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Dienstag, de» S. Februar 1WS rankenberger Tageblatt Bezirks Anzeiger vegründel 1842. 68, Jahrgang. KMU flr die MM KMWtmmW MH«, der MM KMM M den KMü zu IrMMz i. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg in Frankenberg i. Sa. — Druck und Verlag von C G. Roßberg in Frankerberg 1. Sa. sind einander näher getreten, obwohl eS lange Zeiten gab, in denen die britische Politik jedem Schritt der moskowiti- schen Regierung im Osten Steine in den Weg warf und durch sein Bündnis mit Japan diesem im Kriege mit Ruß land den Rücken deckte und die englischen Zeitungen vor Freude über die Niederlage der Armee des Zaren rein außer sich waren. Und so kann noch manches Beispiel aus der allerletzten Zeit angeführt werden, welches zeigt, wie leicht das Vergessen ist, wenn man nur vergessen will. Wen» die Zeitungen dieser Länder sich immer an das erinnert hätten, was war, wären sie niemals zu dem gekommen, was ist. Daraus können wir lernen. Wenn wir Dinge, wie die Krüger-Depesche, die doch dem soliden und ehrlichen England nicht das Mindeste zu Leide tat, die weit wen'ger besagen wollte, wie z. B. die Beschlag nahme deutscher Postdampfer während des Burenkrieges, immer von neuem aufrühren, so müssen unsere Vettern jen seits des Kanals natürlich zu der für sie sehr schmeichelhaften Meinung kommen, die deutsche öffentliche Meinung insgesamt gäbe ihnen recht, woran doch in keiner Weise zu denken ist. Beachten wir die Tatsache : dir englische Regierung kann nach außen hin tun und treiben, was sie will, König Eduard kann eine auswärtige Politik machen, wie er will, niemals wird eingestanden, daß etwas Unrechtes geschieht. Als da mals die deutschen Dampfer beschlagnahmt wurden, hätten die englischen Zeitungen doch wohl sagen können, es war von unseren Kriegsschiffen etwas zu viel Eifer, wir trauen es Deutschland bei seiner so äußerst wohlwollenden Neutralität nicht zu, daß es Kriegskontrebande für die Buren nach Afrika bringen läßt; aber nichts von allem, es gab nur ein Hohn gelächter für uns und ein allseitiges Bravorufen. So stehen die Tatsachen, und darum sollen wir unter allen Umständen in allem und jedem vermeiden, uns in falschem Lichte zu zeigen, uns kleiner zu machen, wie wir sind. ES nützt uns nichts, rein gar nichts, aber schadet uns außerordentlich. Lum verlieb aer englircben Mlgrpasrer. König Eduard und Königin Alexandra von England er widern am morgigen Dienstag in Berlin den Besuch, den ihnen das deutsche Kaiserpaar im November 1907 in London abgestattet hat. Der König ist von mehreren Mitgliedern seiner Regierung, von dem Kolonialminister Crewa, sowie von dem vielgewandten Unterstaatssekretär des Auswärtigen, Har dinge, begleitet, zu welchen sich Vertreter von Armee und Marine gesellen, sodaß diesmal die Begegnung der Herrscher den Charakter eines wirklichen und großen Staats-Akles ge winnt. Daß sie ur gleichen Zeit erfolgt, in welcher in ganz England von bald nichts anderem die Rede ist, wie von der (deutschen) Invasion und von der Notwendigkeit der Erhöhung der Wehrkraft zu Lande, gibt ihr nur «hohleres Interesse; denn damit wird gezeigt, daß es wirklich an der Zeit ist, aus dem Wust von Voreingenommenheit und Mißtrauen herauszukommen, der an der Themse gegen uns besteht. Es ist schon gesagt, daß von dem britischen Königsbesuch feste Abmachungen in Berlin nicht zu erwarten sind, aber es können in Zukunft Verständigungen über gewisse Punkte folgen, die aber dem fortwährenden Spektakel drüben