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71 — bei (Fortsetzung folgt.) vor der Jägertaten aus Makedonien (kf) Die schweren Kämpfe in Makedonien sind zwar Kanne mit Kriegskaffee und dem Frühstücksteller. Im Zimmer herrscht eine behagliche Wärme. Nicht für alb» leuchtenden schwarzen Augen wunderlich an und dann — dann .geschah das Furchtbare, das Christa-Maria nie in ihrem Leben vergessen konnte — der Junge stieß einen mark erschütternden Schrei aus, ritz sich von ihr los und stürzte - durch den Garten aus die Stratze, einem Manne in ziemlich abgerissener Kleidung entgegen. s Der Fremde fing das taumelnde Kind jaulend in > seiiren Armen auf und pretzte Holm Heitz an sein Herz. „Mein Junge," schluchzte er auf. „Hast du denn deinen Vater noch erkannt?" § Jetzt schrie auch Christa-Maria laut auf vor Entsetzen s und ohne sich um Holm und den Ankommenden zu küm- § Patrouille Nus dem Felde wird uns geschrieben: (K. M.) Das Morgenblatt liegt auf dem Tisch neben „ttirüeV Hsn« SaehsetttzÄtHrire*" Lirre Sammlung hervorragender Taten unserer Feldgrauen Im Auftrage des Königlich Sächsischen Kriegsministerlums bearl^e» vom Königlic' Sächsischen Kriegsarchiv Zimmer des geräumigen Hauses mit seinen schönen, alte» Möbeln reichen die Kohlen. Aber was schadet das? Emp fangs- und Gesellschaftszimmer mögen kalt stehen. Im Speis*- und Wohnzimmer ist es mollig warm. Der behäbige Hausherr, 42 Jahre alt, wegen nervöse« Herzleidens d. u., betritt das Zimmer. Er ist wohlrasiert; d» Hände sind gepflegt, die Nägel poliert, der Scheitel sitzt tadellos. Der Rock flt sauber gebürstet, die Hose hat ihr« Bügelfalte. Mit einem behaglichen Knurren lätzt er sich nieder, rümpft ein wenig die Nase über die Bescheidenheit d« Frühstücks und greift nach der Zeitung. Sein erster Blick sucht den Heeresbericht. Schon dessen Kürze mißfällt ihm. Er liest: „Im Westen keine besonderen Ereignisse"^ ,Mah!" pustet er. „Die Sache ist zum Auswachsen- Es wird wirklich Zeit, datz mal wieder etwas geschieht." Und er macht sich gelangweilt an das dergestalt ungewürzt» Frühstück. Es wird wirklich Zeit, datz mal wieder etwas geschieht! Verehrter Herr F! In dem Augenblick, als Sie in das anheimelnd durchwärmte Frühstückszimmer traten, wohlaus geruht und wie aus dem Ei gepellt, lag Ihr Freund N., wissen Sie, der das Hutgeschäft in der Gartenstratze hatte, als nasser Lehmklumpen auf einer Schütte fauligen Strohes in einem muffigen Betonunterstand und schlief wie ein Toter. Denn dieser Ihr Freund, Zerr X., der schon seit De zember 1914 beim Neserveregiment Nr. 205 steht, ist erst vor zwei Stunden von einer Erkundungspatrouille zurückgekehrt, eben als Eie sich wieder einmal unter Ihrer Daunendeck* wohlig von einer Seite auf die andere legten. ' Nur eine Erkundungspatrouille! Von der nichts im Heeresbericht steht, die niemand als etwas Besonderes erwähnt. Und ohne die man jeder lleberraschung des Feindes preis- gegeben wäre. Ohne die man nichts von der Besetzung der feindlichen Stellung, nichts von ihren schwachen Punkten, den wuchtigen Ereignissen in Rutzland, im Westen und in Italien in den Hintergrund getreten, aber nicht minder reich «n Aufopferung, an ungeheuren Anstrengungen in ungewohn tem Klima und schwierigem Gelände, an heitzen und blu tigen Gefechtstagen gegenüber einem an Zahl überlegenen Feinde. Auch an ihnen hat das sächsische Heer ruhmreichen Anteil. Ganz besonders erbitterte Kämpfe hatte ein sächsisches Jägerbataillon in den Novembertagen 1916 im Cernabogeki zu bestehen. Nachdem es schon im Oktober 1916 durch einen heldenmütigen Sturmangriff die verbündete Armee entlastet und die gewaltige Offensive des Gegners zum Stehen gebracht hatte, verteidigte es in der Folge seine wichtige, eroberte Stellung restlos gegen mehrere serbische Angriffe. Am 14. November erreichte die Schlacht um Monastir ihren Höhepunkt. Mit einer Artillerievorbereitung, wie sie das Bataillon nur von der Somme her kannte, leitet« der Gegner sie ein. Dann folgte Angriff auf Angriff der feind lichen Infanterie. Vor der Front des Bataillons erreichte der Gegner keinerlei