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«r. 129. Ltip,ig- «V«. Prri» »tnNljw'lt« ,». WW. S», «ui»rl»e »V,. DtuW MgtMim Zcitung A-hrheit n- Rnht, Frriheit »b Stfttz!» Freit«,, 6. Ia«i 187L Lns«r«1« fiid «» die Expedition ft «et»»!» »» st »de». 3»frrlt,»«§rd«tzk ft, di« »».lUiril« X» Ift, »te. Eilest»»» ro Pf. Telegraphische Depeschen. *-tkU», 4. Juni. Sr. Maj. Panzercorvett« Hansa, 8 Geschütze, Commandant Corvettenkapitän HuSn«, hat am 23. März d. I. die Rhede von San- Domingo verlassen, ankerte am 3. April vor Grchtown, setzte am 5. die Reise fort, lief am 7. in den Hafen von Colon, ein, verließ denselben am 12-, ankerte am 16. auf der Rhede von Sabanilla, ging au, 21. wieder in See, erreichte am 30. April Sanct-ThomaS und ist am 13. Mai nach Bahia in See gegangen. * Posen, 4. Änni. Mit Rücksicht auf den bevor stehenden posenschen Wollmarkt hat soeben die königliche Regierung eine Verfügung erlassen, wonach die Einfuhr von Wolle aus Rußland über die Landesgrenze de- Regierungsbezirk« Posen keinen Be schränkungen unterliegt. "Sraunschwtig, 4. Juni. Die Lehrerver- sammlung nahm heute einstimmig folgende Resolu tionen an: „1) Der Religionsunterricht darf der Schule, wenn diese ihren Zweck erreichen soll, nicht entzogen Verden ; 2) die Versammlung protestirt gegen die Vor würfe, daß in der deutschen Volksschule der Religions unterricht nicht mehr mit asthenischer Pflichttreue und Gewissenhaftigkeit gelehrt werdet * München, 4. Juni. Die Delegirtenconferenz deutscher Gewerbekammern ist heute hi« zusam- mengetreten. In derselben sind 18 Gewerbekammern durch 32 Delegirte vertreten. Zu Vorsitzenden wur den Weidert, Billing-München und Brehmer-Lübeck gewählt. Schulze-Hamburg begründete Vie Denkschrift der Hamburger Gcwerbekamm«, in welcher die Tren nung der Gewerbeordnung für den Handwerksbetrieb von derjenigen für den Fäbrikbetrieb verlangt wird. Die Co^trenz sprach sich gegen Zwangsinnungen au« und befürwortete die Bildung freiwilliger Innungen im Sinne der geltenden Gewerbeordnung. Die von der Hamburg« Gewerbekammer ausgestellten These» wurden al» nvanHWbar »bgrlchM "-Mi, 1. Imst. D« BrrndoSraSh beantragte bei der Bundesversammlung, zur Wiederherstellung de« Finanzgleichgewichts vom 1. Ian. 1880 ab folgende erhöhte Zollsätze per 100 Kilo zu erheben: Roh- taback 25 FrS., Tabacksfabrikate 50, Cigarren 80 FrS., Petroleum 1 FrS. 50 C., Kaffee 4 FrS., Kaffeesurro gate 3, Thee 60, Gewürze aller Art 15 FrS. (Wiederholt.) "Mantua, 4. Juni. Infolge eines Sturmwindes ist der Damm am rechten Poufer, zwischen Sermide und Revere, gebrochen. Die Gegend von Sermide Lis Fergara ist überschwemmt. Der angerichtete Scha den ist beträchtlich. * Messina, 4. Juni. Die Eruption des Aetna dauert fort und richtet großen Schaden an. DaS Borschreiten des LavastromeS gegen den Alcantarafluß ist langsam« geworden. Die 23. Allgemeine Deutsche Lehrerversammlung. In Braunschweig fand am 2. Inni im großen Saale des Hötel d'Angleterre die Vorversammlung der 23. Allgemeine» Deutschen Lehrerversammlung statt. ES waren im Saale etwa 600 Lehrer und einige Lehrerinnen aus allen Theilen Deutschland« anwesend. Angemeldet sind jedoch etwa 1100 Lehr«. Der Vorsitzende des Ständigen Ausschusses, Lehrer Mörle-Gera, eröffnete gegen d Uhr abends die Ver sammlung mit folgenden Worten: Meine Herren! Wir stehen am Vorabende der 23. All gemeinen Deutschen Lehrerversammlung. E« ist