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Ludwig van Beethoven Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 C-dur op. 15 Ludwig van Beethoven um 1800 Aus diesem Konzert spricht zupacken de Kraft, Energie, teils auch unbezähmbare Lebensfreude; daneben (im langsamen Satz) ausdruckstiefe, andächtige Meditati on. Alle Empfindungen äußern sich unge brochen, direkt, Symptome für die optimis tische Seelenlage des jungen Beethoven, der sich, noch nicht dreißigjährig, schon als führender Repräsentant des instrumen talen Komponierens in der damaligen Welt hauptstadt der Musik, Wien, fühlen konn te, dem die Förderung durch den Adel und die Bewunderung der Fachleute stürmi schen Auftrieb gaben, der fortlaufend das erfuhr, was man heute Erfolgserlebnisse nennen würde. In Briefen an seine Freun de formulierte Beethoven dieses Lebens gefühl: Oes ist schön, das Leben, tausend mal leben! - Für ein stilles Leben, nein ich fühl' s, ich bin nicht dafür gemacht - Oder: Für mich gibt es kein größeres Vergnü gen, als meine Kunst zu betreiben und zu zeigen. (Umso grausamer musste er den seelischen Absturz empfinden, als er, nur wenige Jahre später, sich der Erkenntnis stellen musste, dass ein unheilbares Gehör leiden nach ihm griff). Wenn dieser zu kunftssichere junge Musiker dazu noch im Rufe eines der staunenswertesten Klavier virtuosen seiner Zeit stand und diesen Ruf auch tüchtig ausnützte, versteht es sich, dass er mit dem ersten großen konzertan ten Werk für sein eigenes Instrument et was Besonderes im Sinne hatte, dass er sei ne Meisterschaft als Komponist und als Pianist präsentieren und damit beweisen wollte, dass er sich nicht mehr als Epigone Mozarts und Haydns fühlte, sondern als ein Eigener, der zwar die Errungenschaften der großen Vorgänger voller Respekt be nutzte, der aber - noch - in ihrer Syntax neue Inhalte formulierte. Die Bewertung mancher Konzertführer, Beethovens erste beiden Klavierkonzerte seien primär noch im Lich te Haydns und Mozarts zu sehen, kann nur einer vergröbernden, allein rückwärts ge richteten Optik zugeschrieben werden, die vom Blickpunkt des Spätwerks aus die frü hen Produkte in der Frühklassik ansiedelt, als sei dieser Begriff etwas bequem Verall gemeinerndes. Der neue Geist aufkläreri scher Freiheit, drängender Emanzipation der Gefühle weht aus ihnen, auch die Un gebärdigkeit eines Sturmes und Dranges, der ähnlich in den beiden ersten Sympho nien lebendig wurde. Beim C-dur-Konzert (das ja nach dem als Nr. 2 in die Werkliste eingetragenen B-dur-Konzert Opus 19 im