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Frankenberger Erzähler Unterhaltungsbeilage M» Frankenberger Tageblatt ?8trd jeder Mittwochs-, Freitags- und SonntagS-Nummer ohne Preiserhöhung des HauptblatteS beigegcheu. Mr. 8S Mittwoch de« 14. August 1918 MMl Heitz und sonnig sind die Tage, Und ich schweb' auf leichter Schwinge; Doch schon schleicht mir ein« Klage In den Jubel, den ich singe. Ueber jenen Höhen liegt es Brütend, wie «in Zukunftsschauer; ' Ueber jene Höhen fliegt es, i > i Wie «in Schatten banger Trauer. > Um die lichten Gipfel streichen ! Fahle Wolken, leis gerötet, , ! Und ich spür' in diesem Zeichen ! > r Schon den Hauch, der alles tötet. Stephan Milow. Me Khrs der Treuendorfs. Roman von Lola Stern. U Nachdruck verboteu Aber vier Augen sahen sie nun in matzlosem Erstaunen an. „Wen, sagtest du, hast du noch eingeladen, Maud?" fragte der Vater. Und Mark Tryon sagte, den ganzen Hoch mut, dessen er fähig war, in seine kühle Stimme legend: .. „Meinen Sekretär! In der Tat, du hast seltsame Launen^ Maud!" Sie sah die Männer kampflustig an. Das Grün ihrer glotzen Augen verdunkelte sich, fast schwarz erschienen sie. „Herr von Treuendorf ist ein Bekannter von mir aus Deuizchland, das wißt Ihr! Er ist vom alten Adel, sein Geschlecht zählt in Preuhen zu den edelsten! Dort gehört er der besten Gesellschaft an. Und wenn ich ihn in unser Haus lade, dann ist er eben auch in Newyork gesellschaftsfähig!" Sie hatte heftig gesprochen, aber nun war auch Mark Tryon erregt. „Er gehört zur besten Gesellschaft in Preutzen, sagst du. Verzeih, wenn ich deine Aeutzerung richtig stelle, Maud! Er gehörte einmal dazu, wolltest du sagen! Denn wenn er noch dazu Zählte, sätze er wohl nicht in Newyork als mein Se- kretär." „Das hat andere Gründe. Pekuniäre Schwierigkeiten." Er machte eine abwehrende Handbewegung, siel ihr ins Wort: Siebes Kind, es dürften wohl schwerer wiegende Gründe vorliegen, als er sie dir genannt hat. Er ist eine aus der Bahn geschleuderte Eristenz, er 'hat irgend etwas auf dem Kerbholz, verlaß dich , darauf! Was, ist seine Sache, uns kümmert sie nicht. Ich forsche nicht nach dem Vorleben meiner Angestellten, wem, sie tüchtig sind und sich anständig benehmen, aber solche Menschen gehören nicht in unser Haus! Was sagst du dazu, Papa, gibst du mir recht?" „Vollständig, Mark! Auch ich bin erstaunt über dich, Girlie, was fällt dir ein, diesen Herrn einzuladen', der noch niemals bei uns war." „Ein .Mal mutz doch das erste sein," sagte Maud. Ihre Wangen hatten sich tiefer gerötet, ihre Augen blitzten. ,^atz dich doch nicht «Lfhetzen, Pa! Ich lade doch immer «ein, wen ich will!" „Aber es waren noch stets Leut«, die zu unserer Gesell schaft gehörten, Darling! Und dazu zählt dieser Herr von Treuendorf nicht!" „In Zukunft wird er es eben, Pal" ! Sie ignorierte ihren Verlobten, reizte ihn absichtlich, .indem sie an ihm vorbeisprach, sich nur an ihren Vater wandte. Mark Tryon wurde blaß. Dann fragte er beherrscht: „Möchtest du mir nicht sagen, Maud, woher dein großes Interesse für meinen Sekretär kommt?" „Gott," sagte sie lässig. „Ich finde ihn nett. Er gefiel