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Wilsdruffer Tageblatt : 08.07.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939-07-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193907089
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19390708
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19390708
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1939
-
Monat
1939-07
- Tag 1939-07-08
-
Monat
1939-07
-
Jahr
1939
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 08.07.1939
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Kunfi und Kultur Neue erzgebirgische Orchestcrmusik Der Volkstumsbeauftraate für das Erzgebirge im Heimat- «erk Sachsen, Kreisleiter Vogelsang, veranstaltet im An schluß an eine Kreistagung des Heimatwerkes am Donnerstag, dem 13. Juli, 20 Uhr, im Landestheater zu Annaberg ein Kon zert, bei dem neue erzgebirgische Orchestermusik erstmalig auf- aeführt wird. Es handelt sich um sinf mische Musik, die ihr Material aus den erzgebirgischen Heimatliedern schöpft. Aus- führende sind das Grenzlandorchester Obererzgebirge und der Et.-Annen - Chor Annabera. Die Eesamtlenung hat Musik direktor Karl Potansky. Für die besten Werke wurden drei Ehrenpreise gestiftet. Der Reichssender Leipzig wird diese heimatgebundene Konzertstunde am Mittwoch, dem 10. Juli, «vo« 18.20 bis 10.30 Uhr übertragen. Die Hohnsteiner in Hohnstein! Das Puppenspielhaus des Heimatwerkes Sachsen in Hohn stein (Elbgebirge) wird im Juli von einer der beiden berühm ten Hohnsteiner Bühnen, der Bühne Hans Wickert, bespielt, die den Reisenden der KdF.-Schiffe ebenso wie dem Hörer des Reichssenders Leipzig seit langem wohlbekannt sind. Neben der prächtigen alten Jugendburg Hohnstein sind es nun der seiner Vollendung entgegengehende Grotzdeutschlandrina und die be zaubernde kleine Festspielstätte, die in diesem Sommer einen immer mehr zunehmenden Besucherstrom in die reizende Verg- ftadt Hohnstein lenken. Der Autopfarrer gestorben Weit über Zwickaus Grenzen hinaus begegnete das Ab leben des früheren Ortspfarrers von Zwickau-Weißenborn, des Pfarrers i. R. Max Johannes Hahn herzlicher Anteilnahme. Er war ein alter Freund und Kampfgefährte des Autoindu striellen Dr. August Horch, der ihm in seinen kürzlich erschienenen Lebenserinnerungen auch ein literarisches Denkmal aesetzt hat. Pfarrer Hahn gehörte von den Anfängen des Autos an zu seinen treuesten Anhängern und hat an allen große-' Leiste „zsahrten in den ersten beiden Jahrzehnten dieses Jahrhunderts teilge- uommen. Vor seinem Ableben hat er noch eigenhändig für seine zahlreichen Freunde fast hundert Todesanzeigen geschrieben. Neves aus aker Wett. Welt-Fröbelfest 1910 in Thüringen. Zur Erinnerung an die Gründung des ersten Fröbel-Kindergartens vor hundert Jahren veranstalten die thüringischen Fröbelorte Bad Blan kenburg, Oberweitzbach und Keilhau im Juli 1940 ein Welt-Fröbelfest. Kükenzwillinge. Den seltenen Fall von Kükenzwillingen meldet ein Einwohner aus Pölitz bei Bad Oldesloe. Er hatte einer Gluck zehn Eier zum Brüten umergelegt, aus denen elf Küken schlüpften. Die Zwillinge sind ebenso lebensfähig wie ihre Geschwister. Strohfuhrwcrk an der Lichtleitung tn Brand geraten. Ein nicht alltäglicher Verkehrsunfall verursachte in Braun