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Aufgrund der Tatsache, dass Fürst Nikolaus Esterhazy zur Entstehungszeit der Messe eine Reihe von Instrumentalisten entlassen hatte, besetzte Haydn das Orchester bei der Nelson- Messe zunächst nur mit Streichern, drei Trompeten und Pauken und übertrug die Holzbläserstimmen auf eine zusätzliche Or gelstimme. Erst im Jahre 1800, als die »Capelle mit 8 Gliedern vermehrt« worden und »wieder eine vollständige Harmonie beysammen« war, kamen für die Eisenstädter Aufführungen die Stimmen für Holzbläser und Hörner dazu. Dies belegt ein Brief Haydns an seinen Leipziger Verleger Breitkopf & Härtel im Zusammenhang mit der Erstausgabe der Partitur: »Er [Haydn] rathe Ihnen aber, alles was in der Orgelstimme als obligat vor kommt, auf die Blasinstrumente überzutragen und so drucken zu lassen.« Für die musikalische Ausdeutung des Messentextes erschloss Haydn, seitdem er im Alter von 17 Jahren die erste seiner ins gesamt zwölf Messen schrieb, immer wieder neue Möglich keiten. In der Nelson-Messe setzt Haydn die Solisten einzeln und als Quartett vergleichsweise oft ein. Der Part des Solo soprans ist der reichhaltigste und anspruchsvollste aller späten Haydn-Messen und reicht von einer flehend bittenden Kolora tur im Kyrie bis zur innigen, leuchtenden Meditation über »et incarnatus est«. Das Kyrie ist geprägt durch ein chromatisches Fugato, das von kraftvollen Koloraturen des Solo-Soprans un terbrochen wird. Im liedhaften und melodisch einprägsamen Gloria kommt es zu einem beständigen Wechselspiel zwischen Solisten und Chor. Zentrales musikalisches Element des Cre dos ist ein zweistimmiger Kanon zwischen Sopran/Tenor und Alt/Bass. In der strengen Kompositionsweise scheint Haydn die unumstößlichen Glaubenswahrheiten, von denen die Rede ist, musikalisch zu illustrieren. Das meditative »Et incarnatus est« steht in starkem Kontrast zu dem unmittelbar anschlie ßenden freudig-bewegten »Et resurrexit«. Dem Benedictus kommt in der Nelson-Messe eine besondere Bedeutung zu: Der Umfang übersteigt bei weitem jenen in anderen Haydn- Messen. Durch die Blechbläserklänge erhält das in d-Moll ge schriebene Benedictus einen besonders eindringlichen Cha rakter. Der durch Pausen unterbrochene Marschrhythmus ruft