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22. April 1908. Druckversuche an ausgeführten Brückenteilen. Stahl und Eisen. 585 in dieser Besprechung wiedergegebenen Formeln für Druckstabberechnung einer Prüfung zu unter ziehen. Ausgeführt wurden die Versuche von der Osborn Engineering Co., und zwar von Hrn. George C. Saunders unter unmittel barer Leitung des Hrn. Waddell. In seinem Bericht gibt Waddell im Vergleich zu Buchanans Versuchen gewonnene Resultate mit Schlußfolge rungen wieder, ohne auf das Verhältnis von Kohlenstoffstahl zu Nickelstahl einzugehen, welche Veröffentlichung er für später in Aussicht stellt. Das verwendete Material wurde von der Carnegie Steel Co. in ihren Homestead-Werken gewalzt und in den Werken der American Bridge Co. in Ambridge, Pa., fertiggestellt. Die Versuche wurden mit einer hydraulischen Maschine von 980 t Druckfähigkeit ausgeführt. Der verwendete Kohlenstoffstahl entsprach in seiner Zusammensetzung dem normalen Brücken baumaterial (d. h. äußerste Belastungsgrenze 4200 bis 4900 kg/qem, Elastizitätsgrenze nicht weniger als 2450 kg/qcm). Der bei den Proben benutzte Nickelstahl genügte einer äußersten Belastung von 7000 bis 8000 kg/qem, seine Elastizitätsgrenze lag nicht unter 4200 kg/qcm. Seine Analyse entsprach etwa folgender Zu sammensetzung : % % Nickel .... 3,5 Schwefel . . . 0,03 Kohlenstoff . . 0,38 Phosphor . . . 0,015 Mangan . . . .0,75 Silizium .... 0,05 Waddell versichert, daß bei der Festlegung der Elastizitätsgrenze der Säulen sich Saunders unter Benutzung der besten Apparate der größt möglichen Sorgfalt bedient hätte, und daß die gefundenen Werte eher zu hoch als zu niedrig seien. Die Resultate zeigen eine ziemliche Ueber einstimmung mit denen Buchanans, sie sind viel fach etwas günstiger, z. B. für die Elastizi tätsgrenze um 18 °/o und für die Grenze der äußersten Belastung um 5 °/o, der Grund hierfür mag liegen erstens in der Verschiedenheit der Stärke des Materiales, zweitens in der Ver schiedenheit der Methode bei Bestimmung der Elastizitätsgrenze und drittens in der besseren Durchbildung der Einzelheiten bei den Waddell- sehen Säulen. Waddell empfiehlt, um ein Druckglied richtig probieren zu können, die Enden desselben so zu gestalten, daß die Endbefestigung dem Zu sammenbau in der fertigen Brücke vollständig entspricht, so daß der Druck etwa durch eine Endverbreiterung auf den ganzen Querschnitt des Stabes einwirken kann und nicht durch einen Gelenkbolzen, wie bei den Buchananschen und bei den eigenen Versuchen, übergeleitet werden muß; die Resultate werden dann gün stiger werden, da die Einspannung eine mehr starre sein wird. Die von Waddell gefundenen Versuchsresul tate waren folgende: 1. Kurze Nickelstahlsäulen: Säulenquerschnitt = 112,5 qcm; Länge = 1 = 3048 mm; Trägheits- radius r=113 mm: Verhältnis - = 27; Elastizi- r tätsgrenze der Säule 3720 kg/qcm; Bruchgrenze der Säule 4830 kg/qcm. 2. Kurze K o h 1 e nst o f f st ahls ä ul e n : Die Ab messungen wie unter 1. mit r = 27; Elastizitäts grenze der Säule 2020 kg/qcm; Bruchgrenze der Säule 2760 kg/qcm. 3. Lange Nickelstahlsäulen: Säulenquerschnitt 112,5 qcm; Länge = 1 = 9144 mm; Trägheitsradius r = 113 mm ; Verhältnis = 81; Elastizitätsgrenze r der Säule 2880 kg/qcm; Bruchgrenze der Säule 3140 kg/qcm. 4. Lange Kohlenstoffstahlsäulen: Die Ab- 1 messungen wie unter 3. mit — = 81; Elastizitäts grenze der Säule 1500 kg/qcm; Bruchgrenze der Säule 2150 kg/qcm. Bei Besprechung seiner Versuchsergebnisse bezieht sich Waddell auf die Angaben der Vor schriften „De Pontibus“, welche zulässige Be anspruchungen angeben im Verhältnis der Stab länge zum Trägheitshalbmesser des Querschnittes, also Beanspruchungen, die sich nicht auf das Material als solches beziehen, sondern bereits auf das fertige Konstruktionsstück. Zum Bei spiel erlaubt „De Pontibus“ bei einem Längen verhältnis ' =27 eine Belastung von 973 kg/qcm, im Falle — — 81 ist die zulässige Belastung 650 kg/qcm. Beide Beanspruchungen sind ge ringer als die Hälfte der jemals für Säulen ge fundenen Elastizitätsgrenzen. Diese Tatsache benutzt Waddell zum Beweis dafür, daß die von ihm aufgestellte Formel für zulässige Belastung bei Nickelstahlsäulen, welche lautet J = 1900 — 11 — in kg/qcm, brauchbare Werte ergibt. Für 1 =27 erhält er eine Beanspruchung von r 1595 kg/qcm und für - = 81 den Wert von 1000 kg/qcm. Diese Ergebnisse würden, mit den bei seinen eigenen Versuchen gefundenen niedrig sten Elastizitätsgrenzen für Nickelstahlsäulen von 3720 kg/qcm und 2900 kg/qcm verglichen, ebenfalls unter der Hälfte bleiben. Nicht ein verstanden erklärt sich Waddell mit den von der Redaktion der „Eng. News“ gemachten Schlußfolgerungen über die Ungenauigkeit der bei der Berechnung von Druckstäben benutzten Formeln und über die notwendig erscheinende Hinzufügung von 30 °/o zur auftretenden Be lastung; er glaubt, diese Sicherheitsmaßregel diene mehr dazu, das Gewissen des Konstruk teurs zu beruhigen, als daß es der Sicherheit