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US Mittwoch de« 4. Aezember 1S18 17 4 dem von Der mit gewahr, M groh Und der mar das Der -'M I leichte Fahrzeug weit abgetrieben. Legationsrat sah vom Ballon aus die kleine Nichte ihn die Augen mit irrem Blick anstarrten. Kann doch nicht wahO sein," wiederholte sie lallend. Beruhigend legte er den Arm nm ihre Schulter. „Fasse dich, Lella, es ist leider wahr." Da ritz sie sich mit einer ungestümen Bewegung los ihm und stürmte vorwärts. „Mein Kind, wo ist mein Kind?" schrie sie. Man wies ihr den Weg, scheu vor ihr zurückweichend, grotze Hut auf ihrem Kopfe schwankte, satz schief — einem heftigen Ruck ritz sie ihn von ihren Haaren und Schweig' nur und leid', Es kommt die Leit, Datz dies dein Leid Wird werden Freud'. Bei Moscherosch. Vis Mllwördgns Roman von Fr. Lehne Nachdruck verboten Doch Lori konnte der Versinkenden und Wiederauftauchen den keine mehr bringen. Sie fühlte ein Sausen und Brausen rn den Ohren, und sie dachte immer nur das eine: „Ossi", und dann verschnvimmend: „Rüdiger". Mit Entsetzen wurde sie datz die Entfernung bis zum Ufer, für ihre Kräfte war. — Der Atem gehorchte ihr nicht mehr. — Kahn war auch nicht zu erreichen,- durch den Stotz warf ihn zu Boden. Vor Theklas letztem Ruhelager brach sie zusammen — s aber die Besinnung verlor sie nicht. In fieberhafter Hast als er auch schon weiter jagte — und dann sah er, was ihm das Blut in den Adern erstarren machte: Loris verzweifelten Kampf und ihre Anstrengungen, Ossi über Wasser zu halten und ans Ufer zu kommen. Er wurde leichenblatz. Den Rock abwerfen und ins Wasser stürzen, war das Werk einer Sekunde; von seinen Knaben jahren her kannte er die Tücken und Untiefen des Weihers zur Genüge. Mit einigen kräftigen Stotzen hatte er Lon erreicht. Er kam gerade noch recht, die Sinkende zu halten. Er schwamm ans Ufer, zog sie heraus, und schwamm wie der zurück zu Thekla, deren weitzss Kleid sich auf dem Wasser blähte. Boten jagten nach Aerzten; das Telephon wurde in Be wegung gesetzt. In fester, bestimmter Weise gab der Lega- tionsral dje Anordnungen, denn Graf Ottokar war vor Auf regung unfähig dazu. Wie geistesabwesend fatz er da. In kurzer Zeit war ein Arzt erschienen. Wiederbelebungs versuche wurden gemacht — — doch bcr Thekla hatten sie kernen Erfolg. Sie war tot. Ossr atmete bald leise, und, in sein Bett gebracht, schlief «r ein; ihn hatte Lori Berger gerettet. Bisher hatte nutzer dem Stubenmädchen niemand Zeit gehabt, sich um sie zu kümmern. Betty hatte ihr dir nassen Sachen ausgezogen, sie trocken gerieben und nmgekleidet, und endlich schlug Lori die Augen auf. „Die Kinder?" fragte sie leise, „Ossi?" „Er lebt!" Frankenberger Erzähler UnterhalttmgSbeilage ,m» Frankenberg«, Tageblatt so ängstlich und eilig den Weg allein zurückkommen, den sie vorhin Mit ibrer Erzieherin Angeschlagen — er hörte sie rufen, sah sie winken . Da sprang er schnell auf und eilte in fast jugendlichem Ungestüm die Treppen hinunter. Kaum hatte er die ersten Worte des Kindes angehörig Gin tjefer Seufzer der Erleichterung hob ihre Brust — „Gottlobs" flüsterten ihre bebenden, blassen Lippen, und schwer fielen wieder die Lider über ihre Augen. Rüdiger kam jetzt