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WenM für W druff Erscheint wöchentlich zweimal u.zwarDienstags und Freitags. — Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mk., durch die Post bezogen 1 Mk. 25 Pf. — Einzelne I Nummem 10 Ps Thuraiidt, Dsen. Meckhn und die UmWenden. Imtsölslt Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Jnsertionsvreis 10 Pf. pro dreigespaltene Corpuszeile. für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrach zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Horstrentamt zu Tharandt. No. 29. ^»er Winter weicht nach hartem Streite Und laßt dem jungen Lenz das Feld; Bald wandert dieser im Geleite Von Sang und Blüthen in die Welt: Da will sich's hundertfältig regen In der erwachenden Natur, Und wundersamer Gottessegen Kommt leise auf des Frühlings Spur. Freitag, Sen 8. April Juin Palmsonntag». Und siehe, die Altäre prangen, Es tönt der Orgel Feicrklang, Und tausend junge Herzen bangen Vor Sehnsucht und in heil'gem Drang. Gekommen ist der Tag der Weihe, Der unser'm Ahn schon heilig war, Und in der Christen ernste Reihe Tritt eine neue Kämpferschaar. 1892. Ein Kampf ist unser ganzes Leben, Du junges Herz, vergiß es nicht, Und Kraft zum Streite soll Dir geben Des Glaubens reines, treues Licht. Mit heute ist Dir angebrochen Der Frühling einer neuen Zeit, Und für die Passionswochen Des Lebens wirst Du heut gefeit. Geh' muthig fort! Bei Friedenspalmen Hebt Deine Wand'rung freundlich an, Verheißungsvolle Trostespsalmen Geleiten Dich auf Deiner Bahn; In Nacht und Trübsal darfst Du hoffen, Daß Dir der Sonnenschein nicht fern, Denn Deine Pfade liegen offen — Du weißt es ja — vor Gott dem Herrn. A n k t Dienstag, -en 12. dies. Mon., l Uhr Nachmittags gelangt in dem Do Bieterversammlung im Gasthofe daselbst. Wilsdruff, den 6. April 1892. Ist Glaub' und Hoffen Dir geblieben, Dann trägst Du leicht des Lebens Last, Wirst alle Menschen herzlich lieben Und dem verzeihen, der Dich haßt; Dann ist vom Himmel Dir beschieden Ein Glück, das Dir versehrt kein Neid, Dann lebt des Palmentages Frieden In Deinem Herzen allezeit. (Chemmy-e Tmu-i-mn.) i o n. e Lampersdorf 1 Zuchtbulle und 1 Kalbe gegen sofortige Baarzahlung zur-Versteigerung. Ger.-Vollz. Auktio n. Montag, den 11« dies. Mon., Vormittags 10 Uhr gelangen an hiesiger Gerichtsstelle 1 Handkoffer, 1 Nemontoiruhr, l Koffer und verschiedene Kleidungsstücke gegen sofortige Baarzahlung zur Versteigerung. Wilsdruff, am 6. April 1892. Lusch, Ger.-Vollz. Bekanntmachung. Die Prüfung derjenigen Schüler, welche gegenwärtig die hiesige Postschule (verbunden mit einer kaufm. Abteilung) besuchen, soll Sonntag, d-n 10. d. M. nachm. M2 bis 5 Ube in, Schulsaale in Aussatzlehre (Dir. Gerhardt), französisch (Herr Oberl. Haupt), Geographie (Dir. Gerhardt), Geschichte (Herr C. Hientzsch) stattfinden. Die hiesigen Behörden, insbesondere der Schulvorstand, die Eltern und Pensionsgeber, sowie alle Freunde und Gönner dieser Schule werden hierdurch ergebenst eingeladen. Wilsdruff, den 6. April 1892. Dir Tagesgeschichte. Der geschäftliche Druck, unter welchen, die Erwcrbsthätig- keit in Deutschland seit länger als Jahr und Tag leidet, will noch immer nicht weichen, obwohl wir nun in die Frühlingszeit Angetreten sind, welche sonst auf die geschäftlichen Verhältnisse anregend und neu belebend cinzuwirken pflegt. Diesmal aber macht die Frühlingsluft diesen ihren besonderen Einfluß nur ganz vereinzelt geltend, denn nur in einigen industriellen Zweigen, besonders in denen des Tertilgewerbes und der Maschinenbau industrie, herrscht wieder volle Beschäftigung mit noch immer steigenden günstigen Aussichten, im Allgemeinen aber hält die geschäftliche Flauheit