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Beilage W NankeabeM Tageblatt mb BeMaWger. »«antwo-tlich« «edaveur: Ernst «oßter^ir, Frankenberg i. «a. — Druck und «erlag von L. S. «oßterg in Frankmöerg t. «a. Aren««, neu 2-. DrzemSer SW veneruela. Der bisherige Vizepräsident Gomez hat in einer Prokla mation in aller Form die Würde einer Präsidenten der Republik übernommen, mit anderen Worten also: Castro für abgesetzt erklärt. Er verspricht die Berücksichtigung des nationalen Wohles und betont, daß es Freunde des bis herigen Präsidenten gewesen seien, die ihm nach dem Leben getrachtet hätten. Zum Schluß verspricht er, eine friedliche und würdige Lösung der internationalen Verwicklungen herbei zuführen, in Frieden und Eintracht nach innen und außen zu leben und streng gesetzlich zu regieren. Castro wird hiergegen protestieren, doch wird ihm das nicht» helfen, da die Mehrheit der Bevölkerung auf Seiten de» neuen Präsidenten steht, der jetzt die Macht und das Geld hat. Die holländischen Forderungen sind von der neuen Regierung in der Hauptsache, wie bestätigt wird, bereit» be willigt. Alle politischen Gefangenen sind freige- lassen, die natürlich eine wesentliche Unterstützung des Prä sidenten Gomez bilden werden. Mit den Vereinigten Staaten sollen gleichfalls nach Weihnachten Verhandlungen zur Bei legung der schwebenden Zwistigkeiten eingeleitet werden. Der gestürzte Diktator wird nach Beendigung seiner Kur in Berlin an der Riviera Wohnung nehmen; selbstverständlich ist er für die deutschen amtlichen Kreise nun erst recht der Privatmann, der er von je gewesen ist. — Der neue Präsident Gomez ist, wie allseitig versichert wird, bisher ein unbedingter Anhänger Castros gewesen. Erst durch die wider ihn angezettelte Verschwörung ist er andern Sinnes geworden. Die niederländische Regierung erhielt eine Bestätigung der Nachricht, daß die neue venezü anische Regierung, die den Handel von Curacao nachteiligen Prohibitivmaßregeln auf gehoben habe. Damit ist die erste Forderung der Nieder lande erfüllt und der Hauptgrund ür die von der niederlän dischen Flotte in den venezolanischen Gewässern veranstaltete Aktion beseitigt. Demgemäß werden baldigst Befehle er teilt werden, die außergewöhnlichen maritimen Maßregeln ein zustellen. Infolge des neuen Standes der Dinge werden ein oder zwei Panzerschiffe nach den Niederlanden zurückberufen. Das holländische Gelbbuch besagt, alle Mächte, mit denen sich die Regierung in der Venezuela-Angelegenheit ins Einvernehmen setzte, hätten ausnahmslos ihrem Vorgehen zu gestimmt. Die Regierung sei immer zu emstgemeinten Ver handlungen bereit, vorausgesetzt, daß Venezuela der von den Niederlanden für unerläßlich erachteten Forderung der Zurück nahme des Dekrets vom 14. Mai zustimmt. Vettlicber unä Zäcbrlrcbet Frankenberg, 24. Dezember 1908. f* Heiliger Abend. Allmählich verblaßt der Tag. Hinter den Hügelketten ist im Westen JMas die Sonne zur Rüste gegangen. Die Sterne leuchten grüßend vom Firma ment, — wie damals, als die Hirten mit ihren Herden auf dem Felde waren und die Heilsbotschaft der himmlischen Heer scharen empfingen, daß der Erlöser erschienen sei. Heute tra gen diese Botschaft die Weihnachtsglocken durch die Lande, in jede Hütte, jeden Palast. In den reich geschmückten Tan nenzweigen flammen die Kerzen auf, fromme kindlich-gläubige Lieder erschallen. Tiefe Schönheit und Reinheit ist der deutschen Weihnacht zu eigen Aus