Volltext Seite (XML)
- 2»S - und ließ ihn zuweilen all« Vorsicht vergessen. Wenn in Evas Gesicht manchpnal die Röte kam und ging und ihre Augen mit so seltsamem Glary die weite Ferne suchten, ahnte er nicht, daß ihre Seele weit fort war. in einem verschlossenen Wunderlände. Dorthin lockten sie die Töne der geliebten Stimme, die sie wie ein süßes Gist in sich hrnern trank und dabei alles um sich her vergaß. Wendenburg empfand dann deutlich, daß Eva erregt war, daß sie innerlich ihre gleichmäßige Ruhe verlor. Er wußte aber nicht, daß Gerolds Gesang ihr diese Unruhe bereitete, sondern glaubte, sie fühle ein eigenes, sehnsüchtiges Verlangen, und teile es ihm mit. Fortsetzung folgt- Aar Sie stsvrsle» i» Aon ma 5cdNN r« rrrSdle» willen Die Durchsicht einer Reihe protokollierter Gefangenen- aussagen und erbeuteter Briese von Franzosen geben uns interessante Aufschlüsse über Stimmung und Anschauungen in Paris und in der Provinz. Allerdings weichen sie er heblich von dem ab, was aus der französischen Oeffentlichkeit zu uns dringt und was häufig nicht ungeschickt aufgemacht ist, um den Feind und auch die Neutralen von französischer Siegesstimmung zu überzeugen. . Nach Ansicht Gefangener kämpft der französische Soldat zwar noch mit dem ^gleichen Elan wie früher, jedoch nach den Erfahrungen der letzten Wochen fragt er sich, was nun werden soll. Die Stimmung ist nicht mehr die gleiche wie etwa zur Zeit der ersten Somme-Schlacht. Damals wußte er, was das Ziel war. Aber jetzt? Er lebt in Zweifel und Verwirrung, wodurch Mißstimmung und Argwohn gegen die Regierung hervorgerufen wird- Der Poilu ergeht sich in allerhand Befürchtungen, glaubt, daß unter der Hand Frie densverhandlungen 'stattfinden, die ein günstiges Resultat für Frankreich nicht bringen könnten; daß der Präsident und seine Minister abhängig von den Geldleuten der Entente sei; daß Frankreich sich für England zugrunde richte. Ueberall hört man die Frage: ,sWarum führt Frankreich den Krieg noch weiter?" Für Elsaß-Lothringen zeigt der französische Soldat wenig Interesse. Frankreich sei vor dem Kriege reich und glücklich gewesen, ohne Elsaß-Lotyringen; Frankreich sei groß genug ohne diese Provinzen. Man habe auch zu Beginn des Krieges nicht im entferntesten an Elsaß-Lothringen Bedacht, sondern man kämpfte für „La France" und „La Eloirc"! Die gegenwärtige Regierung erst habe es verstanden, die Wiedererweckung von Elsaß-Lothringen zu einem „point d'honneür" zu machen. Sie dürfe nun nicht wagen, darauf zu verzichten; — die Stimme der Vernunft, Frankreich zu retten, ehe es sich völlig verblute, müsse von gairz anderer Seite kommen!! In dieser Weise äußern sich nicht etwa nur einzelne unter den Gefangenen, sondern bei weitem der Lrößte Teil, Gebildete wie Ungebildete. In der französischen Presse frei lich würden derartige Stimmungsbilder keine Aufnahme fin den, da diese zumeist — selbst die radikalste — sich hündisch an die siegeszuversichtlichen und hetzerischen Parolen des ver bissenen fahlgelben Präsidenten aus Lothringen und seines in Niedertracht erprobten Gehilfen Clemenceau hält. Hierzu gehören auch die immer wiederkehrenden, lächerlichen Be schuldigungen der deutschen Soldaten über in den besetzten Gebieten Frankreichs verübte Disziplinlosigkeiten und Grau samkeiten. Die im Operationsgebiet lebende französische Be völkerung zwar läßt sich, durch Erfahrungen belehrt, hierüber nichts mehr vorlügen. So haben die in Noyon zurückge bliebenen Einwohner durchweg bekundet, daß sie vor den deutschen Truppen keine Furcht hätten. Sie haben vielmehr «ährend der ersten Besetzung der Stadt den deutschen Sol daten achten und schätzen gelernt und hofften diesmal durch weiteren Vormarsch der Deutschen auf ein baldiges Ende des Krieges! Wie überall im Operationsgebiet, sind auch den Bürgern dieser Stadt die englischen Soldaten und Offi zier« durch ihr hochmütiges und herablassendes Wesen ver haßt- In den aus Paris stammenden Briefen ist besonders häufig von der Beschießung der Stadt durch Ferngeschütze und Flieger die Rede. So wird unter dem 17. April ge schrieben: „In Greneiies