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492 Stahl und Eisen. Nachrichten vom Eisenmarkte — Industrielle Rundschau. 28. Jahrg. Nr. 14. Rheinisch-Westfälisches Kohlen-Syndikat zu Essen a. d. Ruhr. — In der am 27. v. M. abgehal tenen Versammlung der Zechenbesitzer wurden die Beteiligungsanteile für den Monat April d. J für Kohlen auf 85 °/o, für Koks auf 65 0/o und für Bri ketts auf 90°/» festgesetzt. Mit der Aufnahme der Gewerkschaft Oespel in das Syndikat erklärte sich die Versammlung grundsätzlich einverstanden. — Nach dem weiterhin vom Vorstande erstatteten üblichen Berichte gestalteten sich Förderung und Absatz im ver flossenen Monate, verglichen mit den Ergebnissen des Vormonates und des vergangenen Jahres, folgender maßen : Februar Januar Februar 1908 1908 1907 a) Kohlen. Gesamtförderung ) - 69»« 6919 6128 Gesamtabsatz 1 5 7008 6737 6126 Beteiligung | 2 6457 6510 5885 Rechnungsmäßiger Absatz . . J .2 6010 5687 5154 Dasselbe in % der Beteiligung 93,08 87,36 87,58 Zahl der Arbeitstage .... 25 251/4 231/8 Arbeitstägl. Förderung . . . ) 279778 274025 265001 „ Gesamtabsatz . . ’ e 280308 266815 264907 „ rechnungsm. Absatz | " 240414 225240 222856 b) Koks. Gesamtversand 1 - 1204138 1261451 1164157 Arbeitstäglicher* Versand . . f .2 41522 40692 41577 c) Briketts. Gesamtversand \ - 274935 253133 205999 Arbeitstäglicher Versand . . J .2 10997 10025 8908 Wie der Vorstand zu diesen Ziffern ausführte, stellt die im Berichtsmonate erzielte arbeitstägliche Förde rung die höchste bisher in irgend einem Monate erreichte Leistung dar und weist gegen den Monat Januar d. J. eine Steigerung von arbeitstäglich 2,10 °/o auf. Eine ungleich stärkere Steigerung ist beim rech nungsmäßigen Absätze zu verzeichnen, der gegen den Vormonat um arbeitstäglich 6,74 0/0 zugenommen hat. Diese Erscheinung ist in der Hauptsache darauf zu rückzuführen, daß, während im Januar d. J. infolge starken Wagenmangels größere Versandausfälle von arbeitstäglich rund 7000 t veranlaßt wurden, das Ver sandgeschäft im Berichtsmonate dank der günstigen Wagengestellung und Schiffahrtsverhältnisse von sol chen Störungen befreit geblieben ist, und daß ferner die Lieferungen der Hüttenzechen eine Zunahme von arbeitstäglich 3493 t erfahren haben. In noch stär kerem Maße als der rechnungsmäßige Absatz hat der Kohlenversand zugenommen, da die Verminderung der Kokserzeugung eine erhebliche Steigerung der Koblenlieferungen der Zechen zur Folge hatte. Der Kohlenversand für Rechnung des Syndikates zeigte im Berichtsmonate gegenüber dem im Jahre 1907 zur Zeit der Hochbewegung erreichten durchschnittlichen Tagesversande eine Steigerung von 10 °/o und im Ver gleiche zu dem Versande im Januar d. J. eine solche von 11,92 °/o. Die Abnahme der so außerordentlich verstärkten Lieferungen der Zechen vollzog sich nicht ohne Schwierigkeiten; In Gas- und Generatorkohlen war die Nachfrage befriedigend, dagegen machte sich in Hausbrandkohlen und Industriekohlen eine fühlbare Abschwächung des Bedarfes bemerklich, so daß das Syndikat genötigt war, die überschüssigen Mengen auf Lager zu nehmen. Bei der Abwicklung des Ver sandgeschäftes kam ihm wesentlich der Umstand zu Hilfe, daß der Versand über den Rhein in vollem Umfange wieder aufgenommen werden konnte. Erschwert wurde der Umschlagsverkehr jedoch in unliebsamer Weise durch * Hierbei ist, abweichend von der für Kohlen und Briketts maßgebenden Berechnungsart, die volle Zahl der Monatstage zugrunde gelegt worden. die unzulänglichen Einrichtungen im Ruhrorter Hafen, die zur Bewältigung des Verkehrs nicht ausreichen, so daß wiederholt Ueberfüllungen der Geleisanlagen und Sperrungen der Kipper eintraten. Die Gestaltung des Umschlagsverkehrs in den Rhein-Ruhrhäfen er gibt sich aus den nachstehenden Zahlen. Es betrug: a) die Bahn- zufuhr nach den Häfen Duisburg-Ruhrort t b) die Schiffs- abfuhr von den Häfen Duisburg- Ruhrort und den Zechenhäfen t 1908 Februar .... 