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Wfccknlmr in MrM». Aufsehen erregt in Frankreich die Gefangen- nabm? des Fo chungsreisenden M. de Segonzac durch ÄLL-W-r A h-tt- °m E°d° d.- Was der Prozeß wegen des Kartätschenschusses auf das Winterpatais zu Tage förderte. Aus Petersburg schreibt man den „Leipz. N. N.": Drei Tage währte der Prozeß der Schuldigen an dem scharfen Salutschuß bei Gelegenheit der Wasserweihe am 19. Januar. Bemerkenswert ist es, daß die Verhand lung vor dem Oberkriegsgericht öffentlich geführt wurde, obgleich man in Militärkreisen ganz genau wußte, daß der Prozeß sehr unerquickliche Dinge zutage fördern mußte. Die Erwartungen, die man in dieser Beziehung hatte, sind bei weitem übertroffen worden. Die Aussagen der Schul digen, die ihre grobe Fahrlässigkeit in vollem Umfange zugestanden, sowie die Aussagen der Zeugen deckten Zu stände auf, die man für unglaublich halten müßte, wenn sie nicht von so zuständiger Seite bestätigt worden wären. Die Zustände in der Gardeartillerie werfen ein grelles Licht auf die Zustände im Heere überhaupt und sie lassen so manchen bisher dunklen Vorgang auf dem Kriegsschauplätze verständlich erscheinen. Auf alle Details dieses bemerkenswerten, an die „alte gute Zeit" erinnernden Prozesses einzugehen, ist gar nicht möglich; hervorgeboben seien nur die wesentlichsten Punkte. Die Angeklagten beteuern, jede böse Absicht sei von vornherein ausgeschlossen, es handle sich nur um grobe Fahrlässigkeit, die in folgender Weise zustande gekommen sei. Am 18. Januar war Belune. Man rückte mit Geschützen alten Musters aus, die schon längst ausrangiert lind. Da aber auf vier Batterien nur ein einziges modernes Schnellfeuergeschütz vor handen war, so mußten die Rekruten an den außer Gebrauch gesetzten Geschützen gedrillt werden. Nebenbei bemerkt erklären sich wohl aus dieser sonderbaren Art des Drills wohl die Berichte der Korrespondenten, die mitteilen, daß die Russen nicht mit ihren modernen Schnellfeuer- geschützen umzugehen verständen. Die Batterie erhielt die Munition von einem Unteroffizier, dem sogenannten cspitLln aarmsz, der die Kartouchen in einer unverschlossenen Kammer aufbewahrt, und nicht weiß, wie groß der Bestand an Kartouchen ist. Von den Offizieren der Batterie hatte nch nie irgend jemand um diese Kammer gekümmert. Bei d/r Uedung sei voraussichtlich eine Kartouche im Rohr necken geblieben, denn als die Batterie einrückte, gingen me Offiziere sofort nach Hause, und die Mannschaft begab hch. nachdem sie die Geschütze oberflächlich gereinigt halte, "llgst auf ihre Stube. . Am 19. Januar wurden die Geschütze äußerlich flüchtig geremigt und dann rückte die Batterie zum Salutschießen Oberst des Generalstabes hatte den Plan für me Aufstellung der Geschütze angefertigt, jedoch konnte der . eeü Nicht eingehakten werden, da er der Oertlichkeit nicht enlsprach, was übrigens auch im Vorjahre der Fall ge- war. Man stellte die Geschütze nach Maßgabe der - altnisse auf und dann begaben sich die Offiziere , das Börsengebäude, wo altem Brauche gemäß ^Aomitöe ein opulentes Frühstück serviert hatte; Mannschaften begaben sich zur Bewirtung, ob- Nüsse 24 Stunden vor Vollzug der Wasser- w-'he sireng fasten muß. den Befehl zum Laden gegeben hat, konnte nicht festgestellt werden Offenbar war das Laden den Feuer- Erkern Aberle das Geschäft eilends besorgten, um zu kommen. Festgestellt ist auch nicht wie die im Rohr steckende Kartouche unbemerkt buev. Dagegen ergab es sich, daß etwa vier Mann noch me mit einem Geschütz hantiert hatten, einer war Batterie schuster, zwei Latterieschneider und einer Ofstziersbursche. Selbst ein Unterleutnant mußte eingestehen, daß er von °en alten Uebungsgeschützen keine Ahnung hatte. Als die den Winterpalast verließ, da eilten auf einen we Posten Offiziere und Mannschaften an fürchte?