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an die Hauptmelodie anschmiegt und um sie herumrankt. Wie elegant und lebendig diese zweite Stimme klingt, nicht formelhaft und steril, dafür verdient Beethoven Bewunde rung. Interessant ist auch das Thema selbst, weil es metrisch ambivalent ist: Es beginnt mit Auftakt, die Wechsel der harmonischen Stufen aber suggerieren, das es auf dem Takt schwerpunkt begänne. Erst im siebten Takt des zehntaktigen Themas werden die Verhält nisse klar. Nach der dritten Variation schiebt Beethoven eine Erweiterung ein, die zu einem zweiten Thema führt. Dieses kehrt nach der vierten Variation wieder und mündet in die Überleitung zum dritten Satz. Man kennt diesen dritten Satz zu gut, als dass man sich noch überraschen ließe. In Wirklichkeit enthält er aber einige Überra schungen, zum Ende hin immer mehr. Sei ne Form, ein Rondo, bietet gerade dadurch, Meisterpianisten zu Gast Mittwoch | 5. Juni 2013 120 Uhr Philharmonie Grigory Sokolov Klavier Schubert: Vier Impromptus für Klavier D 899 Schubert: Drei Klavierstücke D 946 Beethoven: »Hammerklavier-Sonate« dass sie so streng ist, die Möglichkeit, von der Norm auf überraschende Weise abzuwei chen. Die erste Stelle ist die kuriose Modu lation zum zweiten Couplet in g-Moll (nach der ersten Wiederkehr des Ritornells). Zurück zum nächsten Ritornell schraubt man sich in ähnlicher Weise mittels des Kopfmotivs des Hauptthemas. Nachdem dieses Spiel bekannt