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Hrankenberger Tageblatt Bezirks- W Anzeiger Amtsblatt für die Kömal. Amtsbaudtmamschast Flöha, das Kömgl. Amtsgmcht mid de« Stadttat z« Frmkeubcrg L--, I,». d. ' S»- - »-»- — °°» -r » I- I- s» 77. Jahrgang Sountag dm 4 August 1918 18V Tageblatt-Bestellungen SLü.:"L"K°LL Gemeilldeverballdssparlaffe Niederwiesa »'/« Prozent Tägliche Berkaus von Auslands-Giern Montag, den 8. da. MW., »orm. 7,9 bk 12 Uhr an die Bewohner des 2. Brotkartendeztrks gegen Eiermarke Nr. 28. - Auf einen Kopf entfällt 1 Ei zum Preise von 55Pfg. - Das Geld ist abg^ählt bereit zu halten. Di« Ausweiskarte ist vorzulegen. » Stadtr«^ Franlenderg. den 3. August 1918. ver aeullcbe Sieg 'Don Gustav Frenssen Nun haben wir schon vier Jahre Krieg. Dieser Satz wird von vielen, vielen Millionen Menschen in Deutschland gesagt oder gedacht. Ja, es ist keiner in' Deutschland, die klemen Kinder ausgenommen, der ihn nicht denkt, der ihn mcht leise vor sich hinsagt. In welcher Stimmung? In verschiedener, je nach des Menschen Natur und nach seinen Erlebnissen. Dielen leuch ten^ die Augen; sie denken und sagen: „Welch eine Fülle großer, herrlicher Taten unseres Volkes! Solange es Menschen xgibt und Völker, wird man von diesem Kampf reden, den das deutsche Volk geführt hat gegen die ganze übrige . Menschheit." Viele — ach sehr viele, die schlagen dre Hände vors Gesicht und klagen und seufzen: „Weh der armen Menschheit! Weh unserer Zeit, und daß unsere Lebensjahre in die Zeit dieses Jammers fielen. Weh unseren Knaben und Männern, die früh sterben müssen, und den jungen^Mädchen und Frauen, die in Einsamkeit trauern!" Die meisten^aber — und bei weitem die meisten,. — die große Masse unseres Volkes sagen dies Wort: „Vier Jahre schon Krieg" — in einem dumpfen Gefühl, in einem mühsamen Stillhallen, in einem ergebenen Warten und Hoffen. Wie die Bäume, und ihre Zweige und Blätter, in wilden Cturmtagen und -nächten — jeder Baum, jeder Zweig, jedes Blatt — stillergeben harren, und Hoffen: „Wann wird es wieder ruhig, wann scheint wkder die Sonne?" so steht das Volk, d»e ungeheure Masse der Mil lionen Menschen, dumpf und stumm unter dem Druck, Drang und Jamürer des Krieges. Sie fühlen sich in einem unge heuren Schicksal mitgetrieben, gegen das sie Zwerge sind; sie fühlen sich einem Sturmwind preisgegeben, gegen den sie machtsos sind. 'Sie beben und fürchten sich, und der Atem geht ihnen schwer, und sie warten und warten auf die Sonne, auf den Tag, da es wieder eine Freude sein wird, ,ern Mensch zu sein. , . Und die so denken, die haben, meinen wir, das rechte Gefühl. Es ist ein ungeheures Schicksal, weit über Men schen Macht und Wollen, das über die Menschheit gekommen ist. Es ist verkehrt zu sagen, immer wieder zu grübeln und zu fragen: „Wer hat diesen Krieg, dies Grauen und Elend verschuldet?" Wenn du anfängst zu sagen: „Der . . . und der . . . und der auch!" so dauert es iltcht lange, so mußt du fortfahren, einschränken und jagen: „Ja . . . aber wen» dies und das nicht gewesen wäre, oder dieser oder jener anders gehandelt hätte, ... .so wäre es anders gekommen." Nein, die Schuld an diesem Kriege liegt viel, viel höher und tiefer, als Menschenaugen sehen können. Sie sagen, sie wollen einen Bund aller Völker gründen, und meinen, daß dann die Kriege aufhüren werden? ^Ach! Und wenn alle Bäume im Land einen Bund machten, daß sie sich nie und nimmer wieder die Aeste zerschlagen wollen, werden damit die Stürme aufhören? Stürme sind und werden sein. Sie haben im Weltwillen ihren Schoß, wo sie wohnen; sie kommen aus Gortes Hand. Ist die Sonne von Gott , . . Und die Stürme sollten es nicht sein? Wüste Stürme, wilde Kriege müssen sein, immer zu ihren Zeiten. Bäume und Aeste und