sagendämmernder Urzeit sehen wir die reckenhaften Vorfahren mit dem gold blonden Haare und den blauen trotzig-kühn blickenden Augen an dem lodernden Julblock, in den tannengeschmückten Hallen, bei Eberschmaus und Maßkrug, Baldour, dem Lichtgott, opfern und huldigen, und aus dem Morgenlande dringt das Licht, die Wahrheit und das Leben, der magische Glanz des Leit- ü»tttreulicbrt am MmrtaMa. Ueber die Eingeborenen-Ueberfälle in Südwest ist nunmehr ein amtliches Telegramm eingetroffen. Dieses besagt: Aus Deutsch-Südwestafrika wird amtlich gemeldet: Am 19. Dezember überraschten 32 übergetretene Hotten totten bei Springpütz eine Jagdgesellschaft, die au» dem Farmer Struller auf Springpütz und drei Buren bestand. Der Bur Olivier wurde erschossen, 5 Gewehre, viel Mu nition und 3 Pferde wurden von den Hottentotten erbeutet. Der Feind wich nach Norden au». Nm gleichen Tage wurde die Farm „Fettkluft" (etwa 40 Kilometer westlich Davignab) von 20 bis 30 mit Gewehrm (Modell 98) bewaffneten und berittenen Hottentotten überfallen. Die Führung hatte wahrscheinlich Abraham Rolf, ein Unterkapitän Mo- rengaS. Außerdem bestand die Bande wohl hauptsächlich aus Morengalenten, die beim Transport von Warmbad zum Eisen bahnbau bei Gründornhill früher entlaufen waren. Die Far mer Schmiedecke, Kube und Bolies sind gefallen. Erbeutet wurden von den Hottentotten verschiedene Jagd büchsen und zwei Pistolen; fünf Pferde und einiges Klein vieh wurden nach der Grenze abgetrieben. Ferner wurde am 18. Dezember die Pferdewache der 6. Gebirgsbatterie bei Heid amu am Ostabhang der großen Karrasberge durch Hottentotten angegriffen, wobei Sergeant Fehlings (früher Jnf.-Rgt. Nr. 67), Halsschuß, und Reiter Zimmer mann (früher Pion.-Bat. Nr. 3), Brust- und Nackenschuß, fielen; 7 Pferde, 9 Maultiere und 3 Ochsen wurden ge- raubt. Tags darauf wurde eine leere Karre derselben Bat terie bei Fettkluft gleichfalls von Hottentotten überfallen, wobei Reiter Babbe (früher Fußart.-Rgt. Nr. 11) fiel. Waffen und Wagen nebst Bespannung wurden geraubt. Ein am 20. Dezember früh auf den Viehposten Forteinkluft (bei Ukamas) der 6. Gebirgsbatterie durch 15 bis 18 Hotten totten ausgeführter Ueberfall wurde von der Besatzung ohne Verluste abgewiesen. Drei Hottentotten wurden schwer verwundet. Ob die genannten Ueberfälle von ein und derselben Bande herrühren, ist bis jetzt noch nicht sestgestellt. Der Kommandeur des Südbezirks (Keetmanshoop), Major Baerecke, hat mit den in der Nähe postierten Teilen der Schutztruppe sofort die Verfolgung der Räuberbanden aus genommen. Das Ergebnis ist bis jetzt noch nicht bekannt. Nach diesem Telegramm sind die Verluste leider noch viel größer, als nach der ersten Drahtnachricht. An amtlicher Stelle fehlt aber noch immer die Nachricht, ob es sich um eine oder mehrere Banden handelt. Erst nach Feststellung dieser Tatsache läßt sich die. Bedeutung des traurigen Ereig nisses ganz ermessen. Soviel steht aber jetzt schon fest, daß der Erfolg der Eingeborenen ein neues Aufflackern des Orlogs im Süden des Schutzgebiets bedeutet. Eckles Golä. Don Mr». Weigall. lr».A«tl«>urtgz ——— (Nachdruck vrrdolru.) „Ich werde bald jedes von euch kennen und eure Namen behalten", sagte Esther freundlich, obgleich der An blick der fünf unerzogenen, ungepflegten Kinder ihre Freude bei der Heimkehr sehr herabgestimmt hatte. Eine indische Wärterin kam aus dem Hause, um sie zu begrüßen. Beim Anblick des