schweig eine einstündige Unterbrechung des Straßenbahn- Verkehrs Ein hoch mit Stroh beladenes Pferdefuhrwerk kam b^m Unterfahren einer Lichtleitung mit dieser in Berührung. Dkr elektrische Strom entzündete das Stoh. und die Feuer wehr hatte längere Zeit zu tun, um den Brand zu löschen und die Straße für den Verkehr wieder fretzumachen. Doppeltes Anglerpech. Ein Schwarzangler, der in der Hamburger Gegend angelte, hatte ganz besonderes Pech mit einem doppelten Reinsall. Zunächst haue er allerdings Glück, denn er hatte fünf muntere Forellen, eine schöne Mahl zeit, aus dem Bach gezogen. Als er jedoch damit heimkehren wollte, mußte er seststeucn, daß man ihm inzwischen sein Fahr rad gestohlen hatte. In seiner Empörung ging er zum nächsten Gendarmerieposten, um den Diebstahl anzuzeigen Als der Beamte die Forellen und das Angelgerät sah, erkundigte er sich so nebenbei nach dem Fischereischein. Das war das zweite Pech unseres Anglers. Neben dem Verlust des Fahrrades trifft ihn nun noch eine empfindliche Strafe wegen verbotenen Fischens. 50 000 Zentner Stroh durch Blitzschlag vernichtet. In Maltsch (Schlesien) wurde eine Feldscheune der Schlesischen Zellulose- und Papierfabriken A.-G durch Blitzschlag in Brand gesetzt. Das Feuer griff auch aus zwei in der Nähe liegende große Strohhaufen über, so daß die hier lagernden 50 000 Zentner Stroh bald ein einziges Flammenmeer bildeten. Die sofort..alarmierten Feuerwehren aus Maltsch. Neumarkt und Liegmy mußten sich daraus beschränken, die zunächst stark ge fährdeten Fabrikanlagen zu schützen. 300 Gebäude in Polen durch Feuer vernichtet. Von einem riesigen Schadenfeuer wurde das Dors Duze Stedliszo- wice in Ostpolen heimgesuchl. Neber 100 Wohnhäuser und 200 Wirtschaftsgebäude mit sehr viel Tieren wurden hei dem Brand, der durch erneu schadhaften Schornstein verursacht worden war. eingeäscherl. Zwei Helfer bei den Löscharbeiten erlitten schwere Verletzungen. Italienisches Wasserflugzeug ins Meer gestürzt — fünf Tote. Ein Wasserflugzeug der italienischen Luftwaffe stürzte bei einem Nachtübungsflug in der Gegend von Cagliari «Sardinien) aus unbekannter Ursache ins Meer. Die fünf Mit glieder der Besatzung kamen ums Leben Zwanzig Fleischvergiftungen in einem ostgalizifchen Marktflecken. An einer Fleischvergiftung erkrankten in dem ostgalizischen Marktflecken Zaworow zwanzig Personen, von denen bisher sieben gestorben sind. Die übrigen Erkrank ten befinden sich in Lebensgefahr. 35 000 Marl durch freiwillige Arbeit erspart. Die kleine Gemeinde Wtesenburg in der Mark Brandenburg Hai ein Beispiel gegeben wie mit einfachsten Mitteln durch Gemein schaftsarbeit große Werte geschaffen werden können In über 12 000 Freiwilligenstunden schufen die EinwohNm ein Freibad und ersparten durch diese Gemeinschaftsarbeit der Gemeinde 35 000 Mark die sie von sich ans nicht hätte aufbringen können. Eine Weissagung, die stimmte. Obwohl immer wieder vor dem Treiben vagabundierender Zigeuner gewarnt wird, gelingt es diesen doch, die Dummen zu finden und herein zulegen Bei einer Einwohnerin in Weißenthurm er schien eine Zigeunerin um mit Wahrsagereien Schwindel- erzählnngen und Spiysnverkauf die Hausfrau zu gewinnen. Obwohl ihre Tricks zunächst keinen Erfolg hatten, kam sie schließlich