^ ^°uf das Salulschießen begann, das die surwierucyuen Folgen hätte haben können. so stupid daß erwiesen sich die Soldaten als sind, weiß rein wcenlch. Wesentliche Tatsachen wobl die wesentlichsten, bleiben unaufgeklärt ' woyr mc Das Strafmaß, Ausstoßung aus dem Dienst und kurre Festungshaft für dieOffiziere und VerlustderCha geund Zu zählung zur Klasse der Bestraften für die ManM scheint der Schwere des Vergehens gegenüber milde ' Da außerdem eine weitere Milderung des Urteils aufdem Gnaden wege in Aussicht steht, so sind Skeptiker geneigt, die Verband- lung ZE/der zum teil als eine Farce zu betrachten, die veranstaltet wurde um das Attentat, als welches sie den scharfen Satutfchuß bezeichnen, zu leugnen und auf diese Weise die Voraussetzung aus der Welt zu schaffen, als ob die Garde anarchistisch durchseucht sei. Die Zahl solcher Skeptiker lst sehr groß. Jahres eine Reise nach dem äußersten Süden des marok kanischen Gebietes angetreten, nachdem er schon zwei Expeditionen mit glücklichem Erfolge unternommen. Der „Gaulois" gibt nun einen Bericht des Forschers selbst über diese beiden ergebnisreichen Fahrten wieder. Se gonzac hat noch als Kaöallerieoffizier seine erste Reise gemacht. „Das erste Mal kam ich Ende 1899 nach Ma rokko", so erzählt er. „Der General Gallifet, der damals Kriegsminister war, hatte mir unbeschränkten Urlaub ge geben und mir nur Vorsicht anempfohlen. Ich machte die Route nach Casabinanca bis nach Marokko mit dem Artillerichauptmann Larras zusammen. Ich legte bald das Gewand eines armen Muselmannes an; in Tanger hatte ich mir einen alten algerischen Maultiertreiber ge mietet und engagierte als Führer einen geschickten Menschen aus denl Umlande des Sus-Flusses, der mich auf den wegsameren Pfaden über den Atlas geleiten sollte. Der Anfang der Reise war nicht sehr ermutigend. Auf dem dritten Tagesmarsche ließ uns der Kald Si Taisb-el-Gundalfi, der die Wache an einem Paß des Hochatlas hielt, festnehmen und einsperren. Nach einigem Hin- und Herreden gab er uns frei, indem er uns den Befehl einschärfte, ja wieder den Weg zurückzukehren, den wir gekommen. Unser vortrefflicher Führer hatte von dem Abenteuer eine solche Angst zurückbehalten, daß er schleunigst fortlief. Nachdem wir nun am linken Ufer des Ued-Sus entlang gezogen waren, wandten wir uns gerade wegs nach Süden bis nach Tiznids, das in der Gegend von Tazerwalt tief unten an der Küste im Gebiete des Anti-Atlas gelegen ist; der Kato El-Gelluli war hier ge rade dabei, dieses Land zu verwüsten, da er es durch einen schon drei Jahre währenden Feldzug wieder unter die Oberherrschaft des Sultans brachte. Der Empfang, den der Karo, ein alter Räuber, uns bereitete, war nicht gerade freundlich. Er ließ uns in ein Haus nahe bei den Festungswällen einsperren und streng bewachen. Er sei entschlossen, erklärte er, mich auf ein Kamel binden zu lassen und mich zurück zu dem Pascha von Tarudant zu schicken. Ein merkwürdiger Zufall befreite mich glücklich aus dieser unangenehmen Lage. Ein Soldat, der in der rohesten Weise unser geringes Gepäck durchwühlte, be merkte bei uns eine Tasche mit Patronen für Per kussionsgewehre. Er wußte nun, daß der Kaid ein Gewehr hatte, das solche Patronen erforderte und für das ihm bis jetzt zu seinem Bedauern noch nie gelungen war, sich die geeignete Munition zu ver- schrffen. Eine Stunde danach erhielt der Kcüü meine Patronen, die wunderbarerweise in sein Gewehr paßten. Er schickte mir zum Dank dafür Zucker, Kerzen, Tee, einen Samowar, Teemaschinen, kleine Teegläser, Minze, um dem Tee ein angenehmes Aroma zu verleihen, und vor allem