Millionen Blätter müssen.fallen . . . Völker, und die Stämme und Millionen Menschen müssen fallen . . . damit Neues aufsteht/ Junges wieder aufschreßt, Matz ge schafft ipird, frische Luft hindurchfährt, schreckliche Qualen die Gemüter der Menschen tief umpflügen, neue Nöte, neue Gedanken, neue Wege schaffen. Was wäre das Meet ohne Orkan«? Ein stinkender Sumpf. Was wäre der Wald ohne s Stürme? Ein fauler, stickiger Ort! Was 'wäre die Mensch- heit ohne schweres Hin- und Herstoßen, ohne Steigen und > Stürzen, ohne grausame Nöte der Millionen einzelner, ohne Kriegs? Not ist der Boden, wo aus Aengsten, Rauch und Trümmern, aus gewollten und ungewollten, gemeinen und reinen, feigen und kühnen Taten: neue Arbeit, Mühe, Mut, Wahrheit. . . alle guten Kräfte, alle neuen, guten Dinge neu emporwachsen. Krieg ist Gottes Sturm durch die Mensch- ! heit hier. Gottes Wille war es, daß Krieg sein sollte, . d« jagte dir Menschheit auf, und die Geister der Menschen, , und es stürmte der Krieg durch die Menschheit hin Und - wühlte ihr Tiefstes hervor. Weltwille! . . . Schicksal! . . . > Wie stand das deutsche Volk in diesem furchtbaren ^Schick sal und Sturm, in diesem nun vier Jahre dauernden Krieg? Hielt es sich Dapfer aufrecht? Bestand es ihn? Und wie steht es heute? Es kam gewaltig über uns, in diesen Tagen vor vier Jahren! Welch ein Erwachen und Erschrecken im deutschen Volk! W«lch ein lleberfall der tobenden Nachbarvölker! Welch ein Wachsen des Sturms züm wildesten Orkane, zum Menschheitssturm. Fast di« ganze Menschheit, von allen Sei ten, gegen das deutsche Volk! „Diese Pest, dies deutsche Volk muß niedergestampft werden!" Das sagte «in Christ von feinem Bruder; das sagte di« Menschheit von dem deutschen Volk! Welche Jahre, diese vier, von 1914 bis 1918! Wer, der sie mit verständiger Seele erlebt hat, er z«i Arbeiter oder Fürst, wird si« je aus dem Gedächtnis sind von furchtbaren Nöten, daß wir bis hierher gesieg haben, dank den Brüdern, die es uns erstritten haben mit ihrem Mut, mit ihrem Blut und ihrem Sterben. Freilich, wir haben immer noch nicht bis zu Ende gesiegt; wir haben immer noch nicht durchgesiegt. Weir» auch fast alle Pläne unserer Feind« zunichte geworden sind, und wenn auch der eiserne Ring, der um uns herumgelegt war, zerrissen ist: es stehen noch immer ungeheure Heere und Kräfte gegen uns. Aber so, wie wir von Jahr zu Jahr — obwohl es manchmal zu stocken schien — vorwärts gekommen, sind, dem endlichen Siege zu, so dürfen wir hoffen, daß wir endlich Mrchsiegen werden, daß endlich auch der Nest unserer Feinde, des fangen Krieges müde, den Glauben und die Hoffnung aufgrbt, uns unter die Füße^zu bekommen. Wir sind ein Volk der Kraft und der Zucht, der Ehre und der Treue. Unser Heimat volk wird weiter kümmern und entbehren, sorgen und arbeiten; unsere Krieger werden weiter standhalten und stürmen, stür men und standhalten . . .. bis auch die letzte große Arbeit getan ist, bis sie uns die Erde lassen, die uns gehört, und den Platz pn der Sonne, der einem so großen und fleißigen und tapferen Volke gebührt. Vier Jahre Krieg! Vier Jahre Gottes Sturm durch die Menschheit! Und cs kann noch Monate dauern! Es liegt das nicht in Menschheitshand. Feldherrn und Heer«, Fürsten und Diplomaten mögen das ihre tun . . . wenn Gott nicht will, so hilft es nichts. Das war immer der Glaube Unserer Größten und Vesten: es ist Gottes! Möge es Golt gefallen, daß, wenn alles vorüber ist, das deutsche Volk, das sich so tapfer gehalten hat in diesem schrecklichsten aller' Menschheitsstürme, dem seine Feinde Platz und Sonne nicht gönnten . . . mitten im Walde der Menschheit . . . sturm- zerrissen, dennoch gesund und stark dastehe und die Früchte bringe, dazu es ausersehen ist, ver AMrieg Deutscher