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höchst rmgtrecht bcurtheilt werden kaM-^möge fyl» gender Vorfall beweisen. Den Lag vor der Him melfahrt brannte hier das Bauergut des Hrn. Zietzsch ab/ Da man nun die Dorfbach in der Nähe dieses Gutes angespannt fand «nd da Hr. Zietzsch zur Zeit, als das Feuer ausgebrochen'war, beim Grashauen einem Vorübergehenden, der ihm zugerufen: „Es brennt bei Euch!" keine Ant wort gegeben halte, weil er den Zuruf nicht ver standen halte, so wurde noch an demselben Lage Hr Zietzsch und seine hochschwangere Gattin vom Gensd'arm verhaftet und Beide nach Wilsdruf ins Gefängniß abgeführt. Jetzt hat sich nun die völlige Unschuld dieser beiden Eheleute auf das Evidenteste herausgestellt und sie sind bald wieder an das Grab ihrer Habe zurückgekehrt. Was mögen diese Beklagenswerthen gelitten haben, als sie wie Verbrecher abgeführt wurden! Wie drin gend mahnt jener Vorfall, höchst vorsichtig bei Beurtheilung seiner Mitbürger zu sein. Auch die Herren Gensd'armen können daraus etwas lernen. Leipzig, 15. Juni. Der Vorstand der verei nigten Cigarrenarbeiter, Herzog, ist nun seiner Untersuchungshaft, die circa 5-Monate gedauert hat, entlassen worden. Der Genannte ist in die große Untersuchung gegen die ehemaligen deutschen Arbeitervereine verwickelt, die jedoch bisher nirgends ein dM Untersuchungsaufwande entsprechendes Re sultat-ergeben haben soll. — Wenn auch im Ver- hältniß zu seiner Bevölkerung Leipzig nur eine geringe Zahl von wegen der Maiereignisse Verur- theslten geliefert hat, so konnte es doch befremden, daß bis dahin unter den zahlreich vorkommenden Begnadigungen keines Leipzigers gedacht wurde. Mor einigen Lagen ist nun aber der Maurer Wit schel, ursprünglich zu sechs Jahren Waldheim ver- urtheilt und zuletzt bis auf zwei Jahre begnadigt, hier ringelroffen, und gleichermaßen soll der Schnei der Märtens nächster Tage frei werden. Mehre andere zu längerer Strafzeit verurtheilte Leipziger sollen gedenken, ebenfalls den Gnadenweg einzu schlagen und sich erfoderlichenfalls zur Auswande rung nach Amerika zu erbieten. — Der in unsern Straßen jetzt vielfach angestaunte türkische Offizier mit Schleppsäbel ist Niemand anders als unser früherer Mitbürger vr. D'Llnoncourt, ehema, liger Redacteur des Bayard und seit mehren Jah ren schon Militärarzt in türkischen Diensten. Dem Cantor Geißler in Zschopau, welcher durch die Maiereigniffe zu einer zehnjährigen Zucht hausstrafe verurtheilt wurde, welche Strafe der König in gleichzeitiges Arbeitshaus umwandeltr, ist neuerdings der Rest von neun Jahren erlassen worden und befindet sich derselbe bereits frxi. Kirchberg; Am 12. d. M., einige Minuten nach 11 Uhr Nachts, weckten uns die Sturmglocken; die Hellen Flammen schlagen bereits aus dem Hintergebäude des Heinze'schen Hauses; ganz Plötzlich waren auch das Vor derhaus und die beiden angrenzenden Häuser von ihnen ergriffen, und ein leichter Südwind trieb das zerstörende Element,auf die damit eng verbundenen und mit vielem Brennstoffe,'besonders Stroh, Marktbuden u. s. w. ange- füllten Hinter- und Seitengebäude der einen Marktreihe, die nach einer halben Stunde schon ein Feuermecr bilde ten, dessen verderbliche Fluthen sich nun über die im läng lichen Vierecke einen Häuserverband ausmachenden Woh nungen des Marktes U. s. w. ergossen, während sie sich binnen dieser Zeit auch auf der ersten Stelle nach rechts und links einen weiten Weg gebahnt hatten. Daraus wer, den Sic sich erklären können, daß z. B.- das von dem ur, sprünglichcn Feuerheerde fast am weitesten entfernte Rath- haus unter denÄorderhäusern des Marktes am ersten mit ergriffen wurde. Ungefähr bald I Uhr Morgens schmolz die Glocke des Rathhausthurmes, der eine Viertelstunde später in sich selbst zusammenstürzte. Wohl hatte man von einigen Höfen aus kurze Zeit Rettung versucht, aber nur zu bald mußte man sich überzeugen, daß hier Hilfe unmöglich sei. Ebenso mußte ein anderer oberhalb des ehemaligen Schneeberger Thores gelegener und nur durch ein schmales Gäßchen von höchstens 8 Schritten getrennter Häuserverband, der ebenfalls ein jedoch kleineres Viereck bildete, alsbald dem wüthenden Elemente, dessen Macht durch einen stärkern Südwestwind noch zugenommen, als unrettbar preisgegeben werden. Alle Anstrengung wurde nun dahin gerichtet, die den andern Seiten des Marktes und überhaupt der ganzen übrigen innern Stadt drohende große Gefahr abzuwenden; und durch Gottes, des Allmäch tigen, gnädigen Schutz und besonders auch die aufopfernde Lhätkgkeit.'unserer von allen Seiten herbekgeeilten Nach bardörfer und Rachbarstädte wurde dieses Bestreben durch günstigen Erfolg gekrönt. Für diese freundschaftliche Hilfe müssen wir um so inniger danken und sie desto lauter rüh men, je mehr bei der, Minute für Minute immer zuneh menden Gefahr die Hände unser Mitbürger durch Rettung ihrer Habseligkeiten in Anspruch genommen waren und selbst sehr entfernt Wohnende ihre eignen Wohnungen vor dem dickt danied^rfallenden Feuerregen sichern mußten. AuS demselben Grunde konnte aber auch nur erst spät an die Bildung einer Wachmannschaft gedacht werden und wir haben daher das Schneeberger Militär, das bei ähnlichen Unglücksfällcn uns immer so wesentliche Dienste geleistet, schmerzlich, recht schmerzlich vermißt. Kurz nach S Uhr Morgens war die größte Gefahr beseitigt; aber 33 Wohn häuser, das Ratbhaus- und die. städtische Frohnscste, 58 Seiten- und Hintergebäudk lagen in Asche, 68 Familien waren obdachlos-geworden. We meisten haben wenig ge rettet und gerade die ärmern unter ihnen (ihre Zahl ist groß, obgleich wir dieselbe bis jetzt nicht angebcn können, auch die Zahl der abgebrannten Hintergebäude ist nicht, ganz genau) haben Nichts versichert. Möge der Allgütige Herzen erwecken, die da bereit sind, die Unglücklichen zu unterstützen! — MenschenstztM, haben wir, Gott sei ge dankt! nicht zu beklagen; Pvcr zwei unserer Einwohner sind schwer verletzt. Wie pern möchte ich hier schließen, aber ich muß Ihnen noch ein gräßliches Gerückt, das-hier pon Mund zu Mund geht, hinzufügen. /Es scheint, als wenn dieses Unglück das Werk eines Satans in Menschen gestalt gewesen. An demselben Sonnabend nämlich Nach mittags gegen 2 Uhr hatte uns bereits der Ruf ,;Feuer!" «schreckt; es brannte auf dem Oberbodcn des Schmidt'- sehen Hauses, der hier von dem Heinze'schen nur durch