880 187 1 018858 — Januar-Februar . 1 217 435 1 287 495 1907 Februar .... 514 149 609 583 — Januar-Februar . 1 103 057 1 266 277 Im Koksversande des Berichtsmonates sind wesent liche Aenderungen gegen den Monat Januar nicht eingetreten. Der Absatz hat sich im Rahmen des Voranschlages gehalten und einschließlich der für Rechnung des Syndikates auf Lager genommenen Mengen (rund 10 000 t) 91,16 0/o der Beteiligung er reicht. Der Brikettabsatz weist eine beträchtliche Zu nahme auf; die gelieferten Mengen konnten nahezu voll abgesetzt werden. Im März sei eine merkliche Abnahme der Anforde rungen für Kohlen usw. zu verzeichnen; dementsprechend bleibe auch der Versand gegen den Monat Februar zurück und werde den Voranschlag voraussichtlich nicht erreichen. Ueber die weitere Gestaltung der Absatzverhältnisse lasse sich bei der gegenwärtigen ungeklärten Lage der Industrie ein zutreffendes Urteil nicht abgeben. Bei den Verhandlungen über die Er neuerung der Verkäufe für das mit dem 1. April beginnende neue Abschlußjahr sei das Syndikat allenthalben auf eine große Zurückhaltung der Kund schaft gestoßen, da man offenbar bemüht sei, die Be züge tunlichst einzuschränken und den augenblick lichen Bedarf aus angesammelten Vorräten zu decken. Unter diesen Umständen werde zunächst mit einem weiteren Rückgänge des Absatzes zu rechnen sein, weshalb das Syndikat sich in die Notwendigkeit ver setzt gesehen habe, eine Herabsetzung der Beteili- gungsanteile für Kohlen, Koks und Briketts zu be antragen. Inzwischen sei die Entschließung des Mi nisters der öffentlichen Arbeiten in der Frage der Aufhebung oder Beschränkung der für die Ausfuhr von Steinkohlen, Koks und Briketts nach dem Aus lände bestehenden ermäßigten Eisenbahntarife bekannt geworden.* Die beabsichtigte Neubildung der Tarife habe namentlich für den Versand nach Italien und nach Frankreich über Beifort Frachterhöhungen zur Folge, die den Verlust des vom Syndikate durch jahre langes Bemühen erworbenen Absatzes nach sich ziehen würden. Das Syndikat habe sich der Hoffnung hin gegeben gehabt, daß die Staatseisenbahn-Verwaltung sich mit Rücksicht darauf, daß zurzeit im Inlande ein ganz beträchtlicher Absatzmangel herrscht, für die unveränderte Beibehaltung der Auslandstarife ent scheiden werde, um dem einheimischen Steinkohlen bergbau die Möglichkeit zu erhalten, Einschränkun gen der Förderung und Arbeiterentlassungen vor zubeugen. Die gegenteilige Entscheidung habe das Syndikat um so mehr überraschen müssen, als es während der wirtschaftlichen Hochbewegung und des aufgetretenen Kohlenmangels nicht nur keine Steige rung seiner Auslandsverkäufe, sondern eine erhebliche Einschränkung habe eintreten lassen und es wohl habe erwarten dürfen, daß die dadurch von ihm unter Aufwendung namhafter Geldopfer betätigte Rücksicht nahme auf die Versorgung des einheimischen Bedarfes bei der Entscheidung der Tariffrage Berücksichtigung gefunden hätte. * Vergl. S. 488 dieses Heftes: »Aenderung der Ausnahmetarife für Kohlen«.