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Werkeinführung ♦ Mozarts Sinfonie „Haffner 1 Schönheit besteht, in zwey kleinen schwarzen Augen, und in einen schönen Wachsthum, sie hat keinen Witz, aber gesunden Menschenverstand genug, um ihre Pflichten als ein frau und Mutter erfüllen zu können.“ Und seinem Vater meldet er vorsichtshalber: „die Natur spricht in mir so laut, wie in Jedem andern, und vielleicht läuter als in Man chem großen, starken limmel!“ Außer dem sei es besser, ehrlich verheiratet zu sein als sich „mit hurren herum balgen“. In diese wilden Tage drängt sich der neue Auftrag und erinnert gleicher maßen an die Salzburger Zeit, als er nicht nur für den Hof und den Dom, sondern auch für die Adels- und Bürger häuser der Stadt komponierte. Rund 100 Werke entstanden als Gebrauchsmusi ken, Kirchensonaten, Serenaden, Diver timenti und Märsche. Klavierkonzerte schrieb Mozart auch für seine Schüle rinnen, eines für drei Klaviere maßschneiderte er auf eine klavierspie lende Mutter von zwei planierenden Töchtern. Für die Familie Haffner des ehemaligen Bürgermeisters und reichen Handelsherrn schreibt er 1776 zum Pol terabend der Tochter die bis heute berühmte und beliebte „Haffner-Serena de“, bei deren Aufführung Mozart viel leicht selbst den Part des konzertieren den Geigers ausgeübt hat - eine Ehre für das Brautpaar wäre es gewesen. In Wien hat er sich um seine eigene Hochzeit zu kümmern. Außerdem arbei tet er gerade an einer Fassung seiner just Siegmund Haffner der Ältere (1699-1772) erfolgreich herausgebrachten Oper „Entführung aus dem Serail“ für eine Harmonie-Musik, also eine kleine Blä serbesetzung. Solche Bearbeitungen machten ein Bühnenwerk gebrauchs fähig für die Hausmusik und damit einem breiten Publikum zugänglich - er musste die Gunst der Stunde nutzen. Aber Mozart, der einen unglaublichen Geldbedarf hatte, der wahrscheinlich aus seinem hohen Lebensstandard und einer gewissen Spielleidenschaft erwuchs, lehnte keinen Auftrag ab - besonders keinen von so repräsentativer Qualität. Immerhin war die Musik für die „Nobilitierung“ (= Adelung) eines mit Mozart gleichaltrigen Sohnes einer den Mozarts freundschaftlich verbunde nen Familie gedacht. Mozart an den Vater: „Und soll nun eine Neue Sinpho- nie auch machen! ... Je nu, ich muss die Nacht dazu nehmen, anders kann es nicht gehen - und ihnen, mein liebster