doch noch zum Ziel Ohne daß es bemerkt wurde, ließ sie die auf dem Küchentisch liegende Geldbörse der Frau mit 12 Mark verschwinden Dann verabschiedete sie sich mit der „Weissagung", daß die Hausfrau noch am gleichen Tage etwas Unangenehmes gewahr werden würde Von der Richtigkeit konnte sich die Frau bald überzeugen, aber die Zigeunerin hatte bereits das Weite gesucht. Tveve«. Svset und sviel. Ein weiterer deutscher Schützenweltmcister. Im weiteren Verlaus der Weltmeisterschaften der Schützen in Luzern wurde bei dem erstmals ausgetragenen Einzelkampf über je 40 Schuß in den drei Stellungen der Deutsche I. Bros «Ingolstadt) im stehenden Anschlag mit 334 Ringen Welt meister. Im Schnellfeuer-Pistolenschietzen aus Schattenrisse siegte der Schwede Torsten Ullmann mit dem höchstmög lichen Ergebnis von 54 Treffern vor dem deutschen Olvmpia- sieger van Oven, der die gleiche Tresserzahl erzielte, aber in der Ausscheidung um einen Treffer hinter dem Schweden zurück geblieben war Bei den Weltmeisterschaften der Schützen in Luzern Hai Deutschland nun schon die dritte Weltmeister schaft erobert. Krempels Sieg im Pistolenschießen be stätigte sich, und wenig später gelang es dem Gefreiten Stei ge! mann «Fürihl Doppelwellmeister im Kleinkaliberschietzen zu werden. Im KK.-Schießen mit stehendem Anschlag siegte er mit 379 Ringen und blieb nur um einen Ring über dem Welt rekord. Gleichzeitig wurde er Weltmeister im Gesamtergebnis der drei Anschlagsarten. Seine Leistung von 1165 Ringen be deute« Weltrekord und ist um sieben Ringe besser als die bisherige Welthöchstleistung des Franzosen Mazover. In der Mannschaftswertung des KK -Schießens mit stehendem An schlag siegte die Schweiz mit der neuen Weltrekordleistung von 1854 Ringen vor Deutschland <1853). Bei den englischen Tennismeisterschaften tn Wimble don wird es bei den Frauen ein amerikanisch-englisches End spiel gehen, da Kan Stammers (England) die Amerikanerin Fabvan in drei Sätzen ausschaltete, während die Amerikanerin Marble überraschend leicht mit 6:0. 6:0 über die Deutsch dänin Sperling-Krahwinkel hinweg in die Schlußrunde einzog. Weltrekordboot in Feuersgefahr. Das Motorboot, mit dem Hans Stuck kürzlich einen neuen Stundenweltrekord ausgestellt hat. wäre fast einem Feuer zum Opfer gefallen, als die Ber liner Bootswerft Engelbrecht niederbrannte. Ms einige Männer beherzt eingriffen, gelang es. Stucks „Tempo" und auch daS für v. Mayenburg gebaute neue Boot „Mathea III" ,u retten. RiggS wurde der Nachfolger von Budge. Im Endspiel de» Männer bei den englischen Tennismeisterschaften in Wimble» don siegte der Amerikaner Riggs in fünf Sätzen über seine« Landsmann Cooke. Riggs hat zum erstenmal am Wimbledon« tnrnier teilgenommen und gewissermaßen auf Anhieb die in offizielle Tennisweltmeisterschast gewonnen. Im Trostturni« schied Roderich Menzel gegen den Amerikaner McNeill aus. VÄcke«rm. Erdöl, Wälder, Molle, Weizen. Dos Wirtschaftsabkommen Mischen Deutschland und Rumänien schuf eine enge Verbin dung zu dem schönen, reichen Land an der unteren Donau. Aber nur die wenigsten kennen es aus eigener Anschauung. Die neue Nummer der Kölnischen Illustrierten Zeitung bringt in einem größeren Bericht zahlreiche schöne und interessante Aufnahmen aus Rumänien. — Aus