freundlichen, braunen Gesichts kam eine Flut von Erinnerungen aus der Kinderzeit über Esther. „Es ist Lalloo l O, Lalloo, ich erinnere mich einer noch!" rief sie, und die Aja, deren Mutter Esther vor achtzehn Jahren auf den Armen getragen hatte, küßte die kleine Hand, die ihr entgegengestreckt wurde. „Nicht Lalloo, Herrin! Lalloo tot und begraben; aber Lalloos Tochter, Kopama; oft Mutter sprechen hören von hübscher, kleiner Baba I" Und so fand Esther ihre erste Freundin im Lager von Pembroke. Frau Beresford lag wieder auf ihren Kissen, als Esther auf den Balkon kam. Diese stand einen Moment still vor Schrecken beim Anblick der Frau, deren selbstsüchtige Weich lichkeit ein Unglück für die ganze Familie war. Wenn Monika Beresford früher schön gewesen war, so war jetzt jede Spur davon verschwunden. Ihre Gestalt war unförm lich geworden durch Trägheit und zu gutes Leben. Sie war so schlaff, daß sie kaum den Kopf hob, um Esther zu begrüßen. Ihr dunkles Haar war in einem unordentlichen Knoten aufgesteckt, und ihr weißes Mullkleid war schmutzig und zerdrückt. „Willkommen, Essie," sagte sie mit kläglicher Stimme, „ich bin wirklich sehr froh, dich zu sehen - du kannst mir jetzt sehr nützlich sein, da du erwachsen bist. Hast du eine gute Reise gehabt? Und wie geht es Ellinor Galton? Aber wirklich, ich habe meine Schwester immer so langweilig ge funden, daß ich mich durchaus nicht auf ihren Besuch freue." Esther gab und empfing einen Kuß und setzte sich auf einen Stuhl neben Frau Beresford. „Es geht Frau Galton sehr gut, und meine Reise war sehr angenehm," erwiderte sie freundlich. „Ist das die neueste Mode?" fragte ihre Stiefmutter, indem sie das blaue Reisekleid neugierig betastete. „Hier in diesem Loch bekommt man nichts zu sehen, und meine Aja ist so dumm. Uebrigens habe ich sie auch fast den ganzen Tag zu meiner Bedienung nötig, und dein Vater ist immer so böse, daß die Kinder vernachlässigt werden. Aber was soll ich machen?" „Du mußt mir sagen, was ich tun. kann, um dir zu helfen," sagte Esther sanft. Und ehe sie eine halbe Stunde im Haus war, hatte ihre Stiefmutter ihr die Sorge für die fünf Kinder und die ganze Leitung des Haushalts aufgebürdet. „Natürlich kannst du nicht erwarten, daß ich etwas tue," erklärte Frau Beresford, „meine Gesundheit erlaubt das durchaus nicht. Es hat Monate gedauert, bis ich mich von unsrer Herreise aus Indien nur einigermaßen erholt hatte. Und die Malteser Dienstboten sind einfach schrecklich. Du wirst die Hände voll zu tun haben, Esther! Deines Vaters Bursche macht alles so verkehrt —" „Hat Esther Frühstück bekommen?" ertönte des Majors Stimme von der Tür her. „Ich weiß nicht," sagte seine Frau verdrießlich. „Wenn nicht, so wird auch kaum etwas Ordentliches im Haus sein. Die Köchinnen brauchen so viel, und die Vorräte sind so unerschwinglich teuer, daß eine Hausfrau nicht weiß, was sie anfangen soll. Ich kann dir versichern, lieber Nor man, diese Carmela wirtschaftet entsetzlich schlecht. Es wäre viel besser gewesen, wenn du dein Vorurteil über wunden und einen Koch genommen hättest." „Vorurteil?" wiederholte der Major bitter. „Es ist kein Vorurteil, sondern eine Tatsache, daß ein Koch die Woche zwanzig Mark bekommt. Esther, bist du hungrig?" „Durchaus nicht. Darf ich jetzt vielleicht meine Sachen auspacken?" Sie erhob sich und sah schüchtern Frau Beres ford an. „Ja, ja I Norman, zeige ihr den Weg I Wie willst du mich denn nennen, Esther? Es