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Aufführungsdauer: ca. 50 Minuten dernden Denkansätzen noch weit entfernt. Als Pianist war er viel unterwegs, und der Glanz seiner Erfolge umhüllte ihn, schmeichelte ihm und bestärkte ihn, auch als Komponist Großes leisten zu wollen. Er war von einer längeren I Westeuropatournee nach Moskau zurückge kehrt und hatte unterwegs den Wunsch ver spürt, nicht nur pianistische Soloabende mit ei- ! genen Werken zu gestalten, sondern mit berühmten Orchestern und Dirigenten zu arbei ten. Hierfür hatte er sein erstes Klavierkonzert komponiert. Danach aber glaubte er, gerüstet zu sein, auch größere Orchesterwerke zu schrei ben, eine Sinfonie z.B. Und so entstand in | ziemlicher Sorglosigkeit und einer gewissen I Selbstüberhebung 1899/1900 ein riesenhaftes Werk, seine Erste, in deren Finale Vokalsolisten und schließlich auch ein Chor eine selbst verfaßte „Hymne an die Kunst“ anstimmen. Sein ihm freundschaftlich gesinnter Mentor und | Verleger Beljajew reagierte wegen des unnötig | hohen Aufwandes ungehalten, zumal er nicht daran glaubte, daß diesem Werk jemals Erfolg beschieden sein könnte. Auch Publikum und Presse waren sich in ihrer ablehnenden Haltung einig. Skrjabin seinerseits erkannte zwar auch einen gewissen Mißerfolg in seinem sinfoni schen Erstling, ließ sich aber nicht davon ab bringen, auch als Orchesterkomponist bestehen zu wollen. Bereits im Sommer 1901 komponierte er seine 2. Sinfonie. Dieses Mal benutzte er weder Vokalstimmen noch dichterische Zusätze, be schränkte sich auf eine fünfsätzige Anlage und verwendete zwar ein großes, aber kein über großes Orchester. Es mag sein, als habe er aus einigen erkennbaren Schwächen seiner Ersten tatsächlich gelernt. Vielleicht aber glaubte er auch, nicht mehr auf das erklärende Wort an gewiesen zu sein wie noch im Schlußsatz seiner Ersten. Vielleicht fühlte er sich gereift, die mu sikalischen Gestalten plastischer und sprechen-