, daß ich hier bleibe!" „Warum ich?" „Ich meine... ich will Ihnen kein Kompliment machen! Aber das ist nun mal so, Sie sind der einzige Mensch auf der Welt, der mir... Respekt eingeflößt hat!" „Aber warum denn nur? Es gibt doch genug Gerechte auf der Welt!" „Ich fürchte, Herr Raabe, Sie sind da etwas zu opti mistisch! Zugegeben, es gibt gottlob viele anständige Men schen! Lohnte sich sonst ja auch nicht, zu leben, aber... uneingeschränkten Respekt... hab ich nur vor Ihnen!" »Ich danke Ihnen! Ich will mich Ihrer Worte treuen!" „Das sollen Sie auch, Herr Raabe! Ich will Ihnen kein Loblied singen, aber... was Sie hier aufbauen... wahr haftig, Herr Raabe, das ist ganz groß! Sie helfen... Selbstmördern! Die Menschen urteilen meist sehr hart... und sehr ungerecht über diejenigen, die ihr Leben weg werfen wollten. Vielleicht sind Sie auch schon auf Men schen gestoßen, die Ihr Schaffen belächelt haben, die ge meint haben, daß es unnütz sei, daß man diesen Schwachen nicht helfen solle, weil für sie eben nur das Starke Exi stenzberechtigung hat!" „Ja! Auch das habe ich genoffen! Aber Ihnen will ich eins sagen: die meisten seelisch Kranken, die ich hier hatte, das... waren Unglückliche, durchaus keine Schwächlinge; das waren vom Schicksal Gehetzte, an deren Seite kein Schutzengel in Gestalt eines liebenden Menschen ging. Und als ich ihnen half Vertrauen zu sich zu finden, da wurden sie stark. Denken Sie nicht etwa, daß unter meinen Patienten, wenn ich so sagen darf, minderwertige Geschöpfe überwogen. So gut wie ganz fehlten sie. Das ist ja die große Tragik, daß es fast alles wertvolle Menschen waren, denen zu helfen nützlich für die Gesamtheit war." „Das ist schön, Herr Raabe, daß Sie das sagen köimen!" „Ich will Ihnen keine Vorlesungen halten, Herr Davits, aber ich kann mit ehrlichem Herzen bekennen, daß meine Tätigkeit hier nicht darin besteht, bankerotte Menschen, Ruinen, wieder leidlich zusammenzuflicken, damit sie sich für den Rest ihres Lebens auf den Wogen des Lebens hal ten. Und denken Sie nicht, daß es ausgesprochen... alte Menschen waren. Nein, im Gegenteil, viel junge Men schen, die vor den Toren des Lebens standen, denen das Schicksal den Weg versperrte. Vor allen Dingen... fast alles wertvolle Menschen. Gewiß, es waren hin und wieder auch Kranke darunter, denen schwer zu helfen war und die ich nur mit Bangen entließ. Aber... das war wirklich nur der kleinste Teil. Sehen Sie sich schon unsere Patienten an. Frau Olbers, Frau Seeliger, den braven Kolbe und jetzt den Habedank, der förmlich neu auflebt! Das schwerste ist natürlich, ihnen dann zu helfen, im Leben ein friedliches Plätzchen zu erobern. Aber auch das läßt sich überwinden." „Ich glaub's, Herr Raabe! Und wenn Sie mich in Zu kunft ein bißchen einspannen wollen, dann tun Sie es! Ja, da lachen Sie wohl! Bin vierzig Jahre lang und noch länger in... meinen Geschäften aufgegangen. Man hat da wenig Zeit, sich mit Menschen zu beschäftigen, aber man bekommt doch... einen Blick für Menschen. Und nun... ich weiß nicht, wie das gekommen ist... könnte ich nicht mehr... der Geschäftsmann sein! Richt daß eine sentimen tale Ader geplatzt wäre! Ist nicht, Herr Raabe, aber... ich habe doch gespürt, daß der... Mensch in mir ein bißchen zu kurz weaaekommcn ist. Damals, vor zwei Jahren, als meine Frau die Augen schloß, da merkte ich's. Und ich möchte jetzt gern in meinen Jahren... noch ein bißchen auf... andere Weise nützlich sein!" Ulrich drückte ihm die Hand. „Abgemacht, Herr Davits! Dann wollen wir gleich mal anfangen! Sie brauchen doch auf Ihrem Gut eine tüchtige Haushälterin oder Mamsell? Wollen Sie nicht Frau See liger eine Heimat geben?" Jerry Davits sah ihn überrascht an. „Frau Seeliger... mit den Kindern? Kein schlechter Gedanke!" „Ein guter, Herr Davits! Die Fra«... hat viel Unglück durch ihren Gatten gehabt, der schlecht wurde... auch durchs Unglück, mit dem schwer zu rechten war. Und auf sie können Sie sich jetzt verlassen. Und die wird Ihnen Ihr Haus so behaglich wie nur möglich machen. Davon können Sie überzeugt sein!" „Abgemacht, Herr Raabe! Ich nehme fie mit rüber!" * In der Zwischenzeit hatte Fra« Beatrice im Park mit Cari eine leidenschaftlich-erregte Auseinandersetzung. Die sonst immer so selbstsichere Frau schien vollkommen ver wirrt. Sie fand sich in allem nicht mehr zurecht. Sie sah keinen Weg mehr vor sich. Und diese Hilfslosigkeii spürte Cari rmd er mchte fie Lange sprach er auf sie ein. Sie wehrte sich dagegen, den» was er ihr vorschlug, erschien ihr als die schlimmste Ge meinheit. Es war ein neuer Betrug an Daniela. Das Anständige in dieser Frau regte sich und sie wehrt» sich dagegen. Sie drohte ihm, daß sie Daniela alles sagen werde. Da lenkte er klug ein und erkannte, daß er unvorsichtig gewesen war. Er sagte plötzlich: „Ich habe eine Dummheit gemacht» Ich... habe mich von Dana überreden lassen! Sie hat nur eine fixe Idee! Das Kind soll einen Vater haben! Ich will mich ja nicht sträuben, die Vaterschaft anzuerkennen, aber ...ich sehe schon ein, es ist doch nicht nötig, daß ich sie heirate!" Sie sah ihn zweifelnd an. Er spürte, daß sie wieder Boden gewann und fuhr schmei chelnd fort: „Ich werde die Verlobung lösen! Nicht heute und morgen... aber in... acht bis vierzehn Tagen! D» verstehst mich, ich muß Daniela erst an diesen.Gedanken gewöhnen. Ich möchte beileibe nicht, daß das Mädel noch einmal Dummheiten macht." Und Frau Beatrice ließ sich abermals täuschen. (Fortsetzung des Romans im 3. Blatt.)
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