ist doch nicht nett, wenn ein so großes Mädchen Mama zu mir sagt. Ei, ich glaube, man könnte uns für Schwestern halten! Willst du mich Monika nennen?" „Major Beresfords grimmiges Gesicht veränderte sich nicht, und Esther antwortete ruhig: „Ich will dich gern Monika nennen, wenn du es wünschest." Sie versicherte ihrem Vater noch einmal, daß sie nicht hungrig sei, und dann wurde Flora gerufen, um ihr das Zimmer zu zeigen und etwas zur Hand zu gehen. Flora war die älteste ihrer Geschwister, ein häßliches Kind mit einem langen, dünnen, aschblonden Zopf und der bleichen Gesichtsfarbe der englischen Kinder, die zu lange in Indien gelebt haben. Sie betastete neugierig die Kleider ihrer großen Schwester und betrachtete verwundert deren ein fache Toilettengerätschaften. „Was hast du für eine Menge Kleider!" rief sie end lich neidisch. „Ei, wir haben zu zweien nur ein gutes Kleid, und sieh einmal dieses hier!" Sie hielt einen Zipfel ihres fleckigen, zerrissenen Röck- 1SV8 strrns über dem bethlehemitischen Stall zu uns. . . . Wo hin der Deutsche kommt auf dem weiten Erdenball, da trägt er auch die Poesie der Christfeier hin. Am Kap oder in den Staaten der neuen Welt, im Drachenreich oder auf den au stralischen Inseln, überall, wo Deutsche wohnen, erglänzen die Christbäume in blendender Lichtfülle, ertönen die trauten Weihnachtslieder, wie daheim! — — Wie daheim! Der selige Kindergedanke vergeht mit den Jahren. Am Baume der Erkenntnis reift eine Frucht nach der andern und die Heranwachsende Jugend freut sich ihrer Weisheit. Aber viel leicht waren die zarten Blüten, die in dts Lebens Mai mit ihrem süßen Duft das ernüchternde Wissen betäubten, doch schöner! Spät, zu spät kommt nach aller Erkenntnis auch diese und wenn die Weihnachtsglocken durchs Land Lingen und die Lichterbäume funkeln, da klingt im Herzen eine Stimme und raunt und flüstert: Denkst Du daran? Ja, ich denke daran, — denke daran, wie ich als Kind selbst nach dem Weihnachtsstern geschaut, wie ich unter dem Tannenbaum stand zwischen Eltern und Geschwistern. An alles, alle- denke ich Lichterschein und Kinderjubel durchflutet die Welt! Neues Leben, Licht und Liebe bringt die Weihnacht! Möge auch der lichtstrahlende Weihnachtsstern überall den Frieden, Liebe und Verheißung bringen, wo ein Herz iu bangem Kampfe mit sich selbst liegt. Wohl denen, die noch beten können und nicht mit ihrem Geschick hadern, ihr LoS verdammen. Wohl denen, die der reinen selbstlosen Liebe Raum zu geben vermögen. Die immergrüne Tanne trägt ein Stück Frühling in dir Wohnungen, sie strebt im Königs- Palast, wie im Armenhaus empor und Frieden und Freude bringt sie mit. * f* Die zwölf Rächte. Die Wintersonnenwende bringt uns das Licht zurück, wo die Tage „langen", eine Vorbe deutung für des Frühlings Wiederkehr. Am Heiligenabend beginnt nun die Zeit der zwölf Nächte, auch Unternächte ge nannt. Die Zeit der zwölf Nächte ist eine fast bei allen Völkern und in allen Religionen, besonders bei den Germanen bedeutsame Zeit, weil damit die Sonnenwende eintrat. In den „Zwölften" zogen nach germanischem Glauben die obersten Götter, besonders Wodan und Brrchta, segnend und strafend durch das Land; Wodan mit dem wütenden Heere durch die Luft, Berchta als Frau Holle durch die Häuser. Indessen herrschte im Lande Gerichtsfriede, im Hause festtägliche Ruhe, in der Gemeinde die Feier des Julfestes. Im Volksglauben, besonders auf dem Lande, gelten