fiel eine Granate auf eine Mu nitionsfabrik. Welche Katastrophe! Die Zeitungen spreche» nicht davon . . . Wenn es so weiter geht, werden uns die Deutschen bald alle töten. Am liebsten ginge ich in die Bre tagne, und wenn ich dort nur Kühe hüten könnte." An einem anderen Brief "rm 16. April: „Paris leert sich, und der Handel spürt cs, was viel« Arbeiter ihres Unterhaltes beraubt und schließlich zu dem von unseren Feinden gesuchten Resultat führen wird: Die Auflösung des sozialen Lebens der Hauptstadt." Es -fehlt auch nicht an witzigen AeuHerongen. Zn einem Brief'vom 3. April steht sarkastisch: „Tu scheinst nicht an di« große Kanon« glauben zu wollen; heute brachte aber di« Zeitung, daß eine explodiert sei und 5 Boches getötet hätte. Aber es xrird jedenfalls mehrere (Ferngeschütze) geben. Vorgestern hat ein Portugiese eine Kanone erfunden, die Geschosse auf 130—140 Kilometer wirst, und heute ein Ameri kaner eine solche. Diese schießt sicherlich auf 150—170 Kilo meter!" Amerikaner! Für das geringe Verständnis, das diese dem Krieg in Europa entgcgenbringen, sei hier eine Stelle aus einem Brief aus Bristol, Conn., vom März d. Z, wiedergegeb«n: „Es ist hart, daß unsere Jungens in Europa kämpfen müssen. Wofür? Ich weiß es nicht. Ich finde, unser Land hätte dort nicht einzugreifen brauchen. Es wäre Zeit genug gewesen, zu kämpfe», wenn die Deutschen nach Amerika gekommen wären!" Gewiß, es wäre Zeit geimg gewesen, zu kämpfen, wenn die Deutschen nach Amerika gekommen waren. Sie wären aber nicht dahin gegangen, ebensowenig, wie sie nach Frank reich gekommen wären, hätte Herr Poincare nicht aufs erfrigst« danach gestrebt, sich an dem geplanten großen Ententeraub in erster Linie zu bereichern. Aar veäeuten rsoos Sr.st.c? »Unser U-BooArisg geht ohne Unterbrechung, aber auch ohne bedeutende Schwankungen, seinen Gang. Di« letzten Monate zeigen durchweg Ergebnisse zwischen 600 000 und 700 000 Br.-R.-T-, also über 20 000 Tonnen am Tage. Um sich «ine Vorstellung davon zu machen, welcher Schiffs raum und welche Ladungsmengen in der täglichen U-Boot- Beute enthalten sind, vergleicht man am besten das Handels schiff als Seetransportmittel mit der gleichen Einrichtung an Land, dem Eisenbahnwagen. 20 000 Bruttoregistertonnen - sind das Raummaß für einen Schiffsraum, der etwa 3000V Gewichtstonnen Ladung befördern kann. Das sind 600 000 Zentner. Wollte man diese täglich versenkte Ladungsmengr in Güterwagen einladen, so müßte man von unseren großen, gedeckten Güterwagen (die etwa 15 Tonnen befördenr kön nen), demnach 2000 zusammenstell««. Die längsten Eüterzüge weisen kaum me,hr als 50 Wagen auf. Will man sich allo ein Bild davon machen, wieviel Seebeförderungsmöglichkeit Dag für Tag vernichtet wird, so braucht man sich nur 40 Güter- züge zu je 50 Wagen vorzustellen und hat damit die unge fähre Menge an Transportmitteln, die täglich unseren U- Booten zur Beute fällt. Um auch von den versenkten Ladungen ein« besser« VorstMung zu haben, braucht man sich nur diese 2000 Güterwagen mit Kohlen, Holz, Erz, Munition, Eetveid«, Oel, Baumwolle usw- beladen zu denken. Bekanntlich kön nen die Ladungen nur vereinzelt festgestellt werden und er scheinen deshalb seltener in den Bekanntmachungen des Ad miralstabes. In dem Bericht über di« Erfolge eines zurückge kehrten U-Kreuzers, der 9 Dampfer und 7 Segler mit bei nahe 40 000 Tonnen versenkte, finden wir Angaben über die Ladung, soweit sie festgestellt werden konnte. Halbiert man diese Zahlen, so erhält man die Ladungsmengen jener im Durchschnitt täglich vernichteten 20 000 Br.-R.-T- und kommt dabei aus folgende Zahlen: 4500 Tonnen (90000 Zentner) Getreide, 3800 Tonnen Mehl, 2500 Tonnen Reis, 3000 Tonnen Messing, 5500 Tonnen Naphtha (Brennöl), 350 Tonnen Baumwolle, 225 Tonnen Salz, 100 Tonnen ge salzene Häute, 225 Torme« Nutzhölzer usw. Man ersieht aus dieser zufälligen Zusammenstellung, welche Verlust« der U-Bootkrieg täglich unseren Feinden zufügt. Allein die ver senkte Rejsmengs von fünf Millionen Pfund stellt «men Millionenwert dar. 20000 versenkte Br.-R.-To. am Tage sind also «ine ganz