Abendbeeicht wtb Berlin, 3. August, abends. '(Amtlich.) An der Kampffront lockere Gesechtsfühlung mit dem Feinde. , , >." ! Ms» Westen Die Fortsetzung der Nachhutschlacht X w In der Stacht vom 1. zum 2. August hat Hinden burg genau, wie es tagelang vorher bestimmt war, einen neuen Schritt in der Nachhutschlacht zwischen Soissons und Reims getan. Wieder konnte es unbemerkt vom Feinde geschehen, nachdem dieser in den Stunden vorher noch Dwere Verluste bei seinen völlig vergeblichen Anstürmen erlitten hatte. Unsere Truppen, die diese Schlacht liefern, vollbringen über alles Lob erhabene Kriegstaten. Gegen immer frische Kampftruppen des Feindes — schon wurden über l.1/2 Millionen Mann ins Feuer geschickt — müssen sie aushalten. Sie abzulösen ist, ohne daß ein Wirrwarr in die Nückwärtsbcwcgung käme, nicht möglich. So müssen sie also die gewaltigen Strapazen tragen, haben dabei aber die Genugtuung, daß das ganze Vaterland mit Stolz auf sie blickt, da die Blüte des feindlichen Heeres von ihnen ver nichtet worden ist. Man kann ohne llebertreibung mit einem Verluste des Feindes in diesen Abwehrkämpfen üon 200 bis 300 000 Mann rechnen. . , Der deutsche Rückzug erfolgt sicherlich mit dem unge fähren Drehpunkt Soissons in der Weise, daß er bei Soissons Schritt für Schritt vor sich geht, in der Mitte und auf dem linken Flügel in größeren Sprüngen. Je länger die Nachhutschlacht dauert, umso mehr verbessert sich die Lag« für unsere Heere. Bis heute vermochte der Feind auch nicht die geringsten Vorteile für sich zu erringen. Unsere Ver luste sind sehr gering. Der Feind kann sich davon in dem von uns ausgegebenen Kampfgelünde jederzeit überzeugen. Daß der feindliche Verlust wirklich jedes Maß überschreitet, ergibt sich aus den Debatten im französischen Parlament. Dort wird der Heeresleitung mangelnde Voraussicht bei der Organi- ation des Sanitätsdienstes vorgeworfen. Es fehlt an Trans- wrtmitteln für dir Verwundeten. Man hat eben mit fo hohen Verlusten, wie sie eingctreten sind, nicht gerechnet. Die Erkenntnis der wahren Lage rü'rd vielleicht bald zur Ernüchterung bei der Entente führen. , Die amerikanische Hilfe wa Am Sonnabend teilte der Kriegsminister im Heeres ausschuß mit, daß bis zum 25. Juli drei Viertel des für Frankreich bestimmten amerikanischen Heeres «ingeschifft wor den sei. Diese Mitteilung dürfte bei den Deputierten lange Ge- ichter hervorgerufen haben; denn es wird hier nicht mehr ind nicht minder angekündigt, als daß die Union in abseh. >arcr Zeit von einer weiteren Vermehrung ihres Truppen kontingentes auf dem westlichen Kriegsschauplätze Abstand nehmen will. ver SebieiMrkst «er kntente Die Mittelmächte haben seit Kriegsbeginn 770 000 Qua dratkilometer feindlichen Landes besetzt, das heißt etwa das anderthalbfache Gebiet des gesamten Deutschen Reiches. Der Geländegewinn hat sich im letzten Kricgsjahre um über 220 000 Quadratkilometer erhöht. Nicht eingerechnet ist hierin das durch die deutsche Waffenhilfe befreite Gebiet der ru ischen Nandvölker mit 851000 Quadratkilometer. Allein im Osten Mey durch die Operationen bei Tarnopol, Riga, O-sel und den Vormarsch im Februar und März 1918, soweit dieser mcht. Gebiete der Nandvölker betraf, über >178 000 Quadrat kilometer russischen Bodens in die Hände der Verbündeten In Italien befreite di- 12. Jsonzoschlacht im Oktober und November ü7 I. 2211 Quadratkilometer Oesterreichs vom Feinde und nahm diesem außerdem zwei blühende Provinzen mit über 12 200 Quadratkilometer Flächeninhalt ab. Bei der deutschen Westoffenswe 1918 sind zirka 6200 Quadrat kilometer m Frankreich und 198 Quadratkilometer in Belgien neu besetzt worden. Im einzelnen haben die Staaten des Vrelverbandes an ihre Gegner verloren: Belgien 29178, Frankreich 25400, Italien 