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158 Stahl und Eisen. Wirtschaftliche. Rundschau. 29. Jahrg. Nr. 4. konnte, ließ die Nachfrage in den letzten Monaten beträchtlich nach, so daß auch hier ein größerer Teil auf Lager genommen werden mußte. Die Bestrebun gen, die Ausfälle im Inlande durch Verstärkung der Ausfuhr auszugleichen, hatten keinen durchschlagen den Erfolg, da einmal die ausländischen Geschäfts verbindungen durch die im Interesse der inländischen Kundschaft in den beiden Vorjahren geübte Zurück haltung erheblieh beeinträchtigt waren, dann aber auch das Daniederliegen von Handel und Gewerbe in allen Kulturstaaten der Erde einer Ausdehnung des Absatzes im Wettbewerbe mit den übrigen kohlen erzeugenden Ländern, insbesondere England, entgegen stand. Eine weitere Erschwerung wurde dem Aus fuhrgeschäft dadurch bereitet, daß die Staatseisen- bahnverwaltung die dem deutschen Kohlenbergbau zur Unterstützung seiner Ausfuhr in einer Reihe von Verkehrebeziehungen zum Auslande bisher gewährten Erachtermäßigungen am 1. Oktober v. J. zurückzog.* Von den dadurch eingetretenen Frachterhöhungen sind für den Verkehr aus dem Ruhrgebiete insbesondere diejenigen nach Italien und Südfrankreich von ein schneidender Bedeutung, da ihr außerordentlicher Umfang die fernere Verfrachtung auf dem durch gehenden Eisenbahnwege nahezu unmöglich macht. Der Wagenmangel betrug beim Eisenbahnversand im vergangenen Jahre insgesamt 0,63 °/o der Anforde rungen. Sonach hat die Eisenbahnverwaltung trotz der erfolgten Neubeschaffungen und trotz des allge meinen Verkehrsrückganges im verflossenen Herbste dem Wagenbedarfe für den Kohlen-, Koks- und Brikett- versand in vollem Umfange nicht genügen können. Es erscheint daher dringend geboten, daß die Staats eisenbahnverwaltung auf eine weitere ausgiebige Er- gänzung der Betriebsmittel Bedacht nimmt. Die Schiffahrtsverhältnisse auf dem Rheine waren, abge sehen von vorübergehenden Störungen durch Eisgang und niedrigen Wasserstand, im Monat Januar bis Mitte August befriedigend; dann trat wiederum Niedrig wasser ein, das bis zum Jahresschlüsse mit kurzen Unterbrechungen anhielt und eine Beeinträchtigung der Schiffsversendungen, namentlich nach dem Ober rhein, zur Folge hatte. Immerhin weist der Schiffs- versand gegenüber dem Vorjahre eine bedeutende Steigerung auf, da die oberrheinischen Lager bei Jahresanfang geleert waren und daher große Mengen zu ihrer Wiederauffüllung verfrachtet werden konnten, und da ferner auch der Versand auf dem Wasser wege nach den Niederlanden und Belgien in stärkerem Maße wieder aufgenommen werden konnte. Der Um schlagsverkehr in wie folgt: 1908 Dezember Jan.-Dez. 1907 Dezember Jan.-Dez. . . den Rheinhäfen a) die Bahn zufuhr nach den Duisburg-Ruhr orter Häfen t . . 727 664 . . 11 046 208 . . 712 168 . . 9 060 280 gestaltete sich b) die Schiffs abfuhr von den genannten und den Zechenhäfen t 871 728 18 158 851 902 454 10 602 326 Schienen für China. — Zu Anfang dieses Jahres wurden von der chinesischen Tientsin—Pukow-Eisen- bahn bedeutende Aufträge an Schienen vergeben. Da diese Bahn die ungefähr 800 km voneinander entfernt liegenden Städte Tientsin und Nanking ver binden soll, handelt es sieh um ein großes Geschäft. Der Stahlwerks-Verband erhielt infolge der Bedingungen, die gelegentlich der letzten chinesischen Eisenbahnanleihe ausgemacht worden waren, einen Auftrag auf einen bedeutenden Teil des benötigten Ober baumaterials, nämlich auf 78 000 t Schienen und Klein eisenzeug; dieselben sind innerhalb dreier Jahre zu * Vergl. „Stahl und Eisen“ 1908 Nr. 14 S. 488 und 492, Nr. 21 8. 