an, deren Folgen sich zunächst in gedrückten Arbeitslöhnen und in vermehrtem Angebote von Arbeitskräften, dann auch in einem theilweisen Herabgehen der Preise für eine sehr große Reihe von Artikeln zeigen. Fügen wir hinzu, daß diesmal die Konkurse und Bankrotte in den Unternehmerkreisen im Vergleiche zu den letzten Jahren eine ungewöhnliche hohe Zahl erreicht haben und baß auch hierdurch die vielfach herrschende Arbeitslosigkeit vermehrt worden ist, so ergicbt sich hieraus ein ziemlich unerfreuliches Gesammtbild der heutigen Lage des Ar- deitsmarktes in Deutschland. Die Ursachen, durch welche diese Unerquicklichen industriellen Zustände herbeigcführt worden sind, liegen auf sehr verschiedenen Gebieten. Der sich für zahlreiche lNwerbözweige Deutschlands immer fühlbarer machende Mitbe- Mcrb des Auslandes auf dem Weltmärkte, die extreme Schutz zollpolitik mancher Länder, welche bis jetzt als Hauptabsatzge biete der deutschen Industrie und des deutschen Handels zu be trachten waren, weiter auch die großen Streiks, welche seit Jahren viele hervorragendere Industrien des Inlandes heimsuchten und Ahe ganz begreifliche Einschränkung der Unternehmungöthätigkeit häufig zur Folge hatten, endlich die allgemeine Schwächung der Kaufkraft des großen Publikums und die Zurückhaltung des -Kapitals bei neuen Engagements — alle diese verschiedenen M'stände haben zusammengewirkt, um schließlich die geschäftliche ^Pression von heute herbeizuführen. Bei der Natur fast aller v"' genannten Ursachen, welche die gegenwärtige kritische Periode "( der deutschen Erwerbsthätigkeit herbeigeführt haben, ist eine plötzliche und entschiedene Wendung znm Besseren ausgeschlossen, ov wird eine solche vielmehr erst Schritt für Schritt eintreten "Mm. Auch die Hoffnung, daß die neuen Handelsverträge ""chch eine erfreulichere Konjunktur für die deutsche Industrie fassen werden, zeigt sich bis jetzt nur erst von weiter Ferne; muM Erwerbszweigen ist allerdings ein flotter Geschäfts- M'S infolge der neuen Handelsverträge unverkennbar, dafür ' sprünglichen Vorlage vorgeschlagen, die Unterstützungen im Falle der Bedürftigkeit sollten mindestens betragen für die Ehefrau haben aber die letzteren andere Gebiete der geschäftlichen Thätig- keit vorerst ungünstig beeinflußt und jedenfalls wird eine all gemeinere belebende Einwirkung der neueren Handelspolitik Deutschlands auf unsere industriellen Verhältnisse erst mit der Zeit zu erwarten sein. Unter solchen Umständen eröffnen sich auch für die nächste Zukunft noch keine angenehmeren Aussichten sich haltender Entwurf vorgelegt werden. Nachdem der Reichs tag nahezu einmüthig die von der Regierung Angeschlagenen Unterstützungen für zu niedrig befunden und für die Kvmmissions- anträge sich entschieden hatte, machte diese Erklärung einen sehr ungünstigen Eindruck. Abg. Buhl sprach u. a. aus, daß, zu einer durchgreifenden Hebung der deutschen Gewerbethätigkeit und wird darum auch fernerhin die Lage auf dem deutschen Arbeitsmarkt eine gedrückte bleiben. Dieselbe legt den Arbeit gebern und Unternehmern von selbst die Pflicht auf, vorsichtig und zurückhaltend in ihren Operationen zu sein und nur' dann an größere Unternehmungen heranzutreten, wenn deren Gelingen nach sorgfältiger Prüfung als gesichert erscheint. Es wird also auch der Bedarf an neuen Arbeitskräften in den allermeisten Gewerben nur ein sehr bedingter sein und hieraus folgt, daß auch die Arbeitnehmer, gleichviel welcher Kategorie, den un günstigen Zcitverhältmsssn Rechnung zu tragen und sich „nach der Decke" zu strecken haben. Vor Allem werden es sich die Arbeiter jetzt zweimal überlegen müssen, ob sie in einen neuen Streik eintreten sollen, denn in neunundneunzig