14 558, Nußland 478 706, Ru mänien 100 000 Serbien 85 687, Montenegro 14180 und Albanien etwa 17 000 Quadratkilometer. Diesem Gelände- gewmn von etwa 770000 Quadratkilometer stehen nur 2039 Quadratkilometer auf feiten des Verbandes gegenüber. lasten?! . . Wie unsere tapferen Heere, von'Diebe unh Angst um die Heimat getrieben, nach Westen stürmten, und drängend, kämpfend, sterbend den Feind tief m Felndeland trieben, daß deutsche Erde unverwüstet bliebe. Wie unsere kraftvollen, wohlgeordneten Scharen sich nach Osten wandten, und kämpfend, weichend, marschierend, müde zum Tode, lei dend, siegend, sterbend mit gewaltigen Schulterstoßen das ungeheure Russenheer tief in sein eigenes Land sagten. Wie unsere mutigen Jünglinge und Männer in Nagelschuhen über die Eiebenbürgischsn Pässe zogen und über die Alpen, und zurücktriebrn und niederschlugen, die da meinten^ es wäre die Zeit gekommen, einen guten Raub zu tun. 'Wie unsere wackeren Seeleute ausfuhren über alle Meere und nach Skagerrak, und kämpfend und sterbend den Feinden deutsche Frische und deutsche Kühnheit und deutschen Geist bewiesen. Hat das deutsche Volk standgehalten im Sturm? Hat es gesiegt bis jetzt? Wer will daran zweifeln? Wo ist die schreckliche Sorge der ersten Wochen, da wir km Geist die Feinde am Rhein und in Schleswig, in Schlesien und Pom mern sahen? Kein Feind hat all dies deutsche Land betreten. Wo ist das ungeheure russische Heer, das Gericht über uns halten sollte? Gott hat darüber gerichtet. Wo ist dje un geheure englische Flotte, die Bremen und Hamburg nehmen und in Hannover und Holstein landen sollte? Sie liegt an Ketten in den Klippen Schottlands. Wo ist Rumänien, das uns den Rest geben sollte? Es sammelt seine eigenen Reste. Wo ist Italien, das in Wien sein wollte? Es kämpft in unsäglichen Qualen um Venetien. Das 'alles er- s kennen wir und bedenken wir: daß wir bis hierher gerette ver mllikcbe Mtrkr ' In der „Ssewernaja Kommuna" vom 5. Juki 1918 überhäuft der Petersburger Pressekommissar N. Kusmins,die teure« Verbündeten Rußlands" mit Höhnisch bitteren Vor würfen. „Teuer", schreibt er: "„ja, das ist das rechte Wost; denn recht ttuer kommen diese Verbündeten das russische Volk zu stehen." Der verdammte Zarismus habe bei den Englän dern und Franzosen ungeheure Geldmengen aufgenommen, um die Arbeiter, und Bauern abzuwürgen. Äußer Geld zins habe Rußland dann schwere Blutopfer bringen müssen. 41/2 Millionen tote Arbeiter und Bauern, 6 Millionen ver wundete und verkrüppelte, 3 Millionen in der deutschen Ge fangenschaft: das sei der Preis Rußlands an die Verbündeten gewesen. Aber auch er sei den Engländern und Franzosen noch zy billig. . . . Auf «in ganzes Expeditionskorps hatten sie es abgesehen: lebend kämen eben die „Zinsen" aus Frank-, reich nicht hinaus. Nicht genug, daß man die russischen Soldaten aus dem Lande nicht hinauslasse, man schicke sie zur Front. . . . „Äls die erste Brigade des russischen Er-. peditionskorps sich weigerte, auf der Westfront zu verbleiben, wurde sie im Konzentrationslager La Courtine bei Limoges eingesperrt. Da eine fünftägige Vorenthaltung jeden Essens die beabsichtigte Wirkung auf die Soldaten verfehlte, wutde das Lager umzingelt und mit Maschinengewehren und Ar tillerie beschossen. Trotzdem haben die meisten standhast an ihrem einmal eingenommenen Standpunkte sestgehatten, und diese sind nach Afrika gebracht worden, wo sie teils in Ge fängnisse eingesperrt, teils zu Fuß nach dem Innern Algiers zur Zwangsarbeit verschickt wurden. So herzlich und .fest ist die Liebe der „teuren" Verbündeten zu Rußland! Diq russischen Sozialrevolutionäre aber kömrten es gar Nicht äb- warten, daß die Verbündeten sich in die inneren Angelegen heiten Rußlands einmischen möchten."