ein Ziel setzen. In Deutschland wird dem Verlauf dieser Fürstentage in aller Ruhe entgegengesehen; die großen Ueberschwemmungsschäden in weiten Gebieten deS Reiches und andere Dinge lassen uns ja auch unsere Blicke den Verhältnissen im eigenen Hause zu- wenden. Aber wir wollen das Beste von der Berliner Be gegnung hoffen, und zwar lieber ein bescheidenes Sich-Ver stehen, als ein phantasievolles Zukunfts-Gemälde. DaS Erstere ist das Ehrlichere! Werthei«. Die Stadt steht vollständig unter Wasser. Eine Anzahl Bewohner mußte ihre Wohnungen räumen. Das Wasser steigt noch fortgesetzt. München. Beim Hochwasser sind in Vogtsdorf in Ober franken 4 Personen ertrunken. Wahvfrted. Das Werra-Hochwasser hat die Flut brücke weggerissen. 3 Knaben sind ertrunken. hundert Zentner Pappe und große Holzvorräte wurden weg getrieben. Döbel«. Infolge der Ueberschwemmung war die hiesige Stadt auch Sonnabend abend noch ohne Gas, da die mit unter Wass« gesetzt gewesene städtische Gasanstalt noch nicht wieder in Betrieb gesetzt werden konnte. In den Geschäfts« lüden, Werkstätten, Gastwirtschaften, auf der Post usw. wurde notdürftig mit zusammengesuchten Lampen beleuchtet, die beiden Bahnhöfe erglänzten an den beiden letzten Abenden im ma gischen Schein der Fackelbeleuchtung und in den meisten Fa« brikcn konnte am Abend nicht gearbeitet werden. Grimm«. Der Stadtrat erläßt eine Bekanntmachung, in der er um Gaben für die durch das Hochwasser schwer geschädigten armen Familien unserer Stadt bittet. Greiz. In Niederkrossen bei Orlamünde (Saale-Gebiet) sind auf dem Friedhöfe große Verheerungen angerichtet wor den. Die Wassermafsen verursachten einen Erdrutsch, der den Friedhof berührte. Grabdenkmäler wurden um gestürzt und Gräber bloßgelegt. Berlin. Die Zentrumssraktion des Abgeordneten hauses hat auS Anlaß der Hochwasserkatastrophe folgende Interpellation eingebracht: Mas gedenk die Staatsrcgierung für die durch die neueste Hochwasserkatastrophe betroffenen Gegenden zu tun? vrrMcdet uml ZScbtkcd« Frankenberg, 8. Februar 19OS. -f* Die Zeitereignisse im Bilde. An unserer Bilder tafel gelangten neu zum Aushang eine Photographie des Königs Eduard von England (zu seinem bevorstehenden Be suche in Berlin); — eine Gruppenaufnahme: König Alfons von Spanien als Jäger; — Zum Streite zwischen Schweden und Norwegen um die Weiderechte der Lappländer das Bild eines Lappen mit einigen Renntinen. Die Lappen sind das friedlichste und gastfreundlichste Volk der Erde. Gemerbeverei«. Der Vorstand des Vereins hat eine Neuerung getroffen, welche den Eltern solcher Heran wachsenden Söhne, die sich nach beendeter gewerblicher Lehr zeit und zur Vervollständigung der praktischen Lehre auf Fachschulen in ihrem Beruf weitere Ausbildung aneigncn wollen, recht willkommen sein wird. ES wird nämlich eine Sammlung von Prospekten und Lehrplänen Deutscher gewerblicher Fachschulen angelegt, aus denen ersichtlich ist, welchem Ziele die betr. Schulen ihre Schüler zusühren wollen, wie viel Jahres- oder Semcsterkurse dazu erforderlich sind, welche Kosten die Absolvierung eines Fachschulkursus voraussetzt uud was sonst für strebsame junge Gewerbetrei bende und deren Eltern wissenswert erscheint. Diese Bro schüren liegen im Lesezimmer der Volksbibliothek (Schloß straße Nr. 4) während der Geschästsstunden der Volksbibliothek (Dienstags 6—8 Uhr abends) aus. Außerhalb dieser Zeit wird Fräulein Renz, unter deren Obhut die gedachten Räume stehen, gern bereit sein, die Prospekte und Jahresberichte betr. Anstalten vorzulegen