dies gleich zeitig der 30. Geburtstag dieser Versammlung; denn die erste derartige Versammlung fand im Jahre 1849 statt. Welch große Uuuvandlungen haben sich innerhalb dieser 30 Jahre in unserm deutschen Vaterlande und in dem deut schen Schulwesen insbesondere vollzogen! Nach langer Unterdrückung hat man viele Jahre ,n anerkeuneuswerther Weise die Schule gehegt uvd gepflegt. Nunmehr wird die selbe wiederum von einer flüstern Reaction bedroht. Man hat in jüngster Zeit schwere Anklagen gegen die Schult erhoben. Die Schule soll sogar die meisten Verbrechen un serer Zeit verschuldet haben. Gewisse Preßorgane in Baiern haben sich selbst nicht entblößt, höchst ehrenhafte Mitglieder de« bairischen Lehrerverein« zu beschuldigen: letztere hätten Ideen von Raubmördern der ihnen anvertrauten Jugend «inaeflößt. (Rufe: Hört, hört!) In einer derartigen schweren Zeit bildet eine fo hochanschnliche Lehrerversammlung ge wissermaßen einen Sonnenstrahl in finsterer Nacht. Sie «rmuthigt die Lehrer, trotz aller Verleumdungen auf ihren Posten auSzuharren und in ihrer mühevollen Thätigkeit zum Besten der Menschheit nicht zu erlahmen. Von diesem Geiste beseelt, wollen wir morgenfrischen MutheS an die Arbeit gehen und von unsern Berathungen jeden politischen Parteistandpunlt an-schljeßen. Aster gegen uns erhobenen "Lissabon, 3. Juni. Die Kammer hat dem neuen Ministerium mit 75 gegen 29 Stimmen ein MiStrauenSvotum ertheilt, ohne demselben indeß ge radezu die constitutionrllen Mittel zur Führung der Verwaltung zu vrrweigern. Eine Auflösung der Kammer gilt für unvermeidlich. "London, 3. Juni. Die amtliche Gazette ver öffentlicht die Ernennung deS englischen Generalcon- sulS für Ostrumelien, Michelle, zom zweiten eng lischen Commifsar bei der ostrumelischrn Commission an Stelle Donouglimore'S. — Aus Sim la von heute wird gemeldet, daß sich die Regierung mit Maßregeln zur Steuerung der in Kaschmir herrschenden HungerS- noth beschäftigt. Die eingegangenen amtlichen Nach richten bezeichnen den Nothstand dies« Provinz als auf da» höchste gestiegen. Die Regierung hat bereits 3500 Tonnen Getreide nach Kaschmir abgesandt. "London, 4. Juni. Fürst Alexander von Bulgarien ist heute Nachmittag in Folkestone ein- getroffen. Derselbe begibt sich zunächst nach Eastwell Park, um daselbst dem Herzog von Edinburgh einen Besuch abzustatten. * Lrüssel, 4. Juni. Die Repräsentantenkam mer hat die Art. 1 und 2 de« Gesetzentwurfs be treffend die Revision ve« Volk»fchul-Unt«richtSgesetzeS angenommen. "Kopenhagen, 4. Juni. Die Feierlichkeiten zur Begehung der vterhundertjährigen Jubelfeier d« hiesige» Universität wurde» heute mit eine», Fest- acle in der hiesigen Frauenkirche «öffnet, an welchem gegen 4000 Personen theilnahmen. Der König war durch Unwohlsein verhindert, der Feier beizuwöhnrn, die übrigen Mitglieder der königlichen Familie, da« diplomatische Corps, die Geistlichkeit, die Mitglieder de« Reichstage«, die Spitzen der Militär- und Civil- behörden nahmen an der Feier theil. Die Festrede wurde vom Rector Magnifico« Madvig gehalten. "Petersburg, 4. Juni. Infolge eingetreten« un günstiger Wendung in dem Befinden der Groß fürstin Maria Pawlowya haben Se. Maj. der Kais« AlsxäO« dis perfönkche Theilnahwe au der Goldene», HochzeitSfei« sMr« Huserlichen Oheim« in Berlin aufgegeben/ "Bukarest, 4. Juni. Die Kammern, welche beide m beschlußfähiger Mitglirderzahl versammelt wa