dem weiteren Inhalt: Fische wandern über Land, ein seltsames Erlebnis im indischen Urwald; Das Laster Chinas, Bilder aus einer Opiumhöhle in Bangkok; der neueste Filmbcricht: Ida Wüst; Heiraten — aus Liebe?, ein ur altes Problem. Außerdem noch zahlreiche Bilder vom Ge schehen der letzten Woche und viele fesselnde Berichte im neuen Heft. Marga Garnich: Liebelei mit der Kleinbahn. Mit 124 Zeichnungen von Iulius Schmitz, 12 Kartenskizzen und 32 ganz seitigen Photobildcrn von Marga Garnich. 304 Seiten. In Ganzleinen 5,80 RM. Volkskraft Verlagsgesellschaft m. b. H-, Berlin. Schon einmal hat ein Buch von Marga Garnich das einstimmige Lob der Presse erhalten, das Tagebuch einer Flug reise über drei Erdteile: „Morgen fliegen wir nach Afrika". Gleichlobendes Urteil wird jetzt ihrer „Liebelei mit der Klein bahn" zuteil. Uns beseelt die Liebe zur Kleinbahn aus eigener Erfahrungen und umso lieber folgen wir der Verfasserin auf der Fahrt auf einem Dutzend deutscher Klcinbahnstreäen im Osten und Westen, im Süden und Norden unseres Vaterlandes. Wo gende Kornfelder und weites Wasser, himmelanstrcbende Türme, leuchtende Zinnen und breit gebaute Bauernhäuser, sanfte Ebe nen und ncbelumbMe Bergmafsive — die deutsche Landschaft in ihrer großen Mannigfaltigkeit und ihre Menschen in ihrem Schaffen und Wirken erstehen leuchtend und kraftvoll in far benfroher Schilderung. Reizend ist das Buch geschrieben, und gern gibt man sich ihm hin. SvkWan der Dresdner Theater Opernhaus. Sonntag 19 Uhr: Arabella (NSKG. 11404 bis 11600, 17801—17850 und Nachholer); Montag 19.30 Uhr: Der Freischütz, (301—400, 7401—7300, 15351—15400, 2040-1 bis 20450; Dienstag 19.30 Uhr: Margarete; Mittwoch 19.30 Uhr: Feuersnot, Ioscphslegende (801—1100, 10501—10300, 16001—16100); Donnerstag 20 Uhr: Der fliegende Holländer; Freitag 19.30 Uhr: Der Zigeunerbaron (10401—10500, 12601 bis 12800, 15151—15200); Sonnabend 19.30 Uhr: Ein Mas kenball (7601—7800, 15551—15600, 16501—16550); Sonntag 19 Uhr: Die Zauberflöte (1301—1300, 15851—15900). Schauspielhaus. Sonntag 19.30 Uhr: Des Meeres und der Liebe Wellen (NSKG. 8601—8800, 15801—15850, 15951 di« 16000 und Nachholer); ab Montag geschloffen. Theater des Volkes (Städtisches Theater am Albertplatz). Sonntag 20.15 Uhr: Das große Rennen (Kraft durch Freude Ring Nr. 15 und Nachholer); Montag 20.15 Uhr: Im sechsten Stock (Ring Nr. 16; NSKG. 5301—5400, 16201—16250 und Nachholer); Dienstag 20.15 Uhr: Das große Rennen (Ring Nr. 17; 10201—10300 und Nachholer); Mittwoch 20.15 Uhr: Schach dem König (Ring Nr. 18; 10301—10400 und Nach holer); Donnerstag 20.15 Uhr: Flachsmann als Erzieher (Ring Nr. 19; 7001—7100 und Nachholer); Freitag 20.15 Uhr: Das große Rennen (Ring H; 7201—7800 und Nachholer); Sonn tag 20.15 Uhr: 'Im sechsten Stock (Ring I). Komödienhaus. Geschloffen. Central-Theater. Geschloffen. KO/vz/X" VOl» «4Ol.t.mip4 Urbrberrrchtlckns Kriv-Mordickc-Bertaa, Samb«a An diesem Abend überraschte Papa Zander, der alte Gärtner, seinen Sohn in inniger Umarmung mit der klei nen lieben Agnes, die der alte Herr schon immer ins Herz geschloffen hatte. Ganz vorsichtig trat er näher und räusperte sich dann, so daß die Liebenden verlegen auseinanderfuhren. „Das scheint mir ja so, als... wenn ich gratulieren könnteI" sagte