noch heute die Zwölften als heilig und gefährlich, besotiders für die Mägde, die nicht ge sponnen haben und die man mit Wodan und Frick bedroht, die ihnen den Spinnrocken zerzausen und verunreinigen wür den. Im Harz tritt Frau Harke, in Thüringen Frau Holle, in Süddeutschland Frau Berchta dafür ein. Die Witterung dieser Tage (Lostage) ist dem Landmann für die kommenden Monate vorbildlich; auch auf Träume achtet man und sucht die Zukunft, was in diesen Tagen am leichtesten ist, au»zu- forschen. -f p. Drucksscheit beim Neujahrsverkehr. Zum Jahres wechsel werden erfahrungsgemäß zahllose Glückwunschkarten als Drucksachen eingeliefert, die den für diese Verwendungs art bestehenden Bestimmungen nicht entsprechen, deshalb an gehalten und entweder als unzulässig dem Absender zurück gegeben oder, soweit angängig, als Postkarten oder Briefe chens in die Höhe. Esther sah ihr nachdenklich zu und überlegte, ob sie wohl mit ihrem Taschengeld für die fünf Kinder neue Kleider beschaffen könnte. „Wer macht eure Sachen?" fragte sie. „O, irgend jemand," antwortete die Kleine mit einem unangenehmen Lächeln. „Manchmal macht mir die Aja ein altes Kleid von Mutter zurecht; und manchmal, wenn Vater Geld bekommt und wir zu einer Gesellschaft ein geladen sind, läßt mir Mutter eins von der Schneiderin machen; aber das kommt nicht oft vor." Sie fuhr lebhaft fort zu plaudern, und so erhielt Esther manche Einblicke in die häuslichen Verhältnisse, die sie er schreckten, besonders im Hinblick auf das Verständnis dieses altklugen neunjährigen Kindes. Endlich schickte sie Flora hinaus, und als sie mit dem Einräumen fertig war, schleppte sie die Koffer beiseite und setzte sich an das offene Fenster, um ihre Lage zu überdenken. Das kahle Zimmer, mit der Matte auf dem Boden und dem schmalen Feldbett, zeigte keine Spur von Behaglichkeit, aber sie wußte, daß sie das später durch allerlei kleine Kunstgriffe ändern konnte. An den Fenstern waren zerrissene Vorhänge, und eine ver blichene Decke lag auf der Kommode von Tannenholz; doch der Blick ins Freie entschädigte für alle Mängel der Einrichtung. Esther konnte sich nicht sattsehen an all der Schönheit des Meeres und des Himmels, der gelben Klippen, die da vor ihr lagen im Rahmen der roten Rosen, die das Fenster umrankten. Sie dachte dabei an die Hügel von Dorset und die wellenförmigen Abhänge, die sie von dem Häuschen ihrer Großmutter aus gesehen hatte. Einen Augenblick füllten sich ihre Augen mit Tränen. Wie weit entfernt war sie von Arborfield und dem kleinen, weißen Zimmer, das immer so vollendet zierlich und ge mütlich war! Was würde Frau von La Perouse jetzt ohne sie anfangen? Bei dem Gedanken sprang sie auf und holte ihre Briefmappe, um an sie zu schreiben, allein sie wurde im nächsten Augenblick schon durch ein leises Klopfen an der Tür unterbrochen. „Herein," rief sie, aber da niemand kam, öffnete sie die Tür. Da saß Baba auf der Erde und hielt einen zottigen kleinen Hund in den Armen. Das Kind hatte geweint, die Tränen hingen noch an seinen Wimpern. Esther hob es auf, trug es in ihr Zimmer und herzte und tröstete es. „Was ist dir denn, Hadji Baba?" fragte sie und be merkte verwundert, daß die Kleider aussahen, als ob der Kleine durch eine Dornenhecke gezogen worden wäre. „Wollte auf Soß sitzen," stammelte das Kind, „und Ponto auch. Die andern pielen Kiket, und Ball war hart, Köpf tut weh," und bei der Erinnerung an das erlittene