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Frankenberger Erzähler UoterhaltunaSbtilage »«« Krankenberfter Tagtblatt Ur. t»4 d« «. HLt»s« 1«S t t Rein ist alles, neugeboren, Was vom Staub zum Lichte drängt! Doch, der eignen Seele Lüste Oft der Blüte Duft versengt! ! Rein ist alles, neugeboren, Wenn's vom Staub zum Leben ringt; Nein ist alles, was vom Odem Gattes zu uns niederdringt — WLM«! Nern, Philister können nicht erfassen Eiiwr Seele Höhenflug — Was zu lichten Sternen trug, , Ihre lauen Sinne hassen! Nein^ Philister könnens nicht erfassen! ' Nein — Philister können nicht erfassen i Was zu lichten Höhen trug — > Eines Adlers kühnen Flug > Ihre engen Herzen hassen! Nein, Philister könnens nicht erfassen! Niemand soll die Flügel dir beschneiden Sonnenseele — Feuergeist, ; And solch' mildes, drängend Stürmen Nur den Weg zur Höhe weist! i . Aber — «inen Feind verborgen Trägt man in der eignen Brust, Wenn des Hochmut's tolle Wog« Ans umstrickt mit schwüler Lust — ! Wenn verwegen — wahnumfangen, Selber man sich „Gottheit" nennt! > ' Wenn betört die s lde Fackel i i Der Begierde lodernd brennt! > > Sonnen, Sterne, Silbermonde Werfen ihren Strahlenschein — ' Funkelnd, jauchzend, überirdisch ! 'Zu de? Dichters Herz hinein; - Feenmärchen, Nirenaugen > Lacken süß und abgrundtief, Wenn des Dichters Feuerseele Sie zur Erdenlust berief! Ach des Lebens Zauberklänge , Dringen silberwsich zum Ohr, Roter Rosen heißes Duften Bricht berauschend süß hervor! Ach — der Keuschheit lichte Farbe, , Flügelschmelz, so zart und fein» Hüllt in Demut, tiefbestrickend . Ans'res Lebens Höchstes ein! Was in süßer Scham verschlossen, i i Perlen gleich im Herzen ruht — - - Zst verloren und verkümmert i Bor der Selbstsucht wilder Flut! , Wenn empor zu Sternenhöhen Derne Feuerseele ringt, ! . ! Sorge, bah vom edlen Blute ! j Deines Herzens Harfe singt! Wie es duftet — brennt — und lodert i Siehe, daß des Schöpfers Gut < Deiner Obhut heimgegeben - s Much in treuen Händen ruht! ! : Nein ist alles, neugeboren, ! s ! Was vom Staub zur Sonne drängt . ! Sorge, datz der Seele Feuer ! Nicht die Flügel dir versengt! ! Denn — der Stutz aus Himmelshöhen i Selbstverschuldet, tödlich trifft, < Tötet deine Feuerseele ' . . l Mit der eignen Wunde Gift! i > > , Nein Philister können nicht erfassen ' > Einer Seele Höhenflug, Was zu goldnen Sternen trug ! i i Ihre Krämerseelen hassen! ; s Siem — Philister könnens nicht erfassen! , > Latz sie schelten, latz sie schmähen, i Flieg empor zum Sonnenlicht — ' ! Dich der edlen Kunst vermählend, I Dir der Genius Kränze flicht! ' I > Doch — vom Himmel auserkoren Wächst die Pflicht npn riesengrotz, ! Frühlingsblumen sollst du bringen, > Frucht zu tragen, Dichters Los! ! Alles — was sich deinem Geiste, ! ! Schöpferisch nun zugesellt, j i Wird die Gottheit von dir fordern ' ! Scheidest du aus dieser Welt! , , Alles — was sie dir gespendet, ! Reingeboren, voller Lust, > Sollst du keusch und treu bewahren > Flammenglühend in der Brust! Nicht in Hochmutswellen schwimme« j Schwül vergeh'» im Sinnendunst > l > > Rein und keusch, voll stolzen Mutes ! , Ist des Lebens echte Kunst! El. Sell-Gräft, »Gr Vie Mlkwedeus ' Roman von Fr. Lehne Copyright L913 by Greiner L Co., Berlin W. 30. 1 Nachdruck verböte« ' Erstes Kapitel Feindselig blickten die dunklen Augen Frau Marias auf den eben eingetretenen Herrn, dessen Verbeugung sie mit einem ksurzen Neigen des Kopfes erwiderte. Ein Blick' auf di« ihr gereichte Karte Hatte ihr gesagt, wer ihr gegenüber stand — und da hatte sie sich ungefähr denken können^ was er wollte — noch ehe er ein Wort gesprochen! Ihre Gestalt straffte sich in unwillkürlicher Abwehr, und krampfhaft faßte ihre rechte Hand in die Falten ihres Klei des. Sie trat einen Schritt Mück, wie schützend vor ihr Töchterchen, das halb mit Neugier, halb mit Furcht den fremden Herrn betrachtete, dem es vorhin aus sein Klingeln geöffnet hatte. Abwartend stand Frau Maria da. Ihre Augen bohrten sich in sein Gesicht. Sir sprach und fragte nichts. Das Schweigen wurde drückend und peinlich, besonders für den Herrn! Aber doch war es schwerer, als er sich gedacht, das vorzubrrngen, was die Familie beschlossen, und worin auch, nach nur kurzem Zögern, der Bruder hastig, beinahe drän gend, eingewilligt hatte. Es war schwer, angesichts der Frau, di« er-sich so ganz anders vorgestellt, die in ihrer Haltung Und in ihrem Aussehen den Eindruck einer vollendeten Dam« machte — trotz des sehr einfachen Hauskleides aus Kattun, das ihre prachtvolle königliche Gestalt umhüllte.