Papa Zander schmunzelnd. „Hast einen guten Gsfchmack, Werner, und nicht wahr... jetzt wird nichts wie geheiratet?" „Ja, Vater!" entgegnete Werner lachend. Und dann gingen sie gemeinsam in das kleine Garten- Häuschen, wo Mutter Zander ganz gerührt war, als sie von der Verlobung hörte. Papa Zander holte die letzten beiden Flaschen Wein aus dem Keller und sie feierten ganz ver gnügt im engsten Kreise ihre Verlobung. Das heißt, Anna Podersum wurde noch dazugeholt, und sie feierte vergnügt mit. Z. Und wieder sind Tage vergangen und Petersbergs Stim mung ist schlechter denn je. In immer stärkerem Maße wird Cari Janoczis An wesenheit als störend empfunden, und genau so wie ihm, gilt auch Frau Lucia alle Abneigung. Ulrich Raabe hat diese Frau studiert. Sie war nach der Aussage des Freundes die Verantwortliche dafür, daß Gezas Sohn Cari eine menschlich so schlechte Entwicklung genommen hatte. Und wieder mußte Raabe feststellen, daß auch Geza nicht ganz recht damit hatte. Frau Lucia war nicht die Inkar nation des Bösen. Sie war schlechthin eine Frau mit allem Widerspruch der Frau, und das große Unglück bestand zu nächst einmal darin, daß sich tn Geza und Lucia zwei Menschen zueinander gefunden hatten, die wahrhaftig in keiner Weise zueinander patzten. Gewitz, die Frau war egoistisch, diese Frau war ein Triebmensch durch und durch, dem die Selbstdisziplin sehlte, aber... man konnte ihr Aufopferungsfähigkeit nicht absprechen, denn an dem Sohn hing sie mit fanatischer Liebe, mit einer Liebe ohne Matz und Ziel, die vielleicht jene schlimme Wandlung im Charakter des jungen Cari mit sich gebracht hatte. Ihr Leben hieß Cari. Um ihn drehte es fich. Sie selbst hatte keine besonderen Wünsche an das Leben. Obwohl sie noch eine schöne Frau war, hatte sie kaum einen Blick für die anderen Männer, und sie hatte als Frau ihrem Gatten, dem sie ja heute noch verbunden war, von dem sie nur ge trennt lebte, die Treue gehalten, hatte ihm als Frau keine Schande gemacht. Vielleicht wäre sie eine prächtige Frau geworden, wenn sie den rechten Mann geheiratet hätte, der sie beherrschte, der sie zwang; aber dazu war Geza, der feinnervige Künst ler, nicht geschaffen. Frau Lucia hatte geradezu eine Verehrung für Ulrich Raabe. Je länger sie auf Petersberg weilte, um so mehr wuchs ihre Hochachtung vor ihm, und sogar Cari mußte es erleben, datz sie einmal seine Partei ergriff. Seine bestimmte, dabei aber behutsame und gerechte Art begeisterte sie. Obwohl er Gezas Freund war, behandelte er sie mit allem Respekt, aller Freundlichkeit: obwohl er — das spürte sie — Cari, dem Sohne, ablehnend gegenüber stand, übertrug er diese Abneigung nicht auf sie. Er war ritterlich in des Wortes bester Bedeutung, ohne zu heucheln. Und das erschien Frau Lucia an ihm wie ein Wunder. Lucia beinÜhte sich um Daniela. Jetzt, wo sie die Braut des Sohnes war, schloß sie Daniela in die Liebe zu dem Sohne mit ein, und manchmal war Daniela von ihrer Zärtlichkeit verwirrt, manchmal schien es, als wenn lautere Herzlichkeit aus ihren Worten spräche, die dann wiederum so hart und kalt sein konnten, wenn sie mit dem Gatten ein paar Worte wechselte. O Ulrich hatte Frau Olbers zu sich bitten lassen. „Frau Olbers", sagte er, „man hat diesen Heirats schwindler, diesen