ren, begannen heute mit der Berification der Wahl mandate, welche morgen beendet werden dürste. * Konstantinopel, 3. Juni. Nachrichten der Agence Hava« zufolge weigerte sich d« Sultan, die Ernen nung der von Aleto-Pascha gewählten Generaldirec toren zu sanctioniren, weil alle entgegen dem organi schen Statut Bulgaren seien. Die Pforte betrachte die Ersetzung des türkischen FrS durch den bulgarischen Kalpak und das Fehlen jeder türkischen Fahne in Phi- lippopel ,c. al« Auflehnung; sie habe Aleko-Pascha aufgefordert, künftighin das organische Statut mehr! anzuwenden. Die ostrumelische Commission berathe üb« ihre Befugnisse gegenüber dem Generalgouverneur. Die Majorität ist der Ansicht, die Commission habe da« Recht, den Gouverneur zu verpflichten, ihre» Rathschlägen zu folgen. Die Minorität (englische, österreichische und türkische Commission) weigere sich, dies« Ansicht beizutretcn. (Wiederholt.) "Wien, 4- Juni. Meldungen der Politischen Cor- respondenz. Au«Philippopel: „Da«Regierung«, directorium ist seit gestern constituirt und hat be reits seine erste Sitzung gehalten. Dasselbe ist wie folgt zusammengesetzt: Generalsecretär Kerstovich Ga vril-Efendi Innere«, General Vitali« Krieg, Schmidt Finanzen, Vilcovich Ackerbau, Handel und öffentliche Arbeiten, Greecef Unterricht, Keßjokow, der Bruder de« Counnandanten der Miliz von Bulgarien, Justiz. Bon feiten der Pforte werden Schwierigkeiten wegen der Bestätigung diese« RegierungSdirectorium« gemacht, doch hofft man, daß e« der Europäischen Commission gelingen werde, die Bestätigung der Pforte schließlich zu «wirke». In der Europäischen Commission stellte der französische Delegirte den bereit« anderwettig ge meldeten Antrag, daß die Ansichten und Rathschläge der Commission für de» Generalgouverneur verbindlich sei« sollen. Der russische Delegirte unterstützte diesen Antrag, die Delegirte« Englands, Oesterrrichö und der Türkei erklärten sich gegen denselben, die Vertreter Deutschland« und Italien« behielten sich ihre Aenßeruug vor." — Au« Belgrad: „Etwa 5000 Einwohn« d« District« von Tin und Brezuik «schienen vor d« Grenz- commission, um gegen die Abtretung ihr« Bezirk« an Bulgarien zu protestir«». Der russische Commifsar der Grenzcommissiou begab sich darauf nach Sofia, um die Entsendung bulgarisch« Miliztruppen in diese Districte zu «wirken. Eine Deputation d« Protest!- renden sandte an die europäischen Regierungen eiue Petition, um die Vereinigung ihrer Bezirke mit Serbi«» zu erwirken." Französische nvd deutsche AoüMM. " Leipzig, 5. Juni. Unt« obigem Titel briugt die National-Liberale Correfpoqdenz folgenden Artikel: „Unsere Schutzzoll»« pflegen Frankreich um seine Handelspolitik zu beneiden. Sie übersehen dabei, daß ihre wirthschastlich«» Gesinnungsgenossen jenseit der Vogesen genau dieselben Klagen erhebe» wir sie selbst. Bekanntlich ist bereit« feit den ersten Monaten de« vorigen Jahre« eine Specialcommission mit der Prüfung eine« von dem damaligen HandelSminister Teisserenc de Bort vorgelegte» Entwurf« wegen Revision des Zolltarifs beschäftigt. Im Lande regen sich inzwischen, besonder« seit dem Obsiegen der schutzzöllnerischen Agi tation in Deutschland, immer energischer die protectio- nistischen Ideen; auch die Nachahmung d«r Coalition unserer Industriellen und Agrarier hat man nicht unterlassen. Aber die Regierung widersteht! Der Anklagen ungeachtet wollen wir uns bestreben, die uns