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17. Februar 1909. Eisenerzbrikettierung der „Deutschen Brikettierungs-Gesellschaft“. Stahl und Eisen. 243 Prüfung der Festigkeit wurde ein schmelzendes Brikett aus dem Schweißofen herausgenommen und einem kalten Wasserstrahl ausgesetzt; das Brikett platzte nicht, wie auch das nasse, noch mals in den Schweißofen gebrachte Brikett in der Hitze seine volle Konsistenz behielt. Die im Schweißofen durch Thermophon-Patronen festgestellten Hitzegrade betrugen in drei über einstimmenden Fällen 920° C. Es ist also das von Geheimrat Dr. Wedding als Norm für die Brauchbarkeit eines Briketts* aufgestellte Er fordernis in günstigster Weise erfüllt, wonach die Briketts so lange im Hochofen zusammenhalten sollen, bis die Reduktion nahezu vollendet ist und eine Schmelzung eintreten kann, d. h. bis zu einer Erhitzung von mindestens 800 bis 1000°, und zwar unter Einwirkung eines heißen Gasstromes von Kohlenoxyd und Kohlendioxyd. Ein weiterer Versuch war darauf gerichtet, den Widerstand des Briketts gegenüber der Ein wirkung von Wasserdampf von etwa 150° fest zustellen, da das Brikett nahe der Gicht dieser Einwirkung widerstehen muß, ebenfalls eine durch Geheimrat Dr. Wedding aufgestellte Norm. Bei 143 bis 145° C. Dampftemperatur, bei der das Brikett 1/2 Stunde der Einwirkung nassen Dampfes ausgesetzt war, blieb das Brikett völlig intakt. Es wurde darauf das noch nasse Brikett auf Rotglut erwärmt, doch hielt es selbst dies aus, ohne den geringsten Riß zu bekommen. Die Prüfung hat somit ein vorzügliches Er gebnis gezeitigt. Die aus der Presse kommenden Briketts können Wind und Wetter ohne Nach teil ausgesetzt werden, man benötigt also keinen überdachten Stapelplatz. Auf die Erde geworfen, zerfallen die abgebundenen Briketts nicht zu Staub, sondern platzen höchstens unter Anwen dung von Gewalt in größere Stücke. Die im Wasser gelagerten, bereits fertig abgebundenen Briketts wurden durch einen Meißel erst nach mehreren Schlägen getrennt. Die Abbindung der Briketts erfolgt in 3 bis 4 Wochen, wie eingangs bereits erwähnt wurde. Namentlich hervorzuheben ist die gute Ver arbeitung von Minettegichtstaub; schon mulmige Minette bietet für die Brikettierung äußerste Schwierigkeiten, um so mehr Gichtstaub, der bekanntlich sehr schlecht abbindet. Dieses Problem ist hier einwandfrei gelöst. Hinsichtlich der Brauchbarkeit der Briketts im Hochofen wurden auf der Bremerhütte A.-G. in Geisweid bei Siegen Versuche angestellt, deren Ergebnisse ich im Wortlaut wiedergebe. Wir geben hiermit nachstehende Erklärung über die auf unserem Hochofenwerke in Geisweid vorge nommene Verhüttung von Erzbriketts ab, die auf un serem Werke unter Leitung der Herren Ganser und Reinke unter Benutzung von wesentlich von uns an gelieferten Erzen verschiedener Art (Gichtstaub, Rost- erze, Konzentrate, Kiesabbrände) angeblich nach den * Vergl. „Stahl und Eisen“ 1906 S. 77. von Herrn Reinke erfundenen Verfahren wesentlich unter Zusatz von Portlandzement und Zechstein her gestellt worden waren. Zur Verfügung stand eine Gesamtmenge von etwa 150 000 kg Erzbriketts. V on diesen Erzbriketts wurden etwa 90 t bei der Herstellung von hochprozentigem Spiegeleisen zugesetzt. Die übrigen Briketts, welche hauptsächlich Kiesabbrände enthielten, manganarm waren, wurden bei der Her stellung von anderen Sorten in unserem kleinen Hoch ofen allmählich verarbeitet. — Die Verhüttung der etwa 90 000 kg‘Briketts er folgte innerhalb dreier Tage in der Zeit vom 17. bis 19. April dieses Jahres. Der Gang des Ofens war völlig normal. Das Betriebsergebnis war sogar günstiger, als vor der Verhüttung der Briketts, insofern sich zeigte, daß die Beschickung lockerer wurde und di« Gichtstaub-Ab sonderung sich auf ungefähr die Hälfte verminderte. Die Produktion, welche vom 15. April morgens 6 Uhr bis 16. April morgens 6 Uhr und auch während der weiteren 24 Stunden je 70 t betrug, stieg während der drei nächsten Doppelschichten auf 77 bezw. 80 und 761. Der Koksverbrauch während dieser fünf Tage betrug 1411, 1465, 1332, 1330 und 1350 kg für die Tonne Roheisen. Alle diese Vorteile sind unseres Erachtens auf die Verhüttung der Briketts zurückzuführen. Aktiengesellschaft Bremerhütte. Diesem günstigen Betriebsergebnis ist fol gendes hinzuzufügen: Nicht nur, daß bei einer Beschickung mit Briketts eine Kalksteinersparnis infolge der Beimengung von Kalk und Zement sich zeigte, die bei Verwendung von 140 t Briketts etwa 24 t = 72 % betrug, es trat auch eine wesentliche Koksersparnis ein, was sehr von Wichtigkeit ist, da die Briketts demnach leicht reduzierbar waren und die Beschickung lockerer wurde, so daß der Wind intensiver wirken konnte. Der Koksverbrauch war um 112 kg für die Tonne Eisen geringer als an den voraufgegan genen drei Tagen, wodurch bei 198 t Produktion eine Ersparnis an Koks von 22 t zu 17,54 6 = 385,88 6 erzielt wurde. Die Tatsache, daß die Briketts bei Herstellung von hochprozentigem Spiegeleisen zugesetzt wur den, beweist, daß eine Unschädlichkeit der Bri ketts für die besten Eisensorten außer aller Frage steht. Schon aus den eben angeführten Ergebnissen aus der Praxis ist die Rentabilität einer Hoch ofenbeschickung mit Briketts, die nach diesem Verfahren hergestellt wurden, einwandfrei dar getan. Der Hauptnachteil vieler Verfahren ist ja gerade erhöhter Kalk- und Koksverbrauch, und es ist namentlich gegenüber anderen Bri kettierungsmethoden, darauf hinzuweisen, daß ein Bindemittel nicht lediglich nach Maßgabe seiner größeren oder geringeren Mengen, die dem Bri kett bis zu seiner Haltbarkeit zugesetzt werden, bewertet werden darf, sondern es muß nach der Seite abgeurteilt werden, wieviel Zuschläge an Koks und Kalkstein zur Reduzierung der Binde mittel verwendet werden müssen, und dies gibt, abgesehen von der Festigkeit und Porosität, die einer gesonderten Untersuchung bedarf, den Aus-