und event. auch auf einen Tag vorübergehend auszuleihen, um Interessenten dadurch zu dienen. Wir s nd überzeugt, daß so mancher für dir Wcitcrausbil- dung seines Sohnes besorgte Vater die Gelegenheit benutzen wird, um durch das Studium der vorliegenden Lehrpläne sich zu orientieren, was für „sein Fach" geboten wird. Bisher sind zumeist nur die Druckschriften sächsischer Fachschulen vorliegend. Wir führen an die Prospekte der vsr tedmre vergüten. Es ist auch eine deutsche Eigenart, aber keine nützliche, wieder und immer wieder Dinge auszugraben, die als erledigt gelten können, auch wenn sie schon durch Tatsachen überholt worden sind. So geht eS in diesen Tagen wieder mit der sogenannten Krüger-Depesche, daS heißt mit dem Telegramm, das Kaiser Wilhelm II. am 1. Januar 1896 an den alten Buren-Präsidenten Krüger sandte, als es dem Buren-Gene ral Eronje gelungen war, den Einbruch englischer Freibeuter in die Transvaal-Republik erfolgreich abzuwehren. Daß das Telegramm abgesandt ist, wissen wir, daß sich die Engländer darüber aufgeregt haben, wissen wir auch; aber nach dieser Tatsache kommt die andere, daß die Londoner Zeitungen den deutschen Kaiser, als er zur Zeit der Niederlagen des Ge nerals Buller am Tugelafluß vor Ladysmith an der Themse weilte, den „besten Freund Englands" nannten. Damit machten sie also selbst einen dicken Strich unter das Tele gramm-Kapitel, und wir Deutsche hatten in diesen Tagen am allerwenigsten Anlaß, es wieder aufzurühren. Wenn wir das Ausland immer von neuem auf vergangene und ver jährte Streitpunkte Hinweisen, so dürfen wir uns am Ende nicht wundern, wenn auch dort das Vergessen kein leichtes ist. Verjährte Streitpunkte! So dürfen wir heute von diesem Telegramm mit Recht sagen. Wenn alles dermaßen nach- getragen werden sollte, dann müßte es in der Politik heute anders, ganz anders aussehen. Frankreich und Spanien sind heute dicke Freunde, und es ist nicht viel über zwanzig Jahre her, daß der Vater des heutigen Königs Alfonso in Paris vom souveränen Volk in aller Form ausgezischt wurde. Frankreich und Rußland sind längst Verbündete, obwohl der Abgeordnete Floquet, der 1867 Alexander II. in Paris die Worte: „Vivs Lologuo, Aonsisur!" öffentlich zugerufen hatte, französischer Ministerpräsident gewesen war. England und Frankreich stehen auf dem Duzfuß, obwohl sie sich gegen seitig wer weiß wie tüchtig heruntergemacht hatten, und in Paris das drastische Bild mit der Unterschrift erschienen war: Und das nennt sich Viktoria I" England und Rußland vom lsocbmarrer. * Das Frostwettcr hat den Uebcrflutungen Einhalt ge tan. Uebcrall haben die Ueberschwemmungen den Höhepunkt überschritten, auch die großen Ströme gehen wieder zurück; die Elbe hat den Hochstand, der nach den Meldungen aus Böhmen zu erwarten war, nicht erreicht. Wir verzeichnen noch folgende Meldungen. Dresden. Schneller, als erwartet, trat bereits Sonn tag abend 10 Uhr der Höchststand der Elbe mit wenig mehr als 380 Zentimetern über Null ein, nachdem schon um 5 Uhr nachmittags von Schandau und Kö ngstein der Höchst stand gemeldet worden war. Die Pfeiler der Jnterims- brücke halten sich noch gut, doch soll die Brücke eine Ver schiebung bezw. Senkung erlitten haben, die voraussichtlich eine größere Reparatur erfordern wird, sodaß die Brücke wohl noch einige Zeit wird gesperrt bleiben müssen. Leipzig. Das Hochwasser hat in den davon betroffenen Stadtteilen Leipzigs erheblichen Schaden angerichtet. Besonders hart betroffen wurde der an der Elster liegende Stadtteil