an- vertrante Jugend lediglich dem zuzuführen, der da spricht: „Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht." Möge ring- um uns her noch so viel Nachtgethier statt««, wir wallen uneutmuthigt unsere Pflicht erfüllen und mit den Worten de« Dichters antworten: „Und weim euch ost auch baugt und graut, Als wär' die Höll' auf Erden, Nur unverzagt, auf Gott vertraut, E« muß doch Frühling werden." (Lebhafter, lange anhaltender Beifall.) Lehrer BehrenS-Braunschweig hieß alsdann na mens des Ortsausschusses die Versammlung willkom men, worauf nach längerer Debatte beschlossen wurde, vorläufig folgende Gegenstände auf die Tagesordnung zu setzen: 1) Wie kann die Schule zur Hebung der Sittlichkeit und der socialen Wohlfahrt beitragen? 2) Der Religion«» unterricht darf der Schule, wenn drese ihren Zweck erreichen soll, nicht entzogen werden, und 3) die Bedeutung der Bil dungsfrage für Gegenwart und Zukunft. Alsdann wurden Schulrath Theodor Hoffmann- Hamburg zum ersten, Schuldirector Schaarschmidt- Braunschweig zum zweiten und Lehrer Mörle-Gera zum dritten Vorsitzenden gewählt. Mörle theilte noch mit, daß zwischen dem Ständigen Ausschüsse der All gemeinen Deutschen Lehrerversammlung und dem de« Deutschen Lehrertage« ein freundschaftliche« Einver nehmen «zielt worden sei. Danach schloß die Vor versammlung. Die erste Hauptversammlung wurde am 3. Juni in der ehemaligen Egidienkirche mit Harmoniumspiel! und dem Gesänge „O heil'ger Geist, kehr' bei un« ! ein!" «öffnet. Die Rednertribüne war förmlich in! einen grünen Wald eingehüllt, aus deni sich die Büste Pestalozzi'« erhob, Ein äußerst zahlreiche« Publikum wohnte den Verhandlungen bei. Es waren circa 1000 Lehrer und Lehrerinnen aus allen Theilen Deutsch lands und Oesterreichs, darunter sehr namhafte Päda gogen, anwesend. Nachdem die in der Vorversammlung vorgrschla- genen Schulrath Hoffmann-Hamburg, Schulrath und Schuldirector vr. Schaarschmidt-Braunschweig und Lehrer Mörle-Gera in« Präsidium gewählt worden waren, wurde die Versammlung von dem Ober bürgermeister vr. Böckels und Schulrach Or. Schaar schmidt-Braunschweig namen« der städtischen und Schul behörden Braunschweigs begrüßt. Seminardirector vc. Credner-Bremen sprach als dann de« länger» üb« „Wie kann die Schule zur Hebung der Sittlichkeit und der socialen Wohlfahrt beitragen?" Die Schule habe sich im Laufe der Zeit sehr vervoll kommnet. Sowol hinsichtlich der Schullocalitäten al« auch bezüglich der Lehrmittel und der Quantität und Qualität de« Wissen« seien wesentliche Fortschritte zu verzeichnen. Man gehe nicht zu weit, wenn man sage, daß heutzutage bisweilen ein Dorfschüler mehr Wissen besitze al« vor 20 Jah ren ein Schüler der vornehmsten Großstadt. Allein mit diesen erfreulichen Resultaten habe leider der Mangel au Pietät und Gehorsam, die Zunahme an Roheit, Sittenlosig- leit, Genußsucht,c. noch mehr al« gleichen Schritt gehalten. Das Streben nach idealen Gütern sei auf ein Minimum herabgesunken; in der wilden Jagd nach materiellen Gütern concentrire sich fast das ganze Streben unserer Bevölkerung. Wohin derartige Zustände führen, liege leider nur allzu klar vor aller Augen. Die Maffengegensatze treten immer schärfer zu Tage und der wirthschaftliche Niedergang erhalte eine immer größere Erweiterung. Man sehe also, daß e« mit den Fortschritten des Wissen« und ihrer Hüls-mittel keine-weg- gethau sei. Diejenigen Leute, deren Ramen