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schändest und uachfrankiert werden müssen. Hierdurch er- wachsen nicht allein der Postverwaltung, sondern vor allen Dingen auch dem Publikum Unanurhmlichkeitrn unk Wei terungen mannigfacher Art. Wir machen daher besonders darauf aufmerksam, daß der Absender auf den als Drucksachen zu versendenden Neujahrs- und Visitenkarten außer seiner Adresse und seinem Titel nur noch mit höchstens fünf Wörtern oder den üblichen Ansangsbuchstaben gute Wünsche, Glück wünsche, Danksagungen und andere Höflichkeitsformeln hand schriftlich hinzusügen darf. Handschriftliche Vermerke von größerer Ausdehnung oder anderem Inhalt sind nicht znge- lassrn. Im weiteren wird bemerkt, daß offene gedruckte Karten mit der Bezeichnung „Postkarte" gegen die Drucksachentaxe versandt werden können, wenn sie sonst den Bestimmungen für Drucksachen entsprechen. Ist dies nicht der Fall, so werden sie als Postkarten taxiert und, wenn sie auch die Bedingungen für Postkarten nicht erfüllen, als Briese behandelt brzw. als unzulässig von der Postbeförderung ausgeschlossen. Diese Vorschriften gelten gle chmäßig für das Inland, wie für den Verkehr mit dem Ausland. 1- Handel mit Blume«. Die Ministerien des Innern, sowie des Kultus und öffentlichen Unterrichts, erlassen eine Verordnung, nach der die Ausnahmebestimmung in § 3 Ab satz 2, Ziffer 3 des Gesetzes, betreffend die Sonn-, Fest- und Bußtagsfeier vom 10. September 1870, auf den Handel mit Blumen Anwendung findet. * * — K8«dler. Bei der Gemeinderatswahl ver loren die Sozialdemokraten zwei Sitze, die sie seit vielen Jahren besaßen. Die Wahlbeteiligung war sehr stark. — Ehe««ttz. Die Firma Hermann und Alfred Escher, Akt.-Ges., hier, hat an ihre Arbeiter als Weihnachtsgeschenk die Summe von 5000 Mk. in Beträten von 10 bis 50 Mk. verteilt. — Am Mittwoch nachmittag wurde der Leichnam einer noch unbekannten, etwa 30 Jahre alten Frauensperson aus dem Schloßteiche gezogen. — Ein 41jähriger Schleifer aus Reudnitz trank gestern nachmittag auf der Schloßteich- straße in selbstmörderischer Absicht Schwefelsäure. Der Be dauernswerte, der sich den Mund und vermutlich auch die Speiseröhre verbrannt hatte, wurde in das Stadtkrankenhaus gebracht. — Dresden. Eine reizende Episode aus dem dies jährigen Weihnachtsverkehr spielte sich am Montag nachmittag auf dem Striezelmarkt hierselbst ab. Zwischen den zahlreichen Budenreihen gingen zwei schwarzgekleidete Damen, die aus gelegten Weihnachtsgaben mit aufmerksamem Auge musternd, auf und ab. Die eine der beiden Damen, es war die Prin - zessin Johann Georg, machte hier und da Einkäufe und ein in angemessener Entfernung folgender Diener nahm die Sachen an sich. Niemand erkannte in der einfach gekleideten Dame die Gemahlin des Prinzen Johann Georg. Unerkannt bewegte sie sich im dichtesten Gedränge, und als sie plötzlich vo.: einer Schararmer Kinder, die Lametta, Tannen zapfen und anderen Tannenbaumschmuck feilboten, umringt war, kaufte sie den kleinen Händlern und Händlerinnen so viel ab, als sie tragen konnte. Als die geschäftskundigen Kleinen merkten, daß sie eine vermögende und kauflustige Dame vor sich hatten, wurden sie nicht müde, der Prinzessin all ihre Habseligkeiten zum Kaus anzubieten. Immer mehr Kinder strömten herbei, einige in zerrissenen Kleidern und Schuhen, hungernd und frierend, und als etwa zwei Dutzend behammen waren, sprach die immer noch unerkannte Prinzessin zu der Kinderschar: „Nun kommt einmal mit!" Das kleine Volk folgte der Prinzessin in ein nahegelegenes Restaurant und dort wurde es auf Kosten der edlen Kinderfreundin ge speist und verpflegt. Einige recht armselig aussehende Kinder fragte die Prinzessin nach ihren Eltern und