Oberinspektor Sperling, gefaßt l Er ist verhaftet!" Frau Olbers wurde blatz. „Erschrecken Sie nicht, nein, freuen Sie sich, daß dieser Schuft einer mehr als verdienten Strafe zugeführt wird. Wäre ich Richter, wahrlich, der Heiratsschwindler... würde die strengste Strafe erhalten, denn er mordet die Seelen." „Und... und... heißt er wirklich so?" „Nein! Er ist ein arbeitsloser, oder sagen wir bester ein arbeitsscheuer... Maurer, der den bürgerlichen Namen Schmidt trägt. Er ist verheiratet und hat vier Kinder. Er kümmert sich nicht um seine Familie, die Fürsorge bezieht. Sie werden 'm Kürze eine Vorladung zum Richter er halten!" „Geht das.».Licht z« vermeiden?" fragte Fran Olbers gepreßt. „Nein! Und nun seien Sie tapfer, Fra« LAderS. Machen Sie nicht die Dummheit vieler Frauen und... schonen Sie den Schuft. Für seine Familie, um die er sich ein Jahrzehnt nicht gekümmert hat, ist er sowieso verloren. Denken Sie daran, daß jede Schonung sich schuldhaft gegen Ihre Mit schwestern auswirken kann! Das ist Ihre Pflicht! Sie dürfen keine falsche Scham haben! Und der Richter wird so behutsam wie nur möglich mit Ihnen verfahren!" „Ja!" entgegnete Frau Olbers entschlossen. „Sie haben recht! Ich darf nicht feig sein! Und ich will es auch nicht! Und... er hat ja noch mehr Frauen unglücklich gemacht!" „Ja! In den letzten Jahren hat er... sechsunddreißig Mädchen und Frauen ums Geld... und, was noch schlim mer ist... um die Hoffnung eines liebesuchenden Herzens betrogen! Daran denken Sie! Henner wird alles für Sie erledigen. Aber sorgen Sie dafür, daß dieser Verbrecher seine Strafe findet. Einem Mörder... vielleicht könnte ich dem noch eher vergeben, als einem so schmutzigen Ver brecher wie einem Heiratsschwindler!" An demselben Tage gab es zwischen Ulrich Raabe und Cari Janoczi eine maßlos heftige Auseinandersetzung. Denn: Cari kam plötzlich zu Raabe und legte ihm ein« von Daniela unterschriebene Vollmacht vor, datz er, Cart, von jetzt ab die Verwaltung des Vermögens Danielas über nehme. Zorn sprang Ulrich Raabe an. „Was soll der Wisch?" „Lesen Sie doch gefälligst!" spottete Cari. „Ich soll die Verwaltung des Vermögens... in Ihre Hände legen? Nein, Herr Cari Janoczi, da haben Sie kein Glück! W»nn ick nichts tun konnte, um die unglück selige Verlobung zwischen Ihnen und Daniela zu verhin dern, das sage ich Ihnen... ich lasse nicht zu, datz Sie Daniela... noch vor der Hochzeit ausplündern!" „Herr Raabe...!" schrie Cari heiser, geschüttelt von der Wut. „Sind Sie wahnsinnig geworden?" „Ich bin gottlob im Vollbesitze meines klaren Verstands! Ich unterliege nicht der Beeinflussung eines Cari Janoczi und... ich kenne Sie! Oh, nicht nur aus den Worten Ihres Vaters, dessen Leben Sie zerstörten, nein... ich habe Sie hier zur Genüge studiert. Und ich Weitz alles... was Da niela beinahe in den Tod getrieben hat! Alles! Ich weitz, wie Sie das Mädel... hochgenommen haben! Aber das laste ich nicht zn!" „Es wird Ihnen schwer fallen!" brüllte Cari. Da zerritz Ulrich Raabe kurzerhand die Vollmacht und warf sie in den Ofen. Cari stietz einen Wutschrei aus und stürzte sich auf Ulrich, aber Raabe besatz Kräfte wie ein Bär und Cari flog nur so zurück (Fortsetzung folgt)
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