Schleußig. Der Verkehr mußte dort zum Teil durch Kähne bewerkstelligt werden. Seit gestern geht das Hochwasser in den Leipziger Flußläufen stark zurück. Sicher lich wird der Schaden enorm sein. Die plötzliche Kälte hat bereits zur Eisbildung geführt. Wird das Eis stärker, so wird es das Werk des rieselnden Wassers, das die Mauern unterwühlt, fortsetz-n. Durch die Eisbildung wächst für die Häuser an der Rödel- und Schnorrstraße die Einsturzgefahr. Mittweida. In der bekannten LauenhainerMühle hat das Hochwasser großen Schaden angerichtet. Die Flut reichte herüber bis ans Restaurationsgebäude, das vom Ufer ziemlich weit entfernt ist. Am schlimmsten sind die Folgen des Hochwassers im Mühlen- und Fabrikgebäude. Wasser räder und Maschinen wurden teilweise vernichtet, Eisschollen und Holzstämme drangen durch die Fenster und mehrere Die Herren Gemeindevorstände und Gutsvorsteher derjenigen Gemeinden und Guts- bezirke des amtshauptmannschaftlichen Bezirkes, welche von Wasserläufen, namentlich der Zschopau und Flöha samt deren Nebenwässern durchflossen werden, erhalten hierdurch An weisung, sofort, soweit solches nicht schon geschehen sein sollte, für gehörige Bergung der infolge des am 4. und 5. dieses Monats aufgetretenen Hochwassers bis jetzt angeschwemmten und noch anschwimmenden Gegenstände besorgt zu sein. Ueber die geborgenen Gegenstände ist ein Verzeichnis anzulegen und' dies ist umgehend anher einzureichen. Flöha, am 6. Februar 1909. Die Königliche AmtShauptmannschast. Wie hier bekannt geworden ist, sind die anläßlich des am 4. und 5. dieses Monats aufgetretenen Hochwasser im hiesigen Bezirke auf den Straßen, Wiesen rc. angeschwemmten Gegenstände, wie Hölzer, Fässer, Kisten, Zäune, Leitern rc. vielfach uls herrenlos betrachtet und in Besitz genommen worden. Es wird deshalb darauf hingewiesen, daß das unbefugte Aneignen solcher Gegenstände strafbar ist und nach § 246 des Reichsstrafgesetzbuchs als Unterschlagung mit Gefängnis bestraft werden kann. Flöha, am S. Februar 1909. . ! . Die Königliche Amt»ha«ptma««fchaft. Aus Anlaß der durch das Hochwasser am 4. dieses Monats verursachten Schäden wird der von Frankenberg nach der FischerschSnke in Sachsenburg führende Dammweg für alle« Verkehr bis auf weitere» Flöha, am 6. Februar 1909. Die Königliche TlmtShauptmannschaft. Ankündigungen sind rechtzeitig aufzugeben, und zwar größere Inserate bis 9 Uhr vormittags, kleinere bis spätestens 11 Uhr mittags des jeweiligenAusaabetages. Kür Aufnahme von Anzeigen an bestimmter Stelle kann eine Garantie nicht übernommen werden. bst- b1. Telegramme: Tageblatt Frankenbergsachsen. Erscheint au jedem Wochentag abend» für den folgenden Tag. Bezugs- preis vierteljährlich 1 SO H, monatlich 50 H. Trägerlohn extra. — Einzelnummern laufende» Monats 5 H, früherer Monate 10 Z. Bestellungen werden in unserer Geschäftsstelle, von den Boten und Ausgabe stellen sowie von allen Postanstalten Deutschlands und Oesterreichs angenommen. Nach dem Auslande Versand wöchentlich unter Kreuzband. Abonnements auf -ns Tageblatt auf den Monat Januar nehmen unsere Tageblattausträger und unsere bekannten Aus gabestellen in Stadt und Land, sowie alle Postaustalte« noch entgegen. Anzeigenpreis: Die k-gesp. Petitzeile oder deren Raum 1b H, bei Lokal- Anzeigen 12 im amtlichen Teil pro Zeile 40 „Eingesandt" im Redaktionsteile HS H. Für schwierigen und tabellarischen Satz Aufschlag, für Wiederholungsabdruck Ermäßigung nach feststehendem Tarif. 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