schickte er mir einen für mich ausgestellten Reisepaß, auf den hin man den Fremden überall freundlich empfängt und ihn mit dem Segenswort „Maraba bikun" aufnimmt, das nur bei besonders ausgezeichneten Gästen angewandt wird und den Segen Gottes für den Fremden erfleht. Von Tiznids zog ich dann an der Küste entlang, wieder heraus und überschritt den Sus ganz nahe bet seiner Mündung. Dieser Strom hat gar keine Tiefe, das Wasser ist durchsichtig bis auf den Grund; über seinem klaren Spiegel wölben sich, ein schattiges Dach, viele herrliche Oleanderbäume, während seine Ufer von einem Teppich ewigen Grüns bedeckt sind. Zu Agadir an der Küste machte ich Halt und begab mich dann nach Mogador, von wo ich mich nach Frankreich einschiffte. Ich hatte eine Reise von 900 Km zurückgelegt und ISO Photographien ausgenommen, die den Reichtum und die Schönheit des südlichen Marokko zeigen. Meine zweite Reise nach Marokko machte ich im Ja- nuar 1901. Meine Absicht war, nach dem Süden mich zu wenden, aber, wie es in diesem schwierigen Lande oft vorkommt, ich machte eine ganz andere Expedition und wandte mich nach Nordosten, dabei überschritt ich die ge fährlichen Gebirge von Er-Rif, die man mir so eindringlich zu vermeiden geraten hatte. Die Schwierigkeit bestand darin, einen Führer zu finden, der in Marokko nicht nur ein Mann sein darf, der die Wege und das Land kennt, sondern vor allem ein „Zettat" sein muß, ein einflußreicher und angesehener Mann, dessen Anwesenheit eine gewisse Garantie für den Fremden bietet. Nach vier Tagen ent deckte ich durch einen glücklichen Zufall zu Fez einen alten, armen Scherif, einen entfernten Verwandten der Scherffs von Uezzan. Er erklärte zunächst meinen Plan für wahn sinnig, weil er viel zu alt wäre, um mich zu begleiten; aber schließlich erklärte er sich bereit, mein Führer zu werden. Unser Weg führte vom Er-Rif herab zu den Stämmen von Djebala im Gebiete Hiama. Die Frauen von Dje- bala gellen für die schönsten von ganz Marokko. „Schön wie eine Frau von Djebala, leidenschaftlich und eifersüchtig wie eine Frau des Er-Rif" heißt es im Sprichwort. Jedoch wird ihre Schönheit durch große Unsauberkeit sehr herabgemindert. Mit 25 Jahren sind sie bereits alt. Harte Arbeit entstellt ihre Formen und macht sie welk. Mein Führer hatte festgesetzt, daß Melilla das Ende unserer Reise fein solle. Als wir den Rückweg antraten, mußte ich meinen alten Scherif mühsam auf sein Pferd heben; er jammerte, wir würden ermordet werden. Ich wollte nämlich durchaus das höchste Heiligtum der Marok kaner, die „Zauia" des Schutzheiligen der Reiter, Muley- Bu-Chta-el-Khammar, besuchen, zu dem ganz Marokko wallfahrtet und das zu besuchen den Christen verboten ist. Schreckliche Strafen sollen ihrer harren, Erwürgung und Martern; die „Jnuns", die Dämonen, bewachen das Grab der Heiligen, aber ich konnte ungehindert das Heiligtum besuchen und die Strafe Allahs ereilte mich nicht, ein Umstand, der die Gläubigkeit meines alten Führers stark ins Wanken geraten ließ. Interessante Mitteilungen Aber Schlangen und Aale finden wir in der „Straßb. Post": Ein untrügliches, hand greifliches Mittel, unsere einheimischen giftigen Schlangen von ihren giftlosen Schwestern zu unterscheiden, zeigte uns einstmals tn einem höchst interessanten Schulvortrag ein wandernder Schlangenfänger. Bekanntlich variiert die einzige bei uns lebende Giftschlange, die Kreuzotter, so sehr nach Zeichnung und Färbung, daß es dem Un kundigen schwer fällt, diese gefährliche Giftschlange mit Be stimmtheit zu erkennen. Besagter Herr riet uns nun scherzhaft zu folgendem, sehr drastischen, aber absolut sicheren Erkennungsmittel: Man fasse eine Schlange, über deren Natur man im Zweifel ist, einfach an