Volltext Seite (XML)
594 Stahl und Eisen. Herstellung dichter Güsse durch desoxydierende Zuschläge. 28. Jahrg. Nr. 17. Tabelle 1. Behandlung Bruchbelastung Versuch 1 Versuch 2 Ohne Mg Mit 0,05 °/o Mg » 0,10 7» Mg Ohne Mg Mit 0,05 0/0 Mg » 0,10 7» Mg 12,2 kg/qmm 18,9 , 18,0 » 13,8 „ 17,4 „ 18,5 » Wie man sieht, genügt schon die Zugabe von 0,05 °/o Magnesium, um die Bruchfestigkeit erheblich zu erhöhen, während die Verwendung noch größerer Mengen von Magnesium keinen nennenswerten Erfolg mehr gehabt hat. Die Versuche sind in der Weise angestellt worden, daß im Tiegel eine Mischung von zwei Drittel Roheisen und einem Drittel Schrott geschmolzen und aus der Beschickung eine Probe ohne Des oxydationszuschlag und dann je eine mit Zusatz von 0,05 bezw. 0,10 °/o Magnesium gegossen wurde. Um über die Angelegenheit ein ein wandfreies Urteil fällen zu können, müßte man die Resultate von in größerem Maßstabe an gestellten systematischen Versuchen abwarten, welche im Interesse der Sache sehr erwünscht wären. — Die Verwendung eines dem Magnesium sehr verwandten Metalls, des Kalziums, zur Des oxydation von Gußeisen wie von anderen Metall bädern wird von Brandenburg in Lenders dorf und Dr. Wiens in Bitterfeld vorgeschlagen. Die Anwendung dieses Metalls stößt insofern auf Schwierigkeiten, als es infolge seines niedrigen Schmelz- bezw. Verdampfungspunktes beim Ein bringen in das Metallbad an der Oberfläche sofort wirkungslos verdampft; aus dem gleichen Grunde wird auch die Herstellung von entsprechenden, zur Desoxydation verwendbaren Kalziumlegie rungen fast unmöglich. Brandenburg und Wiens begegnen diesem Uebelstand nun dadurch,* daß sie Kalziumspäne mit Spänen oder Pulver eines andern Metalls mischen und brikettieren, wo durch der Schmelzpunkt des Gemisches so ver schoben werden kann, daß die Verwendung zur Desoxydation der verschiedenartigsten Metall bäder möglich wird. Für Gußeisen hat sich der Gebrauch von Kalzium - Aluminium-Briketts am besten bewährt. Bringt man diese in das Metall bad ein, so tritt sofort eine überaus heftige Reaktion ein, welche unter einer lebhaften Flam menerscheinung vor sich geht, während gleich zeitig, wenn die Metalloberfläche ganz blank war, eine zähflüssige Schlacke zum Vorschein kommt. Der Erfolg der Reaktion ist in jedem Falle die Herstellung eines außerordentlich dichten Materials. — Auch hier ist die Menge des er forderlichen Kalziums sehr gering; sie beträgt im allgemeinen etwa 0,06 % Kalzium, vermischt * D. R. P. Nr. 187 414. mit der gleichen Menge Aluminium. Aus der großen Anzahl von Versuchen, welche mit diesen Briketts gemacht wurden, sei nur folgender hervorgehoben: In eine Pfanne mit 55 kg flüssigem Metall wurde eine Mischung von 50 g Kalzium und 50 g Aluminium eingeführt, worauf die oben beschriebene heftige Reaktion vor sich ging. Die chemische Untersuchung des Gußeisens vor bezw. nach der Reaktion ergab folgendes: y Nach dem ° Kalziumzusatz C 3,75 % 3,60 o/o Si 1,73 „ 1,63 » Mn 0,28 » 0,26 » P 0,87 „ 0,85 „ S 0,073 » 0,071 „ Die Untersuchung der hierbei gebildeten Schlacke ergab: FeO. . . 57,3 0/ P . . . . 0,24 •/» SiO 2 . . . 5,00 „ AhOs . . 22,90 „ MnO . . 0,50 „ CaO. . . 6,93 „ S . . . . 0,18 „ Auffallend ist bei den Gußeisenanalysen,.daß ge rade der Kohlenstoffgehalt am meisten verringert worden ist, während Silizium und Mangan nur verhältnismäßig wenig herabgemindert worden sind. Das läßt schon darauf schließen, daß die Verringerung der Nebenbestandteile nicht nur durch Oxydation erfolgt ist. Brandenburg er klärt den Vorgang nach folgenden Formeln: Ca + C2 = Ca C2 Ca C2 + He = Ca + C2112 CaHC=CaC: usw. Durch die Vermittlung des Kalziums würde also der im Bade gelöste Wasserstoff heraus gepumpt und in Azetylengas verwandelt, während das Kalzium selbst in immerwährendem Kreis prozeß so lange reagiert, bis aller Wasserstoff verschwunden bezw. bis es selbst allmählich in Oxyd übergeführt ist. Für die Richtigkeit dieser Theorie sprechen einmal die lange, hellbrennende Flamme, welche auf Azetylengas hindeutet, und anderseits ein rechnerischer Vergleich zwischen der zugesetzten Kalziummenge und dem Kohlen stoffverlust. — Im Gegensatz zu den Vorgängen bei den anderen Desoxydationszuschlägen hätten wir hier also eine direkte Einwirkung des Des oxydationsmittels auf den im Bade gelösten Wasserstoff, während die Zerstörung des Eisen oxyduls durch das gleichzeitig zugeschlagene Aluminium nebenher vor sich geht. Das Ver fahren bietet also theoretisch eine viel größere Gewähr für die Reinigung des flüssigen Guß eisens von schädlichen Gasen und Oxyden als irgend ein anderes Verfahren. — Nachdem in jüngster Zeit die Verbesserung von Stahlbädern durch Zusatz von Vanadium vielfach vorgeschlagen worden ist, hat Dr. Mol denke* versucht, das Vanadium auch in der * Transactions of the American Foundrymen’s Association 1907 8. 185,196.