notierte sich die Namen der letzteren. vennirMer. * Et« WeihvachttgeVtcht vo« Goethes Matter. Von Zeit zu Zeit.gelüstete es die Frau Rat bei besonderen An lässen, und wo sie zu vertrauten Freundesohren sprach, den Pegasus zu besteigen und lieben Menschen in der Ferne ein kleines Festgrschenk durch ein paar herzliche Begleitverse zu würzen. So hielt sie es auch um die Weihnachtszeit Anno 1781, als ihr Porträt als Christgeschenk an das witzige und geistvolle Fräulein von Göchhausen, die mit Goethes Mutter persönlich befreundete Hofdame der Herzogin Anna Amalia, abging. Das Gedicht ist etwas zu lang geraten. Der An fang lautet in der originellen Schreibweise der Frau Rat: „Geliebtes Freu!ein! Die Mode ist, Daß frommen Kindern der heilige Christ Wann sie das Jahr hübsch brav gewesen, Manch schöne Gabe hat auserlesen, Torten, Rosinen, Gärten mit Lichtern, Herren und Dämmen mit höltzern Gesichtern, Leppfel und Birn, Geigen und Flöten, Zuckerwerk, Ruthen, Mandlen, Pasteten, Reuter mit Pferden gut ausstasfirt Nachdem ein jedes sich aufgeführt Da nun Frau Aja wohlgemut — Den alten Gebräuchen ist hertzlich gut, Und Freulein Thusnelde in diesem Jahr Gantz auserordtenlich artig war, So schickt sie hier ein Bildnüß fein, Das Ihnen wohl möge kenntlich sehn; Und bittet es zum Angedencken An Ihren Schwannen Hals zu hencken ..." * Wir könne« nicht zvhöre«. Im Dezemberheft seines „Heimgarten" erfreut Peter Rosegger die Leser mit der folgenden Tagebuch-Weisheit: Vor einigen Tagen kehrte in der Nachbarschaft ein junger Mann von einer zweijährigen Weltreise heim. Alles im Hause stürmte aus ihn zu: „Grüß Dich Gott, Franz! Na, wie ist's gewesen?" Nun sollte er fast stehenden Fußes seine Erlebnisse und Abenteuer erzählen. Der Heimgekchrte aber sagte kein Wort. Auch am zweiten Tage noch keins und tat auch seinerseits keine Frage. Darob waren sie konsterniert. Denn es sind Alltagsleute, denen das Herz nie voll wird, weil sie täglich schwatzen. Daß der junge Mann aus vollem Herzen nichts sagen und nichts fragen konnte, das ahnten sie nicht. Am dritten Tage begann er gemächlich zu erzählen, aber sie unterbrachen ihn bei jedem Satz, hatten Zwischenbemerkungen und Querfragen, sodaß er immer rmglegte und abbrach. „Was seid Ihr denn für Bar baren?" fragte er die Leute. „Nun begreife ich erst, wes halb wir Abendländer nicht erzählen könne», weshalb wir uns dabei immer überstürzen, den Stoff nervös aufgeregt ab- hafpeln, dabei das Nebensächliche breitspinnen und das Wich tigste vergessen. Das komuit daher, weil man bei uns nicht zuhören kann. Im Morgenlande sind die guten Erzähler daheim, weil man dort zuhören kann. Ich sage deshalb zu Euch, Ihr ungeduldigen, nervösen Leute: Wenn Ihr nicht werdet wie die Morgenländer, so werdet Ihr die Weisheit nicht finden." Mit dieser kurzen Rede tiefem Sinn ist er ausgestanden und davongegangen. Ich gönnte es den Leuten. So ist es auch in der Literatur. Da beklagt man sich, daß in der Erzählung das Epische verloren gegangen sei. Das Epische — du lieber Gott! Wo sind denn die Leute, die das Epische vertragen können? Das Lesefutter muß wie Schweinefutter stets kurz zerhackt sein. Ist einmal ein ganzer Halm dabei von der Wurzel bis zur Aehre, d. h. ein ordent lich gegliederter und behaglich hingelegter Sprachsatz, oder eine Begebenheit in ruhiger und lückenloser Ausführlichkeit dargestellt, da spucken sie, das ist ihnen zu langweilig. Wir können nicht lesen, nicht zuhören, nichts in uns auf nehmen — ist es dann ein Wunder, daß wir nichts in uns haben? * Mark Nachsteuer sind vom Magistrat der Stadt Cöthen in Anhalt gegen die lachenden Erben eines dortigen Bürgers, der über sein Einkommen bei Lebzeiten unrichtige Angaben gemacht hatte, beantragt