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ERNST HERMANN MEYER wurde 1905 geboren. Er studierte an der Berliner Musikhochschule bei Max Butting und Paul Hindemith Komposition. Seine musikwissenschaftliche Ausbildung erwarb er in Berlin und Heidelberg bei Wolf, Blume, Hornborstel, Sachs und Besseler. Er hatte enge Beziehungen zur Arbeiter klasse und komponierte für Agitprop- Gruppen. 1933 emigrierte Ernst Hermann Meyer nach England. 1949 kehrte er nach Berlin zurück und wurde Mitglied der Akademie der Künste und Ordinarius im Institut für Musikwissenschaft der Humboldt-Universität. Er erhielt drei ¬ mal den Nationalpreis der DDR und den Vaterländischen Verdienstorden und war Gründungsmitglied des Verbandes der Komponisten und Musikwissenschaftler der DDR sowie der Zeitschrift Musik und Ge sellschaft. Mit seinen musikwissenschaft lichen Arbeiten, besonders zur alteng lischen Kammermusik, zur deutschen Klassik und Frühklassik und zur marxistischen Musikästhetik, sowie mit seinem komposi torischen Schaffen, insbesondere seinen Instrumentalwerken, seiner Vokalsinfonik, seinen Chören und Liedern beeinflußter sowohl die Musik als auch die Musik wissenschaft unserer Zeit. Nun, Steuermann, fahr hin Walt Withman Nun, Steuermann, fahr hin - fern, fern, wo viel, so viel noch deiner harrt. Seefahrten hast du abenteuernd oft gewagt, vorsichtig kreuzend, Kompaß neben dir, endlich zu Port, zu Port und Ankerseil dich wendend. ( Doch nun gehorch’ der Mahnung, lang erklungen: Bestell dein Haus, umarm' die Deinen! Zu Port und Ankerseil nie kehrst du wieder! Zieh hin, zieh hin auf deine ew’ge Fahrt. Nein, nicht sind die Toten Fremde. Die Natur durchdringt sie, sie sind einverleibt in die Landschaft unter den Bäumen, dem Gras und, die Himmelslinie entlang, des Horizonts weiten Räumen. Wie bleibt ihr mir nahe, ihr Lieben, ihr Verlornen, im Winter wie Sommer! Am nächsten in freier Luft, wie jetzt, da ich hingegeben und voll Ruh . Wie traute Schatten Erinnerung, schweigend, schwebt friedevoll um mich. Doch beugt uns Trübsal nicht, erhabne Brüder, uns, deren Tage herrlich ausgefüllt in weihvoll hohem Glück, im Kampf für Fried’ und Licht, die sehend, die tätig wir gelebt und streitend für der Menschheit Sieg. _ Wir grüßen, was wir strebend einst geschafft für euch, der Zukunft Geschlecht. Euch gehört das Feld, nur euch, euch. LOUIS FURNBERG wurde 1909 in Iglau (Jihlava) in Mähren geboren und bereits 1928 Mitglied der KPC. Von 1932-1935 leitete er die berühmt gewordene Arbeiterspieltruppe „Echo von links". Nach dem Überfall der Faschisten auf die Tschechoslowakei verhaftet, konnte er später über Italien und Jugoslawien nach Palästina fliehen. Hier arbeitete er zum Beispiel mit Arnold Zweig zusammen. 1946 kehrte er in die CSSR zurück, siedelte aber 1954 in die DDR über, wo er Direktor der Nationalen Forschungs- und Gedenk stätten Weimar wurde. 1956 erhielt er den Nationalpreis. 1957 starb er, ein Mittler zwischen der deut schen und tschechischen Kultur, ein Lyriker, in dessen Schaffen der Kampf gegen die Barbarei im Mittelpunkt stand, der aber auch innige Naturlyrik schrieb. Linde vor meinem Fenster iMeine Augen ruhen aus, das Lied vom Lindenbaum singt in mir, ruhe, meine Seele, ruhe, auch ich ein fahrender Geselle, nein, das Leben tut nicht weh! Tod den Elegien, Tod den Tränen, der Angst, dem Herzklopfen! O Erde, Erde meine Lippen leg’ ich, drück' ich an deine Brust. Vögel singen und wiegen sich in der Linde, die Blüten schwingen, und der Wind trägt auf seinen langen Fingern den Duft in mein Zimmer. Ich liege träumend auf dem Bett, O Zeit-Erahnen, o Jahre, wo der Schmerz eine bittere Sage sein wird, vergessen, vergessen . . . Spätsommernacht Heuruch zieht von den Wiesen her und aus den Gärten Rosenduft, der Himmel ist von Sternen schwer, der Vogel schläft und weiß nichts mehr von Tag und Flug. Nachtluft ums offne Fenster weht, ein weißer Falter zieht im Kreis ums Lampenlicht und zittert leis und meine Sehnsucht wacht und weiß — bald kehrt sie heim. Mittel — Alter Nicht das Leid, nicht die Vergänglich keit sind der Inhalt unsrer Elegien, — Herzeleid, poetisch ausgeschrien, ist kein Herzeleid in Wirklichkeit. Aber daß die Jahre sich so jagen und man nicht mehr fünfundzwanzig ist, das ist trist und ein Herzzerreißen, kaum zu sagen. Epilog Wenn ich einmal heimgeh, dorthin, woher ich kam, aus den Tiefen der Wälder und hinter den Urnebeln hervor, wird mein Heimweh nach der Erde nicht geringer sein. Ich werde keine Ruhe finden und mit dem Staube kämpfen, der tun wird, als wäre er meines gleichen. Mit den ersten Schneeglöckchen werd ich auf den Wiesen stehn, die noch gelb sind vom Winter. Mit den Maulwürfen werde ich die Erde aufbrechen über mir. Wenn ich einmal heimgeh, dorthin, woher ich kam, werde ich ein Fremder sein an meinem Ursprung.