Werkeinführung ♦ Bruckners 3. Sinfonie die Musik Richard Wagners kennen. Der Musikwissenschaftler Egon Voss erkennt in dem ansteigenden Enthusias mus Bruckners für die Musik Wagners die entscheidende Initialzündung für das eigene Werk des nunmehr bald Vier zigjährigen. Bruckner lernt Wagner per sönlich in München kennen, wohin er aus Anlass der Uraufführung von „Tri stan und Isolde“ gereist war. Er machte dem „Meister aller Meister“ - so nannte Bruckner ihn - seine Aufwartung und erhielt ein Photoportrait mit eigenhändi ger Unterschrift - eine historische Fan postkarte mit Autogramm. Dieses Bild mit einem persönlichen Brief des Meis ter verwahrte Bruckner sein Leben lang mit Andacht. Seine Verehrung fallt in den Widmungsworten zur 3. Sinfonie, die heute auf dem Programm steht, noch beinahe reserviert aus: Anders klingt es in einem Brief: „Hoch erhabener Meister! Erschüttert bis ins Innerste durch die Majestät Ihrer unsterblichen Prachtschöpfungen ... wage ich es, meine tiefste Huldigung zu Füßen zu legen ... usw.“ Da konnte der Verehrte wahrlich Angst bekommen. 1882 fragte Wagner den erneut vorstelli gen Besucher Bruckner freundlich nach seinen Eindrücken vom „Parsival“. Bruckner selbst erinnert sich: „Weil mich Hochseiber bei der Hand hielt, ließ ich mich auf die Knie, Hochseine Hand an meinen Mund drückend und küssend und sagte: O Meister ich bethe Sie an !!!“ Wagner darauf: „Nur ruhig - Bruck ner-gute Nacht!!!“ Wie wollte sich Bruckner sicher sein, dass sein Werk für den „Meister“, seine 3. Sinfonie in d-Moll, auf deren letzter Partiturseite er am 31. Dezember („Nacht“) 1873 „vollständig fertig“ notierte, wirklich wertvoll war? Das konnte nur Wagner selbst entschei den. Deshalb war Bruckner zuvor nach Bayreuth gefahren, hatte dem verehrten Kollegen zwei Sinfonien zur Wahl vor gelegt. Wagner hatte eigentlich keine Zeit, weil er den Neubau des Theaters überwachte und just eine Büste von Cosima anfertigen ließ, aber ein paar Blicke auf die Themen, so Bruckner, würden ja reichen. Sie reichten für ein „schau, schau - a was - a was“ (Bruck ner in einem Brief an Baron Wolzogen 1891). Wagner wählte „also wo die Trompete das Thema beginnt“, damit es J Kontrapunkt-Konzerte 15