worden. Den Erben ist das Lachen darob etwas vergangen. Diese Fälle mehren sich seit dem Eintreten der Reichserbschaftssteuer ziem lich auffällig. * Die allerve«este Steuer. In den belgischen Städten Lüttich, Berviers und Gent ist die Einführung einer Kellner innensteuer beschlossen. Für jede Kellnerin sind 300 Franks (240 Mark) Jahressteuer zu zahlen. In Verviers, wo die Steuer schon einige Zeit besteht, ist die weibliche Bedienung aus den Lokalen total verschwunden. * Apparat „Werde groff". Der „Kottb. Anz." meldet: Wegen Betruges hat d s Kottbuser Schöffengericht den frü heren Apothekerrleven Willy Ufer zu 300 Mark Geldstrafe verurteilt. Der Angeklagte, der sich mit der Anfertigung und dem Vertrieb kosmetischer Präparate beschäftigte, hatte ge meinsam mit einem anderen jungen Mann im Jahre 1907 in verschiedenen Zeitungen folgendes Inserat erscheinen lassen: „Endlich ist es uns gelungen, das menschliche Größenmaß durch unseren Apparat „Werde groß" zu erhöhen! Wir garantieren, daß in zwei Tagen Ihr Größenmaß um mindestens vier Zentimeter erhöht wird. Sollte dies nicht zutreffen, so zahlen wir Ihnen eine Prämie von 1000 Mark. Solch An gebot, werte Damen und Herren, macht nur, wer seiner Sache gewiß ist. Preis 5 Mark. Rittergut Schloß Gallinchen bei Kottbus." Aus dieses Inserat hin haben sich nun viele Leute an die glücklichen Erfinder dieses begehrenswerten Apparates gewendet. Aber ihre Erwartungen wurden stark getäuscht. Der Apparat bestand nur aus — zwei Korkstücken, die in die Fußbekleidung gelegt werden sollten, um so die Größe der betreffenden Person um vier Zentimeter zu erhöhen. Der Sendung war außerdem je eine Flasche Haar- und Augen wasser beigefügt. * Und« In kvrmanz-. Ein nettes Stückchen von „Llaäo in Oorwan^" erzählt der evangelische Pfarrer O-kar Wittstock aus Siebenbürgen, der im Auftrag seiner Landes kirche seit Herbst d. I. die Vereinigten Staaten bereist und die Lebensverhältnisse der ausgewanderten Siebenbürger Sachsen studierte: Wir hatten uns schon oft mit meinem jungen Landsmann, einem verständigen Fabrikarbeiter, über die Vorzüge Amerikas im Ernst und Scherz auseinander gesetzt. Er war nun drei Jahre im Lande, zeigte aber in nerlich und äußerlich stark einen Stich ins Amerikanische. Eines Abends versuchte ich ihm nachzuweisen, wie doch die aus Europa Eingewandertcn hier so stark unter dem Einfluß ungeprüfter Schlagworte ständen, deren Wahrheitsbeweis sich bei näherem Zusehen als verhältnismäßig gering erweise. Manche der Ausführungen hatten ihn ernst gestimmt, und er gab schließlich offen zu, daß weder Freiheit und Gleichheit in den Vereinigten Staaten so ideal zur Durchführung ge langen, als man es Europa gegenüber gern behauptet. Eins muß ich aber doch sagen, und davon darf ich nicht abgehen, erklärte er zum Schluß bestimmt, „der Amerikaner ist viel praktischer als der Deutsche". Ein Arbeitsgenossc hat mir gestern ein Universalgcrät gezeigt, das sich die verschiedensten Behandlungen gefallen läßt, zu Hammer, Säge, Bohrer usw. Zur Aufbewahrung kann es zusammengeklappt, in eine kleine „Box" gelegt und in die Tasche gesteckt werden. Das ganze kostet drei Dollar und ist von der größten „Hänligkeit". Nun war ich schon lange dahinter her, meinem 11jährigen Jungen, der sich gerne mit der Hand beschäftigt, als Erinne rung an meine Reise ein echt amerikanisches Erzeugnis mit zubringen, und bei seiner Neigung war mir diese Entdeckung sehr willkommen. Ich beauftragte meinen Freund sofort, mir aus dem Eisenwarengeschäft diese berühmte Box zu er stehen. Am andern Tage kam er recht kleinlaut. Er habe sofort nach dem Gerät gefragt, gestand er. Der Kaufmann habe ihm aber gesagt, der Vorrat sei ausgegangen, und er müsse warten, bis