mit dem Arzt, nach ihr zu sehen. Rührend kindlich lag sie auf ihrem Bette; der Arzt fühlte ihren Pulsschlag und verordnete ihr auch für morgen noch Bettruhe. Er war nicht ganz zufrieden mit ihr; sie lag in einem Zustand tiefster Erschöpfung. Bald nachdem die beiden sie wieder verlassen, fuhr sie auf und lauschte ängstlich. Trotz des Widerspruches Bettys erhob sie sich. Sie schwankte und mutzte sich am Bett fsst- halten, aber doch zog sie sich wieder an und wollte hinunter. Wemend lietz Betty sfr schlietzlich gewähren; sie stützte die Leidende, und an ihrem Arm betrat Lori Ossis Zimmer. j Am Bett des Knaben satz der Arzt, der bei ihrem Anblick dre Stirn runzelte und sie an seine Verordnungen ennnerte. Trübe lächelnd schüttelte sie den Kopf. Sie neigte sich über Ossi. „Ossi schläft." Eine verklärte Freude breitete sich über ihr Gesicht, als sie des Knaben ruhige Atemzüge hörte, „er ist autzer Gefahr, Herr Doktor?" Da gewahrte sie Graf Allwörden auf einem Stuhl sitzend; er hielt Sissi krampfhaft fest im Arm. Sie sah sich um da fehlte doch noch jemand. Schrecken erfüllte sie. „Wo ist Thekla?" rang es sich von ihren Lippen, und fragend sah sie die Anwesenden an, die scheu ihren drän genden Blicken auswichen. „Thekla ist tot!"'murmelte Graf Ottokar, ohne den Blick zu erheben, ohne zu wissen, wer'da gefragt. Sie säair schmerzvoll auf und fiel bewutzttos zur Erde. Rüdiger hob sie auf und trug sie hinaus. „Armes Kind!" flüsterte er vor sich hin. Er hätte sie mit sich nehmen mögen — weit fort aus diesem Hause der Trauer, dem sie sich selbst beinahe zum Opfer gebracht Aengst.ich, mit verweinten Gesichtern, gingen die Dienst boten umher — unter einem schweren Druck. Denn noch stand ihnen das Schlimmste bevor. Gräfin Allwörden mutzte jeden Augenblick zurückkommen. Jeder fühlte sich vor -ihr schuldig — jeder zitterte und fürchtete sich vor ihren matzlosen An klagen. Noch wutzte sie ja nicht, datz ihr Liebling einen jähen, elenden Tod gesunden! Der Wggen fuhr vor. Rüdiger eilte ihr entgegen. Ein Blick in sein unheimlich ernstes, blasses Gesicht sagte ihr, datz Schlimmes geschehen wär. „Was ist? Warum hat man mich rufen lassen?" Das Schweigen rings um sie her lietz sie erbeben. Kein Kind kam ihr wie sonst entgegen gesprungen. „Rüdiger, so sprich doch! Ist — etwas — 'mit Ottokar?" Flüsternd glitt diese Frage von ihren Lippen, begleitet von einem scheuen Blick. Sie fürchtete etwas seit jener letzten Szene — Ottokar war immer so seltsam, und sie hatte das Gefühl, als sei er zu allem fähig. Der Legationsrat verneinte. Unwillkürlich hob ein be freiender Atemzug ihre Brust. Dann war es ja nichts so Schlimmes, weshalb man sie gerufen. Was konnte es sein? Die Kinder waren doch gesund. Er hatte Mitleid mit der ahnungslosen Frau. „Lella," sagte er weich, „'fasse dich — ein Unglück ist geschehen. Thekla ist —" er brach ab, er konnte das Wort nicht über di: Lippen bringen. „Was ist mit Titi?" schrie sie aus. „Sie ist mit Ossi Kahn gefahren; der Kahn ist umge schlagen. Ossi hat gerettet werden können — Thekla ist er trunken." „Ertrunken —Zagst du? Titi ertrunken?! Das ist ja mcht wahr; das kann nicht wahr sein." Er hatte Angst vor diesem verzerrten Frauengesicht, aus