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1899.] DAS ATELIER DES PHOTOGRAPHEN. 23 Durch welche Mittel kann sieh der Fachphotograph neue Einnahmequellen sehaffen? Von F. Stolze. (Fortsetzung.) Nachdruck verboten. s könnte nun scheinen, als ob die beschriebenen Manipula tionen doch etwas umständ lich wären. Das ist indessen keineswegs der Fall. Hat man sich erst einmal an sie ge wöhnt, so verlaufen sie so einfach und be quem, dass ein Fehler fast unmöglich ist. Be sonders nachdem man das Relief fertiggemacht hat, kann man in verhältnismässig kurzer Zeit eine grosse Anzahl von Gipsmatrizen herstellen, so dass sich bedeutende Auflagen solcher Litho- phanieen anfertigen lassen. Dieselben können ganz in der Weise wie die gewöhnlichen Litho- phanieen auch farbig hergestellt werden. Doch sind im allgemeinen die schwarzweissen Bilder dieser Art vorzuziehen, während die bunten mehr für einen roheren Geschmack passen. Natürlich hat der Photograph mit dieser Farben gebung nichts zu thun, die ausschliesslich Sache des Porzellanmalers ist. Nachdem so die Herstellung der Photolitho- phanieen beschrieben worden ist, fragt es sich, welche Originale denn eigentlich für sie geeignet sind. Und da lautet die Antwort, dass jedes gute Negativ, gleichgültig ob es nach der Natur oder nach einem Kunstwerke irgend einer Art aufgenommen ist, dafür benutzt werden kann, wenn seine Details nicht zu fein sind. Denn es liegt in der Natur der Sache, dass im Quell relief die allerkleinsten Einzelheiten nicht so zum Vorschein kommen können, wie in einer Photo graphie. Immerhin kann die Photolithophanie auch in dieser Hinsicht bedeutend mehr leisten als der modellierende Künstler, der ebenso wenig wie der Maler in dieser Hinsicht mit dem Lichtbildner in Konkurrenz treten kann. Benutzt man als Originale Kupferstiche, Lithographieen, Holzschnitte, so wird die Litho- phanie allerdings auch ihren Charakter in einem gewissen Masse wiedergeben. Sie wird die einzelnen Linien und Punkte getreu zeichnen; aber da bei Quellreliefs derartige Details, wenn sie dicht nebeneinander stehen, zugleich auch auf den umgebenden Grund wirken, so dass er also in den Schatten mit emporquillt, so wird der Eindruck immer der sein, als wäre neben den Strichen und Punkten auch ein den Licht- und Schattenverhältnissen entsprechender all gemeiner Ton vorhanden. Es können daher gerade nach solchen Originalen gefertigte Photo- lithophanieen einen ungemein zarten, weichen Eindruck machen. Bei Aufnahmen nach der Natur wird man, entsprechend dem oben Gesagten, darauf zu sehen haben, dass grosse und kräftige Massen wirkungen vorhanden sind und das Ganze nicht in zu vielen Einzelheiten und einer Verschwommen heit sich verliert, die bei zu grosser Detaillierung leicht entstehen kann. Es tritt jetzt an uns die Frage heran, wie denn der Photograph, wenn er die Herstellung der neuen Art von Bilder gemeistert hat, sie am besten auszunutzen vermag. Es können hierbei verschiedene Wege eingeschlagen werden. Der eigentliche Porträtphotograph kann ver suchen, sein Publikum auf diese Art der Bilder aufmerksam zu machen und es zu veranlassen, neben den gewöhnlichen Photographieen nach den angefertigten Negativen auch Lithophanieen der verschiedensten Art herstellen zu lassen, als da sind Fensterbilder, Lichtschirme, Lampen glocken u. s. w. Gerade die letzteren verdienen in dieser Hinsicht erwähnt zu werden. Es ist F. Langbein - Heidelberg. 4