Volltext Seite (XML)
1. April 1908. Holz und Eisen als Ausbaumaterial in Strecken- u. Abbaubetrieben. Stahl und Eisen. 471 zunächst die Konstruktion eines Hebemagneten erscheint, so hat doch die Praxis gezeigt, daß für gewisse Fälle die befriedigende Lösung der Frage in Wahrheit recht schwierig ist und auch hier erst umfangreiche Versuche zum ersehnten Ziel geführt haben. Die in Amerika mit dem Magneten er reichten Vorteile lassen sich ohne weiteres auf deutsche Verhältnisse übertragen und bietet sich auch bei uns ein außerordentlich vielseitiges Gebiet für dieses neue Hilfsmittel. Die Aktien gesellschaft Lauchhammer hat sämtliche Aus führungsrechte von der Electric Controller & Supply Co. erworben und stellt den bewährten Hebemagneten für Spannungen von 110 bis 500 Volt Gleichstrom in ihren Werkstätten her, während für Drehstrom noch keine Magneten mit befriedigenden Resultaten ausgeführt werden konnten. Bei Verwendung dieser Stromart wird auf dem Kran selbst ein kleiner rotierender Um former zur Erzeugung des erforderlichen Gleich stroms aufgestellt. Holz und Eisen als Ausbaumaterial in Strecken- und Abbaubetrieben. Von Bergassessor Heinrich Steffen in Düsseldorf. I Jie Offen- und Gangbarhaltung der im Berg- — Werksbetriebe freigelegten Grubenräume durch eine zweckentsprechende Unterstützung erfordert eine nicht geringe Aufmerksamkeit. Nur in den seltensten Fällen ist das Gebirge so standhaft, daß der Betrieb, diene er zur Förde rung, FahrungoderWetterführung, ungehindert, sicher und ohne Gefahr für das Leben und die Gesundheit der Bergleute auf eine längere Dauer hin geführt werden kann. Die Güte der Unter stützung, in der Bergmannssprache „Ausbau“ genannt, richtet sich naturgemäß nach der Be stimmung und der Lebensdauer der einzelnen Baue. Während die Schächte gemäß ihrer Be stimmung zur Förderung, Seilfahrt usw. vor dem Gebirgsdruck und in wasserschwangerem Gebirge vor dem mit zunehmender Teufe wachsen den Wasserdruck durch einen auf lange Zeit berechneten, kräftigen und daher auch kost spieligen Ausbau in Mauerung, Eisen (Tübbings), Beton usw., sowie durch unverritztes Anstehen lassen eines Schachtsicherheitspfeilers geschützt werden, wendet man in den Grubenstrecken (Querschlägen, Richtstr ecken, Abbaustr ecken us w.), blinden Schächten sowie in den Abbaubetrieben gemäß ihrer kürzeren Lebensdauer einen gering wertigeren und weniger kostspieligen Ausbau an. Dieser kann in Holz, Eisen oder Mauerung ausgeführt werden. Die letztere Art beschränkt sich wegen der großen Kosten, des langsamen Fortschreitens der Arbeiten und des aus diesem Grunde vorher notwendig herzustellenden pro visorischen Ausbaues in der Hauptsache auf den Ausbau der Schachtfüllörter, der unterirdischen Maschinenkammern sowie der Pferdeställe und tritt im eigentlichen Streckenausbau mit Holz und Eisen nur bei allzustarkem Gebirgsdruck in Wettbewerb, indem Mauerung diesem länger und kräftiger zu widerstehen vermag als Holz- und Eisenausbau in den zurzeit gebräuchlichen Ab messungen. Diese vielfach vertretene Ansicht ist aber nur in seltenen und einfachen Fällen zutreffend, denn nur dann erweist sich das bogenförmig aufzuführende Mauerwerk vorteil haft, wenn es in allen Teilen nahezu gleich mäßig und natürlich nicht zu stark beansprucht wird. Meistens tritt aber der Gebirgsdruck einseitig oder stellenweise auf und es haben hierbei nur einzelne Teile des Mauerwerkes von geringer Ausdehnung den ganzen Gebirgsdruck aufzunehmen, währenddem die weitaus größten Mauerflächen gar nicht oder nur gering belastet werden. Namentlich ist dies in zerrüttetem Gebirge der Fall, indem die Schwerkraft der ganzen auf dem Gewölbe lagernden Gesteins massen sich durch einzelne größere auf dem Mauerwerk direkt und fest aufsitzende Gesteins blöcke auf einzelne Mauerstellen oder durch eine abgerutschte Gesteinsschicht auf schmale Mauer flächen in der Quer- und Längsrichtung über trägt. Die hierdurch übermäßig beanspruchten Mauerteile sind naturgemäß dann in erster Linie der Zerstörung ausgesetzt. Wenn nun auch durch gutes Hinterfüllen eine möglichst gleich mäßige Druckverteilung angestrebt wird, so kann doch dem Uebel hierdurch nur unvoll kommen gesteuert werden, denn eine gleiche Festigkeit der hinterfüllten, stets geringe Hohl räume aufweisenden Masse wie die des festen Ge steins ist niemals zu erlangen. Die Schwierigkeiten bei der Ausführung der Ausbesserungsarbeiten der einzelnen zertrümmerten Mauerteile haben vielfach dazu geführt, die Mauerung in alten Strecken wieder abzuwerfen und durch einen andern Ausbau zu ersetzen. Einheitliche Grundsätze bestehen für die Wahl des Ausbaumaterials so wie der zu wählenden Ausbauart nicht und es stehen sich die hierüber geäußerten Ansichten selbst bei gleichartigen Gebirgsverhältnissen viel fach schroff gegenüber. Ehe nun auf die Verwendung des Holzes und Eisens im Grubenausbau, den Gegenstand der vorliegenden Abhandlung, eingegangen wird, ist es nötig, einiges über den Zweck des Ausbaues, nämlich über die Abhaltung und Unschädlich machung des Gebirgsdruckes, zu sagen.