der Schwanz spitze und halte sie mit wagerecht ausgestrecktem Arm von sich ab, wie etwa ein Athlet, der ein Zentnergewicht in der Schwebe hält. Die Schlange wird nun natürlich mit aller Gewalt versuchen, den Arm, der sie gepackt, zu Haschen, zu umwinden und zu beißen. Gelingt ihr dies, dann nur nicht gezuckt bei dem nadelfeinen Biß (erst die Zuckung macht den Schlangenbiß schmerzhaft), denn es ist keine Kreuzotter, sondern eine harmlose Ringelnatter oder sonst eine giftlose Schlange. Gelingt es der Schlange aber nicht, den Arm zu erreichen, dann hat man die leibhaftige Kreuzotter in der Hand. Dir Erklärung hierfür ist ganz einfach. Die Nattern haben einen langen fast unmerklich sich verdünnenden Schwanz mit zahllosen Wirbeln, wohingegen der Schwanz der Kreuzotter kürzer ist und vom Rumpfe ab rasch an Dicke abnimmt. Unser Lehrmeister machte uns die Sache auch praktisch vor, und mehrere von uns ließen sich von einer Ringelnatter beißen, während wir das gefährliche Experiment mit der Kreuzotter dem gewandten Herrn überließen. Wer wtll's weiter probieren? Derselbe Herr belehrte uns auch, daß Schlangenfleisch ein köstlicher Lecker bissen sei. So habe er mit mehreren Herren einmal bei dem berühmten Naturforscher und Afrikareisenden Dr. Nachtigal zu Mittag gegessen. Es gab u. a. auch Aal, der vortrefflich mundete. Als die Tafel aufgehoben wurde, fragte der Gastgeber, ob die eigenartige Zubereitung des Aals gefallen habe, und als die Herren einstimmig ver sicherten, noch nie einen Aal von derartig feinem Geschmack genossen zu haben, versetzte lachend der Naturforscher, daß der exzellente Aal bei Lebzeiten eine waschechte Ringelnatter gewesen sei! Im nämlichen Vortrag vernahm ich auch zum ersten Mal, daß manche Schlangen, besonders die Ringelnatter, zuweilen das Wasser aufsuchen, und das gibt mir heute vielleicht den Schlüssel zur Lösung einer vielumstrittenen Frage, der nie bewiesenen Behauptung, daß der Aal nächtlicherweile aufs Land gehen und besonders die Erbsen felder heimsuchen soll. Ich bin selbst Fischer aus Lieb- haberei und habe schon mit erfahrenen Fischern darüber gesprochen, aber keiner hat mir noch untrüglich nachge wiesen, daß er einen Flußaal auf dem Lande beobachtet habe. Ob da nicht die Annahme richtiger ist, daß ein Reptil eher ins Wasser geht, als ein Fisch an Land, und die ganze Aalfabel sich auf diesem leicht erklärlichen Vor- kommnis aufbaut? Die Schlange, die ans Wasser kriegt oder von dem Wasser kommt, wird von dem nächtlichen Beobachter mit dem Aal verwechselt. Alle Aale, die ich schon gefangen und beobachtet habe, enwickelten zu Lande wohl anfangs eine große Gewandtheit, erlahmten aber schon nach kurzer Pause in ihrer Kraft ganz merklich. In einem nassen Tuche oder Sacke aufbewahrt, stirbt der Aal nach etwa 24 Stunden, während sengender Sonnen schein, glühende Mittagshitze ihn in kaum einer halben Stunde tötet. Und das soll ein Landgänger sein? Ans Sachsen. Wilsdruff, 27. März 1905. „Hier ruht imMutterschoß derErde" rc. lautet die Inschrift des Denksteins, den der Hausbesitzer Andreas in Cotzmannsdorf auf das Grab seiner Mutter setzen wollte, um damit den letzten Willen der Verstorbenen zu erfüllen. Wie schon berichtet, hatte dec Ortsgeistltche diese Inschrift verboten, und die von Andreas hiergegen er hobene Beschwerde war vom Kirchenvorstand, von der Kircheninspektion und vom Landeskonsistorium abgewtesen worden. Der Sohn, der unter allen Umständen den letzten Willen seiner Mutter erfüllen wollte, wandte sich nun mehr an das Kultusministerium uMer Darlegung der, Sachverhalts. Er wies in diesem Schreiben besonders darauf hin, daß der Ortsgeistliche von Coßmannsdorf zu dem Bildhauer Korbach in Hainsberg gesagt habe: „Ich