die neue Sendung aus - Bremen an lange. * Amerikanische Stlho«ette«. In den Straßen von Chicago bettelte eine hübsche elegant gekleidete junge Dame gutgekleidete Herren an, denen sie erzählte, sie komme aus Milwaukee, sei fremd hier und habe Börse nebst Eisenbahn billett verloren. Der Amerikaner gibt in solchen Fällen keinen Nickel und keinen Dime. Die kleinste Münze ist ein Quar ter (über eine Mark), in der Regel fällt ein halber oder cin ganzer Dollar. Ist die Dame aber hübsch und der Herr — verwundbar, dann gleitet auch wohl ein Fünf- oder gar ein Zchn-Dollarschein in die verschämt bittend ausgestreckte, schöne Hand. Kurz, das Geschäft ist einträglich, — und es würde noch einträglicher sein, wenn die dumme Geheimpolizei ihre Nase nicht in Sachen stecken möchte, die sie eigentlich gar nichts angehcn. — So aber kam es, daß das Mädchen aus der Fremde in seinen statistischen Erhebungen über die Wohl tätigkeit der Chicagoer Herrenwelt gestört wurde. Ein herum- lungender Geheimpolizist hatte erspäht, daß die elegante junge Dame die empfangenen milden Gaben einem eleganten jungen Herrn zusteckte, und nun erfüllte sich das Schicksal. Die ele- ! gante junge Dame und der elegante junge Herr wurden nach I der Polizeistation geführt. Hier ermittelte die neugierige Po lizei, daß man cs mit einem jungen Ehepaar aus der Gesell schaft zu tun habe, welches in etwas eigenartiger Weise seine Flitterwochen genoß. Die junge Dame stammte aus einer guten Wisconsiner Familie. Der junge Herr hatte die Uni versität absolviert und gehörte- der letzten Legislatur des Staates Wisconsin an. Im Besitz dec Dame fand man außer einer nicht unerheblichen Summe baren Geldes ein Baukbuch über 2699 Dollars, welches nicht auf ihren und auch nicht auf den Namen des Herrn lautete, das vielmehr auf einer Straße Chicagos gelegen haben und von der Dame aufgehoben worden sein soll. Die ungalantc Polizei bekun dete indes keine Neigung, dieser Versicherung aus schönem Munde Glauben zu schenken, zwang vielmehr, in völliger Verkennung der Gepflogenheiten in den Flitterwochen, die Jungvermählten getrennt, je in einer Zelle des Stadtverlie- ßes, den Honigmond zu beschließen. rimtget kcbs. * AuS de« „Arizona-Kicker". Das allezeit kampf bereite Blättchen in Wild-West schreibt in einem Leitartikel: „Es kann und soll nicht geleugnet werden, daß gewisse Kreise unserer Gesellschaft seit einiger Zeit verzweifelte Versuche machell, den „Kicker" zu ignorieren. Weil sie weder in Furcht setzen, noch bestechen konnten, versuchten sie eS, uns in die Acht zu tun und un» so nach und nach auszuhungern. Wir erhielten zuerst Geruch von der Sache, als Frau Richter Gilderscleve ihre erste Abendgesellschaft ankündigte. Bei dieser Gelegenheit empfingen wir mit der gewohnten Ein ladung eine Karte folgenden Inhalts: „Man erwartet, daß alle Gentlemen ein weißes Hemd anziehen werden." Die Beleidigung, die hiermit unserem Blatte zugefügt wurde, ist so durchsichtig, wie Frau Gilderscleves Tee. Sie dachten, wir hätten kein weißes Hemd; sie dachten, wir würden die Gesellschaft mit einer um die Schulter gewundenen Pferde decke besuchen, als gingen wir nur in eine politische Ver sammlung. Der Zweck der Karte war also, uns kundzugeben, daß man den Herausgeber dis „Kicker" nicht für einen Mann halte, der sich auch in der großen Welt zu bewegen wisse. ^11 riAkt also! Wir nahmen natürlich von der Einladung keine Notiz, brachten jedoch am nächsten Morgen unter der Ueberschrift „Zusammenrottung der Aasgeier" ein journalisti sches Meisterstück, welches auch von der Weltpresse sehr bei fällig ausgenommen wurde. In diesem Artikel bewiesen wir, daß Richter G lderscleve ein gefährlicher Pferdedieb sei, und ebenso positiv