Volltext Seite (XML)
— 511 — Lori und Rüdiger Allwörden nach dem Forsthause bringen sollte. Eng an den geliebten Mann geschmiegt, »sah sie da und hielt seine Hand fest in der ihren. Grob vnd glücklich strahlten ihn ihre Augen an. „Wie wrrd Mutter sich freuen! Wie wird Mutter über rascht sein!" sagte sie mehr ckls «imna* sMein Mütterle wird dir schon gefallen, Rüdiger! Sie steht aus wie eine große Dame — und mein Bruder, Erich, gleicht wirklich einem Offizier — ich jagte dir schon, daß der Herzog ihn bevorzugt." ! Gutmütig lächelte er zu »hren Worten. Er konnte in ihrem Innern wie in einem aufgeschlagenen Buche lesen — > er wußte, daß sie sich mit dem Gedanken quälte, er sei zu ihr herabgestiegen, und sie könne ihm gar nichts dafür bie- i ten. War ihre reizende Person in prangender Jugend schöne denn nichts? -! Was werden würde, wollte er erst dann überlegen, wenn er ihre Familie gesehen und erfahren, was ihr Va ter gewesen. Er hatte Lori noch nicht danach gefragt; mit ihrem Bruder würde er über alles sprechen, und danach ferne Pläne richten . (Fortsetzung folgt.) Vie ärwlede Mdverlsrgimg An die aus Kiel gemeldet« Freigabe der Fischerei in der deutschen Bucht können keine Hoffnungen auf sofortige fühlbare bessere Versorgung des deutschen Fischmarktes ge knüpft werden. Denn in einem etwas enger begrenzten Ge biet, als es jetzt freigegeben wurde, fischten unter dem Schutzs der deutschen Kriegsschiffe und im Schutze von Helgoland vor der mit dem Waffenstillstand eingetretenen Kanerungs- gesahr etwa 15 bi; 20 deutsche Fischdampser schon während de; Kriege; und einige haben auch in der letzten Zeit weiter gefischt. " . . Zu diesen Dampfern, die fahrbereit waren, werden in den nächsten Wochen noch bis zu etwa 10 Dampfer zum Fisch« i in der deutschen Bucht ausfahren können, so daß vielleich. 30 bis 35 deutsche Dampfer Ende diese- Jahres die Fischerei in der "deutschen Bucht ausgenommen haben könnten. Die Ankunft der ersten Fänge derselben ist Anfang Januar erwarten. 'Vor dem Kriege waren etwa 280 Dampfer in der deutschen Hochftefischerei tätig. Bi; auf den oben angeführten Rest sind sie im Laufe des Krieges in den Dienst der Marine eingestellt und für diesen umgebaut worden. Durch die so zunächst und auf Monate noch anhaltend« Beschränkung der Zahl der fischenden Dampfer, dir noch nicht beseitigt« Minengefahr in der deutschen Bucht, di« wäh rend des Krieges zwar än Fischreichtum zugenommen, im Frieden aber unter Aufsuchung fischreicherer Gebiet« vernach lässigt wurde, wird «ine im Konsum fühlbare Stärkung der deutschen Fischversorgung noch längere Zeit hintange halten werden. ktwsr vom gruseln Die Naturwissenschaft führt uns wieder einmal in die Kinderstube zurück. Sie hat «s sich zum Ziele gesetzt, dem Geheimnis Irrlichts beizukommen. Seiner schauerlicken, über natürlichen Hülle soll e; entkleidet und normalem Menschen denken zugänglich gemacht werden. Wie war's doch ehedem so schön! Wenn wir als Kinder eines westfälischen Bauernhofes an den langen Winterabenden schon um 8 Uhr ins Bett befohlen wurden, dann versuchten wir gern, gegen den elterlichen Befehl aufzulöken. Und wenn dann gar nichts mehr half, dann half doch hin und wieder «ine Unaufmerksamkeit zum Hindurchschlüpfen in die — Spknn- stube, bi- die Eltern durch starke Träum« der Jugend merk ten, daß „Geister umgingen", und den heimlichen Abendbe suchen in der Spinnstube ein Ende machten. Die Spmnstube, das war der Aufenthalt für das Ge sinde, pnd dort war stets in der Zeit der Herbststürme das Gruseln zu lernen. In diesen einsamen westfälischen Siedelungen lebt der Mensch viel unmittelbarer in der Natur als sonst irgendwo. D« Naturerscheinungen treten viel unmittelbarer an "ihn heran, und der schwache Verkehr mit Menschen zwingt in weit höherem "Grade zum Selbstdenken. Auf diesem Boden wächst dann da?, was Uns Kindern al; frivoler Al« g'aube a-zubören streng verboten war, was wir aber trotzdem um so lieber hörten. - Der alte Schäfer war.besonders erfahren. Junge, Junge, konntest du lügen! dachten wir später in ferner Erinnerung. Aber jetzt kommt ^ie Wissenschaft