749 und 751. liefern, davon 40 000 t im ersten Jahre. Bei der Ver gebung von 14 000 t 85pfündiger Schienen, die für den südlichen Teil der Bahn gebraucht werden, soll dem Stahlwerke von Hanyang, dem einzigen modern eingerichteten Eisenwerke des großen chine sischen Reiches, der Zuschlag auf die Hälfte dieser Menge erteilt worden sein, doch bedarf diese Nach richt noch der Bestätigung, da das seit vielen Jahren bestehende und bekannte Werk für absehbare Zeit mit Aufträgen stark besetzt ist und deshalb für so fortige Lieferung kaum in Frage kommen dürfte. Die andere Hälfte wird jedenfalls an britische Werke fallen. Deutsche Drahtwalzwerke, Aktien-Gesellschaft in Düsseldorf. — Die am 20. d. M. in Köln abge haltene Mitgliederversammlung beschloß u. a. ein Schutzverhältnis zu der jüngst gebildeten Preisver einigung* der Verfeinerungswerke. Vereinigte Siegerländer Hütten, G. m. b. H., Siegen. — In der kürzlich stattgefundenen Hauptver sammlung der Gesellschaft wurde, wie wir der „K. Ztg.“ entnehmen, festgestellt, daß die Errichtung dieser neuen Vereinigung den Hütten zum Vorteil gereicht hat. Zur Zeit, als nach Auflösung des Roheisen-Syndikates in Düsseldorf rheinisch-westfälische Hütten sich bemühten, Roheisenaufträge zu jedem Preise hereinzubolen, ver zichtete die Vereinigung auf Verkäufe zu Schleuder preisen. Trotzdem sei es der Vereinigung gelungen, zu zufriedenstellenden Preisen eine Auftragsmenge für das erste Halbjahr 1909 hereinzuholen, die für die beteiligten Hütten heute schon größer sei als zur Zeit des Bestehens des Roheisen-Syndikates. Dies sei be sonders dadurch ermöglicht worden, daß die Vereinigung in ihrer verschiedenen Form das Auslandsgeschäft seit 22 Jahren gepflegt habe und in angenehmsten Be ziehungen zu den Abnehmern stehe. Comptoir Mtallurgique de Longwy zu Longwy. — Die vor kurzem erfolgte Erneuerung des französischen Roheisensyndikates für den Osten, und zwar bis zum Jahre 1927, gibt Hrn. Fran ci s Laur Veranlassung, im „Echo des Mines et de la Metallurgie“** inter essante Angaben über die bisherige Entwicklung des Syndikates zu bringen. Danach wurde das Comptoir Mtallurgique de Longwy am 10. Dezember 1876 durch vier Mitglieder, nämlich die Socit de Gorey et Mont-Saint-Martin, Baron O. d’Adelsward, die So- cit des Forges de la Providence und Gustave Raty & Co. gegründet. Heute gehören dem Syndikate außer den vorgenannten noch folgende Firmen an: D’Huart Frre; P. Giraud & Co.; Ferry Curicque & Co.; Soc. mt. de la Haute-Moselle ; Soc. des Acieries de Longwy; Soc. mt. de Gorey; F. ‘de Saintignon & Co.; Soc. Lorraine Industrielle ; Soc. an. des Hauts- Fourneaux de la Chiers; Soc. met. de Senelle-Mau- beuge; Soc. des Mines de Meurthe-et-Moselle et Usines de Villerupt; Marquis de Lamberty; Soc. met. de Champigneulles et Neuves-Maisons ; Comp. des Forges de Chätillon et Commentry; Fould-Dupont ; Soc. au. des Forges et Fonderies de Montataire; Soc. des Hauts-Fourneaux et Forges de Villerupt-Laval-Dieu ; Soc. mdt. d’Aubrives et Villerupt; Soc. mdt. de l’Est; Soc. de Vezin-Aulnoye; Soc. an. des Aciries de Micheville. — Am 17. Juli 1877 wurde Hr. A. Dreux zum Geschäftsführer ernannt und im Juni 1881 ihm wie auch dem Rechnungsführer, Hrn. Baltus, Voll macht erteilt. Infolge ihrer geringen Zahl be schränkten sich die Gesellschafter auf eine wöchent liche Zusammenkunft. Derselbe Umstand ließ in den ersten Jahren auch die Wahl eines Präsidenten nicht als notwendig erscheinen. Erst im März 1884 wurde P. J. Helson zum Präsidenten gewählt; seit dessen Rücktritt infolge Uebernahme der Leitung der So- * Vergl. „Stahl und Eisen“ 1909 Nr. 3 S. 119. * * 1909, 18. Januar, 8. 50 und 51.