und hundert Fällen steht heute der ungünstige Ausgang eines Streiks für die Arbeiter im Voraus fest, kann doch bei dem Ueberflusse an Arbeitskräften fast jede frei werdende Stelle meist sofort wieder besetzt werden. Alle Einsichtsvollen warnen daher auch die Ar beiter, unter den gegenwärtigen Umständen durch Arbeitsein stellungen für sich eine bessere Gestaltung ihrer Lage zu erwarten! und ist auch zur Zeit von größeren Streiks in Deutschlands nicht die Rede. Vielleicht, daß gerade durch die herrschende^ geschäftliche Krisis die verständigeren Elemente der deutschen Arbeiterschaft endlich zu der Einsicht gebracht werden, wie wenig sie im Grunde ihre eigenen Interessen durch die bisherige rück sichtslose Streikpolitik fördern, daß eine solche Förderung viel mehr im vertrauensvollen Handinhandgehen mit den Arbeitgebern liegt. Sollte eine solche Erkenntniß in den Aebeiterkreisen nach haltig aufdämmeren, so würde wenigstens nach dieser Seite hin gerade die jetzige ungünstige Zeit für den deutschen Arbeitsmarkt ein erfreuliches Resultat hervorbringen. Der Reichstag hat mit einem unerfreulichen Vorgang ge endigt, insofern, als die Regierung gegen den Gesetzentwurf, betreffend die Unterstützung von Famili en der zu Friedensübungen einberufenen Mannschaften, in der 20 Ps. in den Sommer-, 30 Pf. in den Winlermonaten, für jede der sonst unterstützungsberechtigten Personen 10 Pf. täglich. Die Hälfte dieser Beträge sollre aus Ncichsmitteln bestritten werden, die andere Hälfte den durch das Gesetz über die Kriegs leistungen vom 13. Juni >873 gebildeten Lieferungsverbänden zufallen. Die Budgetkommission, welcher der Gesetzentwurf überwiesen wurde, nahm wesentliche Abänderungen vor. Die tägliche Unterstützung wurde bedeutend erhöht und im Anschluß an die sozialpolitische Gesetzgebung der Maßstab des ortsüb lichen Tagelvhnes eingeführt, so daß für die Ehefrau 30 Proz., für die sonst unterstützungsberechtigten Personen 10 Proz. dieses Tagelohnes, im ganzen aber nicht mehr als 60 Proz. gezahlt werden sollen. Unterstützungen sollen die Familien, um den Schein des Almosens zu vermeiden, nicht blos im Falle der Bedürftigkeit, sondern allgemein „auf Verlangen" erhalten, also ohne daß die individuellen Verhältnisse der Familien in Betracht gezogen werden dürfen. Sodann wurde beschlossen, die Mittel für die Unterstützung vollständig aus der Reichs kasse zu entnehmen, sowie die Hälfte auch auf die Familien der Ersatzreservisten während der zweiten und dritten Uebung derselben auszudchncn. Der Reichstag hat diese Anträge fast einstimmig angenommen. Der Aufwand des Reiches wurde nach dem Regierungsentwurf auf jährlich 270000 M., nach den Neichstagsbeschlüssen auf lM bis 2 Millionen Mark be rechnet. Die Regierung hatte schon in der Kommission erklärt, eine Aufwendung von dieser Höhe belaste das Reich allzu stark, zumal dann auch ein ebenso hohes Unterstützungssystem im Mobilmachungsfalle gefordert werden würde, was unübersehbare finanzielle Folgen habe. Im Reichstage wurde entschieden be stritten, daß die Konsequenz zwinge, die gleichen Unterstützungen für die Kriegszeit zu gewähren. Zur Herbeiführung einer Ver ständigung hatte die Regierung nichts gethan, aber auch bei der letzten Berathunz erklärte Herr von Boetticher, er müsse an seiner Befürchtung festhalten, daß die Regierungen dem Gesetze in dieser Fassung nicht zustimmen würden: in diesem Falle würde im nächsten Jahre ein neuer, auf einer mittleren Linie Fassung, wie er vom Hause beschlossen wurde, Widerspruch er hob. Der Gesetzentwurf, der bereits gegen Schluß des zweiten Abschnitts der Session eingebracht worden, hatte in der ur- wenn sich der Bundesrath aus finanziellen Gründen diesem