Erfolg. Immer wieder wurde er abgeschlagen. Doch links und rechts von der Stellung des Bataillons gelang ihm schließlich sein Masfenangriff. Das Bataillon hielt aus, so schwer bedroht auch seine Flanken waren. Schon war die zweite Kompagnie als Bataillonsreserve in der zweiten Linie zur Ausnahmestellung und Flankensicherung ein gesetzt worden, als der Gegner auf einem senkrecht zur Kampf front laufenden Bergrücken das Bataillon zu überflügeln und nach hinten abzuschneiden drohte. Immer näher kamen die Gegner, Franzosen in lleberzahl, dem Bataillons-Gefechts- ftand und dem Tal, das den einzigen Rückzugsweg bot. Dem dritten Zug der zweiten Kompagnie unrer Führung des Leutnants der Reserve Schneider aus Reichenbach (Bezirk Dresden) fiel die schwierige Aufgabe zu, den Flankenstotz abzu- fangen. Der Gegner, der die gefährliche Lage des Bataillons erkannte, suchte mit dem Aufgebot aller Kräfte das Bataillon abzuschneidei^ In dichten Sturmwellen arbeitete er sich sehr rasch heranWld der Erfolg schien ihm sicher. Da warf sich Leutnant Schneider, der. die heikle Lage klar überschaute, kurz entschlossen mit seinen Jägern, die im letzten Augenblick noch mit zusammengeraffter Infanterie verstärkt worden waren, auf den Feind und überwältigte die erste Welle. Diese kühn« Tat verblüffte den Gegner, er ging etwas zurück und unsere Jäger machten sogar eine größere Anzahl Gefangene. Allein die Zahl der Feinde war zu groß, gegen Mittag mutzte vor den neu heranbrechenden Sturmwellen der wackere Führer mit seiner durch schwere Verluste zusammengeschmolzenen Hel denschar in die alte Stellung zurückgehen, nach stundenlangem Ausharren in unaufhörlichem Maschinengewehrfeuer. Aber die Opfer waren nicht umsonst gebracht. Entschlossenheit und Heldenmut des Führers haben im kritischsten Augenblick zu- mern, stürzte sie davon, zur Hintertür des Gartens hinaus und den Weg nach Ettersrode hinan. Der Sanitätsrat stand wie versteinert — so wenig wie er Christa-Marias Davon stürmen im Augenblick begriff, so wenig konnte er es fassen, datz der Mann da draußen jetzt das helljauchzende Kind der Hand nahm und in seinen Garten trat. wege gebracht, was anfangs schier unmöglich erschien. Unter dem Schutze der Nacht konnte das Bataillon befehlsgemäß auf die vorbereitete Linie zurückgehen. Am nächsten Tage aber tat die Kompagnie als Nachhut kn schwersten Kämpfen wiederum ihre Pflicht. Auch Hiera« ' nahm Leutnant Schneider ruhmvollen Anteil, fand aber leider bereits am 26. November 1916 den Heldentod. Die Kom pagnie verlor in ihm einen kühnen und entschlossenen Führer, durch dessen Willensstärke dem Gegner endgültig Halt g«° s boten war. Ein tapferer Flieger (kf) Durch zähe Ausdauer, hervorragenden Wagemut s und besondere Unerschrockenheit ist es dem Leutnant Thümm- s ler gelungen, auch unter schwierigsten und gefahrvollsten Ver- i hältnissen besonders wertvolle Erkundungsergebnisse von seinen s Flügen heimzubringen, wodurch die eigene Artillerie sich rs s wirksamster Weise auf die feindliche einschießen konnte. Oft - mußte er, um diese Ergebnisse zu erreichen, schwer^ Luftkämpfe ! liefern, in denen er die feindlichen Flieger überwand oder § verjagte. Am 30. April 1916 wurde er, nachdem er im s Kampf einen Feind in die Flucht geschlagen hatte, von einem s zweiten, der jenem zu Hilfe kam, heftig und überraschend angegriffen. Sein Flugzeug wurde von 15, meist schweren, Treffern stark beschädigt. Die Drehstütze seines Sitzes war ihm unter dem Körper durchgeschossen, Funkensendegerät und Bildkammer von Kugeln zerstört. Trotzdem führte er den Kampf durch, bis der Feind abzog. Auch um die Durchführung des sogenannten Schleswig-Holstein-Unternehmens am 21. Mai 1916 hat sich Leutnant Thümmel hervorragend verdient ge macht, indem er die feindliche, das Unternehmen flankierend« j Artillerie seines Abschnittes eingehend erkundete und aus geringer Höhe über der Front beobachtend, durch Meldungen die wirksame Bekämpfung der feindlichen Batterien ermög lichte. Sein wackeres Verhalten wurde durch Verleihung d« s Ritterkreuzes des Militär-St.-Heinrichsordens anerkannt.