mir in Deutschland schon gut. Und er tut mir leid. Er lebt hier ganz allein, hat niemals eine Freud«, eine Zerstreuung. Darum will ich ihn in unser Haus ziehen. Wenn es dir nicht patzt, deinem Sekretär in unserem Haus« zu begegnen, dann mache ihn doch zum Prokuristen, Mark, vielleicht er- scheint er dir dann gesellschaftsfähiger." William Kelsey lacht« hell auf. Er fühlte sich einmal wieder geschlagen. Als er aber sah, wie tief verstimmt sein Schwiegersohn war, da versuchte er es noch einmal, Maud umzu stimmen. „Tu mir die Liebe, Darling, und schicke diese Einladung nicht ab. 'Du siehst doch, wir wünschen es beide nicht, diesen Herrn von Treuendorf hier zu sehen. Unserem gemeinsa men Wunsch kaimst du dich doch nicht versagen." tz;t mir leid, Pa", jagte seine schöne Tochter und griff nach dem Obstkorb, um sich einen.Pfirsich zu schälen, ,^b«r die Sache ist nicht mehr rückgängig zu nrachrn. Ich habe stets eingeladen, wen ich wollte, ich kopnte unmöglich ahnen, datz du und Mark mir Schwierigkeit«:: machen wür det. Die Einladungen sind bereits verschickt und nicht mehr rückgängig zu Machen. " Und dann zerlegt« sie ruhig ihren Pfirsich und war in nerlich froh, datz sie die Karten abgesandt hatte und di» Männer sich ihr nun fügen mutzten. Denn sie wollte Joachim von Treuendorf in ihrem Hause sehen, sie wollte es. Und hatte darum erst gehandelt, und dann gesprochen. Kelsey schüttelte den Kopf, ein bihchen mißbilligend unh doch auch ein bitzchen bewundernd über Mauds Selbständig- leit, die ihm immer von neuem imoomerte. Er wandte ssch ! zu seinem Schwiegersohn. ' „So sind die Frauen, Mark! Ihren Launen mästen s wir uns fügen, dagegen kommen wir doch nicht auf. Gegen : den Dickschädel, den meine Tochter hat, kannst selbst du nichts machen." Mark Tryon lächelt« etwas gequält. Und dachte, datz es anders werden müsse, ganz anders, wenn Maud erst sein Weib wäre. Er sehnte diese Zett herbei. Aber vorläufig mutzte er schweigen und sich fügen, wenn er es nicht mit ihr verderben wollte. . Er sah das kampfbereite und trotzige Glitzern in ihren schönen Augen. Sie würde nicht nachgeben, ^heute nichts schönen Augen, «ie würd «nicht nachgeben, heule nichts Später würde es — vielleicht — anders sein. Aber er mutzte schweigen. Und er schwieg. , Doch er blieb verstimmt. ! 6. » i ' ' l ' Joachim von Treuendorfs erste Empfindung, als er Maud Kelseys Brief in den Händen hielt, war Freude gs» wesen. Denn deutlicher, als sie es bisher getan, zeigte .sie ihm durch ihre Einladung ihr Jnerrsse an seiner Person. Und der Gedanke, einen Abend in der Nähe des schönen Mädchens verbringen zu dürfen, mit ihr plaudern zu können, hatte etwas Beglückendes sür ihn. Aber bald setzte ein Umschlag seiner Stimmung em. Was bezweckte Maud Kelsey damit, ihn in ihres Vaters Haus zu ziehen? Wie würde Mark Tryon sich zu ihm — dem Angestellten — stellen im gesellschaftlichen Verkehr? Erwarteten vielleicht neu« Peinlichketten Ihn an jenem Abend? Wieder fühlte er neben dem starken und heißen Jnter- jesse, das er für Maud Kelsey gefaßt, einen leisen Zorn g«. Arn sie, d<H sie sich M sein Leben drängt«, ihn herauszurej.