und rettet sein Andenken. Der Naturforscher Brand aus Beelitz hat als Soldat rm Felde das Irrlicht erforscht. Das Irrlicht ist eine Naturerscheinung und kein Hirngespinst aus der Spinnstube enws einsamen Bauernhofes, Die in Glühlämpchen verwandelten Geister, die an Wegkreuzungen, über Tümpeln, hin^r Wallhecken und Gehölzen ihr erschreckendes Wesen trieben, sind das einzige, was von all den Ausgeburten der Phantasie übrig- geblieben ist. Die äußere Erscheinung Hst Tatsache. Die alten Weiden rm „Erlkönig" schimmerten nicht bloß grau, sie glühten regel recht, und waren wohl geeignet, nicht bloß alte Weiber, Indern auch herzhafte Män.-c zu -erschrecken, deren Verstand jedoch für alles eine Erklärung suchte, und dafür in den Zeiten, . als die Elektrizität noch nicht gefunden oder nicht ausreichend erforscht worden war, »keine ander« Äls die übernatürliche zu finden vermochte. Die Schwierigkeit lag ja hauptsächlich in dem Fehlen verläßlicher Beobachtungen. Die alten Schäfer, die ja gerade die größt« Zeit ihres Lebens draußen verbrachten, waren keine berufenen Stützen exakter Wissenschaft. Dafür blühte Art Phantasie zu grell. Ander« Personen kamen seltener zu einer derartigen Beobachtung. Jäger wurden Natürlich sofort Les Jägerlateins besckmldizt, und daß die offizielle Naturwissen schaft diese Erscheinungen äls wahr -hinnahm, das erschien den meisten verdächtig; man glaubte darin «ine Art Kon zession än den Aberglauben zu sehen, bei der man ännahm, daß die gelehrten Herrschaften selber nicht daran glaubten. Jetzt ist der Krieg gekommen, hat 7 Millionen Men schen erwachsener, k.uger, auch beobachtungssicherer Männer aus lange Zeit in die unmittelbare Natur, noch unmittelbarer' als e; beim Schäfer der Fall ist, gestürzt. Dabei -hat es dann Beobachtungen gegeben, die di: Jrrlichtsrage glänzend k.ärrn. Der scheu genante Naturforscher Brand hat darüber in Rußland und in Frankreich in Gemeinschaft mit urteils fähigen Kameraden Beobachtungen gemacht, di« die Tatsache des öfteren "Auftretens lebhaften Glühen morschen oder halb morschen feuchten Holzes ganz außer Zweifel stellen. Der alten Generation, die die Schauermären der vor elektrischen Zeit überlebt und mitgefühlt hat, werden diese Aufklärungen nicht mehr viel nützen. Das Gefühl de; Vaters im Erlkönig hat sich zu stark in ihrem Gemüte festgekrallt, sie haben ckas Gruseln zu fürchterlich gelernt. Aber die Jungen werden mit kaltem Blut« an diese eigenartige Naturerscheinung herantreten, und nach und nach Aufklärung über ihr Wesen Zusammentragen, bis die Menschheit restlos über Mache und Wirkung dieses seltsamen Naturprozefses unterrichtet sein wird. ' Prozeß gegen «in:« falschen Arzt. Ein eigenartiger Straffall hat mehrere Monate hindurch den Untersuchungs richter des Landgerichts ll in Berlin, beschäftigt. Der Kauf mann v. C. hatte stit seiner Jugend den heißen Wunsch, Arzt zu werden. Die Vermögenslage seiner Eltern erlaubt« es ihm aber nicht, zu studieren. Trotzdem lieg er sich nicht von dem Gedanken' abbringen. Um sein Ziel zu erreichen, überredete er einen Medizin studierenden.Freund, ihm seine Studentenkarte zu leihen, und mit dieser versehen, war er lange Zeit der eifrigste Hörer an der medizinischen Fakultät der Berliner Universität. Da er seine Kenntnisse auch praktisch verwerten wollte, bot er sich verschiedenen im Felde befind lichen Aerzten als Vertreter an und war tatsäch.kch als Ver treter verschiedener bekannter Aerzt« in mehreren Städten mit Erfolg tätig. Durch einen Zufall wurde bekannt, daß L. seine Kenntnisse nicht ordnungsmäßig erworben hatte, und er wurde verhaftet. Nachdem er während der Dauer der Voruntersuchung wegen Betruges mehrere Monate in Unter suchungshaft gesessen hatte, stellt« der Verteidiger den Antrag, das Verfahren einzustellen, da die Vernehmung der Bente, die v. C. vertreten hatte, ergeben würde, daß keine B«r- mögensbeschädi-zung eingetreten sei. Da unter diesen Um ständen die Betrugsanklage hinfällig wurde, ist v. T. jetzt nach , vier Monaten auf Anttag seines Verleisigers aus der Haft entlassen und das Verfahren eingestellt worden.