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DRESDNER PHILHARMONIE In der Tat arbeitete Sibelius, umgeben von fin nischer Natur und Landschaft, seit 1904 vor wiegend in seinem eigenen Haus, nördlich von Helsinki auf dem Lande gelegen. Er arbeitete nur dort, wo er absolute Ruhe fand. Er brauch te völlige Stille und Zurückgezogenheit. Dort verbrachte er - von seinen Konzertreisen abge sehen - ein ruhiges, arbeitsreiches Leben, bis seine Produktivität urplötzlich aufhörte. Das war 1929. Der Komponist war 64 Jahre alt, kein Alter also für einen schöpferischen Menschen. Sibelius hat sich niemals so recht darüber geäu ßert, weshalb er nicht mehr komponieren bzw. nichts veröffentlichen wollte. So kann man sich nur in Mutmaßungen ergehen. Und deshalb ist auch viel spekuliert worden. Die extreme Sensi bilität seiner Natur mag ebenso dazu beigetra gen haben wie eine stets wachsende Selbstkri tik, die ihn sogar dazu gebracht hat, die Partitur einer (begonnenen oder fertigen?) 8. Sinfonie zu verbrennen. Möglich auch, daß der ausge sprochene Romantiker sich stilistisch in der neuen Zeit nicht mehr zurechtfinden konnte und nicht die Kraft eines Richard Strauss hatte, dem einmal gefundenen Stil bis ins hohe Alter treu zu bleiben. Und doch hatte er - nach ei genem Zeugnis - einiges geschrieben, aber nichts, „was ich mit ruhigem Herzen der Öf fentlichkeit hätte geben können“. Eine jugend lich-geistige Vitalität hatte sich jedenfalls noch der greise Sibelius bis ans Ende seiner Tage - er wurde immerhin knapp 92 Jahre alt - bewah ren können. In der Zeit seines Schaffens war Sibelius trotz ei ner sehr zurückgezogenen Lebensweise zu kei ner Zeit ein „verträumter Hinterwäldler von der finnischen Seenplatte“ (Adorno). Die „Weise“ seines Landes in seinem Werk zu entdecken, bedeutete keineswegs, sich bei der Suche da nach vordergründig auf Zitate von Volkslied melodien zu beschränken. Sibelius reflektierte im Gegenteil die künstlerischen und politischen Sibelius wollte nicht einmal, daß seine Frau die Arbeiten aus den letzten - beinahe dreißig - Jahren zur Kenntnis bekam. „Nicht anrühren", war auf seinen Noten stapeln zu lesen. Er hat kurz vor seinem Tode auch diese Stapel vernichtet.