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Jörg-Peter Weigle Selten ist ein junger Dirigent so rasch und zielstrebig in führende Positionen aufgestiegen wie Jörg-Peter Weigle. Mit 27 leitete er bereits eines der hervorragendsten professionellen Vokalensembles in ganz Europa, den Leipziger Rundfunkchor. Mit 33 berief ihn die Dresdner Philharmonie, eines der Spitzenorchester Deutschlands, zu ihrem Chefdirigenten. Mit 35 wurde er in Würdigung seiner Verdienste zum Generalmusikdirektor ernannt. Wo immer Jörg-Peter Weigle am Pult steht, gewinnt er die Sympathien durch den zu packenden Elan, die Verve und Jugendfrische seines Musizierens. Man schätzt aber auch den großen Ernst seiner Arbeit, sein subtiles Klanggespür und die Fähigkeit, über der gewissenhaften Beschäftigung mit dem Detail niemals den großen Spannungsbogen aus dem Blick zu verlieren. 1953 in Greifswald geboren, verdankt Jörg-Peter Weigle die prägenden Eindrücke seines künstlerischen Werdeganges dem Leipziger Thomanerchor, dem er von 1963 bis 1971 unter dem Thomaskantorat Erhard Mauersbergers angehörte, die letzten zwei Jahre als Präfekt. Hier bereits begann sich seine chorerzieherische Begabung zu entfalten. Sie wurde fundiert durch eine gründliche musikalische Schulung, die Weigle an der Berliner Hochschule für Musik »Hanns Eisler« durch Horst Förster, Dietrich Knothe, den Chefdirigenten des Rundfunkchores und Direktor der traditionsreichen Singakademie in Berlin, sowie die Komponistin Ruth Zechlin vermittelt bekam. Nach dreijähriger Dirigententätigkeit in Neubrandenburg wurde Jörg-Peter Weigle 1980 Leiter des Rundfunkchores Leipzig, 1985 Chefdirigent dieses Ensembles. Von Leipzig aus verbreitete sich sein Ruf durch seine Maßstäbe setzenden Einstudierungen vieler erstrangiger Rundfunk- und Schallplatten aufnahmen chorsinfonischer und musikdramatischer Werke unter Dirigenten wie Sir Colin Davis, Neville Marriner, Kurt Masur, Peter Schreier u.a. Seine Tätigkeit für die Schallpatte setzt Jörg-Peter Weigle mit den Dresdner Philharmonikern fort, die er - neben dem umfang reichen Dresdner Progamm — auch mehrmals jährlich bei Gastspielen im In- und Ausland leitet. Dresdner Philharmonie Längst schon gehört die Dresdner Philharmonie in die illustre Reihe berühmter Dresdner Kulturinstitute wie Staatsoper, Staatskapelle und Kreuzchor. Im Jahre 1870 gegründet, entwickelte sich das Orchester im Verlauf seiner über hundertjährigen Geschichte zu einem repräsentativen Klangkörper von Weltruf und trat frühzeitig bereits als Sendbote Dresdner Musikkultur im Ausland in Erscheinung, so 1871 und 1872 bei Gastspielen in Petersburg, 1879 in Warschau und 1883 in Amsterdam, 1907 in Dänemark und Schweden und 1909 in Amerika. Prominente Dirigenten und Solisten, die als Gäste des zunächst »Gewerbehaus orchester« genannten Institutes wirkten, förderten den steilen künstlerischen Aufstieg des Klangkörpers. Peter Tschaikowsky dirigierte in der Spielzeit 1888/89 seine vierte, Antonin Dvorak seine fünfte Sinfonie. Da musizierten mit dem Orchester, um nur einige Namen herauszugreifen: Johannes Brahms, Hans von Bülow, Moritz Moszkowsky, Emil Sauer, Joseph Joachim, Teresa Carreno, Eugen d’Albert, Richard Strauss, Anton Rubinstein, Felix Mottl, Ferruccio Busoni, Sergej Rachmaninow, Arthur Schnabel, Pablo de Serasate, Fritz Kreisler, Jacques Thibaud, Carl Flesch, Pablo Casals, Eugene Isaye und Sangesgrößen wie Maria Ivogün, Lotte Lehmann, Sigrid Onegin, Leo Slezak und viele andere mehr. Im Jahre 1915 erfolgte die Benennung in »Dresdner Philharmonisches Orchester«, und 1924 wurde das Institut auf genossenschaftliche Basis gestellt unter der heute noch gültigen Bezeichnung: Dresdner Philharmonie. Chefdirigent war Eduard Mörike (1924 bis 1929).