stellten wir dar, daß Frau Gilderscleve im Zwangsarbeitshause gesessen hätte, was jedermann noch heute an ihrem kurzgeschnittenen Sträflingshaar erkennen kann!" * Der Vokdart im Damenco«pee. Eine höchst amü sante Geschichte, die der bekannte Pariser Schriftsteller Tristan Bernard erlebt hat, macht in den Salons die heitere Runde. Der allgemein beliebte Held dieser Geschichte bestieg aus Ver sehen auf einem Pariser Bahnhof im Schnellzug das für Damen reservierte Wagenabteil. Einige Stationen hinter der Metropole rief eine der Mitreisenden, eine ältere Dame, einen Bahnbeamten heran und flüsterte ihm zu, daß ein Herr, noch dazu mit einem mächtigen Vollbart, im Damencoupee ganz gemütlich mitreise. Darauf forderte der Bahnbeamte Mon sieur Bernard auf, das Abteil zu verlassen. Als dieser keine Anstalten machte, der Ausforderung Folge zu leisten, zog der gestrenge Hüter der Ordnung sein Notizbuch hervor, um des Uebeltäters Identität festzustellen. „Wer sind Sie, mein Herr?" fragte er barsch. „Ich bin Madame Dieulasvy", er widerte voll Seelenruhe der schlagfertige Humorist, indem er gelassen seinen schönen, langen, schwarzen Bart strich. Der Bahnbeamte griff salutierend an seine Dienstmütze und steckte beruhigt sein Notizbuch wieder ein; denn Madame Dieulafoy, die bekannte Schriflstellerin, ist eine der wenigen privilegierten Frauen, die in Frankreich von der Behörde offiziell die Er laubnis erhalten haben — männliche Kleidung zu tragen. Tristan Bernard aber konnte getrost mit seinem Vollbart die Reise im Damencoupee fortsetzen. * Da» verwechselte Ich. Ein niedliches Stückchen wird aus Flensburg berichtet. Dieser Tage hatte dort ein Land mann aus Angeln den letzten Abendzug, der ihn den heimat lichen Penaten wieder zuführen sollte, verpaßt, und er begab sich deshalb in einen kleinen Gasthof, um am anderen Morgen mit dem ersten Zuge die Heimfahrt anzutreten. Da aber kein Zimmer mehr frei war, war er damit einverstanden, daß ein aus Hamburg zugereister Neger das seine mit ihm teilte. Froh, wenigstens ein Unterkommen gefunden zu haben, trinkt unserer Angelner nach dem Abendessen noch im Kreise der Gäste etliche steise GrogS, und als er die nötige Bettschwere zu besitzen glaubt, begibt er sich aufs Zimmer. Ein kräftiges Schnarchduett läßt bald erkennen, daß Schwarz und Weiß im traulichen Verein den Schlaf des Gerechten schlafen. Der Mann aus Angeln merkt nichts davon, daß seine Zechkumpane in das Zimmer eindringen und in Ausführung eines ingeniösen PlanK seinem Antlitz mit Hilfe von Ofenruß gleichfalls die prächtigste Negerfarbe verleihen. Ob es nun Zufall war, daß er am nächsten Morgen nicht rechtzeitig geweckt wurde? Ge nug, als er schließlich dem süßen Schlummer entrissen wurde, war es bereits so spät, daß er, um den Zug nicht abermals zu versäumen, ungewaschen und ohne Frühstück zum Bahnhof trabte. Hier erregte er natürlich Aufsehen. Er beschaut sich von oben bis unten, kann jedoch nichts Auffälliges finden. Als er dann aber einen Blick in den im Warteraume auf gehängten Spiegel wirft, stutzt er und bricht in die Worte aus: „Dllnnerslag, da hebbt sejaden Neger weckt und mi liggen laten!" * Grammatik. Sextaner (bei der Lektüre einer Zeitung) Vater, wo jehört der Artikel hin, vors Wort oder nachL Wort? — Vater: Natürlich vors Wort, Junge. — Sex taner: Denn muß et also heißen: Der Spargel! — Vater: Jewiß doch, wie denn sonst? — Sextaner: Na, hier steht et umgekehrt: Spargelder! * Etymologie. Meier: Gehste heute init in die Ko mische Oper? Unsere Solotänzerin hat Benefice. — Leh mann: Hat Benefiß? Kannste nich sagen, entweder Bene oder Fiß? > * Offenherzig. Richter: „Ihre Diebereien müssen Ihnen doch viel eingebracht haben, denn als Sie verhaftet wurden,